Erika Becker [Beker]

Verlegeort
Stargarder Straße 6
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
19. August 2006
Geboren
07. Februar 1924 in Berlin
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Erika Becker wurde am 7. Februar 1924 in Berlin geboren. Sie war die Tochter der Helene Becker, geborene Kunstmann, und des Kaufmanns Alex Becker. Ihre Eltern stammten beide aus Berlin. Die 1893 geborene Mutter hatte ihren drei Jahre älteren Mann 1915 geheiratet. Alexander Becker war zwischen 1925 und Ende der 1920er-Jahre Inhaber eine Großwarenhandlung für Schokolade in der Jablonskistraße 33 im Prenzlauer Berg. Im gleichen Haus lag auch die Wohnung der Familie. Ein Jahr nach der Geburt von Erika kam ihr jüngerer Bruder Wilff zur Welt. Über die Kindheit von Erika Becker im Berlin der Weimarer Republik haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde Berlins an. In den 1930er-Jahren verstarb Erikas Vater, laut Familienchroniken um 1937. Bereits ab 1932 wird Erikas Mutter Helene, die als kaufmännische Angestellte beschäftigt war, in den Berliner Adressbüchern als Haushaltsvorstand geführt. Aus den 1930er-Jahren haben sich zwei Fotografien von Erika Becker erhalten: Eines zeigt sie 1930 als frisch gebackene Erstklässlerin am ersten Schultag. Das zweite Foto wurde 1935 aufgenommen, beim Spielen mit einer Freundin am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Becker. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Durch die Maßnahmen im Bildungswesen wurden den antisemitischen Anfeindungen durch Mitschüler_innen und Lehrkräfte, denen sich jüdische Kinder regelmäßig ausgesetzt sahen, auch rechtlich Vorschub geleistet. So sah ein Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ durch die „Einrichtung gesonderter jüdischer Schulen“ vor. Erika war zu diesem Zeitpunkt elf, Wilff zehn Jahre alt. 1935 nahm Helene eine Stelle als Stenotypistin an und die Familie zog aus der Jablonskistraße in eine neue Wohnung in der Elbinger Straße 55 (heute Danziger Straße). Im Jahr 1936 verstarb Erikas Bruder im Alter von elf Jahren.<br />
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Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 wohnte Erika aus ungeklärten Gründen zur Untermiete bei einer Familie Pagel in der Kommandantenstraße 64 in Kreuzberg, ihre Mutter hatte in der Wohnung in der Elbinger Straße einen Untermieter namens Leopold Ludwig aufgenommen. Ab 1938/1939 setzte in Berlin eine ungezügelte Entrechtung jüdischer Mieter ein. Vielfach mussten aus ihrer Wohnung Vertriebene in sogenannte Judenhäuser und Judenwohnungen ziehen, mit denen eine zwangsweise Konzentration und damit auch Isolation „nichtarischer“ Mieter erreicht wurde. Auch Erika und ihre Mutter Helene mussten ihre Wohnungen verlassen. Ab Juni 1941 lebten sie in einem einzelnen, teilmöblierten Zimmer als Untermieterinnen von Israel Schilling in einer Wohnung in der zweiten Etage der Stargarder Straße 6. Im Herbst 1941 wurden die beiden Frauen zu Zwangsarbeit in „kriegswichtigen“ Betrieben in Berlin verpflichtet, Erika in den Schuckertwerken von „Siemens & Halske“ in Spandau, Helene im Goerzwerk der „Zeiss Ikon Filmwerk AG“ in Lichtenberg. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten die beiden Frauen sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ zu ihrem Arbeitsplatz bewegen.<br />
Der vollständigen Entrechtung folgte die Deportation: SS-Angehörige riegelten in Berlin am Morgen des 27. Februars 1943 im Zuge der sogenannten Fabrik-Aktion schlagartig etwa 100 Betriebe ab und transportierten die Verhafteten auf offenen Lastkraftwagen zu vorbereiteten Sammelstellen. Darunter befanden sich auch Erika und Helene Becker. Am 1. März 1943 wurde die 19-Jährige zusammen mit ihrer 49-jährigen Mutter und ihrer Tante Lucie Wollmann, geb. Kunstmann, mit dem „31. Osttransport“ aus Berlin nach Auschwitz deportiert. Dort wurden die drei Frauen vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager am 2. März ermordet. In jedem Fall gehörten sie bei der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee nicht zu den wenigen Überlebenden.<br />
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Erikas Onkel Jacob Wollstein wurde am 2. März nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Erikas Tanten Gertrud und Martha Rahel Kunstmann überlebten die NS-Verfolgung im Exil in England. Ihrem Onkel Hans gelang mit seiner 1930 in Berlin geborenen Tochter Eva die Flucht nach Palästina.

Erika Becker wurde am 7. Februar 1924 in Berlin geboren. Sie war die Tochter der Helene Becker, geborene Kunstmann, und des Kaufmanns Alex Becker. Ihre Eltern stammten beide aus Berlin. Die 1893 geborene Mutter hatte ihren drei Jahre älteren Mann 1915 geheiratet. Alexander Becker war zwischen 1925 und Ende der 1920er-Jahre Inhaber eine Großwarenhandlung für Schokolade in der Jablonskistraße 33 im Prenzlauer Berg. Im gleichen Haus lag auch die Wohnung der Familie. Ein Jahr nach der Geburt von Erika kam ihr jüngerer Bruder Wilff zur Welt. Über die Kindheit von Erika Becker im Berlin der Weimarer Republik haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde Berlins an. In den 1930er-Jahren verstarb Erikas Vater, laut Familienchroniken um 1937. Bereits ab 1932 wird Erikas Mutter Helene, die als kaufmännische Angestellte beschäftigt war, in den Berliner Adressbüchern als Haushaltsvorstand geführt. Aus den 1930er-Jahren haben sich zwei Fotografien von Erika Becker erhalten: Eines zeigt sie 1930 als frisch gebackene Erstklässlerin am ersten Schultag. Das zweite Foto wurde 1935 aufgenommen, beim Spielen mit einer Freundin am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Becker. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Durch die Maßnahmen im Bildungswesen wurden den antisemitischen Anfeindungen durch Mitschüler_innen und Lehrkräfte, denen sich jüdische Kinder regelmäßig ausgesetzt sahen, auch rechtlich Vorschub geleistet. So sah ein Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ durch die „Einrichtung gesonderter jüdischer Schulen“ vor. Erika war zu diesem Zeitpunkt elf, Wilff zehn Jahre alt. 1935 nahm Helene eine Stelle als Stenotypistin an und die Familie zog aus der Jablonskistraße in eine neue Wohnung in der Elbinger Straße 55 (heute Danziger Straße). Im Jahr 1936 verstarb Erikas Bruder im Alter von elf Jahren.

Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 wohnte Erika aus ungeklärten Gründen zur Untermiete bei einer Familie Pagel in der Kommandantenstraße 64 in Kreuzberg, ihre Mutter hatte in der Wohnung in der Elbinger Straße einen Untermieter namens Leopold Ludwig aufgenommen. Ab 1938/1939 setzte in Berlin eine ungezügelte Entrechtung jüdischer Mieter ein. Vielfach mussten aus ihrer Wohnung Vertriebene in sogenannte Judenhäuser und Judenwohnungen ziehen, mit denen eine zwangsweise Konzentration und damit auch Isolation „nichtarischer“ Mieter erreicht wurde. Auch Erika und ihre Mutter Helene mussten ihre Wohnungen verlassen. Ab Juni 1941 lebten sie in einem einzelnen, teilmöblierten Zimmer als Untermieterinnen von Israel Schilling in einer Wohnung in der zweiten Etage der Stargarder Straße 6. Im Herbst 1941 wurden die beiden Frauen zu Zwangsarbeit in „kriegswichtigen“ Betrieben in Berlin verpflichtet, Erika in den Schuckertwerken von „Siemens & Halske“ in Spandau, Helene im Goerzwerk der „Zeiss Ikon Filmwerk AG“ in Lichtenberg. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten die beiden Frauen sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ zu ihrem Arbeitsplatz bewegen.
Der vollständigen Entrechtung folgte die Deportation: SS-Angehörige riegelten in Berlin am Morgen des 27. Februars 1943 im Zuge der sogenannten Fabrik-Aktion schlagartig etwa 100 Betriebe ab und transportierten die Verhafteten auf offenen Lastkraftwagen zu vorbereiteten Sammelstellen. Darunter befanden sich auch Erika und Helene Becker. Am 1. März 1943 wurde die 19-Jährige zusammen mit ihrer 49-jährigen Mutter und ihrer Tante Lucie Wollmann, geb. Kunstmann, mit dem „31. Osttransport“ aus Berlin nach Auschwitz deportiert. Dort wurden die drei Frauen vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager am 2. März ermordet. In jedem Fall gehörten sie bei der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee nicht zu den wenigen Überlebenden.

Erikas Onkel Jacob Wollstein wurde am 2. März nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Erikas Tanten Gertrud und Martha Rahel Kunstmann überlebten die NS-Verfolgung im Exil in England. Ihrem Onkel Hans gelang mit seiner 1930 in Berlin geborenen Tochter Eva die Flucht nach Palästina.