Edith Klara Jaskulski

Verlegeort
Bötzowstraße 10
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
20. August 2010
Geboren
05. April 1932 in Berlin
Beruf
Schülerin
Deportation
am 24. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 04. Mai 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Edith Klara Jaskulski wurde am 5. April 1932 in Berlin geboren. Sie war die einzige Tochter des Berliner Kaufmanns und Käsehändlers Eugen Jaskulski und seiner aus Köln stammenden Frau Erna Hildegard Jaskulski, geborene Manneberg. Wenig ist bekannt über das kurze Leben Ediths außer den Rahmenbedingungen einer Kindheit im Berlin der 1930er-Jahre, in der sie als Kind jüdischer Eltern rassistischer Verfolgung ausgesetzt war. Lange bevor die Deportation die physische Vernichtung der Familie einleitete, waren sie antisemitischen Anfeindungen, Entrechtung und willkürlichen Maßnahmen ausgesetzt, die in die Lebenswirklichkeit der Familienmitglieder einbrach und das Leben zunehmend zu einem Existenzkampf werden ließ. Es kann davon ausgegangen werden, dass ihre Eltern, versuchten dem kleinen Mädchen in der Familie einen Schutzraum vor der ihr feindlich gesinnten Umgebung zu bieten – soweit das möglich war –, aber es ist nicht bekannt, inwieweit das gelang und wieviel Edith als Kind von den Bedrohungen und Schikanen, die auf ihren Eltern lasteten, selbst erfuhr.<br />
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Neben ihren Eltern lebte auch noch ihr Großvater väterlicherseits in Berlin und bis zum April 1935 ihr Onkel Herbert, der jüngere Bruder ihres Vaters. Von der Familie ihrer Mutter haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern hatten sich in den 1920er- oder Anfang der 1930er-Jahre kennengelernt und ein Jahr vor der Geburt von Edith 1931 in Berlin geheiratet. Das Paar lebte zu dieser Zeit in einer gemeinsamen Wohnung in der Prenzlauer Straße 47 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) am Alexanderplatz. Eugen Jaskulski, der eine Zahntechnikerausbildung absolviert hatte, in dem Beruf aber wegen eines Augenleidens nicht arbeiten konnte, führte seit 1927 eine Käsehandlung, die er von seiner Großmutter übernommen hatte, in der Markthalle am Alexanderplatz und sicherte mit dem Einkommen den Lebensunterhalt der Familie. Ob Erna Jaskulski weiter in ihrem Beruf als Schneiderin arbeitete, ist nicht bekannt.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Jaskulski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in den Jahren 1931/1932 hatte sich Ediths Vater zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Pöbeleien seitens seiner Standnachbarn in der Markthalle ausgesetzt gesehen. 1932/1933 gab er das Geschäft auf und verlegte sich auf das Grossieren von Käse. Eugen belieferte mittels eines Motordreirads mit Beiwagen Warenhäuser und Einzelhandelsgeschäfte in der Umgebung der Markthalle und hatte sich dazu ein Sortiment in einem Lagerraum in der Palisadenstraße 96 nahe des Büschingplatzes (dem heutigen Platz der Vereinten Nationen) angelegt. 1934 bezog die Familie eine nicht weit vom Lager entfernt gelegene Wohnung in der Landsberger Straße 108 (der heutigen Mollstraße). Edith erfuhr Diskriminierung im Bildungswesen. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und als Edith schließlich ins schulpflichtige Alter kam, wurde nach den Pogromen im November 1938 jüdischen Kindern und Jugendlichen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Vermutlich besuchte Edith eine der jüdischen Schulen der Stadt, die unter immer schwierigeren Bedingungen noch bis in die Jahre 1941/1942 Unterricht aufrechterhalten konnten.<br />
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Im Jahr 1936 war Ediths Vater gezwungen, den Käsehandel aufzugeben, da er, in den Worten seines Bruders, „infolge der Absatzschwierigkeiten für ihn als Juden nicht mehr durchführbar war“. In der Folgezeit konnte er keine nennenswerte wirtschaftliche Existenz mehr aufbauen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, um seine Familie zu ernähren. 1937 waren die Jaskulskis gezwungen, ihre Wohnung in der Landsberger Straße zu verlassen. In ihren letzten Jahren in Berlin bezogen sie ein neues Quartier in der zweiten Etage der Bötzowstraße 10.<br />
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Der vollständigen Ausgrenzung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Für diese ersten Deportationen aus der Hauptstadt hatte man auch Edith Jaskulski, die jetzt neun Jahre alt war, und ihre Eltern vorgesehen. Sie wurden am 24. Oktober 1941 mit dem „2. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Ein halbes Jahr später wurden die drei am 4. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet. Edith war kurz zuvor im Ghetto Litzmannstadt zehn Jahre alt geworden.<br />
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Bis 1941 hatte Ediths Onkel mit der Familie Briefkontakt gehalten. Er sollte erst nach dem Krieg vom Schicksal seiner Familienangehörigen erfahren. Ediths Großvater Wilhelm war 1941 in Berlin verstorben. Ihre Stiefgroßmutter Minna, die zweite Ehefrau Wilhelms, wurde am 6. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Herbert Jaskulski und seine Ehefrau, die Deutschland 1935 verlassen hatten und später in Israel lebten, waren die einzigen Überlebenden des Familienzweigs.

Edith Klara Jaskulski wurde am 5. April 1932 in Berlin geboren. Sie war die einzige Tochter des Berliner Kaufmanns und Käsehändlers Eugen Jaskulski und seiner aus Köln stammenden Frau Erna Hildegard Jaskulski, geborene Manneberg. Wenig ist bekannt über das kurze Leben Ediths außer den Rahmenbedingungen einer Kindheit im Berlin der 1930er-Jahre, in der sie als Kind jüdischer Eltern rassistischer Verfolgung ausgesetzt war. Lange bevor die Deportation die physische Vernichtung der Familie einleitete, waren sie antisemitischen Anfeindungen, Entrechtung und willkürlichen Maßnahmen ausgesetzt, die in die Lebenswirklichkeit der Familienmitglieder einbrach und das Leben zunehmend zu einem Existenzkampf werden ließ. Es kann davon ausgegangen werden, dass ihre Eltern, versuchten dem kleinen Mädchen in der Familie einen Schutzraum vor der ihr feindlich gesinnten Umgebung zu bieten – soweit das möglich war –, aber es ist nicht bekannt, inwieweit das gelang und wieviel Edith als Kind von den Bedrohungen und Schikanen, die auf ihren Eltern lasteten, selbst erfuhr.

Neben ihren Eltern lebte auch noch ihr Großvater väterlicherseits in Berlin und bis zum April 1935 ihr Onkel Herbert, der jüngere Bruder ihres Vaters. Von der Familie ihrer Mutter haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern hatten sich in den 1920er- oder Anfang der 1930er-Jahre kennengelernt und ein Jahr vor der Geburt von Edith 1931 in Berlin geheiratet. Das Paar lebte zu dieser Zeit in einer gemeinsamen Wohnung in der Prenzlauer Straße 47 (der heutigen Karl-Liebknecht-Straße) am Alexanderplatz. Eugen Jaskulski, der eine Zahntechnikerausbildung absolviert hatte, in dem Beruf aber wegen eines Augenleidens nicht arbeiten konnte, führte seit 1927 eine Käsehandlung, die er von seiner Großmutter übernommen hatte, in der Markthalle am Alexanderplatz und sicherte mit dem Einkommen den Lebensunterhalt der Familie. Ob Erna Jaskulski weiter in ihrem Beruf als Schneiderin arbeitete, ist nicht bekannt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Jaskulski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in den Jahren 1931/1932 hatte sich Ediths Vater zunehmend antisemitischen Anfeindungen und Pöbeleien seitens seiner Standnachbarn in der Markthalle ausgesetzt gesehen. 1932/1933 gab er das Geschäft auf und verlegte sich auf das Grossieren von Käse. Eugen belieferte mittels eines Motordreirads mit Beiwagen Warenhäuser und Einzelhandelsgeschäfte in der Umgebung der Markthalle und hatte sich dazu ein Sortiment in einem Lagerraum in der Palisadenstraße 96 nahe des Büschingplatzes (dem heutigen Platz der Vereinten Nationen) angelegt. 1934 bezog die Familie eine nicht weit vom Lager entfernt gelegene Wohnung in der Landsberger Straße 108 (der heutigen Mollstraße). Edith erfuhr Diskriminierung im Bildungswesen. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und als Edith schließlich ins schulpflichtige Alter kam, wurde nach den Pogromen im November 1938 jüdischen Kindern und Jugendlichen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Vermutlich besuchte Edith eine der jüdischen Schulen der Stadt, die unter immer schwierigeren Bedingungen noch bis in die Jahre 1941/1942 Unterricht aufrechterhalten konnten.

Im Jahr 1936 war Ediths Vater gezwungen, den Käsehandel aufzugeben, da er, in den Worten seines Bruders, „infolge der Absatzschwierigkeiten für ihn als Juden nicht mehr durchführbar war“. In der Folgezeit konnte er keine nennenswerte wirtschaftliche Existenz mehr aufbauen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, um seine Familie zu ernähren. 1937 waren die Jaskulskis gezwungen, ihre Wohnung in der Landsberger Straße zu verlassen. In ihren letzten Jahren in Berlin bezogen sie ein neues Quartier in der zweiten Etage der Bötzowstraße 10.

Der vollständigen Ausgrenzung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Für diese ersten Deportationen aus der Hauptstadt hatte man auch Edith Jaskulski, die jetzt neun Jahre alt war, und ihre Eltern vorgesehen. Sie wurden am 24. Oktober 1941 mit dem „2. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Ein halbes Jahr später wurden die drei am 4. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet. Edith war kurz zuvor im Ghetto Litzmannstadt zehn Jahre alt geworden.

Bis 1941 hatte Ediths Onkel mit der Familie Briefkontakt gehalten. Er sollte erst nach dem Krieg vom Schicksal seiner Familienangehörigen erfahren. Ediths Großvater Wilhelm war 1941 in Berlin verstorben. Ihre Stiefgroßmutter Minna, die zweite Ehefrau Wilhelms, wurde am 6. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Herbert Jaskulski und seine Ehefrau, die Deutschland 1935 verlassen hatten und später in Israel lebten, waren die einzigen Überlebenden des Familienzweigs.