Georg Stolt

Verlegeort
Am Friedrichshain 14
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
Juni 2009
Geboren
22. November 1879 in Hamburg
Beruf
Zimmerer / Stadtverordneter / Magistrat
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
21. Januar 1934 in Berlin

„<i>Sie haben ein Recht, von einem Mitgliede des Magistrats zu erfahren, ob und weswegen er gesessen hat. Ich will den Nachweis urkundlich erbringen: </i>[...] <i>‚Oberkommando Noske, Berlin den 11. November 1919: Gegen den Geschäftsführer Georg Stolt </i>[...] <i>wird aufgrund des Belage-rungszustands zur Abwendung einer Gefahr für die Sicherheit des Reiches die militärische Sicherheitshaft verhängt.‘ </i>[...] <i>Sie sehen also, wie es war und ich bin stolz darauf, auf Anordnung Noskes in Moabit gewesen zu sein.</i>“<br />
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Georg Stolt am 8. 9. 1921 vor der Stadtverordnetenversammlung<br />
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Der Zimmerer Georg Stolt, dessen Vater Installateur war, trat 1900 in den Zentralverband der Zimmerleute und verwandten Berufsgenossen und 1902 in die SPD ein. Ab 1905 arbeitete er an verschiedenen Orten als hauptamtlicher Arbeitersekretär. Während des Ersten Weltkrieges kam er nach Berlin und schloss sich hier 1917 der USPD an. Im November 1918 wurde er von den Berliner Arbeiter- und Soldatenräten in den Vollzugsrat, der deren Beschlüsse ausführte, gewählt. Ende 1920 trat er zur KPD über. Kurz darauf wurde er von der Stadtverordnetenversammlung zum besoldeten Stadtrat gewählt. Im Rahmen der Preußischen Abbauverordnung beschloss die Stadtverordnetenversammlung, in der seit 1921 die linken Parteien keine Mehrheit mehr hatten, Stolts Stelle abzubauen. Im selben Jahr wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Bis 1933 arbeitete er in der kommunalpolitischen Abteilung des Zentralkomitees der KPD. 1925 erschien in der Vossischen Zeitung ein satirischer Beitrag zur Stadtverordnetenwahl, in dem alte, mittlerweile von einer Parteikommission ausgeräumte Vorwürfe der Unterschlagung wiederholt wurden und der endete: „Wenn Georg Stolt, der Wirtschaftsspezialist der Kommunisten, im Rathaus oder im Landtag über die verzwicktesten Geschäfte des Barmat-Konzerns spricht, dann weiß man: Das Reich des Kommunisten Stolt ist von d i e s e r Welt. Von wannen auch die Sintflut kommen wird, um diesen Kommunistenführer braucht niemand sich Sorge zu machen: Fett schwimmt immer oben.“ Stolt verklagte die Zeitung und gewann den Prozess. Die Anschuldigungen gegen ihn und auch er selbst waren durch den Prozess erst recht bekannt geworden. Am 19. 1. 1934 wurde er verhaftet und in das von der SA übernommene und in Maikowsky-Haus umbenannte Volkshaus in der Charlottenburger Rosinenstraße gebracht. Dort wurde Stolt zwei Tage lang so schwer misshandelt, dass er an den Verletzungen starb.<br />
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Georg Stolt war Magistratsmitglied 1921 – 1924 (KPD); Stadtverordneter 1920 Wahlkreis 11 Schöneberg (USPD); 1924 – 1925 Stadtwahlvorschlag (KPD)

Sie haben ein Recht, von einem Mitgliede des Magistrats zu erfahren, ob und weswegen er gesessen hat. Ich will den Nachweis urkundlich erbringen: [...] ‚Oberkommando Noske, Berlin den 11. November 1919: Gegen den Geschäftsführer Georg Stolt [...] wird aufgrund des Belage-rungszustands zur Abwendung einer Gefahr für die Sicherheit des Reiches die militärische Sicherheitshaft verhängt.‘ [...] Sie sehen also, wie es war und ich bin stolz darauf, auf Anordnung Noskes in Moabit gewesen zu sein.

Georg Stolt am 8. 9. 1921 vor der Stadtverordnetenversammlung

Der Zimmerer Georg Stolt, dessen Vater Installateur war, trat 1900 in den Zentralverband der Zimmerleute und verwandten Berufsgenossen und 1902 in die SPD ein. Ab 1905 arbeitete er an verschiedenen Orten als hauptamtlicher Arbeitersekretär. Während des Ersten Weltkrieges kam er nach Berlin und schloss sich hier 1917 der USPD an. Im November 1918 wurde er von den Berliner Arbeiter- und Soldatenräten in den Vollzugsrat, der deren Beschlüsse ausführte, gewählt. Ende 1920 trat er zur KPD über. Kurz darauf wurde er von der Stadtverordnetenversammlung zum besoldeten Stadtrat gewählt. Im Rahmen der Preußischen Abbauverordnung beschloss die Stadtverordnetenversammlung, in der seit 1921 die linken Parteien keine Mehrheit mehr hatten, Stolts Stelle abzubauen. Im selben Jahr wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Bis 1933 arbeitete er in der kommunalpolitischen Abteilung des Zentralkomitees der KPD. 1925 erschien in der Vossischen Zeitung ein satirischer Beitrag zur Stadtverordnetenwahl, in dem alte, mittlerweile von einer Parteikommission ausgeräumte Vorwürfe der Unterschlagung wiederholt wurden und der endete: „Wenn Georg Stolt, der Wirtschaftsspezialist der Kommunisten, im Rathaus oder im Landtag über die verzwicktesten Geschäfte des Barmat-Konzerns spricht, dann weiß man: Das Reich des Kommunisten Stolt ist von d i e s e r Welt. Von wannen auch die Sintflut kommen wird, um diesen Kommunistenführer braucht niemand sich Sorge zu machen: Fett schwimmt immer oben.“ Stolt verklagte die Zeitung und gewann den Prozess. Die Anschuldigungen gegen ihn und auch er selbst waren durch den Prozess erst recht bekannt geworden. Am 19. 1. 1934 wurde er verhaftet und in das von der SA übernommene und in Maikowsky-Haus umbenannte Volkshaus in der Charlottenburger Rosinenstraße gebracht. Dort wurde Stolt zwei Tage lang so schwer misshandelt, dass er an den Verletzungen starb.

Georg Stolt war Magistratsmitglied 1921 – 1924 (KPD); Stadtverordneter 1920 Wahlkreis 11 Schöneberg (USPD); 1924 – 1925 Stadtwahlvorschlag (KPD)