Eduard Zachert

Verlegeort
Mendelssohnstraße 10
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
Juni 2009
Geboren
08. März 1881 in Berlin
Beruf
Ledererarbeiter u. a. / Stadtverordneter
Verhaftet
22. April 1943 in
Verhaftet
April 1943 bis Juli 1943 in Berlin-Plötzensee
Hingerichtet
22. Juli 1943 in Berlin-Plötzensee

„<i>Aber die bewußt diesen Krieg und die vielen Grausamkeiten, wie auch die Brechung des Völkerrechts begangen haben, die werden zur Sühne und zur Verantwortung nach Beweis verurteilt. Und da gehört ja erfreulicherweise die große Mehrheit des deutschen Volkes nicht dazu und vermutlich, soweit ich Sie kenne, auch Sie, lieber Herr K., nicht. Sollten Sie aber doch für diesen Krieg u.s.w. sein, dann würde ich und viele Ihrer Gäste, vermutlich die meisten, Ihr Lokal nicht mehr betreten. Der Zweck dieses Briefes soll nun hauptsächlich sein, Sie zu warnen, dass Sie auch nicht indirekt ein Mitschuldiger dieses Krieges werden.</i><br />
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Schreiben Eduard Zacherts an einen Gastwirt vom 16. 10. 1942<br />
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Eduard Zachert war seit seinem achten Lebensjahr Waise. Er erlernte das Handwerk eines Lederarbeiters. Am Ende seiner Militärdienstzeit nahm er 1900 an dem Einsatz zur Niederschlagung der „Boxeraufstand“ genannten Erhebung gegen den Einfluss der europäischen Mächte in China teil. Durch den Auslandseinsatz empfohlen, wurde er 1901 Postbeamter. Bereits 1906 wurde er in den Berliner Vorstand des <i>Verbandes der Postbeamten</i>, einer Gewerkschaft, gewählt. Im Ersten Weltkrieg war er zwei Jahre lang Soldat und trat der USPD bei. Wegen seiner politischen Betätigung war er 1920 drei Monate lang in Haft. Im selben Jahr wurde er in die BV Prenzlauer Berg gewählt. 1922 wechselte er zur SPD. Von 1924 bis 1932 war er Mitglied des Preußischen Landtages. Daneben engagierte er sich in verschiedenen Verbänden der Postbediensteten, die sich schließlich zur Deutschen Postgewerkschaft zusammenschlossen. Die Deutsche Reichspost entließ Zachert 1933 aus politischen Gründen. Er gehörte zu einer Widerstandsgruppe früherer SPD-Mitglieder, die verbotene Schriften verteilten. Wegen „Verteidigung der früheren Regierung in einer Judenversammlung“ wurde er im Juli 1934 festgenommen und schwer misshandelt. Nach drei Monaten kam er wieder frei und arbeitete dann als Versicherungsvertreter. Im Oktober 1942 schrieb er einem Gastwirt, in dessen Lokal er ein Gespräch über den Krieg gehört hatte. Er warnte ihn, seinen Sohn Offizier werden zu lassen. Der Krieg sei Unrecht und dürfe nicht gewonnen werden. Die Kriegsgegner seien ohnehin so viel stärker, dass er nicht gewonnen werden könne. Der maschinenschriftliche Brief war nicht unterschrieben. Der Gastwirt übergab ihn der Gestapo, die herausfand, dass Zachert ihn verfasst hatte. Am 30. 4. 1943 verurteilte der Volksgerichtshof ihn wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode. Drei Monate später wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seit dem 31. 5. 1951 heißt eine Straße im Bezirk Lichtenberg Zachertstraße.<br />
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Eduard Zachert war Stadtverordneter 1923 – 1925 im Wahlkreis 4 Prenzlauer Berg (USPD)

Aber die bewußt diesen Krieg und die vielen Grausamkeiten, wie auch die Brechung des Völkerrechts begangen haben, die werden zur Sühne und zur Verantwortung nach Beweis verurteilt. Und da gehört ja erfreulicherweise die große Mehrheit des deutschen Volkes nicht dazu und vermutlich, soweit ich Sie kenne, auch Sie, lieber Herr K., nicht. Sollten Sie aber doch für diesen Krieg u.s.w. sein, dann würde ich und viele Ihrer Gäste, vermutlich die meisten, Ihr Lokal nicht mehr betreten. Der Zweck dieses Briefes soll nun hauptsächlich sein, Sie zu warnen, dass Sie auch nicht indirekt ein Mitschuldiger dieses Krieges werden.

Schreiben Eduard Zacherts an einen Gastwirt vom 16. 10. 1942



Eduard Zachert war seit seinem achten Lebensjahr Waise. Er erlernte das Handwerk eines Lederarbeiters. Am Ende seiner Militärdienstzeit nahm er 1900 an dem Einsatz zur Niederschlagung der „Boxeraufstand“ genannten Erhebung gegen den Einfluss der europäischen Mächte in China teil. Durch den Auslandseinsatz empfohlen, wurde er 1901 Postbeamter. Bereits 1906 wurde er in den Berliner Vorstand des Verbandes der Postbeamten, einer Gewerkschaft, gewählt. Im Ersten Weltkrieg war er zwei Jahre lang Soldat und trat der USPD bei. Wegen seiner politischen Betätigung war er 1920 drei Monate lang in Haft. Im selben Jahr wurde er in die BV Prenzlauer Berg gewählt. 1922 wechselte er zur SPD. Von 1924 bis 1932 war er Mitglied des Preußischen Landtages. Daneben engagierte er sich in verschiedenen Verbänden der Postbediensteten, die sich schließlich zur Deutschen Postgewerkschaft zusammenschlossen. Die Deutsche Reichspost entließ Zachert 1933 aus politischen Gründen. Er gehörte zu einer Widerstandsgruppe früherer SPD-Mitglieder, die verbotene Schriften verteilten. Wegen „Verteidigung der früheren Regierung in einer Judenversammlung“ wurde er im Juli 1934 festgenommen und schwer misshandelt. Nach drei Monaten kam er wieder frei und arbeitete dann als Versicherungsvertreter. Im Oktober 1942 schrieb er einem Gastwirt, in dessen Lokal er ein Gespräch über den Krieg gehört hatte. Er warnte ihn, seinen Sohn Offizier werden zu lassen. Der Krieg sei Unrecht und dürfe nicht gewonnen werden. Die Kriegsgegner seien ohnehin so viel stärker, dass er nicht gewonnen werden könne. Der maschinenschriftliche Brief war nicht unterschrieben. Der Gastwirt übergab ihn der Gestapo, die herausfand, dass Zachert ihn verfasst hatte. Am 30. 4. 1943 verurteilte der Volksgerichtshof ihn wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode. Drei Monate später wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seit dem 31. 5. 1951 heißt eine Straße im Bezirk Lichtenberg Zachertstraße.

Eduard Zachert war Stadtverordneter 1923 – 1925 im Wahlkreis 4 Prenzlauer Berg (USPD)