Siegfried Lindemann

Verlegeort
Karl-Marx-Straße 69
Historischer Name
Berliner Str. 73
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
27. Oktober 2010
Geboren
06. Mai 1873 in Berent (Westpreußen) / Kościerzyna
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Ermordet
03. April 1944 im Ghetto Theresienstadt

Siegfried Lindemann wurde am 6. Mai 1873 im westpreußischen Berent (heute: Kościerzyna / Polen) als Sohn von Hirsch Lindemann und Dorothea (Dore) Löwenberg geboren. Sein Vater war Fuhrmann, also Transportunternehmer – ein traditioneller Beruf der Juden, da der Transport der Waren ursprünglich Aufgabe der Händler war. 1875 wurde seine Schwester Amalie, 1881 sein Bruder Lewin in Berent geboren. (Der Bruder Lewin sollte später ein Malergeschäft in Berlin besitzen.)<br />
Siegfried Lindemann absolvierte eine Lehre als Klempner und wurde Klempnermeister. Anfang 1897 heiratete er in Berent die am 30. Oktober 1869 geborene Fanny Abrahamsohn, die – wie auch er selbst – aus einer großen jüdischen Familie in Berent stammte. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Am 14. November 1897 wurde der Sohn Leo geboren, am 13. Januar 1901 der Sohn Kurt und als jüngstes Kind am 23. Februar 1902 die Tochter Dorothea. <br />
Seit 1903 wohnte die Familie in Berlin. Es ist möglich, dass Siegfried Lindemann anfangs eine Firma gemeinsam mit seinem Schwiegervater Jacob Abrahamson besaß. Im Berliner Adressbuch für das Jahr 1918 wird Siegfried Lindemann das erste Mal in der Berliner Straße 73 (heute Karl-Marx-Straße 69) aufgeführt. Er arbeitete nun als Werkmeister bzw. „Oberwerkmeister“, war also Handwerker mit einem leitenden Posten in der Industrie. Angestellt war er (unter anderem?) bei der Metallwarenfabrik Emil Stein im Jakobshof in der Alten Jakobstr. 23/24 in Berlin-Kreuzberg. 1935 wurde Siegfried Lindemann entlassen. Von 1940 bis zum Februar 1943 musste der sich längst im Rentenalter befindende Mann als Zwangsarbeiter bei der Firma Alfred Hanne, einer Blech- und Eisenwarenfabrik in Berlin-Weißensee, arbeiten. <br />
Die letzte Anschrift von Siegfried und Fanny Lindemann war die Reichenberger Straße 120 in Kreuzberg. Dort wohnte auch der Sohn Kurt, der als Fahrstuhlführer gearbeitet hatte. <br />
Es ist anzunehmen, dass Siegfried Lindemann im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ vom 27. Februar 1943 inhaftiert worden ist. Das Ehepaar Lindemann wurde mit dem „4. großen Alterstransport“ am 17. März 1943 in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Vom Güterbahnhof Moabit aus wurden über 1200 Personen nach Theresienstadt gebracht, von ihnen überlebten 219. <br />
Siegfried Lindemann kam im April 1944 in Theresienstadt um, seine Ehefrau Fanny starb ebenfalls dort, am 30. Mai 1944. <br />
Der Sohn Kurt Lindemann wurde am 8. Dezember 1944 in das KZ Sachsenhausen deportiert und dort ermordet. Die Tochter Dorothea, verheiratete Ledermann, war bereits am 2. März 1943 gemeinsam mit ihrem Ehemann Martin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Allein der Sohn Leo Lindemann überlebte: Er war 1938 in den Irak geflüchtet. Von 1939 bis 1945 lebte er im Internierungslager Ferramonti di Tarsia in Italien, zuerst als Häftling, nach der Befreiung im Jahr 1943 als Geschäftsführer eines DP-Lagers. Nach Berlin zurückgekehrt, wohnte Leo Lindemann wieder in Neukölln.<br />

Siegfried Lindemann wurde am 6. Mai 1873 im westpreußischen Berent (heute: Kościerzyna / Polen) als Sohn von Hirsch Lindemann und Dorothea (Dore) Löwenberg geboren. Sein Vater war Fuhrmann, also Transportunternehmer – ein traditioneller Beruf der Juden, da der Transport der Waren ursprünglich Aufgabe der Händler war. 1875 wurde seine Schwester Amalie, 1881 sein Bruder Lewin in Berent geboren. (Der Bruder Lewin sollte später ein Malergeschäft in Berlin besitzen.)
Siegfried Lindemann absolvierte eine Lehre als Klempner und wurde Klempnermeister. Anfang 1897 heiratete er in Berent die am 30. Oktober 1869 geborene Fanny Abrahamsohn, die – wie auch er selbst – aus einer großen jüdischen Familie in Berent stammte. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Am 14. November 1897 wurde der Sohn Leo geboren, am 13. Januar 1901 der Sohn Kurt und als jüngstes Kind am 23. Februar 1902 die Tochter Dorothea.
Seit 1903 wohnte die Familie in Berlin. Es ist möglich, dass Siegfried Lindemann anfangs eine Firma gemeinsam mit seinem Schwiegervater Jacob Abrahamson besaß. Im Berliner Adressbuch für das Jahr 1918 wird Siegfried Lindemann das erste Mal in der Berliner Straße 73 (heute Karl-Marx-Straße 69) aufgeführt. Er arbeitete nun als Werkmeister bzw. „Oberwerkmeister“, war also Handwerker mit einem leitenden Posten in der Industrie. Angestellt war er (unter anderem?) bei der Metallwarenfabrik Emil Stein im Jakobshof in der Alten Jakobstr. 23/24 in Berlin-Kreuzberg. 1935 wurde Siegfried Lindemann entlassen. Von 1940 bis zum Februar 1943 musste der sich längst im Rentenalter befindende Mann als Zwangsarbeiter bei der Firma Alfred Hanne, einer Blech- und Eisenwarenfabrik in Berlin-Weißensee, arbeiten.
Die letzte Anschrift von Siegfried und Fanny Lindemann war die Reichenberger Straße 120 in Kreuzberg. Dort wohnte auch der Sohn Kurt, der als Fahrstuhlführer gearbeitet hatte.
Es ist anzunehmen, dass Siegfried Lindemann im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ vom 27. Februar 1943 inhaftiert worden ist. Das Ehepaar Lindemann wurde mit dem „4. großen Alterstransport“ am 17. März 1943 in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Vom Güterbahnhof Moabit aus wurden über 1200 Personen nach Theresienstadt gebracht, von ihnen überlebten 219.
Siegfried Lindemann kam im April 1944 in Theresienstadt um, seine Ehefrau Fanny starb ebenfalls dort, am 30. Mai 1944.
Der Sohn Kurt Lindemann wurde am 8. Dezember 1944 in das KZ Sachsenhausen deportiert und dort ermordet. Die Tochter Dorothea, verheiratete Ledermann, war bereits am 2. März 1943 gemeinsam mit ihrem Ehemann Martin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Allein der Sohn Leo Lindemann überlebte: Er war 1938 in den Irak geflüchtet. Von 1939 bis 1945 lebte er im Internierungslager Ferramonti di Tarsia in Italien, zuerst als Häftling, nach der Befreiung im Jahr 1943 als Geschäftsführer eines DP-Lagers. Nach Berlin zurückgekehrt, wohnte Leo Lindemann wieder in Neukölln.