Margarete Haase geb. Heynemann

Verlegeort
Karl-Marx-Straße 100
Historischer Name
Bergstr. 1
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
27. Oktober 2010
Geboren
18. Juni 1879 in Erfurt
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Margarete Heynemann kam am 18. Juni 1879 in Erfurt als Tochter von Louis Heynemann und seiner Ehefrau Flora, geb. Frank, zur Welt. Ihre 1848 geborene Mutter stammte aus Sandersleben im Harz. Der 1846 geborene Vater Louis Heynemann besaß zum Zeitpunkt von Margaretes Geburt ein Geschäft für Leinenwaren in Erfurt/Thüringen. (Das Gebäude in der Marktstraße 16 existiert noch heute.) Er gehörte zu der großen und einflussreichen jüdischen Familie Heynemann, die in Braunschweig, Halberstadt und Magdeburg zu Hause war. Die Männer waren meist Geschäftsleute. In Magdeburg – die Stadt besaß die älteste jüdische Gemeinde im Osten Deutschlands – war der bekannteste Heynemann der Kartoffelgroßhändler und zeitweilige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gustav Heynemann (1843–1923). <br />
Margaretes Vater Louis Heynemann kehrte mit seiner Familie aus Erfurt nach Magdeburg zurück. Die Eltern sollen sieben Kinder gehabt haben. 1892 war in Erfurt noch Margaretes Bruder Arthur auf die Welt gekommen. Er sollte später Tabakhändler werden und mit Frau und Tochter zwei Jahre im Versteck überleben und nach dem Ende der NS-Diktatur in die USA gehen. Margaretes Vater Louis starb 1916, ihre Mutter Flora Heynemann 1925 in Magdeburg. <br />
Margarete Heynemann wurde Kontoristin. Am 5. November 1903 heiratete sie in Magdeburg den 1876 geborenen Kaufmann Michaelis Haase aus Rixdorf bei Berlin. Dieser stammte aus Santomischel im Osten der Provinz Posen (heute: Zaniemyśl / Polen). Seine Eltern waren der bereits in Santomischel gestorbene Schneidermeister Jonas Haase und Auguste Haase, geb. Jakubowski, die als Rentiere in Rixdorf lebte. <br />
Margarete und Michaelis Haase verbrachten ihr Leben in Berlin. Das Ehepaar besaß seit 1902/03 in der Bergstraße 1 (heute: Karl-Marx-Straße 100) ein Geschäft für Putzwaren (also für Accessoires wie Spitzen, Kordeln und Bänder) und für Damen- und Kinderhüte. Die Bergstraße war damals eine bevorzugte Straße für Konfektionsgeschäfte. So gab es in demselben Haus eine Putz- und Hutfutterfabrik, die ebenfalls einen jüdischen Inhaber hatte, Kurt Egon Kochmann. Seit 1921 verkaufte das Ehepaar Haase Konfektion und Strickmoden. – In Berlin gab es noch eine ganze Reihe von Verwandten des Ehemanns, die ebenfalls Hüte und Textilwaren verkauften.<br />
In den ersten Jahren wohnten Michaelis und Margarete Haase in der Boddinstraße. Dann zog die Familie in eine 4½-Zimmer-Wohnung in der Bergstraße 1, lebte nun in dem Haus, in dem bis 1931 auch das Geschäft sein sollte. Sie hatten zwei Kinder: die Tochter Alice, geboren am 19. Oktober 1904 und den Sohn Kurt, geboren 11. November 1906. <br />
Die Geschäfte gingen gut. Selbstverständlich beschäftigte man ein Dienstmädchen. Zu Beginn der Weimarer Republik gab es auch ein Geschäft in Wilmersdorf. Am 12. September 1929 starb Michaelis Haase. Margarete Haase führte das Geschäft weiter, nun spezialisiert auf feine Strickwaren. In den letzten Jahren der Weimarer Republik und während der NS-Diktatur war das Geschäft in der Berliner Straße 61 (heute Karl-Marx-Straße), in der Nähe des Neuköllner Rathauses. 1938 wurde das Geschäft „arisiert“. <br />
Beide Kinder konnten emigrieren. Margarete Haase musste zuallerletzt noch Zwangsarbeit leisten. In ihrer Wohnung lebten seit Mai 1939 als Untermieter der Bruder ihres Mannes, Joseph Haase, und seine Ehefrau Helene, geb. Schwarzbach. Schwager und Schwägerin wurden gemeinsam am 26. September 1942 nach Raasiku in Estland deportiert und dort ermordet. <br />
Margarete Haase wurde am 1. März 1943 mit dem „31. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. In diesem ersten großen Transport nach der „Fabrikaktion“ vom 27. Februar 1943, mit der die letzten noch in der Rüstung arbeitenden jüdischen Zwangsarbeiter/-innen festgenommen wurden, befanden sich über 1700 Menschen. Die meisten wurden sofort getötet. Auch Margarete Haase kehrte nicht zurück.<br />

Margarete Heynemann kam am 18. Juni 1879 in Erfurt als Tochter von Louis Heynemann und seiner Ehefrau Flora, geb. Frank, zur Welt. Ihre 1848 geborene Mutter stammte aus Sandersleben im Harz. Der 1846 geborene Vater Louis Heynemann besaß zum Zeitpunkt von Margaretes Geburt ein Geschäft für Leinenwaren in Erfurt/Thüringen. (Das Gebäude in der Marktstraße 16 existiert noch heute.) Er gehörte zu der großen und einflussreichen jüdischen Familie Heynemann, die in Braunschweig, Halberstadt und Magdeburg zu Hause war. Die Männer waren meist Geschäftsleute. In Magdeburg – die Stadt besaß die älteste jüdische Gemeinde im Osten Deutschlands – war der bekannteste Heynemann der Kartoffelgroßhändler und zeitweilige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gustav Heynemann (1843–1923).
Margaretes Vater Louis Heynemann kehrte mit seiner Familie aus Erfurt nach Magdeburg zurück. Die Eltern sollen sieben Kinder gehabt haben. 1892 war in Erfurt noch Margaretes Bruder Arthur auf die Welt gekommen. Er sollte später Tabakhändler werden und mit Frau und Tochter zwei Jahre im Versteck überleben und nach dem Ende der NS-Diktatur in die USA gehen. Margaretes Vater Louis starb 1916, ihre Mutter Flora Heynemann 1925 in Magdeburg.
Margarete Heynemann wurde Kontoristin. Am 5. November 1903 heiratete sie in Magdeburg den 1876 geborenen Kaufmann Michaelis Haase aus Rixdorf bei Berlin. Dieser stammte aus Santomischel im Osten der Provinz Posen (heute: Zaniemyśl / Polen). Seine Eltern waren der bereits in Santomischel gestorbene Schneidermeister Jonas Haase und Auguste Haase, geb. Jakubowski, die als Rentiere in Rixdorf lebte.
Margarete und Michaelis Haase verbrachten ihr Leben in Berlin. Das Ehepaar besaß seit 1902/03 in der Bergstraße 1 (heute: Karl-Marx-Straße 100) ein Geschäft für Putzwaren (also für Accessoires wie Spitzen, Kordeln und Bänder) und für Damen- und Kinderhüte. Die Bergstraße war damals eine bevorzugte Straße für Konfektionsgeschäfte. So gab es in demselben Haus eine Putz- und Hutfutterfabrik, die ebenfalls einen jüdischen Inhaber hatte, Kurt Egon Kochmann. Seit 1921 verkaufte das Ehepaar Haase Konfektion und Strickmoden. – In Berlin gab es noch eine ganze Reihe von Verwandten des Ehemanns, die ebenfalls Hüte und Textilwaren verkauften.
In den ersten Jahren wohnten Michaelis und Margarete Haase in der Boddinstraße. Dann zog die Familie in eine 4½-Zimmer-Wohnung in der Bergstraße 1, lebte nun in dem Haus, in dem bis 1931 auch das Geschäft sein sollte. Sie hatten zwei Kinder: die Tochter Alice, geboren am 19. Oktober 1904 und den Sohn Kurt, geboren 11. November 1906.
Die Geschäfte gingen gut. Selbstverständlich beschäftigte man ein Dienstmädchen. Zu Beginn der Weimarer Republik gab es auch ein Geschäft in Wilmersdorf. Am 12. September 1929 starb Michaelis Haase. Margarete Haase führte das Geschäft weiter, nun spezialisiert auf feine Strickwaren. In den letzten Jahren der Weimarer Republik und während der NS-Diktatur war das Geschäft in der Berliner Straße 61 (heute Karl-Marx-Straße), in der Nähe des Neuköllner Rathauses. 1938 wurde das Geschäft „arisiert“.
Beide Kinder konnten emigrieren. Margarete Haase musste zuallerletzt noch Zwangsarbeit leisten. In ihrer Wohnung lebten seit Mai 1939 als Untermieter der Bruder ihres Mannes, Joseph Haase, und seine Ehefrau Helene, geb. Schwarzbach. Schwager und Schwägerin wurden gemeinsam am 26. September 1942 nach Raasiku in Estland deportiert und dort ermordet.
Margarete Haase wurde am 1. März 1943 mit dem „31. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. In diesem ersten großen Transport nach der „Fabrikaktion“ vom 27. Februar 1943, mit der die letzten noch in der Rüstung arbeitenden jüdischen Zwangsarbeiter/-innen festgenommen wurden, befanden sich über 1700 Menschen. Die meisten wurden sofort getötet. Auch Margarete Haase kehrte nicht zurück.