Arthur Zwirn

Verlegeort
Karl-Marx-Straße 112
Historischer Name
Bergstr. 6
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
27. Oktober 2010
Geboren
28. Dezember 1882 in Obornik (Posen) / Oborniki
Beruf
Rechtsanwalt, Notar
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Arthur Zwirn arbeitete als Rechtsanwalt und Notar unter anderem am Amtsgericht Neukölln und am Landgericht Berlin. Von etwa 1919 bis 1922 war er Schriftleiter der Jüdischen Bürgergemeinde Neukölln. Seine Frau Martha, geborene Cohn, mit der er seinen Sohn Hermann hatte, unterstützte ihn als Bürovorsteherin bei seiner Arbeit. Die Ehe wurde später geschieden.<br />
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Zwirn war ein beliebter Strafverteidiger und konnte sich neben einem Büro in der Bergstraße 6 (Karl-Marx-Straße 112) eine geräumige Wohnung im Bezirk Neukölln leisten, „bestehend aus einem sehr eleganten Speisezimmer, einem gediegenen Herrenzimmer, Schlafzimmer, Küche und einem Arbeitsraum mit Einrichtungen für Buchbinder-Arbeiten etc., mit denen er sich beschäftigte, als die Ausübung seines Berufes unmöglich wurde. Ferner hatte er eine große Bibliothek und eine kostbare Grammophonplatten-Sammlung“, wie sich eine Verwandte später erinnerte. Spätestens ab September 1938, als ein Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte erlassen wurde, war Arthur Zwirn arbeitslos. Sein Notariat hatte Zwirn offenbar schon 1933 verloren. Zuletzt war er zwangsweise als Stanzer bei der Berliner Firma Pose in der Boxhagener Straße 16 beschäftigt.<br />
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Fünf Geschwister konnten emigrieren und setzten sich von den USA aus für die Ausreise ihres Bruders Arthur ein. Leider vergeblich. Seine Schwester Minna Lachmann hatte Arthur Zwirn mit einer größeren Summe Geld unterstützt, auf die der Jurist wegen der antijüdischen Gesetze allerdings nur sehr begrenzt Zugriff hatte, was er in seiner verzweifelten Lage offenbar zu umgehen versuchte. Womöglich stand das gegen ihn angestrengte Devisenstrafverfahren Arthur Zwirns Ausreise im Wege. 1952 berichtete seine Schwester Minna in einem Brief an die Entschädigungsbehörde: „Mein Bruder Arthur Zwirn erwartete im Frühjahr 1941 sein Visum für Amerika. Er hatte schon von der Devisenstelle die Erlaubnis zur Versendung seiner Sachen erhalten. Der Transport erfolgte [...] zunächst nach der Schweiz“. Arthur Zwirns Hausrat blieb dort, bis seine Erben ihn gegen Zahlung der Lagerspesen nach Kriegsende auslösten.<br />
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Im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ genannten, letzten Großrazzia gegen jüdische Zwangsarbeiter in Berlin Ende Februar 1943 wurde auch Arthur Zwirn verhaftet. Danach bewahrte der Eigentümer seines Wohnhauses in der Bergstraße 6 (Karl-Marx-Straße 112), ein Fleischermeister namens Grottke, Zwirns Wohnungsschlüssel auf und nutzte die Vorderhauswohnung im zweiten Stock alsbald für seine Familie. Im Januar 1945 forderte Grottke von staatlicher Stelle Ersatz für die ausbleibenden Mietzahlungen von Arthur Zwirn, der aus seinem Haus „durch die Gestapo herausbefördert“ worden war.<br />
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Am 4. März 1943 wurde Arthur Zwirn nach Auschwitz verschleppt, von wo er nicht zurückkehrte. Auch sein Sohn Hermann, der als Student mit seiner Frau Ruth und seiner Mutter Martha in der Innstraße 37 in Neukölln lebte, wurde mitsamt Ehefrau und Mutter Anfang März 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Arthur Zwirn arbeitete als Rechtsanwalt und Notar unter anderem am Amtsgericht Neukölln und am Landgericht Berlin. Von etwa 1919 bis 1922 war er Schriftleiter der Jüdischen Bürgergemeinde Neukölln. Seine Frau Martha, geborene Cohn, mit der er seinen Sohn Hermann hatte, unterstützte ihn als Bürovorsteherin bei seiner Arbeit. Die Ehe wurde später geschieden.

Zwirn war ein beliebter Strafverteidiger und konnte sich neben einem Büro in der Bergstraße 6 (Karl-Marx-Straße 112) eine geräumige Wohnung im Bezirk Neukölln leisten, „bestehend aus einem sehr eleganten Speisezimmer, einem gediegenen Herrenzimmer, Schlafzimmer, Küche und einem Arbeitsraum mit Einrichtungen für Buchbinder-Arbeiten etc., mit denen er sich beschäftigte, als die Ausübung seines Berufes unmöglich wurde. Ferner hatte er eine große Bibliothek und eine kostbare Grammophonplatten-Sammlung“, wie sich eine Verwandte später erinnerte. Spätestens ab September 1938, als ein Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte erlassen wurde, war Arthur Zwirn arbeitslos. Sein Notariat hatte Zwirn offenbar schon 1933 verloren. Zuletzt war er zwangsweise als Stanzer bei der Berliner Firma Pose in der Boxhagener Straße 16 beschäftigt.

Fünf Geschwister konnten emigrieren und setzten sich von den USA aus für die Ausreise ihres Bruders Arthur ein. Leider vergeblich. Seine Schwester Minna Lachmann hatte Arthur Zwirn mit einer größeren Summe Geld unterstützt, auf die der Jurist wegen der antijüdischen Gesetze allerdings nur sehr begrenzt Zugriff hatte, was er in seiner verzweifelten Lage offenbar zu umgehen versuchte. Womöglich stand das gegen ihn angestrengte Devisenstrafverfahren Arthur Zwirns Ausreise im Wege. 1952 berichtete seine Schwester Minna in einem Brief an die Entschädigungsbehörde: „Mein Bruder Arthur Zwirn erwartete im Frühjahr 1941 sein Visum für Amerika. Er hatte schon von der Devisenstelle die Erlaubnis zur Versendung seiner Sachen erhalten. Der Transport erfolgte [...] zunächst nach der Schweiz“. Arthur Zwirns Hausrat blieb dort, bis seine Erben ihn gegen Zahlung der Lagerspesen nach Kriegsende auslösten.

Im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ genannten, letzten Großrazzia gegen jüdische Zwangsarbeiter in Berlin Ende Februar 1943 wurde auch Arthur Zwirn verhaftet. Danach bewahrte der Eigentümer seines Wohnhauses in der Bergstraße 6 (Karl-Marx-Straße 112), ein Fleischermeister namens Grottke, Zwirns Wohnungsschlüssel auf und nutzte die Vorderhauswohnung im zweiten Stock alsbald für seine Familie. Im Januar 1945 forderte Grottke von staatlicher Stelle Ersatz für die ausbleibenden Mietzahlungen von Arthur Zwirn, der aus seinem Haus „durch die Gestapo herausbefördert“ worden war.

Am 4. März 1943 wurde Arthur Zwirn nach Auschwitz verschleppt, von wo er nicht zurückkehrte. Auch sein Sohn Hermann, der als Student mit seiner Frau Ruth und seiner Mutter Martha in der Innstraße 37 in Neukölln lebte, wurde mitsamt Ehefrau und Mutter Anfang März 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.