Karoline Weissbart geb. Mayer

Verlegeort
Karl-Marx-Straße 118
Historischer Name
Bergstr. 9
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
27. Oktober 2010
Geboren
20. März 1869 in Bochum
Deportation
am 31. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
30. September 1942 in Theresienstadt

Karoline Meyer wurde am 20. März 1869 in Bochum/Westfalen geboren. Die Stadt im Ruhrgebiet hatte zu dieser Zeit ungefähr 20 000 Einwohner. Die jüdische Gemeinde war klein und wuchs – wie der ganze Ort – erst mit der Industrialisierung. Karoline Meyers Vorfahren und Verwandte waren Kaufleute in Bochum und Castrop-Rauxel, einer Bergbaustadt im Kreis Recklinghausen. <br />
Verheiratet war Karoline Meyer mit dem am 25. Februar 1870 in Kempen/Posen (heute: Kȩpno / Polen) geborenen Kaufmann Isidor Weissbart. Karoline Meyer hatte ihn wohl in Bochum kennengelernt, wo er mindestens seit Mitte der 1890er Jahre lebte. – Im Adressbuch der Stadt von 1905 ist Isidor Meyer in der Maarbrückerstraße 20 (seit 1929 Gussstahlstraße) verzeichnet, ein Haus in der Innenstadt. <br />
Das Ehepaar bekam vier Kinder: 1896 den Sohn Walter, 1902 den Sohn Max, 1905 die Tochter Else (?) und 1907 die Tochter Meta. Einige Jahre später ging die Familie nach Berlin, dort lebten bereits Verwandte. Am 1. Juli 1915 zogen die Weissbarts in das Haus Bergstraße 9, Ecke Prinz-Handjery-Straße (heute: Briesestraße). In der dritten Etage hatten sie eine Wohnung mit drei Zimmern, zwei Kammern, Küche und Bad gefunden. Die Eltern Weissbart sollten dort 27 Jahre bis zu ihrer Deportation leben, Karoline Weissbart als Mutter und Hausfrau. Von einer Berufsausbildung ist nichts bekannt.<br />
Die Familie wurde größer, in den 1920er und 1930er Jahren wurde Karoline Weissbart Großmutter: Sohn Walter war Kaufmann geworden und hatte 1923 Margarethe Schubert geheiratet. Seine Töchter Ingeborg und Margit kamen 1926 und 1928 auf die Welt. Sohn Max wurde Buchbinder und lebte mit Ehefrau Gertrud, Kindern und Schwiegermutter in Kreuzberg. 1941 und 1943 (d.h. nach der Deportation der Großeltern und der Schwiegermutter) wurden die Söhne/Enkel Jona und Uri geboren. Karoline Weissbarts Tochter Meta hatte Norbert Tannenzapf, einen Kaufmann aus Rumänien geheiratet. Enkeltochter Ruth kam 1935 auf die Welt. – Und Else?<br />
Karolines Ehemann Isidor Weissbart lebte die letzten Jahre als „Privatier“ und Rentner. Die Wohnung teilte sich das Ehepaar mit der 1880 geborenen Untermieterin Meta Schlesinger, geb. Adam. Am 31. August 1942 wurden Isidor und Karoline Weissbart vom Anhalter Bahnhof aus nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Ehemann Isidor Weissbart bereits am 22. September 1942. Karoline Weissbart starb eine Woche später, am 30. September 1942. Die Todesursache war bei beiden „Enteritis“, eine Darmentzündung, der in Theresienstadt viele der geschwächten Alten zum Opfer fielen, im September 1942 allein ca. 2000 Menschen. <br />
<br />
Untermieterin Meta Schlesinger wurde am 5. September 1942 nach Riga deportiert und sofort ermordet. Die Nachmieter Georg und Martha Klopstock wurden am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ebenfalls getötet. Karoline Weissbarts Tochter Meta Tannenzapf wurde mit ihrem Ehemann Norbert und der Tochter Ruth am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und umgebracht. Sohn Max Weissbart und seine Familie und Sohn Walter Weissbart erlitten im Frühjahr 1943 dasselbe Schicksal. <br />
<br />
Die Mieter und ihre Kinder und Enkel, die Untermieterin und ihre Nachmieter waren längst umgekommen, da stritten sich die Hausverwaltung und der Oberfinanzpräsident noch immer um die Kostenübernahme für die Renovierung der Wohnung.<br />

Karoline Meyer wurde am 20. März 1869 in Bochum/Westfalen geboren. Die Stadt im Ruhrgebiet hatte zu dieser Zeit ungefähr 20 000 Einwohner. Die jüdische Gemeinde war klein und wuchs – wie der ganze Ort – erst mit der Industrialisierung. Karoline Meyers Vorfahren und Verwandte waren Kaufleute in Bochum und Castrop-Rauxel, einer Bergbaustadt im Kreis Recklinghausen.
Verheiratet war Karoline Meyer mit dem am 25. Februar 1870 in Kempen/Posen (heute: Kȩpno / Polen) geborenen Kaufmann Isidor Weissbart. Karoline Meyer hatte ihn wohl in Bochum kennengelernt, wo er mindestens seit Mitte der 1890er Jahre lebte. – Im Adressbuch der Stadt von 1905 ist Isidor Meyer in der Maarbrückerstraße 20 (seit 1929 Gussstahlstraße) verzeichnet, ein Haus in der Innenstadt.
Das Ehepaar bekam vier Kinder: 1896 den Sohn Walter, 1902 den Sohn Max, 1905 die Tochter Else (?) und 1907 die Tochter Meta. Einige Jahre später ging die Familie nach Berlin, dort lebten bereits Verwandte. Am 1. Juli 1915 zogen die Weissbarts in das Haus Bergstraße 9, Ecke Prinz-Handjery-Straße (heute: Briesestraße). In der dritten Etage hatten sie eine Wohnung mit drei Zimmern, zwei Kammern, Küche und Bad gefunden. Die Eltern Weissbart sollten dort 27 Jahre bis zu ihrer Deportation leben, Karoline Weissbart als Mutter und Hausfrau. Von einer Berufsausbildung ist nichts bekannt.
Die Familie wurde größer, in den 1920er und 1930er Jahren wurde Karoline Weissbart Großmutter: Sohn Walter war Kaufmann geworden und hatte 1923 Margarethe Schubert geheiratet. Seine Töchter Ingeborg und Margit kamen 1926 und 1928 auf die Welt. Sohn Max wurde Buchbinder und lebte mit Ehefrau Gertrud, Kindern und Schwiegermutter in Kreuzberg. 1941 und 1943 (d.h. nach der Deportation der Großeltern und der Schwiegermutter) wurden die Söhne/Enkel Jona und Uri geboren. Karoline Weissbarts Tochter Meta hatte Norbert Tannenzapf, einen Kaufmann aus Rumänien geheiratet. Enkeltochter Ruth kam 1935 auf die Welt. – Und Else?
Karolines Ehemann Isidor Weissbart lebte die letzten Jahre als „Privatier“ und Rentner. Die Wohnung teilte sich das Ehepaar mit der 1880 geborenen Untermieterin Meta Schlesinger, geb. Adam. Am 31. August 1942 wurden Isidor und Karoline Weissbart vom Anhalter Bahnhof aus nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Ehemann Isidor Weissbart bereits am 22. September 1942. Karoline Weissbart starb eine Woche später, am 30. September 1942. Die Todesursache war bei beiden „Enteritis“, eine Darmentzündung, der in Theresienstadt viele der geschwächten Alten zum Opfer fielen, im September 1942 allein ca. 2000 Menschen.

Untermieterin Meta Schlesinger wurde am 5. September 1942 nach Riga deportiert und sofort ermordet. Die Nachmieter Georg und Martha Klopstock wurden am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ebenfalls getötet. Karoline Weissbarts Tochter Meta Tannenzapf wurde mit ihrem Ehemann Norbert und der Tochter Ruth am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und umgebracht. Sohn Max Weissbart und seine Familie und Sohn Walter Weissbart erlitten im Frühjahr 1943 dasselbe Schicksal.

Die Mieter und ihre Kinder und Enkel, die Untermieterin und ihre Nachmieter waren längst umgekommen, da stritten sich die Hausverwaltung und der Oberfinanzpräsident noch immer um die Kostenübernahme für die Renovierung der Wohnung.