Margot Edith Braun geb. Feibusch

Verlegeort
Otto-Nagel-Str. 38
Historischer Name
Königstraße 38
Bezirk/Ortsteil
Biesdorf
Verlegedatum
18. Juni 2003
Geboren
28. Januar 1923 in Berlin
Beruf
Sekretärin
Flucht
1939 Flucht nach England
Überlebt

Margot Feibusch kam am 28. Januar 1923 in Berlin-Biesdorf als einziges Kind von Philipp und Fanny Feibusch (geborene Alkus) zur Welt. Ihre Eltern waren einige Jahre vor Margots Geburt aus Posen nach Biesdorf gekommen. Sie hatten in ihrem Wohnhaus in der Königstraße 38 (heute Otto-Nagel-Straße) ein Geschäft für Eisenwaren, Haus- und Küchengeräte, ihr Vater betrieb außerdem eine Klempnerwerkstatt.</p><br />
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<p>Margot verbrachte eine glückliche Kindheit in Biesdorf, wo sie nach ihrer Einschulung im April 1929 für vier Jahre die Volksschule besuchte und viele Freundinnen hatte. Einmal in der Woche nahm sie in Kaulsdorf am jüdischen Religionsunterricht teil und besuchte regelmäßig die Synagoge an der Frankfurter Allee. 1933 wechselte sie auf das Pestalozzi-Oberlyzeum nach Lichtenberg, wurde dort aber etwa ein halbes Jahr später als Jüdin der Schule verwiesen und musste die Jüdische Mittelschule in der Großen Hamburger Straße besuchen. </p><br />
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<p>Für Margots Eltern wurde es seit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten zunehmend schwieriger, das Geschäft weiterzuführen. Anfang Juni 1938 wurde mit roter Farbe „JUDEN RAUS“ an die Ladenfront geschmiert. Am gleichen Abend kam eine Gruppe junger Männer, vermutlich von der Hitlerjugend, und holte die damals 15-jährige Margot mit ihren Eltern gewaltsam aus der Wohnung. Die Familie wurde mit einem Fackelzug durch die Straßen getrieben. Margot erinnerte sich später, dass eine Nachbarin die Polizei rief, die sie in Sicherheit brachte. Die Pogrome im Sommer 1938 wurden stadtweit durchgeführt und trafen insbesondere jüdische Geschäfte. Im Nachhinein gelten sie als „Generalprobe“ für das Novemberpogrom. </p><br />
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<p>Kurz nach diesem Überfall lösten Margots Eltern das Geschäft und die Wohnung auf. Sie lebten ab September 1938 für ein halbes Jahr bei einer jüdischen Familie in Moabit in der Turmstraße 76a. Mit Schrecken erinnerte sich Margot später an die Pogromnacht am 9. November 1938, als Synagogen brannten und Geschäfte geplündert wurden.</p><br />
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<p>Ende März 1939 gelang es Margot und ihren Eltern mit Hilfe von in den USA lebenden Verwandten, nach England auszuwandern. Die Einreiseerlaubnis war zwar nur unter der Bedingung ihrer Weiterreise nach Amerika erteilt worden, es sollte aber noch zehn Jahre dauern, bis dieser Plan in die Tat umgesetzt wurde.</p><br />
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<p>Nach ihrer Ankunft in Harwich am 3. April 1939 lebte die Familie zunächst in Westcliff-on-Sea. Die Familie erhielt keine Arbeitserlaubnis und da die Nationalsozialisten die Devisenausfuhr für jüdische Emigranten auf ein Minimum beschränkt hatten, lebten sie unter sehr prekären Bedingungen. Die Situation verschärfte sich nach Beginn des Zweiten Weltkriegs weiter, als Margots Eltern im Juni 1940 als „feindliche Ausländer“ auf der Isle of Man interniert wurden. Ihre Mutter wurde nach fünf Monaten aus gesundheitlichen Gründen entlassen, ihr Vater verbrachte ein Jahr im Internierungslager.</p><br />
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<p>Margot, die zum Zeitpunkt der Verhaftung ihrer Eltern 17 Jahre alt war, ging nach London und besuchte eine Abendschule, wo sie Kurzschrift und Schreibmaschine schreiben lernte. Im Februar 1941 erhielt sie eine Arbeitserlaubnis und war in den folgenden Jahren bei verschiedenen Londoner Arbeitsstellen als Bürokraft beschäftigt. Nach Kriegsende beantragten Margot und ihre Eltern Visa für die USA und bestiegen schließlich am 16. Oktober 1948 ein Schiff nach New York. Von dort fuhren sie mit dem Zug weiter an die Westküste und ließen sich in San Francisco nieder.</p><br />
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<p>Einige Monate später begann Margot als Sekretärin bei einem Versicherungsagenten zu arbeiten und behielt diese Arbeitsstelle für viele Jahre. Sie lernte ihren späteren Ehemann Helmut W. Braun kennen, den sie im September 1955 heiratete. Wie ihre Eltern lebte sie weiter in San Francisco. Ihre Mutter starb dort 1967 mit 87 Jahren, ihr Vater zehn Jahre später, er wurde 92 Jahre alt.</p><br />
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<p>1995 gab Margot Braun dem Bay Area Holocaust Oral History Project ein Interview. Die Videoaufzeichnung kann im United States Holocaust Memorial Museum in Washington eingesehen werden.

Margot Feibusch kam am 28. Januar 1923 in Berlin-Biesdorf als einziges Kind von Philipp und Fanny Feibusch (geborene Alkus) zur Welt. Ihre Eltern waren einige Jahre vor Margots Geburt aus Posen nach Biesdorf gekommen. Sie hatten in ihrem Wohnhaus in der Königstraße 38 (heute Otto-Nagel-Straße) ein Geschäft für Eisenwaren, Haus- und Küchengeräte, ihr Vater betrieb außerdem eine Klempnerwerkstatt.

Margot verbrachte eine glückliche Kindheit in Biesdorf, wo sie nach ihrer Einschulung im April 1929 für vier Jahre die Volksschule besuchte und viele Freundinnen hatte. Einmal in der Woche nahm sie in Kaulsdorf am jüdischen Religionsunterricht teil und besuchte regelmäßig die Synagoge an der Frankfurter Allee. 1933 wechselte sie auf das Pestalozzi-Oberlyzeum nach Lichtenberg, wurde dort aber etwa ein halbes Jahr später als Jüdin der Schule verwiesen und musste die Jüdische Mittelschule in der Großen Hamburger Straße besuchen.



Für Margots Eltern wurde es seit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten zunehmend schwieriger, das Geschäft weiterzuführen. Anfang Juni 1938 wurde mit roter Farbe „JUDEN RAUS“ an die Ladenfront geschmiert. Am gleichen Abend kam eine Gruppe junger Männer, vermutlich von der Hitlerjugend, und holte die damals 15-jährige Margot mit ihren Eltern gewaltsam aus der Wohnung. Die Familie wurde mit einem Fackelzug durch die Straßen getrieben. Margot erinnerte sich später, dass eine Nachbarin die Polizei rief, die sie in Sicherheit brachte. Die Pogrome im Sommer 1938 wurden stadtweit durchgeführt und trafen insbesondere jüdische Geschäfte. Im Nachhinein gelten sie als „Generalprobe“ für das Novemberpogrom.



Kurz nach diesem Überfall lösten Margots Eltern das Geschäft und die Wohnung auf. Sie lebten ab September 1938 für ein halbes Jahr bei einer jüdischen Familie in Moabit in der Turmstraße 76a. Mit Schrecken erinnerte sich Margot später an die Pogromnacht am 9. November 1938, als Synagogen brannten und Geschäfte geplündert wurden.



Ende März 1939 gelang es Margot und ihren Eltern mit Hilfe von in den USA lebenden Verwandten, nach England auszuwandern. Die Einreiseerlaubnis war zwar nur unter der Bedingung ihrer Weiterreise nach Amerika erteilt worden, es sollte aber noch zehn Jahre dauern, bis dieser Plan in die Tat umgesetzt wurde.



Nach ihrer Ankunft in Harwich am 3. April 1939 lebte die Familie zunächst in Westcliff-on-Sea. Die Familie erhielt keine Arbeitserlaubnis und da die Nationalsozialisten die Devisenausfuhr für jüdische Emigranten auf ein Minimum beschränkt hatten, lebten sie unter sehr prekären Bedingungen. Die Situation verschärfte sich nach Beginn des Zweiten Weltkriegs weiter, als Margots Eltern im Juni 1940 als „feindliche Ausländer“ auf der Isle of Man interniert wurden. Ihre Mutter wurde nach fünf Monaten aus gesundheitlichen Gründen entlassen, ihr Vater verbrachte ein Jahr im Internierungslager.



Margot, die zum Zeitpunkt der Verhaftung ihrer Eltern 17 Jahre alt war, ging nach London und besuchte eine Abendschule, wo sie Kurzschrift und Schreibmaschine schreiben lernte. Im Februar 1941 erhielt sie eine Arbeitserlaubnis und war in den folgenden Jahren bei verschiedenen Londoner Arbeitsstellen als Bürokraft beschäftigt. Nach Kriegsende beantragten Margot und ihre Eltern Visa für die USA und bestiegen schließlich am 16. Oktober 1948 ein Schiff nach New York. Von dort fuhren sie mit dem Zug weiter an die Westküste und ließen sich in San Francisco nieder.



Einige Monate später begann Margot als Sekretärin bei einem Versicherungsagenten zu arbeiten und behielt diese Arbeitsstelle für viele Jahre. Sie lernte ihren späteren Ehemann Helmut W. Braun kennen, den sie im September 1955 heiratete. Wie ihre Eltern lebte sie weiter in San Francisco. Ihre Mutter starb dort 1967 mit 87 Jahren, ihr Vater zehn Jahre später, er wurde 92 Jahre alt.



1995 gab Margot Braun dem Bay Area Holocaust Oral History Project ein Interview. Die Videoaufzeichnung kann im United States Holocaust Memorial Museum in Washington eingesehen werden.