Machla Horn geb. Stanger

Verlegeort
Großbeerenstr. 92
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
01. Juli 2010
Geboren
06. August 1903 in Sieniawa (Kaiserreich Österreich-Ungarn)
Beruf
Bürstenmacherin
Deportation
am 14. Oktober 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Machla Horn wurde am 6. August 1903 in der galizischen Kleinstadt Sieniawa in der heutigen Woiwodschaft Karpatenvorland in Polen unter ihrem Mädchennamen Stanger geboren. Dort hatten im selben Jahr ihre Eltern Josef Stanger und Rosa Kupfermann geheiratet. Kurz darauf übersiedelte die Familie nach Magdeburg, wo 1904 Machlas Schwester Frieda und 1906 ihr Bruder Oskar geboren wurden. Oskar starb bereits zehn Monate nach der Geburt. Wenig später zog die Familie nach Berlin. Im Scheunenviertel, wo sich viele aus dem Osten zugezogene Jüdinnen und Juden niederließen, betrieb Machlas Vater als Handelsmann ein kleines Geschäft. Im Alter von nur 38 Jahren verstarb er im Jahr 1913. Die Mutter zog ihre beiden Töchter als Handelsfrau allein auf, immer im selben Viertel im Zentrum Berlins lebend, davon fast zwanzig Jahre im Haus Rückerstraße 1.<br />
Am 25. Dezember 1922 heiratete Machla Stanger in Brandenburg den Bürstenmacher Chaim Horn, der aus der Gegend um Łódź stammte, wo er am 10. Juli 1902 geboren worden war. Das Ehepaar bewohnte in Brandenburg an der Havel eine kleine Wohnung in der Kleinen Gartenstraße 33 nahe dem Bahnhof. Als Chaim Horn durch die Umstrukturierung der Bürstenwarenfabrik im November 1925 seine Arbeit verlor, fasste er den Entschluss, sich selbstständig zu machen und erwarb 1926 den in Konkurs geratenen Betrieb „Bürstenwaren Lichtenstein, Inhaber Ernst Rosendahl“. Neben der Fabrik kaufte er auch das auf dem Gelände befindliche Wohnhaus in der Wollenweberstraße 41 und zog mit seiner Ehefrau in eine Wohnung mit Blick auf den nahen Park. Am 10. Oktober 1926 kam ihr Sohn Max zur Welt, am 18. Mai 1930 die Tochter Ruth. Im neugegründeten Unternehmen „Brandenburger Bürsten-Industrie Ch. Horn“ erlernte Machla Horn von ihrem Mann das Bürstenmacherhandwerk und arbeitete mit ihm zusammen.<br />
In der Pogromnacht 1938 wurden Machla und Chaim Horn von der Gestapo in ihrer Wohnung verhaftet und bis zum nächsten Tag in Potsdam festgehalten. Ihre Kinder blieben allein in der Wollenweberstraße 41 zurück. Wenig später verlor Chaim Horn aufgrund der eingeleiteten antijüdischen Maßnahmen seine Gewerbeerlaubnis und musste 1939 Haus und Geschäft weit unter Wert zwangsverkaufen. Im Sommer des Jahres verließ die Familie aufgrund dieser Erlebnisse Brandenburg und versuchte in den nachfolgenden Monaten vergeblich, von Berlin aus ihre Flucht nach Bolivien zu organisieren. Chaim Horn arbeitete zeitweilig in der Landwirtschaft, um das Geld für die Auswanderung zusammenzubekommen. Nachdem die Familie zunächst bei Machla Horns Mutter Rosa untergekommen war, fanden sie im Sommer 1940 eine Unterkunft in einer Kellerwohnung in der Großbeerenstraße 92 in Berlin-Kreuzberg.<br />
Vermieter war Otto Weidt, der die Zimmer bis zu diesem Zeitpunkt als Werkräume für seine Blindenwerkstatt genutzt hatte. Otto Weidt gab Familie Horn nicht nur eine günstige Unterkunft, sondern beschäftigte auch den ehemaligen Bürstenmacher und Fabrikanten Chaim Horn als gut bezahlten Leiter der Zurichterei in der Blindenwerkstatt in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte. Auch Machla Horn und Sohn Max wurden von Otto Weidt beschäftigt.<br />
Als die Horns Anfang 1943 ihre Deportation aus Berlin befürchteten, bat Chaim Horn Otto Weidt um Hilfe. Dieser riet ihm, mit seiner Familie unterzutauchen, und bot als Versteck einen Raum hinter der Werkstatt an, der nur durch einen Kleiderschrank von den eigentlichen Arbeitsräumen der Blindenwerkstatt abgetrennt war. Nachts waren die Horns nun im Versteck untergebracht, am Tage arbeiteten sie in der Werkstatt. Anfang Oktober 1943 wurde die Familie jedoch durch den Spitzel Rolf Isaaksohn an die Gestapo verraten. Bei einer anschließenden Razzia in der Blindenwerkstatt wurden Machla, Chaim, Max und Ruth verhaftet. Am 14. Oktober 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
Machla Horns Mutter Rosa Stanger (1876–1949) und der Schwester Frieda (1904–1999) gelang die Flucht nach Palästina.<br />

Machla Horn wurde am 6. August 1903 in der galizischen Kleinstadt Sieniawa in der heutigen Woiwodschaft Karpatenvorland in Polen unter ihrem Mädchennamen Stanger geboren. Dort hatten im selben Jahr ihre Eltern Josef Stanger und Rosa Kupfermann geheiratet. Kurz darauf übersiedelte die Familie nach Magdeburg, wo 1904 Machlas Schwester Frieda und 1906 ihr Bruder Oskar geboren wurden. Oskar starb bereits zehn Monate nach der Geburt. Wenig später zog die Familie nach Berlin. Im Scheunenviertel, wo sich viele aus dem Osten zugezogene Jüdinnen und Juden niederließen, betrieb Machlas Vater als Handelsmann ein kleines Geschäft. Im Alter von nur 38 Jahren verstarb er im Jahr 1913. Die Mutter zog ihre beiden Töchter als Handelsfrau allein auf, immer im selben Viertel im Zentrum Berlins lebend, davon fast zwanzig Jahre im Haus Rückerstraße 1.
Am 25. Dezember 1922 heiratete Machla Stanger in Brandenburg den Bürstenmacher Chaim Horn, der aus der Gegend um Łódź stammte, wo er am 10. Juli 1902 geboren worden war. Das Ehepaar bewohnte in Brandenburg an der Havel eine kleine Wohnung in der Kleinen Gartenstraße 33 nahe dem Bahnhof. Als Chaim Horn durch die Umstrukturierung der Bürstenwarenfabrik im November 1925 seine Arbeit verlor, fasste er den Entschluss, sich selbstständig zu machen und erwarb 1926 den in Konkurs geratenen Betrieb „Bürstenwaren Lichtenstein, Inhaber Ernst Rosendahl“. Neben der Fabrik kaufte er auch das auf dem Gelände befindliche Wohnhaus in der Wollenweberstraße 41 und zog mit seiner Ehefrau in eine Wohnung mit Blick auf den nahen Park. Am 10. Oktober 1926 kam ihr Sohn Max zur Welt, am 18. Mai 1930 die Tochter Ruth. Im neugegründeten Unternehmen „Brandenburger Bürsten-Industrie Ch. Horn“ erlernte Machla Horn von ihrem Mann das Bürstenmacherhandwerk und arbeitete mit ihm zusammen.
In der Pogromnacht 1938 wurden Machla und Chaim Horn von der Gestapo in ihrer Wohnung verhaftet und bis zum nächsten Tag in Potsdam festgehalten. Ihre Kinder blieben allein in der Wollenweberstraße 41 zurück. Wenig später verlor Chaim Horn aufgrund der eingeleiteten antijüdischen Maßnahmen seine Gewerbeerlaubnis und musste 1939 Haus und Geschäft weit unter Wert zwangsverkaufen. Im Sommer des Jahres verließ die Familie aufgrund dieser Erlebnisse Brandenburg und versuchte in den nachfolgenden Monaten vergeblich, von Berlin aus ihre Flucht nach Bolivien zu organisieren. Chaim Horn arbeitete zeitweilig in der Landwirtschaft, um das Geld für die Auswanderung zusammenzubekommen. Nachdem die Familie zunächst bei Machla Horns Mutter Rosa untergekommen war, fanden sie im Sommer 1940 eine Unterkunft in einer Kellerwohnung in der Großbeerenstraße 92 in Berlin-Kreuzberg.
Vermieter war Otto Weidt, der die Zimmer bis zu diesem Zeitpunkt als Werkräume für seine Blindenwerkstatt genutzt hatte. Otto Weidt gab Familie Horn nicht nur eine günstige Unterkunft, sondern beschäftigte auch den ehemaligen Bürstenmacher und Fabrikanten Chaim Horn als gut bezahlten Leiter der Zurichterei in der Blindenwerkstatt in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte. Auch Machla Horn und Sohn Max wurden von Otto Weidt beschäftigt.
Als die Horns Anfang 1943 ihre Deportation aus Berlin befürchteten, bat Chaim Horn Otto Weidt um Hilfe. Dieser riet ihm, mit seiner Familie unterzutauchen, und bot als Versteck einen Raum hinter der Werkstatt an, der nur durch einen Kleiderschrank von den eigentlichen Arbeitsräumen der Blindenwerkstatt abgetrennt war. Nachts waren die Horns nun im Versteck untergebracht, am Tage arbeiteten sie in der Werkstatt. Anfang Oktober 1943 wurde die Familie jedoch durch den Spitzel Rolf Isaaksohn an die Gestapo verraten. Bei einer anschließenden Razzia in der Blindenwerkstatt wurden Machla, Chaim, Max und Ruth verhaftet. Am 14. Oktober 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Machla Horns Mutter Rosa Stanger (1876–1949) und der Schwester Frieda (1904–1999) gelang die Flucht nach Palästina.