Amalie Itzig

Verlegeort
Reichenberger Str. 181
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
02. Dezember 2005
Geboren
03. Oktober 1921 in Neidenburg (Ostpreußen) / Nidzica
Deportation
am 26. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Amalie Itzig wurde am 3. Oktober 1921 im damals ostpreußischen Neidenburg (heute Nidzica in Polen) geboren. Die etwa 140 Kilometer südlich von Königsberg (Kaliningrad), am südlichen Rande der Allensteiner Seenplatte (Pojezierze Olsztyńskie) gelegene Kreisstadt war zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 zum Kriegsschauplatz geworden. Nach Kriegsende optierten die Einwohner der Stadt 1920 mehrheitlich für den Verbleib im damaligen Ostpreußen und es kam zu einem vermehrten Zuzug aus dem Umland. Zu den neuen Bewohnern dürfte auch Amalies Vater, Arthur Itzig, gezählt haben, sofern er sich nicht schon Ende der 1910er-Jahre in der Stadt niedergelassen hatte. Der aus dem benachbarten Soldau (dem heutigen Działdowo) stammende Kaufmann heiratete am 3. November 1920, ein Jahr vor Amalies Geburt, ihre Mutter Gertrud Lazarus. Gertrud war gebürtige Neidenburgerin und lebte vor der Hochzeit mit ihren Eltern, dem Kaufmann Isaak Lazarus und der Amalie Lazarus, geborene Lauter, in der Innenstadt am Marktplatz. Hier ließen sich auch Amalies Eltern nieder und betrieben das Manufakturwarenhaus „Itzig-Lazarus“, mit dem sie in den 1920er- und 1930er-Jahren den Lebensunterhalt der Familie bestritten. Vermutlich arbeitete in dem Geschäft auch Amalies Tante, Cäcilie Lazarus, als Verkäuferin. Neben ihren Großeltern mütterlicherseits und ihrer Tante wohnte und arbeitete auch ihr Großvater väterlicherseits, der Kaufmann Philipp Itzig, in der Stadt. In Neidenburg lebten in den 1920er-Jahren außerdem aus der Familie ihrer Mutter: ihre Tante Lea mit ihrem Ehemann Kurt Bach und ihrer 1926 geborenen Cousine Helga, ihr Onkel Alfred Lazarus mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, und eine weitere Tante namens Jertha (Shoshana) Lazarus. Zwei Schwestern ihres Vaters, Hedwig Israel und Jenny Brenner, lebten mit ihren Ehemännern und Kindern in Berlin.<br />
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Amalie Itzig dürfte in Neidenburg eine der Volksschulen besucht haben – möglicherweise die evangelische Knaben- und Mädchenschule, die später als Mädchenvolksschule den Namen „Burgschule“ erhielt. Im Mai 1928 kam Amalies Bruder Gerd Peter in Königsberg zur Welt, wohin die Itzigs aber nicht dauerhaft ihren Lebensmittelpunkt verlegt haben. Ihr Bruder wurde 1934 auf der kurz zuvor eingeweihten Knabenvolksschule auf den Neidewiesen eingeschult. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in Neidenburg zur Zeit der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen die damals elfjährige Amalie Itzig und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Unmittelbar erfuhren die Geschwister Itzig die Diskriminierungen nach 1933 im Schulalltag und Bildungswesen. Bereits im April 1933 wurde ihnen mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig versperrt. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Schülern und Schülerinnen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Ihre Eltern waren als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP schon früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Durch Boykotte wurden bereits 1933/1934 etwa 20 jüdische Geschäftsinhaber gezwungen, ihre Unternehmen aufzugeben. Amalies Eltern führten ihr Geschäft am Marktplatz noch wenigstens bis 1936 weiter, mussten es aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchtete die Familie nach Berlin, wo zu dieser Zeit bereits viele ihrer nahen Verwandten lebten. Lea, Kurt und Helga Bach in der Altonaer Straße 32 im Hansaviertel, Alfred und Ruth Lazarus in der Augsburger Straße 12 in Schöneberg sowie Amalies Tanten Hedwig Israel und Jenny Brenner mit ihren Familien in der Artilleristraße 6 (der heutigen Tucholskystraße) in Mitte und der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg.<br />
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Amalie Itzig kam mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Tante Cäcilie Lazarus in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg unweit des Kottbusser Tors unter. Im Januar 1942 nahm die Familie außerdem einen Säugling als Pflegekind in der Wohnung auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, die zwöfjährige Norma Fleischer. Amalies Bruder besuchte in Berlin noch bis zur Schulschließung im Juni 1942 eine der Berliner Schulen, die von der Jüdischen Gemeinde unterhalten wurde.<br />
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Das Leben nahm für die Familienmitglieder spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Amalie, ihr Vater und ihre Tante Cäcilie mussten spätestens seit Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Amalies Bruder war zuletzt unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Amalie Itzig, ihre Eltern und ihr Bruder, die Pflegetöchter und ihre Tante Cäcilie erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurde die 21-jährige Amalie Itzig mit ihren Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
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Nur wenige ihrer Verwandten überlebten die NS-Verfolgung. Ihr Onkel Alfred war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, bereits am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Ihre Tante Lea war mit ihrem Mann Kurt Bach und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet worden. Ihre Tante Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil. Ihre Tante väterlicherseits Hedwig Israel – deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war – wurde am 2. März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihr Cousin Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Amalie am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Amalies Tante Jenny, ihr Ehemann Joseph Brenner und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA.

Amalie Itzig wurde am 3. Oktober 1921 im damals ostpreußischen Neidenburg (heute Nidzica in Polen) geboren. Die etwa 140 Kilometer südlich von Königsberg (Kaliningrad), am südlichen Rande der Allensteiner Seenplatte (Pojezierze Olsztyńskie) gelegene Kreisstadt war zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 zum Kriegsschauplatz geworden. Nach Kriegsende optierten die Einwohner der Stadt 1920 mehrheitlich für den Verbleib im damaligen Ostpreußen und es kam zu einem vermehrten Zuzug aus dem Umland. Zu den neuen Bewohnern dürfte auch Amalies Vater, Arthur Itzig, gezählt haben, sofern er sich nicht schon Ende der 1910er-Jahre in der Stadt niedergelassen hatte. Der aus dem benachbarten Soldau (dem heutigen Działdowo) stammende Kaufmann heiratete am 3. November 1920, ein Jahr vor Amalies Geburt, ihre Mutter Gertrud Lazarus. Gertrud war gebürtige Neidenburgerin und lebte vor der Hochzeit mit ihren Eltern, dem Kaufmann Isaak Lazarus und der Amalie Lazarus, geborene Lauter, in der Innenstadt am Marktplatz. Hier ließen sich auch Amalies Eltern nieder und betrieben das Manufakturwarenhaus „Itzig-Lazarus“, mit dem sie in den 1920er- und 1930er-Jahren den Lebensunterhalt der Familie bestritten. Vermutlich arbeitete in dem Geschäft auch Amalies Tante, Cäcilie Lazarus, als Verkäuferin. Neben ihren Großeltern mütterlicherseits und ihrer Tante wohnte und arbeitete auch ihr Großvater väterlicherseits, der Kaufmann Philipp Itzig, in der Stadt. In Neidenburg lebten in den 1920er-Jahren außerdem aus der Familie ihrer Mutter: ihre Tante Lea mit ihrem Ehemann Kurt Bach und ihrer 1926 geborenen Cousine Helga, ihr Onkel Alfred Lazarus mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, und eine weitere Tante namens Jertha (Shoshana) Lazarus. Zwei Schwestern ihres Vaters, Hedwig Israel und Jenny Brenner, lebten mit ihren Ehemännern und Kindern in Berlin.

Amalie Itzig dürfte in Neidenburg eine der Volksschulen besucht haben – möglicherweise die evangelische Knaben- und Mädchenschule, die später als Mädchenvolksschule den Namen „Burgschule“ erhielt. Im Mai 1928 kam Amalies Bruder Gerd Peter in Königsberg zur Welt, wohin die Itzigs aber nicht dauerhaft ihren Lebensmittelpunkt verlegt haben. Ihr Bruder wurde 1934 auf der kurz zuvor eingeweihten Knabenvolksschule auf den Neidewiesen eingeschult. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in Neidenburg zur Zeit der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen die damals elfjährige Amalie Itzig und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Unmittelbar erfuhren die Geschwister Itzig die Diskriminierungen nach 1933 im Schulalltag und Bildungswesen. Bereits im April 1933 wurde ihnen mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig versperrt. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Schülern und Schülerinnen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Ihre Eltern waren als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP schon früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Durch Boykotte wurden bereits 1933/1934 etwa 20 jüdische Geschäftsinhaber gezwungen, ihre Unternehmen aufzugeben. Amalies Eltern führten ihr Geschäft am Marktplatz noch wenigstens bis 1936 weiter, mussten es aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchtete die Familie nach Berlin, wo zu dieser Zeit bereits viele ihrer nahen Verwandten lebten. Lea, Kurt und Helga Bach in der Altonaer Straße 32 im Hansaviertel, Alfred und Ruth Lazarus in der Augsburger Straße 12 in Schöneberg sowie Amalies Tanten Hedwig Israel und Jenny Brenner mit ihren Familien in der Artilleristraße 6 (der heutigen Tucholskystraße) in Mitte und der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg.

Amalie Itzig kam mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Tante Cäcilie Lazarus in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg unweit des Kottbusser Tors unter. Im Januar 1942 nahm die Familie außerdem einen Säugling als Pflegekind in der Wohnung auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, die zwöfjährige Norma Fleischer. Amalies Bruder besuchte in Berlin noch bis zur Schulschließung im Juni 1942 eine der Berliner Schulen, die von der Jüdischen Gemeinde unterhalten wurde.

Das Leben nahm für die Familienmitglieder spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Amalie, ihr Vater und ihre Tante Cäcilie mussten spätestens seit Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Amalies Bruder war zuletzt unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Amalie Itzig, ihre Eltern und ihr Bruder, die Pflegetöchter und ihre Tante Cäcilie erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurde die 21-jährige Amalie Itzig mit ihren Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Nur wenige ihrer Verwandten überlebten die NS-Verfolgung. Ihr Onkel Alfred war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, bereits am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Ihre Tante Lea war mit ihrem Mann Kurt Bach und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet worden. Ihre Tante Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil. Ihre Tante väterlicherseits Hedwig Israel – deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war – wurde am 2. März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihr Cousin Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Amalie am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Amalies Tante Jenny, ihr Ehemann Joseph Brenner und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA.