Paul Aronsbach

Verlegeort
Große Präsidentenstraße 8
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
September 2008
Geboren
09. September 1887 in Berlin
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
im Ghetto Riga

Paul Aronsbach wurde am 9. September 1887 in Berlin geboren. Er war der jüngste Sohn des Kaufmanns und Zigarettenfabrikanten Moritz Aronsbach und der Ottilie Aronsbach, geb. Löwinsohn. Zum Zeitpunkt seiner Geburt lebte die Familie in einer Wohnung in der Skalitzer Straße 13 in Kreuzberg. Paul Aronsbach hatte mehrere Geschwister: Sein Bruder Leo Aronsbach war 1872 geboren worden; seine Schwestern Henriette, Hedwig und Recha Aronsbach in den Jahren 1874, 1877 und 1885. Drei weitere Geschwister Georg (*1875), Meta (*1883) und Rosa Aronsbach (*1881) verstarben im Säuglingsalter. Pauls Schwester Henriette starb 1886 im Alter von zwölf Jahren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Paul Aronsbach und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde Berlins.

Nach seinem Schulabschluss war Paul Aronsbach als Kaufmann in Berlin tätig. In den 1920er-Jahren war er in der Altpapierverwertung beschäftigt und eröffnete 1921 eine Großhandlung für Altpapier und Pappen in der Dircksenstraße 51 in Mitte. Seine Wohnung lag zu diesem Zeitpunkt in der Raumerstraße 21. Am 16. Juni 1921 heiratete er die sieben Jahre jüngere Berlinerin Sara Goldemann, mit der er 1924 seine Tochter Erika und 1936 seinen Sohn Manfred bekam. 1928 zog die Familie in die Neue Königstraße 55/56 (die heutige Otto-Braun-Straße) und 1932 in eine Wohnung an der Adresse Alt-Moabit 105.

In Berlin lebten auch Pauls Geschwister mit ihren Familien: Pauls Schwester Hedwig hatte im Jahr 1900 den Kaufmann Felix Marcus geheiratet und wohnte mit ihm zuletzt in der Bleibtreustraße 7 in Charlottenburg; sein Bruder Leo lebte mit Ehefrau Flora und Tochter Ruth in der Raumerstraße 9. Die Schwester Recha heiratete 1922 den Kaufmann Albert Grätzer und lebte mit ihm im Prenzlauer Berg. Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs verstarb im Oktober 1919 Pauls Vater Moritz Aronsbach in Berlin. Seine verwitwete Mutter Ottilie wohnte, bis zu ihrem Tod im Jahr 1935, in der Raumerstraße 21. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Paul Aronsbach und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität, Erlasse und Sondergesetze drängten Paul Aronsbach zunehmend in die Position eines Rechtlosen. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte er sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. 1935 zogen die Aronsbachs in die Kaiser-Wilhelm-Straße 12 (heute Karl-Liebknecht-Straße) und 1940 schließlich in die Große Präsidentenstraße 8 nahe den Hackeschen Höfen. Spätestens seit den 1940er-Jahren mussten Paul, Selma und Erika Aronsbach Zwangsarbeit in Berliner Betrieben leisten: Paul Aronsbach war als Arbeiter bei „Warnecke & Böhm“ in der Goethestraße 15/16 in Weißensee eingesetzt. Der „Wehrwirtschaftsbetrieb“ setzte als Zulieferbetrieb von Schutzanstrichen für die NS-Rüstungsindustrie zeitweise mehr als 350 jüdische Zwangsarbeiter ein. Selma Aronsbach war Zwangsarbeiterin bei der „Firma Martin Michalski – Uniformbetrieb“, die ihren Hauptsitz in der Großen Frankfurter Straße 137 hatte. Tochter Erika Aronsbach musste in der „Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik Borsigwalde“ am Eichborndamm 103–122 in Wittenau Zwangsarbeit leisten.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Paul Aronsbach erhielt den Deportationsbescheid im Herbst 1942 und wurde zusammen mit seiner Ehefrau Sara und seinen Kindern Erika und Manfred in einem der Berliner Sammellager interniert. Am 19. Oktober 1942 wurden die vier mit dem „21. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Die Transportliste dieser Deportation verzeichnet den 55-jährigen Paul, seine Ehefrau und seine Tochter Erika als „arbeitsfähig“. Sie sind möglicherweise in Riga noch zu Zwangsarbeit selektiert worden, bevor sie im Ghetto, in einem Arbeitskommando oder einem der NS-Vernichtungslager ermordet wurden. Jedenfalls gehörten alle vier nicht zu den wenigen Überlebenden des Rigaer Ghettos.

Nur einer von Pauls Angehörigen überlebte die NS-Verfolgung. Seine Schwestern Recha und Hedwig sowie Hedwigs Ehemann Felix Marcus waren im September 1942 nach Theresienstadt deportiert worden. Alle drei wurden am 16. Mai 1944 aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Bruder Leo Aronsbach wurde mit seiner Ehefrau Flora am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert. Flora Aronsbach wurde im Mai 1943 in Theresienstadt ermordet. Ihr 71-jähriger Mann Leo wurde am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach seiner Ankunft ermordet. Dessen jüngere Tochter Ruth war mit ihrem Ehemann und ihrem einjährigen Sohn Gideon am 26. Februar 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Seine ältere Tochter Lina war mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter Käthe am 17. Mai 1943 ebenfalls nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Einzig der Neffe Frank Alfred Marcus, der 1905 in Berlin geborene Sohn von Hedwig und Felix Marcus, überlebte die NS-Verfolgung im Exil in England. Er änderte seinen Nachnamen später in Marschall.

Paul Aronsbach wurde am 9. September 1887 in Berlin geboren. Er war der jüngste Sohn des Kaufmanns und Zigarettenfabrikanten Moritz Aronsbach und der Ottilie Aronsbach, geb. Löwinsohn. Zum Zeitpunkt seiner Geburt lebte die Familie in einer Wohnung in der Skalitzer Straße 13 in Kreuzberg. Paul Aronsbach hatte mehrere Geschwister: Sein Bruder Leo Aronsbach war 1872 geboren worden; seine Schwestern Henriette, Hedwig und Recha Aronsbach in den Jahren 1874, 1877 und 1885. Drei weitere Geschwister Georg (*1875), Meta (*1883) und Rosa Aronsbach (*1881) verstarben im Säuglingsalter. Pauls Schwester Henriette starb 1886 im Alter von zwölf Jahren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Paul Aronsbach und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde Berlins.

Nach seinem Schulabschluss war Paul Aronsbach als Kaufmann in Berlin tätig. In den 1920er-Jahren war er in der Altpapierverwertung beschäftigt und eröffnete 1921 eine Großhandlung für Altpapier und Pappen in der Dircksenstraße 51 in Mitte. Seine Wohnung lag zu diesem Zeitpunkt in der Raumerstraße 21. Am 16. Juni 1921 heiratete er die sieben Jahre jüngere Berlinerin Sara Goldemann, mit der er 1924 seine Tochter Erika und 1936 seinen Sohn Manfred bekam. 1928 zog die Familie in die Neue Königstraße 55/56 (die heutige Otto-Braun-Straße) und 1932 in eine Wohnung an der Adresse Alt-Moabit 105.

In Berlin lebten auch Pauls Geschwister mit ihren Familien: Pauls Schwester Hedwig hatte im Jahr 1900 den Kaufmann Felix Marcus geheiratet und wohnte mit ihm zuletzt in der Bleibtreustraße 7 in Charlottenburg; sein Bruder Leo lebte mit Ehefrau Flora und Tochter Ruth in der Raumerstraße 9. Die Schwester Recha heiratete 1922 den Kaufmann Albert Grätzer und lebte mit ihm im Prenzlauer Berg. Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs verstarb im Oktober 1919 Pauls Vater Moritz Aronsbach in Berlin. Seine verwitwete Mutter Ottilie wohnte, bis zu ihrem Tod im Jahr 1935, in der Raumerstraße 21. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Paul Aronsbach und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität, Erlasse und Sondergesetze drängten Paul Aronsbach zunehmend in die Position eines Rechtlosen. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte er sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. 1935 zogen die Aronsbachs in die Kaiser-Wilhelm-Straße 12 (heute Karl-Liebknecht-Straße) und 1940 schließlich in die Große Präsidentenstraße 8 nahe den Hackeschen Höfen. Spätestens seit den 1940er-Jahren mussten Paul, Selma und Erika Aronsbach Zwangsarbeit in Berliner Betrieben leisten: Paul Aronsbach war als Arbeiter bei „Warnecke & Böhm“ in der Goethestraße 15/16 in Weißensee eingesetzt. Der „Wehrwirtschaftsbetrieb“ setzte als Zulieferbetrieb von Schutzanstrichen für die NS-Rüstungsindustrie zeitweise mehr als 350 jüdische Zwangsarbeiter ein. Selma Aronsbach war Zwangsarbeiterin bei der „Firma Martin Michalski – Uniformbetrieb“, die ihren Hauptsitz in der Großen Frankfurter Straße 137 hatte. Tochter Erika Aronsbach musste in der „Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik Borsigwalde“ am Eichborndamm 103–122 in Wittenau Zwangsarbeit leisten.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Paul Aronsbach erhielt den Deportationsbescheid im Herbst 1942 und wurde zusammen mit seiner Ehefrau Sara und seinen Kindern Erika und Manfred in einem der Berliner Sammellager interniert. Am 19. Oktober 1942 wurden die vier mit dem „21. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Die Transportliste dieser Deportation verzeichnet den 55-jährigen Paul, seine Ehefrau und seine Tochter Erika als „arbeitsfähig“. Sie sind möglicherweise in Riga noch zu Zwangsarbeit selektiert worden, bevor sie im Ghetto, in einem Arbeitskommando oder einem der NS-Vernichtungslager ermordet wurden. Jedenfalls gehörten alle vier nicht zu den wenigen Überlebenden des Rigaer Ghettos.

Nur einer von Pauls Angehörigen überlebte die NS-Verfolgung. Seine Schwestern Recha und Hedwig sowie Hedwigs Ehemann Felix Marcus waren im September 1942 nach Theresienstadt deportiert worden. Alle drei wurden am 16. Mai 1944 aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Bruder Leo Aronsbach wurde mit seiner Ehefrau Flora am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert. Flora Aronsbach wurde im Mai 1943 in Theresienstadt ermordet. Ihr 71-jähriger Mann Leo wurde am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach seiner Ankunft ermordet. Dessen jüngere Tochter Ruth war mit ihrem Ehemann und ihrem einjährigen Sohn Gideon am 26. Februar 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Seine ältere Tochter Lina war mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter Käthe am 17. Mai 1943 ebenfalls nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Einzig der Neffe Frank Alfred Marcus, der 1905 in Berlin geborene Sohn von Hedwig und Felix Marcus, überlebte die NS-Verfolgung im Exil in England. Er änderte seinen Nachnamen später in Marschall.