Joachim Bornstein

Verlegeort
Petersburger Straße 63
Historischer Name
Petersburger Straße 19
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
02. Dezember 2005
Geboren
20. Juli 1923 in Berlin
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga-Rumbula

Joachim Bornstein wurde am 20. Juli 1923 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Alfred Bornstein, der aus dem Dorf Konkolewo (heute Kąkolewo in Polen) in der damaligen preußischen Provinz Posen stammte und die gebürtige Berlinerin Helene Bornstein, geb. Rotholz. Joachim war das zweite Kind der Bornsteins. Sein älterer Bruder Günter Arnold war ein Jahr zuvor, am 31. März 1922, ebenfalls in Berlin zur Welt gekommen. Leider haben sich keine persönlichen Zeugnisse erhalten, die ein Licht auf die frühe Kindheit von Joachim und seinem Bruder in Berlin werfen könnten. Seit August 1932 bewohnte die Familie eine Wohnung in der zweiten Etage im Vorderhaus der Petersburger Straße 19 (heute Nr. 63) in Berlin-Friedrichshain. Spätestens ab Mai 1939 lebte hier auch die verwitwete Großmutter mütterlicherseits von Joachim, die damals 83-jährige Pauline Rotholz, geb. Nelhans. <br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Bornstein. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Bildungs- und Berufsleben. Durch die Maßnahmen im Bildungswesen wurde den antisemitischen Anfeindungen durch Mitschüler und Lehrer, denen sich jüdische Schüler regelmäßig ausgesetzt sahen, auch rechtlich Vorschub geleistet. So sah ein Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ durch die „Einrichtung gesonderter jüdischer Schulen“ vor. Joachim Bornstein war zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Bereits im April 1933 hatte man ihm durch das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ das Recht auf höhere Schulbildung entzogen. 1938 wurden schließlich alle Juden vom allgemeinen Schulbesuch „entbunden“.<br />
<br />
Abgesehen von den zahlreichen Maßnahmen, die das Leben aller Menschen abseits der NS-Volksgemeinschaft zunehmend erschwerten, mussten alle vier Familienmitglieder seit Anfang der 1940er Jahre Zwangsarbeit leisten. Joachim war als Arbeiter beim Konservendosen-Großhändler Paul Wachholz in der Siemensstraße 23/24 zwangsbeschäftigt. Sein Bruder musste als Abrissarbeiter bei der Tiefbaufirma Richard Wählisch am Saatwinkler Damm 65/67 in Berlin-Plötzensee Zwangsarbeit leisten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Brüder nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ zu ihrem Arbeitsplatz bewegen.<br />
<br />
Der Entrechtung und Ausgrenzung folgte die Deportation: Im November 1941 wurde der damals 18-jährige Joachim Bornstein zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern von Polizisten der Gestapo-Leitstelle und der Kriminalpolizei aus ihrer Wohnung in die für diese Zwecke missbrauchte Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 gebracht. Am 27. November 1941 wurde die Familie vom Bahnhof Grunewald aus mit dem 7. Osttransport nach Riga deportiert.<br />
<br />
Dieser Transport geriet mitten in die Vorbereitungen der als „Rigaer Blutsonntag“ bekannt gewordenen Massenerschießung von mehr als 26.500 lettischen Juden des Rigaer Ghettos am 30. November und am 7./8. Dezember 1941 durch SS- und Polizeiangehörige sowie lettische Hilfspolizisten. Die insgesamt 1053 deportierten Berliner Juden des 7. Osttransports wurden kurzerhand ebenfalls durch die Erschießungskommandos ermordet. Am frühen Morgen des 30. November, unmittelbar nach ihrer Ankunft am Bahnhof Rumbula, wurde Joachim Bornstein zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern sowie den übrigen Deportierten in "Marschblöcke" zu 50 Personen eingeteilt und in die Kiefernwälder von Rumbula bei Riga getrieben. Diejenigen, die ankamen und nicht bereits auf dem Weg ermordet wurden, mussten sich vor sechs ausgehobenen Gruben entkleiden, bevor ihnen aus kurzer Distanz in den Hinterkopf geschossen wurde. Nur zwei Personen überlebten das Massaker. Weder Joachim Bornstein noch seine Verwandten zählten dazu.

Joachim Bornstein wurde am 20. Juli 1923 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Alfred Bornstein, der aus dem Dorf Konkolewo (heute Kąkolewo in Polen) in der damaligen preußischen Provinz Posen stammte und die gebürtige Berlinerin Helene Bornstein, geb. Rotholz. Joachim war das zweite Kind der Bornsteins. Sein älterer Bruder Günter Arnold war ein Jahr zuvor, am 31. März 1922, ebenfalls in Berlin zur Welt gekommen. Leider haben sich keine persönlichen Zeugnisse erhalten, die ein Licht auf die frühe Kindheit von Joachim und seinem Bruder in Berlin werfen könnten. Seit August 1932 bewohnte die Familie eine Wohnung in der zweiten Etage im Vorderhaus der Petersburger Straße 19 (heute Nr. 63) in Berlin-Friedrichshain. Spätestens ab Mai 1939 lebte hier auch die verwitwete Großmutter mütterlicherseits von Joachim, die damals 83-jährige Pauline Rotholz, geb. Nelhans.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Bornstein. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Bildungs- und Berufsleben. Durch die Maßnahmen im Bildungswesen wurde den antisemitischen Anfeindungen durch Mitschüler und Lehrer, denen sich jüdische Schüler regelmäßig ausgesetzt sahen, auch rechtlich Vorschub geleistet. So sah ein Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ durch die „Einrichtung gesonderter jüdischer Schulen“ vor. Joachim Bornstein war zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Bereits im April 1933 hatte man ihm durch das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ das Recht auf höhere Schulbildung entzogen. 1938 wurden schließlich alle Juden vom allgemeinen Schulbesuch „entbunden“.

Abgesehen von den zahlreichen Maßnahmen, die das Leben aller Menschen abseits der NS-Volksgemeinschaft zunehmend erschwerten, mussten alle vier Familienmitglieder seit Anfang der 1940er Jahre Zwangsarbeit leisten. Joachim war als Arbeiter beim Konservendosen-Großhändler Paul Wachholz in der Siemensstraße 23/24 zwangsbeschäftigt. Sein Bruder musste als Abrissarbeiter bei der Tiefbaufirma Richard Wählisch am Saatwinkler Damm 65/67 in Berlin-Plötzensee Zwangsarbeit leisten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Brüder nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ zu ihrem Arbeitsplatz bewegen.

Der Entrechtung und Ausgrenzung folgte die Deportation: Im November 1941 wurde der damals 18-jährige Joachim Bornstein zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern von Polizisten der Gestapo-Leitstelle und der Kriminalpolizei aus ihrer Wohnung in die für diese Zwecke missbrauchte Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 gebracht. Am 27. November 1941 wurde die Familie vom Bahnhof Grunewald aus mit dem 7. Osttransport nach Riga deportiert.

Dieser Transport geriet mitten in die Vorbereitungen der als „Rigaer Blutsonntag“ bekannt gewordenen Massenerschießung von mehr als 26.500 lettischen Juden des Rigaer Ghettos am 30. November und am 7./8. Dezember 1941 durch SS- und Polizeiangehörige sowie lettische Hilfspolizisten. Die insgesamt 1053 deportierten Berliner Juden des 7. Osttransports wurden kurzerhand ebenfalls durch die Erschießungskommandos ermordet. Am frühen Morgen des 30. November, unmittelbar nach ihrer Ankunft am Bahnhof Rumbula, wurde Joachim Bornstein zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern sowie den übrigen Deportierten in "Marschblöcke" zu 50 Personen eingeteilt und in die Kiefernwälder von Rumbula bei Riga getrieben. Diejenigen, die ankamen und nicht bereits auf dem Weg ermordet wurden, mussten sich vor sechs ausgehobenen Gruben entkleiden, bevor ihnen aus kurzer Distanz in den Hinterkopf geschossen wurde. Nur zwei Personen überlebten das Massaker. Weder Joachim Bornstein noch seine Verwandten zählten dazu.