Martha Tschernigow geb. Hirsch

Verlegeort
Strausberger Platz (Nordostseite)
Historischer Name
Große Frankfurter Straße 41-42
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
26. September 2006
Geboren
02. März 1883 in Magdeburg
Deportation
am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Martha Hirsch wurde am 2. März 1883 in Magdeburg geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Martha haben sich keine Zeugnisse erhalten. Ende der 1900er Jahre zog sie nach Berlin und heiratete den Kaufmann Samuel Leib Tschernigow. Der Sohn des Malermeisters Moritz Tschernigow und dessen Frau Selma, geb. Bent, stammte aus der Mark Brandenburg und wohnte Ende der 1900er Jahre in der Triftstraße 55 im Weddinger Sprengelkiez. Am 15. März 1911 bekam die Familie Zuwachs: Sohn Heinz Tschernigow wurde in Berlin geboren und die Familie zog in eine Wohnung am Grünen Weg 87 (der heutigen Singerstraße) in Friedrichshain, nahe des Strausberger Platzes. Hier kam am 25. November 1913 Tochter Ruth zur Welt.

Das Einkommen bezog die Familie aus der Kaufmannstätigkeit von Samuel Tschernigow, der um 1911 kurzzeitig auch als Dekorateur arbeitete. 1913 gründeten Martha und Samuel in Berlin eine Textilfabrikation, mit der sie sich insbesondere auf Damengürtel und Hosenträger spezialisierten. Es deutet einiges darauf hin, dass Samuel Leib mit Beginn des Ersten Weltkriegs – wie sein älterer Bruder Max Marcus Tschernigow – Frontsoldat wurde. Als Inhaberin des Geschäfts firmierte ab 1914 Martha Tschernigow. Im Jahr 1919 wurde es auf Samuel übertragen. Das Ehepaar zog nun mit seinen Kindern in die Blumenstraße 14-15, wo sie bis zum Jahr 1933 lebten. In den frühen 1920er Jahren stellten Martha und Samuel ihr Geschäft um. Sie vertrieben nun bis 1933 als Großhändler Haarnetze und handelten kurze Zeit auch mit Solinger Stahlwaren.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Tschernigow. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1933 gaben Martha und Samuel ihren Betrieb auf. Samuels Bruder, der Inhaber einer Schokoladen- und Bonbonfabrik in Schoeningen-Braunschweig war, musste diese ebenfalls aufgeben und war als Handlungsreisender tätig. Anfang oder Mitte der 1930er Jahre heiratete Marthas Sohn Heinz Tschernigow, der inzwischen seine Ausbildung als Textilkaufmann abgeschlossen hatte. Er bekam um das Jahr 1935 sein erstes von zwei Kindern. Im gleichen Jahr zogen Martha und Samuel Tschernigow in eine Wohnung in der Großen Frankfurter Straße 41-42 (heute Strausberger Platz). Unweit von dieser wohnte Ende der 1930er Jahre auch Marthas Schwager Max.

Kurz nach den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin verließ Heinz Tschernigow Deutschland und wanderte in die nördlich der koreanischen Halbinsel gelegene chinesische Stadt Harbin in der Mandschurei aus. Ein Jahr darauf verstarb Samuel Tschernigow. Die verwitwete Martha, die mit ihrer Tochter Ruth weiter in der Wohnung in der Großen Frankfurter Straße wohnte, schlug sich 1940/41 als Aufwartefrau durch. Ab September 1941 mussten beide Zwangsarbeit bei einem Berliner Unternehmen leisten.

Im Dezember 1942 wurden Martha und ihre Tochter Ruth deportiert. Sie hatten sich im Sammellager in der ehemaligen jüdischen Synagoge Levetzowstraße 7-8 einzufinden – eines der 15 Berliner Sammellager, in welchem die Transporte in die Ghettos und Vernichtungslager „im Osten“ zusammengestellt wurden. Hier wurden Martha und ihre Tochter getrennt. Ruth Tschernigow wurde am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die damals 59-jährige Martha Tschernigow wurde 5 Tage später, am 14. Dezember, mit dem 25. Osttransport ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Beide Frauen wurden – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet.

Marthas Sohn Heinz überlebte die NS-Zeit in der Emigration. Er kehrte mit seiner Familie in den 1950er Jahren nach Deutschland zurück. Marthas Schwager, Max Marcus, war im März 1942 deportiert und im Vernichtungslager Belzec ermordet worden. Dessen Ehefrau und Kinder hatten sich 1939 nach England geflüchtet.

Martha Hirsch wurde am 2. März 1883 in Magdeburg geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Martha haben sich keine Zeugnisse erhalten. Ende der 1900er Jahre zog sie nach Berlin und heiratete den Kaufmann Samuel Leib Tschernigow. Der Sohn des Malermeisters Moritz Tschernigow und dessen Frau Selma, geb. Bent, stammte aus der Mark Brandenburg und wohnte Ende der 1900er Jahre in der Triftstraße 55 im Weddinger Sprengelkiez. Am 15. März 1911 bekam die Familie Zuwachs: Sohn Heinz Tschernigow wurde in Berlin geboren und die Familie zog in eine Wohnung am Grünen Weg 87 (der heutigen Singerstraße) in Friedrichshain, nahe des Strausberger Platzes. Hier kam am 25. November 1913 Tochter Ruth zur Welt.

Das Einkommen bezog die Familie aus der Kaufmannstätigkeit von Samuel Tschernigow, der um 1911 kurzzeitig auch als Dekorateur arbeitete. 1913 gründeten Martha und Samuel in Berlin eine Textilfabrikation, mit der sie sich insbesondere auf Damengürtel und Hosenträger spezialisierten. Es deutet einiges darauf hin, dass Samuel Leib mit Beginn des Ersten Weltkriegs – wie sein älterer Bruder Max Marcus Tschernigow – Frontsoldat wurde. Als Inhaberin des Geschäfts firmierte ab 1914 Martha Tschernigow. Im Jahr 1919 wurde es auf Samuel übertragen. Das Ehepaar zog nun mit seinen Kindern in die Blumenstraße 14-15, wo sie bis zum Jahr 1933 lebten. In den frühen 1920er Jahren stellten Martha und Samuel ihr Geschäft um. Sie vertrieben nun bis 1933 als Großhändler Haarnetze und handelten kurze Zeit auch mit Solinger Stahlwaren.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Tschernigow. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1933 gaben Martha und Samuel ihren Betrieb auf. Samuels Bruder, der Inhaber einer Schokoladen- und Bonbonfabrik in Schoeningen-Braunschweig war, musste diese ebenfalls aufgeben und war als Handlungsreisender tätig. Anfang oder Mitte der 1930er Jahre heiratete Marthas Sohn Heinz Tschernigow, der inzwischen seine Ausbildung als Textilkaufmann abgeschlossen hatte. Er bekam um das Jahr 1935 sein erstes von zwei Kindern. Im gleichen Jahr zogen Martha und Samuel Tschernigow in eine Wohnung in der Großen Frankfurter Straße 41-42 (heute Strausberger Platz). Unweit von dieser wohnte Ende der 1930er Jahre auch Marthas Schwager Max.

Kurz nach den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin verließ Heinz Tschernigow Deutschland und wanderte in die nördlich der koreanischen Halbinsel gelegene chinesische Stadt Harbin in der Mandschurei aus. Ein Jahr darauf verstarb Samuel Tschernigow. Die verwitwete Martha, die mit ihrer Tochter Ruth weiter in der Wohnung in der Großen Frankfurter Straße wohnte, schlug sich 1940/41 als Aufwartefrau durch. Ab September 1941 mussten beide Zwangsarbeit bei einem Berliner Unternehmen leisten.

Im Dezember 1942 wurden Martha und ihre Tochter Ruth deportiert. Sie hatten sich im Sammellager in der ehemaligen jüdischen Synagoge Levetzowstraße 7-8 einzufinden – eines der 15 Berliner Sammellager, in welchem die Transporte in die Ghettos und Vernichtungslager „im Osten“ zusammengestellt wurden. Hier wurden Martha und ihre Tochter getrennt. Ruth Tschernigow wurde am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die damals 59-jährige Martha Tschernigow wurde 5 Tage später, am 14. Dezember, mit dem 25. Osttransport ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Beide Frauen wurden – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet.

Marthas Sohn Heinz überlebte die NS-Zeit in der Emigration. Er kehrte mit seiner Familie in den 1950er Jahren nach Deutschland zurück. Marthas Schwager, Max Marcus, war im März 1942 deportiert und im Vernichtungslager Belzec ermordet worden. Dessen Ehefrau und Kinder hatten sich 1939 nach England geflüchtet.