Alfred Braun

Verlegeort
Annemirl-Bauer-Platz (Südostecke)
Historischer Name
Simplonstr. 77
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
31. Dezember 1905 in Schleusenau (Posen) / Okole
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 29. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Ermordet
07. November 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Alfred Arthur Braun kam am 31. Dezember 1905 in Schleusenau in der preußischen Provinz Posen als Sohn des Schuhmachers Sally Braun und dessen Ehefrau Rosalie, geb. Sommerfeld, zur Welt. Seine Eltern gehörten der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Alfred Braun hatte noch eine Schwester, Hertha, die 1907 in Landsberg an der Warthe geboren wurde.

Schleusenau (polnisch Okole) war damals ein Vorort der Stadt Bromberg und ist heute ein Stadtteil von Bydgoszcz. Bromberg musste nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Januar 1920 aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages an Polen abgetreten werden. Möglicherweise verließ damals auch die Familie Braun – wie die meisten Deutschen – die Stadt und ließ sich in der kleinen Stadt Krojanke, etwa 70 km westlich von Bromberg gelegen, nieder. Alfreds Vater Sally Braun starb Anfang der 1920er Jahre. Alfred Braun erlernte den Beruf des Kaufmanns. Er hielt sich zeitweise in Krojanke bei seiner Mutter, zeitweise in Berlin auf, wo er zur Untermiete wohnte. Bei der Volkszählung im Mai 1939 lebte er bei dem nicht-jüdischen Ehepaar Pieper in der Simplonstraße 77 in Friedrichshain. Dieses Haus existiert nicht mehr, es befand sich an der Südostecke des heutigen Annemirl-Bauer-Platzes.

Da Juden und „Arier“, die zusammenlebten, zunehmend unter Druck gerieten, zog Alfred Braun kurze Zeit später in die Georgenkirchstraße 3 zu dem jüdischen Ehepaar Leiser, mit dem er bekannt oder eventuell sogar weitläufig verwandt war.

Alfred Braun wurde am 29. Oktober 1941 vom Bahnhof Grunewald mit dem 3. Osttransport in das Ghetto Lodz deportiert. Dort fand er Unterkunft in der Hohensteiner Straße. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich: Die Bewohner mussten Zwangsarbeit leisten, litten unter Unterernährung, starben massenhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter. Die engen und unzureichenden Wohnverhältnisse sowie die trostlose hygienische Situation trugen ebenfalls zur hohen Sterberate bei. Alfred Braun kam dort am 7. November 1942 im Alter von 36 Jahren ums Leben.

Alfreds Schwester Hertha hatte Isidor Jakobsberg, geb. 1901 in Jastrow, geheiratet und lebte in der kleinen Stadt Jastrow, die sich unweit von Krojanke befand. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Armin (geb. 1930), Cilly (geb. 1933) und Rudi (geb. 1937). Die Familie lebte noch während der Volkszählung im Mai 1939 in Jastrow, in der Adolf-Hitler-Straße 32. Im Frühjahr 1940 müssen die Jakobsbergs nach Berlin gezogen sein. Isidor Jakobsberg war zu einem unbekannten Zeitpunkt in Sachsenhausen inhaftiert und konnte dann nach England emigrieren. Hertha Jakobsberg und ihre drei Kinder wurden am 2. April 1942 mit dem 12. Osttransport in das Ghetto Warschau deportiert und ermordet.