Fritz Thurm

Verlegeort
Kreutzigerstr. 28
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
05. Juli 2008
Geboren
02. Juli 1883 in Fraustadt (Posen) / Wschowa
Beruf
Buchdrucker, Stadtverordneter
Ermordet
13. Juni 1937 in Berlin

„<i>Er hatte bei der Rückkehr aus der Haft sämtliche<br />
oberen Zähne durch die Mißhandlungen eingebüßt,<br />
auch </i>[hatte]<i> man ihn in den Unterleib getreten.<br />
</i>[...] <i>Mehrere tausend Parteigenossen gaben ihm<br />
das Geleit. Ein Zeichen, wie beliebt und bekannt<br />
mein Mann war.</i>“<br />
Helene Thurm 1951 <br />
<br />
Der Buchdrucker Fritz Thurm, dessen Vater Schneidermeister war, trat 1905 in die SPD ein. 1913 stellte ihn die AOK der damals noch selbständigen Stadt Lichtenberg an. Von 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg und trat zur USPD über. 1919 wurde er in die BV Lichtenberg und von ihr zum besoldeten Stadtrat und zum zweiten Bezirksbürgermeister gewählt. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg bestätigte seine Wahl jedoch nicht. Seit 1922 gehörte er wieder der SPD an. 1926 wurde er erneut zum besoldeten Stadtrat von Lichtenberg gewählt. Diesmal gab der Oberpräsident seine Zustimmung. Versuche der NSDAP in Lichtenberg, Thurm für ihre politische Ziele zu gewinnen, schlugen fehl. Im März 1933 entließ man ihn aus politischen Gründen als besoldeten Stadtrat. Er gehörte zu einer Widerstandsgruppe früherer SPD-Mitglieder, die vor allem verbotene Schriften verteilten. Im Herbst 1933 wurde er verhaftet, im Frühjahr 1934 kam er wieder frei. Danach war er arbeitslos. Im Januar 1936 war eine Demonstration am Grab von Karl Liebknecht auf dem Städtischen Friedhof Friedrichsfelde geplant, obwohl das Gedenken an den siebzehn Jahre zuvor ermordeten Liebknecht im nationalsozialistischen Deutschland verboten war. Thurm ging hin, obwohl die Demonstration verraten und deshalb kurzfristig abgesagt worden war. Auf dem Friedhof traf er deshalb nur Gestapo-Leute an. In der folgenden Nacht kam die Gestapo zur Haussuchung und Helene Thurm erfuhr, dass ihr Mann verhaftet worden war. Er war in Berlin und im KZ Lichtenburg in Haft und wurde im Oktober 1936 zurück nach Berlin-Moabit zum Prozess gebracht. Trotz eines Freispruchs wurde er erst am 17. April 1937 entlassen. Acht Wochen später starb er an den Folgen der schweren Misshandlungen.

Er hatte bei der Rückkehr aus der Haft sämtliche
oberen Zähne durch die Mißhandlungen eingebüßt,
auch
[hatte] man ihn in den Unterleib getreten.
[...] Mehrere tausend Parteigenossen gaben ihm
das Geleit. Ein Zeichen, wie beliebt und bekannt
mein Mann war.

Helene Thurm 1951

Der Buchdrucker Fritz Thurm, dessen Vater Schneidermeister war, trat 1905 in die SPD ein. 1913 stellte ihn die AOK der damals noch selbständigen Stadt Lichtenberg an. Von 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg und trat zur USPD über. 1919 wurde er in die BV Lichtenberg und von ihr zum besoldeten Stadtrat und zum zweiten Bezirksbürgermeister gewählt. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg bestätigte seine Wahl jedoch nicht. Seit 1922 gehörte er wieder der SPD an. 1926 wurde er erneut zum besoldeten Stadtrat von Lichtenberg gewählt. Diesmal gab der Oberpräsident seine Zustimmung. Versuche der NSDAP in Lichtenberg, Thurm für ihre politische Ziele zu gewinnen, schlugen fehl. Im März 1933 entließ man ihn aus politischen Gründen als besoldeten Stadtrat. Er gehörte zu einer Widerstandsgruppe früherer SPD-Mitglieder, die vor allem verbotene Schriften verteilten. Im Herbst 1933 wurde er verhaftet, im Frühjahr 1934 kam er wieder frei. Danach war er arbeitslos. Im Januar 1936 war eine Demonstration am Grab von Karl Liebknecht auf dem Städtischen Friedhof Friedrichsfelde geplant, obwohl das Gedenken an den siebzehn Jahre zuvor ermordeten Liebknecht im nationalsozialistischen Deutschland verboten war. Thurm ging hin, obwohl die Demonstration verraten und deshalb kurzfristig abgesagt worden war. Auf dem Friedhof traf er deshalb nur Gestapo-Leute an. In der folgenden Nacht kam die Gestapo zur Haussuchung und Helene Thurm erfuhr, dass ihr Mann verhaftet worden war. Er war in Berlin und im KZ Lichtenburg in Haft und wurde im Oktober 1936 zurück nach Berlin-Moabit zum Prozess gebracht. Trotz eines Freispruchs wurde er erst am 17. April 1937 entlassen. Acht Wochen später starb er an den Folgen der schweren Misshandlungen.