Paula Blumenthal geb. Korn

Verlegeort
Pariser Str. 24
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
16. September 2009
Geboren
27. September 1877 in Berlin
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Ermordet

Paula Korn kam am 27. September 1877 als Tochter des 1849 geborenen jüdischen Kaufmanns Albert Korn und seiner drei Jahre jüngeren Ehefrau Sara, geb. David in Berlin auf die Welt. Sie hatte drei Brüder. Ihre Eltern stammten aus der damaligen preußischen Provinz Posen. 1875 wurde ihr Vater Albert Korn das erste Mal im Berliner Adressbuch notiert: Er handelte mit „Weißwaren“, hatte also ein Wäschegeschäft. Während der Anfangsjahre wohnte die Familie in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte – das erste Zuhause für die meisten neu angekommenen Juden aus den kleinen Städten des Ostens. Wie der älteste Bruder Oskar (*1876) kamen auch Paula und Bruder Arnold (*1880) dort auf die Welt, 1885 wurde der Bruder Georg in der Großen Frankfurter Straße 99 geboren. Dort befand sich mittlerweile auch ein zweites Geschäft des Vaters. <br />
Paula Korn war kein Kind mehr, als die Familie innerhalb der Stadt Berlin Richtung Westen zog: 1890 befand sich das Geschäft des Vaters in der Potsdamerstraße 50 und die Wohnung in der Kurfürstenstraße 27. Nach der Erinnerung ihrer Nichte Lilli, der Tochter ihres Bruders Georg, besuchte Paula Korn eine höhere Töchterschule. Bis zur Hochzeit lebte sie – wie wohl auch ihre unverheirateten Geschwister – bei den Eltern. <br />
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wohnte die Familie in der Zimmerstraße 78 im heutigen Berliner Ortsteil Mitte, damals die „Friedrichstadt“. Am 18. März 1903 heiratete Paula Korn in Berlin den Kaufmann Karl (Carl) Heinrich Blumenthal, geboren 1876 in Klein Eulau/Kreis Sprottau in der Provinz Schlesien. Er wohnte in der Courbierestraße 7, damals Charlottenburg, heute Schöneberg. Sein bereits gestorbener Vater Wilhelm Blumenthal war „Rendant“, also Buchhalter, der Wilhelmshütte gewesen, einer großen Eisenhütte und Maschinenbaufirma in verschiedenen kleinen Orten des Kreises Sprottau. <br />
Klara Blumenthals Ehemann war lange Jahre Mitbesitzer einer 1902 gegründeten Fabrik für Damenmäntel, die unter dem Namen „Behrens & Baumann Nachf.“ im Berliner Konfektionsviertel rund um den Hausvogteiplatz zu Hause war: in der Taubenstraße, direkt am Hausvogteiplatz und zuletzt in der Mohrenstraße. <br />
Das Ehepaar wohnte fast 30 Jahre in der Pariser Straße 24, Ecke Württembergische Straße: 1911 wurde Carl Blumenthal das erste Mal, 1939 das letzte Mal im Berliner Adressbuch als Haushaltsvorstand notiert. Die Ehe blieb – wie auch die Ehe des Bruders Oskar Korn – ohne Kinder. Aber Paula Blumenthal war berufstätig: Sie arbeitete als „Kauffrau“ in der Firma ihres Ehemannes und war dort auch Prokuristin. <br />
1934 zog ihr Bruder Oskar Korn nach dem Tod seiner Ehefrau zu Schwester und Schwager in die Pariser Straße 24. Der Umsatz der Firma „Behrens & Baumann Nachf.“ ging nach 1933 zurück. Nachdem Karl Blumenthal 1938 noch für ein einziges Jahr Alleininhaber geworden war, musste sie 1939 aufgelöst werden. Paula Blumenthal besaß damit auch kein Wirkungsfeld und keine Einkünfte mehr. Das Ehepaar Blumenthal und Oskar Korn mussten die große Wohnung in der Pariser Straße 24 verlassen. (Die letzte Anschrift von Oskar Korn war die Spichernstraße 19. Dort bewohnte er als Untermieter ein möbliertes Zimmer bei seinem Bruder Arnold Korn, der ebenfalls Kaufmann geworden war und dem eine Fabrik für Herrenbekleidung gehört hatte.) <br />
Karl und Paula Blumenthal wohnten zuletzt in der Reichsstraße 10/Ecke Leistikowstraße in Berlin-Charlottenburg. Am 29. November 1940 starb Ehemann Karl Blumenthal in einer Privatklinik in der Trautenaustraße in Berlin-Wilmersdorf. Paula Blumenthal wohnte bis zu ihrer Deportation in der Reichsstraße. Am 19. Januar 1942 wurde sie mit 1000 anderen Jüdinnen und Juden vom Bahnhof Grunewald aus in das Ghetto von Riga deportiert. Auf der Transportliste war ihr Beruf als „Kontoristin“ angegeben. Es sind nur 19 Überlebende bekannt. Paula Blumenthal gehörte nicht zu ihnen.<br />
Und ihre Geschwister? Ihr Bruder Oskar Korn wurde am 2. April 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert. Er kehrte nicht zurück. Arnold Korn wurde am 12. März 1943 mit seiner Ehefrau Erna geb. Groeger nach Auschwitz verschleppt. Beide wurden ermordet. Allein der jüngste Bruder Georg Korn überlebte: Er war 1939 mit seiner Frau und den beiden Kindern Peter Jona und Lilli nach Palästina emigriert, aber schon 1940 in Tel Aviv gestorben. Seine Ehefrau Elisabeth ging 1941 in die USA und starb dort 1950. Peter Jona Korn, der ein bekannter Komponist und Dirigent werden sollte, kehrte 1965 nach Deutschland zurück und starb 1998 in München. Von den drei Kindern ihres Bruders Arnold wurde die älteste Tochter Irene deportiert und ermordet; in den USA lebte die Tochter Gerda, die über das Leben ihrer Tante berichtete; nach Palästina ging 1939 der Sohn Walter und lebte dort als Eliahn Koren. <br />

Paula Korn kam am 27. September 1877 als Tochter des 1849 geborenen jüdischen Kaufmanns Albert Korn und seiner drei Jahre jüngeren Ehefrau Sara, geb. David in Berlin auf die Welt. Sie hatte drei Brüder. Ihre Eltern stammten aus der damaligen preußischen Provinz Posen. 1875 wurde ihr Vater Albert Korn das erste Mal im Berliner Adressbuch notiert: Er handelte mit „Weißwaren“, hatte also ein Wäschegeschäft. Während der Anfangsjahre wohnte die Familie in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte – das erste Zuhause für die meisten neu angekommenen Juden aus den kleinen Städten des Ostens. Wie der älteste Bruder Oskar (*1876) kamen auch Paula und Bruder Arnold (*1880) dort auf die Welt, 1885 wurde der Bruder Georg in der Großen Frankfurter Straße 99 geboren. Dort befand sich mittlerweile auch ein zweites Geschäft des Vaters.
Paula Korn war kein Kind mehr, als die Familie innerhalb der Stadt Berlin Richtung Westen zog: 1890 befand sich das Geschäft des Vaters in der Potsdamerstraße 50 und die Wohnung in der Kurfürstenstraße 27. Nach der Erinnerung ihrer Nichte Lilli, der Tochter ihres Bruders Georg, besuchte Paula Korn eine höhere Töchterschule. Bis zur Hochzeit lebte sie – wie wohl auch ihre unverheirateten Geschwister – bei den Eltern.
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wohnte die Familie in der Zimmerstraße 78 im heutigen Berliner Ortsteil Mitte, damals die „Friedrichstadt“. Am 18. März 1903 heiratete Paula Korn in Berlin den Kaufmann Karl (Carl) Heinrich Blumenthal, geboren 1876 in Klein Eulau/Kreis Sprottau in der Provinz Schlesien. Er wohnte in der Courbierestraße 7, damals Charlottenburg, heute Schöneberg. Sein bereits gestorbener Vater Wilhelm Blumenthal war „Rendant“, also Buchhalter, der Wilhelmshütte gewesen, einer großen Eisenhütte und Maschinenbaufirma in verschiedenen kleinen Orten des Kreises Sprottau.
Klara Blumenthals Ehemann war lange Jahre Mitbesitzer einer 1902 gegründeten Fabrik für Damenmäntel, die unter dem Namen „Behrens & Baumann Nachf.“ im Berliner Konfektionsviertel rund um den Hausvogteiplatz zu Hause war: in der Taubenstraße, direkt am Hausvogteiplatz und zuletzt in der Mohrenstraße.
Das Ehepaar wohnte fast 30 Jahre in der Pariser Straße 24, Ecke Württembergische Straße: 1911 wurde Carl Blumenthal das erste Mal, 1939 das letzte Mal im Berliner Adressbuch als Haushaltsvorstand notiert. Die Ehe blieb – wie auch die Ehe des Bruders Oskar Korn – ohne Kinder. Aber Paula Blumenthal war berufstätig: Sie arbeitete als „Kauffrau“ in der Firma ihres Ehemannes und war dort auch Prokuristin.
1934 zog ihr Bruder Oskar Korn nach dem Tod seiner Ehefrau zu Schwester und Schwager in die Pariser Straße 24. Der Umsatz der Firma „Behrens & Baumann Nachf.“ ging nach 1933 zurück. Nachdem Karl Blumenthal 1938 noch für ein einziges Jahr Alleininhaber geworden war, musste sie 1939 aufgelöst werden. Paula Blumenthal besaß damit auch kein Wirkungsfeld und keine Einkünfte mehr. Das Ehepaar Blumenthal und Oskar Korn mussten die große Wohnung in der Pariser Straße 24 verlassen. (Die letzte Anschrift von Oskar Korn war die Spichernstraße 19. Dort bewohnte er als Untermieter ein möbliertes Zimmer bei seinem Bruder Arnold Korn, der ebenfalls Kaufmann geworden war und dem eine Fabrik für Herrenbekleidung gehört hatte.)
Karl und Paula Blumenthal wohnten zuletzt in der Reichsstraße 10/Ecke Leistikowstraße in Berlin-Charlottenburg. Am 29. November 1940 starb Ehemann Karl Blumenthal in einer Privatklinik in der Trautenaustraße in Berlin-Wilmersdorf. Paula Blumenthal wohnte bis zu ihrer Deportation in der Reichsstraße. Am 19. Januar 1942 wurde sie mit 1000 anderen Jüdinnen und Juden vom Bahnhof Grunewald aus in das Ghetto von Riga deportiert. Auf der Transportliste war ihr Beruf als „Kontoristin“ angegeben. Es sind nur 19 Überlebende bekannt. Paula Blumenthal gehörte nicht zu ihnen.
Und ihre Geschwister? Ihr Bruder Oskar Korn wurde am 2. April 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert. Er kehrte nicht zurück. Arnold Korn wurde am 12. März 1943 mit seiner Ehefrau Erna geb. Groeger nach Auschwitz verschleppt. Beide wurden ermordet. Allein der jüngste Bruder Georg Korn überlebte: Er war 1939 mit seiner Frau und den beiden Kindern Peter Jona und Lilli nach Palästina emigriert, aber schon 1940 in Tel Aviv gestorben. Seine Ehefrau Elisabeth ging 1941 in die USA und starb dort 1950. Peter Jona Korn, der ein bekannter Komponist und Dirigent werden sollte, kehrte 1965 nach Deutschland zurück und starb 1998 in München. Von den drei Kindern ihres Bruders Arnold wurde die älteste Tochter Irene deportiert und ermordet; in den USA lebte die Tochter Gerda, die über das Leben ihrer Tante berichtete; nach Palästina ging 1939 der Sohn Walter und lebte dort als Eliahn Koren.