Ludwig Fürst

Verlegeort
Pestalozzistr. 6
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
20. September 2010
Geboren
28. Oktober 1905 in Frankfurt/Oder
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Ludwig Fürst wurde am 28. Oktober 1905 in Frankfurt/Oder in ein wohlhabendes Elternhaus geboren. 1936 war er - erst 30 Jahre alt - bereits Alleininhaber der Ziegelei Fürst & Alexander in Frankfurt. In diesem Jahr unternahm er eine Reise nach Palästina „als Prüfung und Vorbereitung einer späteren Auswanderung“, dafür musste er Devisen beantragen. Aus der Auswanderung wurde leider nichts. Er bekam früh Schwierigkeiten mit dem NS-Regime: Am 8. Februar 1939 wurde Fürst aus dem KZ Sachsenhausen entlassen, es bleibt offen, warum und wie lang er dort festgehalten worden war. Möglicherweise handelte es sich um „Devisenvergehen“ im Zusammenhang mit der geplanten Auswanderung, eine Anschuldigung, deren sich die Nationalsozialisten gegenüber Juden oft bedienten. Bald nach der Entlassung, im März 1939, heiratete Ludwig Fürst die acht Jahre jüngere Berta Lewin, am 22. Mai 1913 in Neumark (Nowe Miasto) im Kreis Lebau (Westpreußen) geboren. Zu diesem Zeitpunkt konnte Fürst kaum noch über sein Vermögen verfügen. In der Ziegelei war ihm von dem „Treuhänder der Arbeit“ ein Betriebsführer „zur Seite“ eingesetzt worden; von seinen Konten durfte er privat nur von einem „beschränkt verfügbaren Sicherheitskonto“ abheben. Nur solche waren Juden nach der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12.11.1938 noch erlaubt. Von diesen Konten durften nur die durch „Sicherungsanordnung“ festgelegten Beträge für ein Existenzminimum an die Besitzer ausgezahlt werden, für Ludwig Fürst waren das im Monat 350.- Reichsmark für seinen Lebensunterhalt. Jede zusätzliche Ausgabe, Zahnarzt, Reparaturen, Fahrtkosten nach Berlin oder auch 100 Reichsmark monatlich zur Unterstützung seiner Schwiegermutter Emma Lewin, musste er getrennt beantragen. <br />
<br />
So auch 500 Mark für die Hochzeit. Mit seiner jungen Ehefrau wollte Fürst nach Honduras auswandern. Er beantragte und bekam die Erlaubnis, weiter 500 Reichsmark zu verwenden, um sich für die Beteiligung an einer Siedlung dort anzumelden. Auch aus diesem Auswanderungsplan sollte nichts werden. Zwischen März und Juli 1939 verkaufte Ludwig Fürst in kurzer Abfolge die Ziegelei und seine vier Gründstücke in Frankfurt/Oder – eine Folge der am 3.12.38 erlassenen „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“, nach der Juden gezwungen werden konnten, Gewerbebetriebe und Grundstücke zu verkaufen. Mindestens der Ziegeleiverkauf wurde von dem von den Nationalsozialisten eingesetzten Betriebsführer als „Bevollmächtigter“ abgewickelt. Die Erlöse wurden, soweit sie nicht zur Hypothekentilgung herangezogen wurden, auf Fürsts Sperrkonto überwiesen. Es ist anzunehmen, dass die Verkäufe weder freiwillig noch fair waren.<br />
<br />
Wann genau Ludwig Fürst nach Berlin zog, bleibt unklar. Möglicherweise hatte er schon früh ein Zimmer zur Untermiete bei Bruno Tichauer in der Pestalozzistraße 6, da er dort bei der Volkszählung 1939 erfasst wurde, nicht aber seine Frau. Noch im Herbst des gleichen Jahres beantragte er, Geld für eine Monatskarte Frankfurt-Berlin für sich und seine Frau ausgeben zu dürfen, da sie in Berlin in Hinblick auf die Auswanderung nach Zentralamerika einen Spanischkurs der Jüdischen Gemeinde besuchten. Am 31. Oktober 1940 wurde, bereits in Berlin, der Sohn Joel Gerson geboren. <br />
<br />
Anfang 1943 wohnten alle drei zur Untermiete bei Bruno Tichauer, Vorderhaus 1. Stock. Die offensichtlich sehr unwillig ausgefüllte „Vermögenserklärung“ für die Oberfinanzdirektion lässt erkennen, dass die junge Familie ziemlich verarmt war. Ludwig Fürst gab seinen Beruf mit „Schlosser“ an, sicherlich in Zwangsarbeit eingesetzt, mit einem Lohn von wöchentlich 45 Mark. Vermögen hätte er bei der Lausitzer Bank in Frankfurt/Oder, einen Betrag gab er nicht an. Dem Finanzamt in Frankfurt schulde er ca. 1800 Mark „Wertzuwachssteuer“. Zu den Sachwerten gab er „einige Möbelstücke“ und Kleidung „nur für die Abwanderung“ an. Bei der amtlichen Nachlassbewertung wurde lediglich eine „fruchtlose Schätzung“ festgestellt. <br />
<br />
Die erzwungene „Vermögenserklärung“ ist am 27. Februar 1943 unterschrieben. Sehr wahrscheinlich wurde Ludwig Fürst am Arbeitsplatz im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ festgenommen und in das Sammellager Levetzowstrasse 7-8, eine von den Nationalsozialisten umfunktionierte ehemalige Synagoge, gebracht. Am 3. März wurde er nach Auschwitz deportiert. Es ist ungewiss, ob er Berta und seinen zweijährigen Sohn noch einmal sah. Selbst wenn sie, was unklar ist, zur gleichen Zeit auch in die Levetzowstrasse gebracht worden sein sollten, gab es nur eine geringe Chance: Berta und Joel Gerson wurden von dort bereits am 1. März mit einem früheren Transport nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Die genauen Todesdaten von Ludwig, Berta und Joel Gerson Fürst sind nicht dokumentiert.

Ludwig Fürst wurde am 28. Oktober 1905 in Frankfurt/Oder in ein wohlhabendes Elternhaus geboren. 1936 war er - erst 30 Jahre alt - bereits Alleininhaber der Ziegelei Fürst & Alexander in Frankfurt. In diesem Jahr unternahm er eine Reise nach Palästina „als Prüfung und Vorbereitung einer späteren Auswanderung“, dafür musste er Devisen beantragen. Aus der Auswanderung wurde leider nichts. Er bekam früh Schwierigkeiten mit dem NS-Regime: Am 8. Februar 1939 wurde Fürst aus dem KZ Sachsenhausen entlassen, es bleibt offen, warum und wie lang er dort festgehalten worden war. Möglicherweise handelte es sich um „Devisenvergehen“ im Zusammenhang mit der geplanten Auswanderung, eine Anschuldigung, deren sich die Nationalsozialisten gegenüber Juden oft bedienten. Bald nach der Entlassung, im März 1939, heiratete Ludwig Fürst die acht Jahre jüngere Berta Lewin, am 22. Mai 1913 in Neumark (Nowe Miasto) im Kreis Lebau (Westpreußen) geboren. Zu diesem Zeitpunkt konnte Fürst kaum noch über sein Vermögen verfügen. In der Ziegelei war ihm von dem „Treuhänder der Arbeit“ ein Betriebsführer „zur Seite“ eingesetzt worden; von seinen Konten durfte er privat nur von einem „beschränkt verfügbaren Sicherheitskonto“ abheben. Nur solche waren Juden nach der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12.11.1938 noch erlaubt. Von diesen Konten durften nur die durch „Sicherungsanordnung“ festgelegten Beträge für ein Existenzminimum an die Besitzer ausgezahlt werden, für Ludwig Fürst waren das im Monat 350.- Reichsmark für seinen Lebensunterhalt. Jede zusätzliche Ausgabe, Zahnarzt, Reparaturen, Fahrtkosten nach Berlin oder auch 100 Reichsmark monatlich zur Unterstützung seiner Schwiegermutter Emma Lewin, musste er getrennt beantragen.

So auch 500 Mark für die Hochzeit. Mit seiner jungen Ehefrau wollte Fürst nach Honduras auswandern. Er beantragte und bekam die Erlaubnis, weiter 500 Reichsmark zu verwenden, um sich für die Beteiligung an einer Siedlung dort anzumelden. Auch aus diesem Auswanderungsplan sollte nichts werden. Zwischen März und Juli 1939 verkaufte Ludwig Fürst in kurzer Abfolge die Ziegelei und seine vier Gründstücke in Frankfurt/Oder – eine Folge der am 3.12.38 erlassenen „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“, nach der Juden gezwungen werden konnten, Gewerbebetriebe und Grundstücke zu verkaufen. Mindestens der Ziegeleiverkauf wurde von dem von den Nationalsozialisten eingesetzten Betriebsführer als „Bevollmächtigter“ abgewickelt. Die Erlöse wurden, soweit sie nicht zur Hypothekentilgung herangezogen wurden, auf Fürsts Sperrkonto überwiesen. Es ist anzunehmen, dass die Verkäufe weder freiwillig noch fair waren.

Wann genau Ludwig Fürst nach Berlin zog, bleibt unklar. Möglicherweise hatte er schon früh ein Zimmer zur Untermiete bei Bruno Tichauer in der Pestalozzistraße 6, da er dort bei der Volkszählung 1939 erfasst wurde, nicht aber seine Frau. Noch im Herbst des gleichen Jahres beantragte er, Geld für eine Monatskarte Frankfurt-Berlin für sich und seine Frau ausgeben zu dürfen, da sie in Berlin in Hinblick auf die Auswanderung nach Zentralamerika einen Spanischkurs der Jüdischen Gemeinde besuchten. Am 31. Oktober 1940 wurde, bereits in Berlin, der Sohn Joel Gerson geboren.

Anfang 1943 wohnten alle drei zur Untermiete bei Bruno Tichauer, Vorderhaus 1. Stock. Die offensichtlich sehr unwillig ausgefüllte „Vermögenserklärung“ für die Oberfinanzdirektion lässt erkennen, dass die junge Familie ziemlich verarmt war. Ludwig Fürst gab seinen Beruf mit „Schlosser“ an, sicherlich in Zwangsarbeit eingesetzt, mit einem Lohn von wöchentlich 45 Mark. Vermögen hätte er bei der Lausitzer Bank in Frankfurt/Oder, einen Betrag gab er nicht an. Dem Finanzamt in Frankfurt schulde er ca. 1800 Mark „Wertzuwachssteuer“. Zu den Sachwerten gab er „einige Möbelstücke“ und Kleidung „nur für die Abwanderung“ an. Bei der amtlichen Nachlassbewertung wurde lediglich eine „fruchtlose Schätzung“ festgestellt.

Die erzwungene „Vermögenserklärung“ ist am 27. Februar 1943 unterschrieben. Sehr wahrscheinlich wurde Ludwig Fürst am Arbeitsplatz im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ festgenommen und in das Sammellager Levetzowstrasse 7-8, eine von den Nationalsozialisten umfunktionierte ehemalige Synagoge, gebracht. Am 3. März wurde er nach Auschwitz deportiert. Es ist ungewiss, ob er Berta und seinen zweijährigen Sohn noch einmal sah. Selbst wenn sie, was unklar ist, zur gleichen Zeit auch in die Levetzowstrasse gebracht worden sein sollten, gab es nur eine geringe Chance: Berta und Joel Gerson wurden von dort bereits am 1. März mit einem früheren Transport nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Die genauen Todesdaten von Ludwig, Berta und Joel Gerson Fürst sind nicht dokumentiert.