Emilie Kass geb. Löwenbach

Verlegeort
Schlüterstr. 54
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
23. September 2010
Geboren
07. Mai 1864 in Neuss
Deportation
am 11. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
02. Oktober 1942 in Theresienstadt

Emilie Kass’ Mädchenname war Löwenbach. Sie wurde am 7. Mai 1864 in Neuss am Rhein als dritte Tochter von Carl Löwenbach und Caroline geb. Winter geboren. Der Tuch-, Porzellan- und Kristallwarenhändler Carl Löwenbach hatte 1858 nach Neuss geheiratet, später war er der Leiter der Neusser Nebenstelle der Reichsbank. Von 1882 bis 1890 war er auch einer der Vorsteher der Synagogengemeinde Neuss. Emilies ältere Schwestern hießen Jenny und Regine Ida.<br />
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Emilie wuchs in Neuss auf und heiratete 1888 den Kaufmann Moritz Kass aus Paderborn. Das Paar ließ sich nicht in Neuss nieder, sondern in Bielefeld, vielleicht auch zunächst in Paderborn. 1927 wohnte der Fabrikant Moritz Kass jedenfalls in Bielefeld, in der Detmolder Straße 86. Da Moritz Kass nicht in den Berliner Adressbüchern zu finden ist, ist anzunehmen, dass Emilie erst nach seinem Tod nach Berlin umzog. Möglicherweise hatte sie hier Verwandte, vielleicht auch Kinder, bei denen sie lebte, denn auch sie war im Adressbuch nicht mit einer eigenen Wohnung aufgeführt.<br />
<br />
Als sie im Mai 1939 bei der Volkszählung auf der „Ergänzungskartei“, in der alle Juden registriert werden sollten, erfasst wurde, wohnte sie in der Schlüterstraße 54 in der Pension von Rosa Phiebig. Anfang September 1942 eröffnete ihr die Gestapo , sie müsse in das Altersghetto Theresienstadt „abwandern“, gemeint war die Deportation . Zu diesem Zeitpunkt wohnte sie nicht mehr in der Schlüterstraße sondern um die Ecke, in der Niebuhrstraße 4, bei dem Juristen Ludwig Marcuse zur Untermiete. Wahrscheinlich war sie genötigt worden, ein vergleichsweise komfortables Zimmer in der Pension Phiebig, die mehrere ehemals wohlhabende Witwen beherbergte, für eine bescheidenere Unterkunft zu tauschen. In der Niebuhrstaße 4 wohnte auch Margarete Michaelis, 1895 in Paderborn als Margarete Kass geboren – sicherlich eine Verwandte, vielleicht sogar eine Tochter von Emilie. Von der Niebuhrstraße wurde Emilie Kass in das Sammellager im ehemaligen Altersheim Große Hamburger Straße 26 gebracht und am 11. September 1942 vom Anhalter Bahnhof mit weiteren 99 Opfern in zwei an den Zug nach Prag angehängten „Sonderwaggons“ nach Theresienstadt deportiert.<br />
<br />
Entgegen den durch bewusste Täuschung geweckten Erwartungen waren die Lebensumstände im sogenannten „Altersghetto“ so unerträglich, dass etwa ein Viertel aller dort Gefangenen – 33456 von über 140000 bis Mai 1945 - starben, noch bevor sie weiter in ein Vernichtungslager verschleppt werden konnten. Zu ihnen gehörte auch die inzwischen 78jährige Emilie Kass. Sie war in das Gebäude L315, Zimmer 27 eingewiesen worden, eine Sammelunterkunft, in der wie überall in Theresienstadt, die hygienischen Bedingungen im wörtlichen Sinne mörderisch waren. Emilie Kass erlag ihnen bereits drei Wochen nach ihrer Ankunft: am 2. Oktober 1942 starb sie laut „Todesfallanzeige“ der Ghetto -Ärzte in ihrem Zimmer an „akutem Darmkatarrh“.<br />
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Emilie Kass’ letzter Hauswirt, Ludwig Marcuse, wartete die Deportation nicht mehr ab: am 15. Januar 1943 nahm er sich das Leben. Margarete Michaelis geb. Kass wurde am darauffolgenden 1. März nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Jenny Löwenbach, Emilies älteste Schwester, die ledig geblieben war, lebte zuletzt in Köln und kam im Sammellager Köln-Müngersdorf am 1. Juli 1942 ums Leben.<br />
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Emilie Kass gehört zu den 204 auf einem Holocaust -Mahnmal in Neuss genannten jüdischen NS-Opfer, das 1995 gegenüber dem Standort der 1938 zerstörten Synagoge aufgestellt wurde.

Emilie Kass’ Mädchenname war Löwenbach. Sie wurde am 7. Mai 1864 in Neuss am Rhein als dritte Tochter von Carl Löwenbach und Caroline geb. Winter geboren. Der Tuch-, Porzellan- und Kristallwarenhändler Carl Löwenbach hatte 1858 nach Neuss geheiratet, später war er der Leiter der Neusser Nebenstelle der Reichsbank. Von 1882 bis 1890 war er auch einer der Vorsteher der Synagogengemeinde Neuss. Emilies ältere Schwestern hießen Jenny und Regine Ida.

Emilie wuchs in Neuss auf und heiratete 1888 den Kaufmann Moritz Kass aus Paderborn. Das Paar ließ sich nicht in Neuss nieder, sondern in Bielefeld, vielleicht auch zunächst in Paderborn. 1927 wohnte der Fabrikant Moritz Kass jedenfalls in Bielefeld, in der Detmolder Straße 86. Da Moritz Kass nicht in den Berliner Adressbüchern zu finden ist, ist anzunehmen, dass Emilie erst nach seinem Tod nach Berlin umzog. Möglicherweise hatte sie hier Verwandte, vielleicht auch Kinder, bei denen sie lebte, denn auch sie war im Adressbuch nicht mit einer eigenen Wohnung aufgeführt.

Als sie im Mai 1939 bei der Volkszählung auf der „Ergänzungskartei“, in der alle Juden registriert werden sollten, erfasst wurde, wohnte sie in der Schlüterstraße 54 in der Pension von Rosa Phiebig. Anfang September 1942 eröffnete ihr die Gestapo , sie müsse in das Altersghetto Theresienstadt „abwandern“, gemeint war die Deportation . Zu diesem Zeitpunkt wohnte sie nicht mehr in der Schlüterstraße sondern um die Ecke, in der Niebuhrstraße 4, bei dem Juristen Ludwig Marcuse zur Untermiete. Wahrscheinlich war sie genötigt worden, ein vergleichsweise komfortables Zimmer in der Pension Phiebig, die mehrere ehemals wohlhabende Witwen beherbergte, für eine bescheidenere Unterkunft zu tauschen. In der Niebuhrstaße 4 wohnte auch Margarete Michaelis, 1895 in Paderborn als Margarete Kass geboren – sicherlich eine Verwandte, vielleicht sogar eine Tochter von Emilie. Von der Niebuhrstraße wurde Emilie Kass in das Sammellager im ehemaligen Altersheim Große Hamburger Straße 26 gebracht und am 11. September 1942 vom Anhalter Bahnhof mit weiteren 99 Opfern in zwei an den Zug nach Prag angehängten „Sonderwaggons“ nach Theresienstadt deportiert.

Entgegen den durch bewusste Täuschung geweckten Erwartungen waren die Lebensumstände im sogenannten „Altersghetto“ so unerträglich, dass etwa ein Viertel aller dort Gefangenen – 33456 von über 140000 bis Mai 1945 - starben, noch bevor sie weiter in ein Vernichtungslager verschleppt werden konnten. Zu ihnen gehörte auch die inzwischen 78jährige Emilie Kass. Sie war in das Gebäude L315, Zimmer 27 eingewiesen worden, eine Sammelunterkunft, in der wie überall in Theresienstadt, die hygienischen Bedingungen im wörtlichen Sinne mörderisch waren. Emilie Kass erlag ihnen bereits drei Wochen nach ihrer Ankunft: am 2. Oktober 1942 starb sie laut „Todesfallanzeige“ der Ghetto -Ärzte in ihrem Zimmer an „akutem Darmkatarrh“.

Emilie Kass’ letzter Hauswirt, Ludwig Marcuse, wartete die Deportation nicht mehr ab: am 15. Januar 1943 nahm er sich das Leben. Margarete Michaelis geb. Kass wurde am darauffolgenden 1. März nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Jenny Löwenbach, Emilies älteste Schwester, die ledig geblieben war, lebte zuletzt in Köln und kam im Sammellager Köln-Müngersdorf am 1. Juli 1942 ums Leben.

Emilie Kass gehört zu den 204 auf einem Holocaust -Mahnmal in Neuss genannten jüdischen NS-Opfer, das 1995 gegenüber dem Standort der 1938 zerstörten Synagoge aufgestellt wurde.