Therese Mejerzon geb. Köppler

Verlegeort
Bamberger Str. 22
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
15. Oktober 2008
Geboren
30. Mai 1885 in Wollstein
Deportation
am 12. Januar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Therese Mejerzon (geb. Köppler) wurde am 30. Mai 1885 in Wollstein (heute Wolsztyn) geboren. Von Beruf war sie Krankenschwester.

Im Dezember 1942 musste Therese Mejerzon ihre Wohnung in der Bamberger Str. 22 räumen und zog zwangsweise in das „Judenhaus“ Nassauische Str. 61. Von dort wurde sie am 12. Januar 1943 über das Sammellager Große Hamburger Str. 26 mit dem „26. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Aus ihrer „Vermögenserklärung“ geht hervor, dass sie zum Zeitpunkt der Deportation verwitwet war.

Therese Köppler wurde am 30. Mai 1885 in Wollstein (heute Wolsztyn) geboren. Wann sie nach Berlin kam, wissen wir nicht; es gab jedoch eine große, verzweigte Familie Köppler, die halb in Wollstein, halb in Berlin lebte und deren berühmtestes Mitglied der 1912 geborene Heinz Köppler (später Sir Henry Koeppler) war, der Gründer der demokratischen Bildungseinrichtung Wilton Park. Genaueres über Therese erfahren wir erst in einem Heiratseintrag von 1923, als sie achtunddreißig Jahre alt war. Dort steht ihre Adresse Hohenzollerndamm 187, zu ihrem Beruf steht „Geschäftsinhaberin“, auch wenn sie viele Jahre später in ihrer Vermögenserklärung den Beruf der Krankenschwester angab.

Thereses Ehemann Heinrich Mejerzon, geboren 1881 im polnischen Czenstochau, war Kaufmann und Makler. Sein Nachname findet in verschiedenen Dokumenten in vier unterschiedliche Schreibweisen – Meerson im Heiratseintrag, an anderen Stellen Merson, Meyerson oder Mejerson; für den Stolperstein wurde die Schreibweise aus dem Gedenkbuch des Bundesarchivs gewählt. Vermutlich zog das Ehepaar nach der Heirat zunächst in die Berliner Straße 108, später in die Hektorstraße 21; ab 1937 findet sich die Adresse Bamberger Straße 22. Dort wohnten sie bei der Witwe Clara Rieger zur Untermiete, in beengten Verhältnissen neben sechs weiteren Untermietparteien. Am 13. September 1939  wurde Heinrich verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, vermutlich als politischer Häftling, da er laut Sterbeurkunde aus Oranienburg katholisch war. Er starb dort am 1. April 1940; als Todesursache wird „Herzmuskelentartung“ und „allgemeine Herzschwäche“ angegeben – wie so häufig eine Verschleierung der wahren Todesursachen von Lagerhäftlingen, die unerträglichen hygienischen Bedingungen, Mangelernährung oder Folter und Totschlag zum Opfer fielen.

Im Dezember 1942 musste Therese Mejerzon ihr Zimmer in der Bamberger Str. 22 räumen und zog zwangsweise in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Nassauischen Straße 61. Von dort wurde sie am 12. Januar 1943 über das Sammellager Große Hamburger Str. 26 mit dem 26. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Dieser Transport umfasste 1.196 Personen, unter ihnen war die 65jährige Schriftstellerin Else Ury, Autorin der "Nesthäkchen"-Bücher. Nach Ankunft des Zuges wurden nur 127 Männer als arbeitsfähige Häftlinge in das Lager eingewiesen, die übrigen Menschen – also auch Therese Mejerzon - wurden in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet.