Sally Müller

Verlegeort
Sybelstr. 44
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Juni 2009
Geboren
07. November 1885 in Schönlanke / Kuźnica Czarnkowska
Deportation
am 03. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Einige Jahre hat Sally Müller recht bescheiden in der Sybelstraße 44 gewohnt. Zunächst lebten er und seine Frau, deren Vornamen wir nicht kennen, in einer Wohnung mit seiner Schwester Fanny und seinem Schwager Hermann Biberfeld zusammen. Nach deren Deportation und seiner Scheidung nahm ihn der verwitwete Josef Arndt auf. Die letzten sieben Monate seines Lebens verbrachte er im Erdgeschoss des Vorderhauses in einem möblierten Zimmer. Am 7. April 1943, acht Wochen nachdem er deportiert worden war, wollten die Finanzbehörden den Wert seiner Hinterlassenschaft taxieren, notierten aber enttäuscht: „Keine Sachen vorgefunden. Schätzung erfolglos, Miete zahlt Hauptmieter.“<br />
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Der am 7. November 1885 in Schönlanke/Posen (heute: Kuźnica Czarnkowska/Polen) geborene Sally Müller war, wie der im Nachbarhaus 45 wohnende Hauswart Klemke auf Befragen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) wörtlich zu Protokoll gab, „ohne Möbeln eingezogen. Die Möbel im Zimmer des Juden Müller gehören der vor einem Jahr verstorbenen Hauptmieterin, Jüdin Arndt.“ Ein Gerichtsvollzieher namens Noack, Richardplatz 21, notierte: „Eine Schätzung ist bis heute nicht erfolgt“ und kassierte für die vergebliche Suche nach verwertbaren Gegenständen 2,50 RM Unkosten.<br />
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In seiner „Vermögenserklärung“, die er am 1. Februar 1943 mit schwungvoller Unterschrift ausfüllte, gab Sally Müller keinerlei Geldwerte und kein Eigentum an. Er schrieb lediglich auf, dass er Arbeiter bei der Firma Theodor Körner sei. Dort gab es noch einen Restlohn für Müller von 25,68 RM in der Kasse, den der Finanzbeamte Loth „als dem Reich verfallen verbucht“ registrierte. In der Liste aller Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigten, ist ein Betrieb mit dem Namen Körner nicht verzeichnet.<br />
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Die letzten Spuren von Sally Müller führen in das Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26, wo er am 2. Februar 1943 für die Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz bestimmt wurde. Am nächsten Tag wurde er auf dem Bahnhof Grunewald mit 952 Menschen in den Zug gepfercht und nach allem, was wir wissen. bald nach seiner Ankunft vergast.<br />
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Sally Müllers Schwester Fanny, geboren am 17. Januar 1883 ebenfalls in Schönlanke, war mit Hermann Biberfeld, geboren am 13. Oktober 1878 in Wreschen/Wrzesnia östlich von Posen, verheiratet. Beide sind am 13. Juni 1942 nach Sobibor deportiert worden. Zu Biberfelds sind keine Hinweise in den vorhandenen Akten mehr zu finden. Josef Arndt, der Sally Müller ein Zimmer zur Verfügung stellte, wurde bald danach ebenso wie seine Nachbarn deportiert und umgebracht.

Einige Jahre hat Sally Müller recht bescheiden in der Sybelstraße 44 gewohnt. Zunächst lebten er und seine Frau, deren Vornamen wir nicht kennen, in einer Wohnung mit seiner Schwester Fanny und seinem Schwager Hermann Biberfeld zusammen. Nach deren Deportation und seiner Scheidung nahm ihn der verwitwete Josef Arndt auf. Die letzten sieben Monate seines Lebens verbrachte er im Erdgeschoss des Vorderhauses in einem möblierten Zimmer. Am 7. April 1943, acht Wochen nachdem er deportiert worden war, wollten die Finanzbehörden den Wert seiner Hinterlassenschaft taxieren, notierten aber enttäuscht: „Keine Sachen vorgefunden. Schätzung erfolglos, Miete zahlt Hauptmieter.“

Der am 7. November 1885 in Schönlanke/Posen (heute: Kuźnica Czarnkowska/Polen) geborene Sally Müller war, wie der im Nachbarhaus 45 wohnende Hauswart Klemke auf Befragen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) wörtlich zu Protokoll gab, „ohne Möbeln eingezogen. Die Möbel im Zimmer des Juden Müller gehören der vor einem Jahr verstorbenen Hauptmieterin, Jüdin Arndt.“ Ein Gerichtsvollzieher namens Noack, Richardplatz 21, notierte: „Eine Schätzung ist bis heute nicht erfolgt“ und kassierte für die vergebliche Suche nach verwertbaren Gegenständen 2,50 RM Unkosten.

In seiner „Vermögenserklärung“, die er am 1. Februar 1943 mit schwungvoller Unterschrift ausfüllte, gab Sally Müller keinerlei Geldwerte und kein Eigentum an. Er schrieb lediglich auf, dass er Arbeiter bei der Firma Theodor Körner sei. Dort gab es noch einen Restlohn für Müller von 25,68 RM in der Kasse, den der Finanzbeamte Loth „als dem Reich verfallen verbucht“ registrierte. In der Liste aller Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigten, ist ein Betrieb mit dem Namen Körner nicht verzeichnet.

Die letzten Spuren von Sally Müller führen in das Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26, wo er am 2. Februar 1943 für die Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz bestimmt wurde. Am nächsten Tag wurde er auf dem Bahnhof Grunewald mit 952 Menschen in den Zug gepfercht und nach allem, was wir wissen. bald nach seiner Ankunft vergast.

Sally Müllers Schwester Fanny, geboren am 17. Januar 1883 ebenfalls in Schönlanke, war mit Hermann Biberfeld, geboren am 13. Oktober 1878 in Wreschen/Wrzesnia östlich von Posen, verheiratet. Beide sind am 13. Juni 1942 nach Sobibor deportiert worden. Zu Biberfelds sind keine Hinweise in den vorhandenen Akten mehr zu finden. Josef Arndt, der Sally Müller ein Zimmer zur Verfügung stellte, wurde bald danach ebenso wie seine Nachbarn deportiert und umgebracht.