Rudi Heinz Seidel

Verlegeort
Fasanenstr. 55
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
09. Juni 2009
Geboren
17. Januar 1929 in Breslau (Schlesien) / Wrocław
Deportation
am 12. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet

Rudi Heinz Seidel kam am 17. Januar 1929 in der „Israelischen Kranken-Verpflegungsanstalt“ in Breslau auf die Welt. Seine Mutter war Margot Alice Seidel, geb. Arndt. Sie wurde am 20. Dezember 1907 geboren. Sein Vater war der Kaufmann Martin Seidel, geboren am 1. Juni 1904 in Schildberg. Margot Arndt war in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Ihr Onkel Max Lewin und seine Frau Paula, eine Christin, hatten außer Margot noch mindestens ein weiteres Pflegekind namens Klara Hübner. Margot Arndt lebte bis zu ihrer Eheschließung am 29. Dezember 1927 bei ihren Pflegeeltern in Breslau.<br />
<br />
Zwei Jahre nach seiner Geburt wurde Rudi ebenfalls in diese Pflegefamilie gegeben. Er wuchs bei den Lewins auf und besuchte die jüdische Volksschule „Am Anger“. Was seine leiblichen Eltern während dieser Zeit machten, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde die Ehe 1937 geschieden. Wann und wo Rudis Bruder Horst geboren wurde und bei wem er lebte, ist nicht dokumentiert. <br />
<br />
Die Pflegefamilie Lewin zog 1935 nach Berlin in die Fasanenstraße 55. Rudi besuchte zunächst eine Privatschule in der Pariser Straße und später die Schule der Jüdischen Gemeinde in der Synagoge Fasanenstraße. Nach den November-Progromen 1938 war für Rudi kein Schulbesuch mehr möglich. Er hat bis zu seiner Deportation 1943 keinen Unterricht und keine Ausbildung mehr erhalten.<br />
<br />
Seine Mutter Margot heiratete im März 1939 in Breslau in zweiter Ehe den Frisör Kurt Loewy und emigrierte mit ihm in die USA. Sie ließen sich in San Franzisco nieder. <br />
Im April 1939 verließ auch Martin Seidel von Breslau aus nach Shanghai das Land. Er heiratete ebenfalls ein zweites Mal. Seine Frau trug den Vornamen Mali.<br />
In der Datenbank von Yad Vashem befindet sich ein Gedenkblatt, das von Rudis Bruder Horst Seidel, später Harry Sydel, von Puerto Rico aus bestellt wurde. Dieser gab an, von Mai 1939 bis Dezember 1947 in Shanghai gewesen zu sein. Er wanderte also zusammen mit seinem Vater aus. Martin und Mali Seidel kehrten in den 1950er Jahren noch einmal nach Berlin zurück, wo sie zunächst im Wedding, danach in Charlottenburg wohnten. 1966 lebten sie wieder in New York.<br />
<br />
Es war vorgesehen, Rudi 1939 nach Venezuela zu schicken und dort bei seinem Onkel leben zu lassen. Es war alles für die Ausreise vorbereitet, zwei Wochen bevor sein Schiff ablegen sollte, erklärte Deutschland der Welt den Krieg. Damit waren alle Tore geschlossen und Rudis Schicksal besiegelt. <br />
<br />
Die Familie Lewin musste mit ihren Pflegekindern 1939 die Wohnung in der Fasanenstraße verlassen und in die Walter-Fischerstraße 4 (heute Fechnerstraße) ziehen. Von dort aus wurde der 14-jährige Rudi von der Gestapo abgeholt und trat, isoliert von allen vertrauten Personen, den Weg in den Tod an.<br />
Mit dem von den Nazi-Beamten so genannten 36. Osttransport am 12. März 1943 wurden 947 Juden nach Auschwitz deportiert, viele arbeitsfähige Männer und Frauen mussten dort anschließend in den Buna-Werken Zwangsarbeit leisten. <br />
<br />
Rudi Seidels genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Das Schicksal seiner Pflegeeltern Max und Paula Lewin ist ebenfalls unbekannt. <br />

Rudi Heinz Seidel kam am 17. Januar 1929 in der „Israelischen Kranken-Verpflegungsanstalt“ in Breslau auf die Welt. Seine Mutter war Margot Alice Seidel, geb. Arndt. Sie wurde am 20. Dezember 1907 geboren. Sein Vater war der Kaufmann Martin Seidel, geboren am 1. Juni 1904 in Schildberg. Margot Arndt war in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Ihr Onkel Max Lewin und seine Frau Paula, eine Christin, hatten außer Margot noch mindestens ein weiteres Pflegekind namens Klara Hübner. Margot Arndt lebte bis zu ihrer Eheschließung am 29. Dezember 1927 bei ihren Pflegeeltern in Breslau.

Zwei Jahre nach seiner Geburt wurde Rudi ebenfalls in diese Pflegefamilie gegeben. Er wuchs bei den Lewins auf und besuchte die jüdische Volksschule „Am Anger“. Was seine leiblichen Eltern während dieser Zeit machten, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde die Ehe 1937 geschieden. Wann und wo Rudis Bruder Horst geboren wurde und bei wem er lebte, ist nicht dokumentiert.

Die Pflegefamilie Lewin zog 1935 nach Berlin in die Fasanenstraße 55. Rudi besuchte zunächst eine Privatschule in der Pariser Straße und später die Schule der Jüdischen Gemeinde in der Synagoge Fasanenstraße. Nach den November-Progromen 1938 war für Rudi kein Schulbesuch mehr möglich. Er hat bis zu seiner Deportation 1943 keinen Unterricht und keine Ausbildung mehr erhalten.

Seine Mutter Margot heiratete im März 1939 in Breslau in zweiter Ehe den Frisör Kurt Loewy und emigrierte mit ihm in die USA. Sie ließen sich in San Franzisco nieder.
Im April 1939 verließ auch Martin Seidel von Breslau aus nach Shanghai das Land. Er heiratete ebenfalls ein zweites Mal. Seine Frau trug den Vornamen Mali.
In der Datenbank von Yad Vashem befindet sich ein Gedenkblatt, das von Rudis Bruder Horst Seidel, später Harry Sydel, von Puerto Rico aus bestellt wurde. Dieser gab an, von Mai 1939 bis Dezember 1947 in Shanghai gewesen zu sein. Er wanderte also zusammen mit seinem Vater aus. Martin und Mali Seidel kehrten in den 1950er Jahren noch einmal nach Berlin zurück, wo sie zunächst im Wedding, danach in Charlottenburg wohnten. 1966 lebten sie wieder in New York.

Es war vorgesehen, Rudi 1939 nach Venezuela zu schicken und dort bei seinem Onkel leben zu lassen. Es war alles für die Ausreise vorbereitet, zwei Wochen bevor sein Schiff ablegen sollte, erklärte Deutschland der Welt den Krieg. Damit waren alle Tore geschlossen und Rudis Schicksal besiegelt.

Die Familie Lewin musste mit ihren Pflegekindern 1939 die Wohnung in der Fasanenstraße verlassen und in die Walter-Fischerstraße 4 (heute Fechnerstraße) ziehen. Von dort aus wurde der 14-jährige Rudi von der Gestapo abgeholt und trat, isoliert von allen vertrauten Personen, den Weg in den Tod an.
Mit dem von den Nazi-Beamten so genannten 36. Osttransport am 12. März 1943 wurden 947 Juden nach Auschwitz deportiert, viele arbeitsfähige Männer und Frauen mussten dort anschließend in den Buna-Werken Zwangsarbeit leisten.

Rudi Seidels genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Das Schicksal seiner Pflegeeltern Max und Paula Lewin ist ebenfalls unbekannt.