Franziska Wollenberg

Verlegeort
Nassauische Str. 61
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
15. April 2010
Geboren
31. Oktober 1882 in Gnesen (Posen) / Gniezno
Deportation
am 13. Juni 1942 nach Sobibór
Ermordet

Am 31. Oktober 1882 wurde Franziska Wollenberg in Gnesen/Provinz Posen (heute Gniezno/Poznan) geboren. Ihre Eltern waren der Bankier und Stadtrat Emil Wollenberg und Edelina (Lina) geb. Hirschwald. Franziska hatte drei Geschwister, die gemeinsame Kinder von Emil und Lina Wollenberg waren. Ihre ältere Schwester Käthe verh. Jäntsch, geb. 3. September 1880, überlebte als Einzige den Holocaust. Bei dem Bruder handelte es sich um den Ingenieur Heinrich Elimar Wollenberg, geb. 11. September 1981, ermordet am 23. Juni 1944 in Theresienstadt. Ihre Schwester Friederike Frida, geb. 13. April 1869 und verheiratet mit dem Rechtsanwalt Georg Landsberg, wurde am 15. Mai 1943 ebenfalls in Theresienstadt ermordet.
Es gab noch einen Halbbruder, Adolf Abraham, aus der ersten Ehe Emil Wollenbergs mit Pauline Pestachowska.

Die Familie Wollenberg zog mit allen fünf Kindern nach Berlin und wohnte in der Hohenstauffenstraße 13. Lina Wollenberg verstarb am 30. März 1911 in dieser Wohnung.

Franziska ließ sich im Lette Verein zur Sekretärin ausbilden. Sie bezog 1920 in der Nassauischen Straße 61 im Gartenhaus parterre eine kleine Zweizimmerwohnung.  Im Adressbuch findet sich der Zusatz „Privatiere“, später „Agentur“ hinter ihrem Namen.

Sie blieb unverheiratet.

Aufgrund der zunehmenden Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung und dem damit verbundenen Leid wurde Franziska arbeitsunfähig. Sie war körperlich nicht mehr in der Lage einen Beruf auszuüben. Ihre Schwester Käthe und deren protestantischer Ehemann, der Ingenieur Edwin Jäntsch, unterstützten sie finanziell. Die kleine Wohnung in der Nassauischen Straße musste sie zum Teil untervermieten, vermutlich handelte es sich dabei um Zwangseinweisungen jüdischer Menschen, die auf Grund des eingeschränkten Mieterschutzes für Juden seit 1939 ihre eigenen Wohnungen räumen mussten.

Käthe Jaentsch zählte in ihrem Entschädigungsantrag von 1952 einige wenige Möbelstücke auf – darunter ein Klavier, die ihrer Schwester in den letzten Jahren geblieben waren. Die Einrichtung deutete auf eine eher bescheidene Lebensweise hin.

Franziska Wollenberg war zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zum römisch – katholischen Glauben konvertiert. Es schützte sie jedoch nicht vor der Verfolgung und Ermordung.

Kurz vor ihrer Deportation nahm man Franziska noch ihre letzten Wertsachen ab. In einer akribisch geführten Liste „Entnommene Wertsachen – Welle XIV – zur Verwahrung Herrn Eulert!“ Listennummer XIV 8966 wurde aufgeführt, dass man Franziska Wollenberg einen Hypothekenbrief über 4000,00 RM und ein Sparbuch über 25,70 RM „entnommen“ hatte.

Am 13. Juni 1942 (vermutlich wurde der Transport falsch datiert und es war es der 2. Juni 1942) wurde Franziska Wollenberg zusammen mit ihren Nachbarn Rudolf, Charlotte und Dan Spiegel–Wolff und Georg Blumenfeld in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.