Betty Joseph geb. Rothholz

Verlegeort
Giesebrechtstr. 20
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Mai 2011
Geboren
08. September 1886 in Posen / Poznań
Deportation
am 06. November 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Mai 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Betty Rothholz wurde am 8. September 1886 in der Gemeinde Ober-Wilda (Posen) geboren, die später - 1900 - in die Stadt Posen (poln. Poznan) eingegliedert wurde. Bettys Eltern waren Hermann Rothholz und Emma geb. Weißbein. Hermann Rotholz war zunächst mit Emmas Schwester Bertha verheiratet gewesen. Bertha war jedoch 1884 - wahrscheinlich im Kindbett - gestorben. Aus dieser Ehe stammten vier Kinder, Halbgeschwister Bettys: Ida (*1877), Rosa (*1879), Gertrud (*1882) und Berthold (*1884). Die Familie hatte in Schwersenz (poln. Swarzędz), Hermanns Heimatstadt, gelebt und war im Mai 1886, nach der Heirat mit Emma und kurz vor Bettys Geburt, nach Ober-Wilda gezogen. 1889 bekam Betty noch einen Bruder, Siegfried.<br />
<br />
Hermann Rothholz war Müller und Mühlenbesitzer. Ausgehend von seiner Dampfmühle baute er ein florierendes Unternehmen auf, das er in eine Aktiengesellschaft umwandelte, die Hermannmühlen AG. Sie wurde in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg von seinem Sohn Berthold geleitet. Nachdem Posen 1919 polnisch wurde, gründete Berthold 1922 in Berlin die "Berliner Hermannmühle Berthold Rothholz" in dem Gebäude des ehemaligen Reichsverpflegungsamtes in der Köpenicker Straße 16/17. Hermann Joseph war 1918 in Posen gestorben. Er hatte es dort zum Kommerzienrat und zu gediegenem Wohlstand gebracht und seinen Kindern ein sorgenfreies Dasein und eine gute Ausbildung geboten. Betty ging auf das Lyzeum in Posen und soll, so ihre Tochter, sehr sportlich gewesen sein. Sie verließ das Elternhaus, nachdem sie am 23. Dezember 1910 den 14 Jahre älteren Arzt Carl Joseph heiratete.<br />
<br />
Carl Joseph, eigentlich als Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten ausgebildet, hatte sich 1896, nach seiner Promotion, in Charlottenburg als praktischer Arzt und Geburtshelfer niedergelassen, Praxis und Wohnung waren in der Schillerstraße 73. Nach der Hochzeit bezog das Paar eine 7-Zimmer-Wohnung in der Windscheidstraße 38, in der wieder auch die Praxis untergebracht war. Die Wohnung wurde als Mitgift von Hermann Rotholz komplett eingerichtet, für eine Haushälterin sorgte er auch. Am 25. Juni 1912 brachte Betty ihre Tochter Beatrice Ruth zur Welt, sie sollte ihr einziges Kind bleiben. Während des Ersten Weltkrieges wurde Carl Joseph als Frontarzt in Frankreich eingesetzt. Betty fehlte es in Berlin auch während des Krieges an nichts, denn Carl war bereits ein erfolgreicher und gut verdienender Arzt gewesen. Nach dem Krieg machte er sich auch einen Namen als Wohlfahrtsarzt. <br />
<br />
Betty zog es laut ihrer Tochter vor, den Haushalt der Haushälterin zu überlassen und statt dessen ihren Mann in der Praxis zu unterstützen, sie war als Sprechstundenhelferin tätig und führte auch die Buchhaltung der Praxis. Dank sehr guter wirtschaftlicher Verhältnisse konnte die Familie auch jährliche Reisen unternehmen und der Tochter eine gute Ausbildung ermöglichen. Sie bestand 1932 das Abitur und begann ein Studium der Neuphilologie an der Universität.<br />
<br />
Mit Hitlers Machtübernahme änderte sich das Leben für Familie Joseph zusehend. Bereits 1934 musste Beatrice ihr Studium abbrechen. Carl Joseph wurde zwar zunächst nicht die Kassenapprobation entzogen, da er als Frontarzt gedient hatte und schon vor dem Krieg niedergelassen gewesen war. Aber wegen der Judenboykotte blieben viele Patienten weg. Schließlich wurde die Approbation aller noch verbliebener jüdischer Ärzte zum 30. September 1938 für erloschen erklärt, auch die von Carl Joseph. Mit einer Sondergenehmigung durfte er noch jüdische Patienten behandeln, sich aber nicht mehr Arzt nennen, sondern „Krankenbehandler“. Eine ganze Reihe weiterer diskriminierender Maßnahmen sollte Juden zunehmend isolieren und sie zur Auswanderung treiben. Betty und Carl Joseph wurden gezwungen, zum 7. Oktober 1938 nach fast 28 Jahren ihre Wohnung in der Windscheidstraße aufzugeben. Sie fanden eine neue Bleibe in der Giesebrechtstraße 20. <br />
<br />
Wenige Wochen nach dem Umzug fanden die Pogrome vom 9./10. November 1938 statt, gefolgt von einer Flut an entrechtenden und erniedrigenden antisemitischen Verordnungen, mit dem Ziel, Juden gänzlich aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. Theater, Konzerte, Kinos usw. waren ihnen verboten, zu bestimmten Zeiten durften sie gar nicht mehr auf die Straße, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen. Alle Wertgegenstände mussten sie abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt. Ihre Konten wurde zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Sonderabgaben, wie die „Judenvermögensabgabe“ oder die „Reichsfluchtsteuer“ hatten sie durch Zwangsverkauf von Vermögenswerten zu begleichen. <br />
<br />
Unter diesen unerträglichen Umständen entschlossen sich Betty und Carl, ihre Tochter nach Südafrika auswandern zu lassen. Beatrices Verlobter, der Statistiker Günther Lehmann, war bereits 1933 als Beamter entlassen worden und in das afrikanische Land emigriert. Er erwirkte ein sog. „Braut-Permit“, das es Beatrice ermöglichte, ihm zu folgen. Sie heirateten am 3. September 1939, kurz nach ihrer dortigen Ankunft.<br />
<br />
Betty und Carl blieben in Berlin, der wachsenden Verfolgung ausgesetzt. Vielleicht dachten sie, auch nach Südafrika zu fliehen, aber mit Kriegsausbruch wurde die Auswanderung praktisch unmöglich. 1940 ist der Arzt Carl Joseph zum letzten Mal im Adressbuch verzeichnet. Die Josephs blieben in ihrer Wohnung in der Giesebrechtstraße, vermutlich wurden sie aber gezwungen, Untermieter aufzunehmen, da Juden in Wohnungen und Häuser zusammengepfercht wurden, um Wohnraum für Nicht-Juden frei zu machen. Anfang November 1942, ein Jahr nach Beginn der Deportationen in Berlin im Oktober 1941, mussten sie in das als Sammellager missbrauchte jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26, um dort auf ihre Deportation nach Theresienstadt am 6. November zu warten.<br />
<br />
Vorher noch wurden sie zu einem „Heimeinkaufsvertrag“ genötigt. Solche mussten auf Geheiß der Gestapo deutsche Juden, die in das „Altersghetto“ Theresienstadt deportiert werden sollten, mit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland schließen. Darin verpflichtete man sie auf hohe Vorauszahlungen und Abgaben. Im Gegenzug wurde ihnen lebenslange kostenfreie Unterbringung, Verpflegung und Krankenversorgung zugesagt – blanker Hohn in Anbetracht der tatsächlichen elenden Bedingungen, die sie erwarteten. Für diesen „Heimeinkauf“ musste Carl Joseph sein ganzes Restvermögen auf das Sonderkonto „H“ der Reichsvereinigung überweisen lassen, mehrere zehntausend Reichsmark. Verfügen konnte die Vereinigung allerdings über diese Vermögenswerte nicht, und sie fielen später dem Reichssicherheitssamt zu.<br />
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Die „Vorauszahlungen“ wurden mit 150 RM monatlich auf ein Lebensalter von 85 Jahren berechnet. Dieses Alter zu erreichen, hatten weder die erst 56 Jahre alte Betty noch ihr 71-jährige Mann den Hauch von einer Chance. Sie hielten trotz Überfüllung, Hunger, Kälte und katastrophaler Hygieneverhältnisse anderthalb Jahre durch, dann, am 16. Mai 1944, wurden sie zusammen mi 2500 weiteren Personen von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Sie gehörten zu den rund 7500 Menschen, die im Mai 1944 in drei „Transporten“ aus Theresienstadt weggebracht wurden, weil am 23. Juni eine internationale Kommission angekündigt war und die Wohnungen nicht so beengt aussehen sollten. Lediglich 34 der am 16. Mai Deportierten überlebten, Betty und Carl Joseph gehörten nicht dazu. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.<br />
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Von Bettys Geschwistern überlebte einzig Berthold den Krieg, er konnte in die USA auswandern. Gertrud, inzwischen verheiratete Wollenberg, wurde kurz nach Betty, am 19. November 1942, auch nach Theresienstadt deportiert. Vielleicht konnten die (Halb-)Schwestern sich dort finden und gegenseitig Trost zusprechen. Aber Gertrud wurde bereits nach einem guten Jahr, am 18. Dezember 1943, nach Auschwitz weiter verschleppt und dort ermordet. Auch Ida, verheiratete Tuchler, war in Theresienstadt, aber sie wurde schon am 10. Juli 1942 dorthin verbracht und am 19. September nach Treblinka weiter deportiert und dort ermordet. Siegfried Rothholz war als erster der Geschwister am 14. November 1941 zusammen mit seiner Frau Pauline geb. Bergmann und dem 16-jährigen Sohn Hans nach Minsk deportiert und ermordet worden. Rosa, verheiratete Loewinsohn, war in Berlin am 6. März 1941 gestorben. <br />

Betty Rothholz wurde am 8. September 1886 in der Gemeinde Ober-Wilda (Posen) geboren, die später - 1900 - in die Stadt Posen (poln. Poznan) eingegliedert wurde. Bettys Eltern waren Hermann Rothholz und Emma geb. Weißbein. Hermann Rotholz war zunächst mit Emmas Schwester Bertha verheiratet gewesen. Bertha war jedoch 1884 - wahrscheinlich im Kindbett - gestorben. Aus dieser Ehe stammten vier Kinder, Halbgeschwister Bettys: Ida (*1877), Rosa (*1879), Gertrud (*1882) und Berthold (*1884). Die Familie hatte in Schwersenz (poln. Swarzędz), Hermanns Heimatstadt, gelebt und war im Mai 1886, nach der Heirat mit Emma und kurz vor Bettys Geburt, nach Ober-Wilda gezogen. 1889 bekam Betty noch einen Bruder, Siegfried.

Hermann Rothholz war Müller und Mühlenbesitzer. Ausgehend von seiner Dampfmühle baute er ein florierendes Unternehmen auf, das er in eine Aktiengesellschaft umwandelte, die Hermannmühlen AG. Sie wurde in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg von seinem Sohn Berthold geleitet. Nachdem Posen 1919 polnisch wurde, gründete Berthold 1922 in Berlin die "Berliner Hermannmühle Berthold Rothholz" in dem Gebäude des ehemaligen Reichsverpflegungsamtes in der Köpenicker Straße 16/17. Hermann Joseph war 1918 in Posen gestorben. Er hatte es dort zum Kommerzienrat und zu gediegenem Wohlstand gebracht und seinen Kindern ein sorgenfreies Dasein und eine gute Ausbildung geboten. Betty ging auf das Lyzeum in Posen und soll, so ihre Tochter, sehr sportlich gewesen sein. Sie verließ das Elternhaus, nachdem sie am 23. Dezember 1910 den 14 Jahre älteren Arzt Carl Joseph heiratete.

Carl Joseph, eigentlich als Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten ausgebildet, hatte sich 1896, nach seiner Promotion, in Charlottenburg als praktischer Arzt und Geburtshelfer niedergelassen, Praxis und Wohnung waren in der Schillerstraße 73. Nach der Hochzeit bezog das Paar eine 7-Zimmer-Wohnung in der Windscheidstraße 38, in der wieder auch die Praxis untergebracht war. Die Wohnung wurde als Mitgift von Hermann Rotholz komplett eingerichtet, für eine Haushälterin sorgte er auch. Am 25. Juni 1912 brachte Betty ihre Tochter Beatrice Ruth zur Welt, sie sollte ihr einziges Kind bleiben. Während des Ersten Weltkrieges wurde Carl Joseph als Frontarzt in Frankreich eingesetzt. Betty fehlte es in Berlin auch während des Krieges an nichts, denn Carl war bereits ein erfolgreicher und gut verdienender Arzt gewesen. Nach dem Krieg machte er sich auch einen Namen als Wohlfahrtsarzt.

Betty zog es laut ihrer Tochter vor, den Haushalt der Haushälterin zu überlassen und statt dessen ihren Mann in der Praxis zu unterstützen, sie war als Sprechstundenhelferin tätig und führte auch die Buchhaltung der Praxis. Dank sehr guter wirtschaftlicher Verhältnisse konnte die Familie auch jährliche Reisen unternehmen und der Tochter eine gute Ausbildung ermöglichen. Sie bestand 1932 das Abitur und begann ein Studium der Neuphilologie an der Universität.

Mit Hitlers Machtübernahme änderte sich das Leben für Familie Joseph zusehend. Bereits 1934 musste Beatrice ihr Studium abbrechen. Carl Joseph wurde zwar zunächst nicht die Kassenapprobation entzogen, da er als Frontarzt gedient hatte und schon vor dem Krieg niedergelassen gewesen war. Aber wegen der Judenboykotte blieben viele Patienten weg. Schließlich wurde die Approbation aller noch verbliebener jüdischer Ärzte zum 30. September 1938 für erloschen erklärt, auch die von Carl Joseph. Mit einer Sondergenehmigung durfte er noch jüdische Patienten behandeln, sich aber nicht mehr Arzt nennen, sondern „Krankenbehandler“. Eine ganze Reihe weiterer diskriminierender Maßnahmen sollte Juden zunehmend isolieren und sie zur Auswanderung treiben. Betty und Carl Joseph wurden gezwungen, zum 7. Oktober 1938 nach fast 28 Jahren ihre Wohnung in der Windscheidstraße aufzugeben. Sie fanden eine neue Bleibe in der Giesebrechtstraße 20.

Wenige Wochen nach dem Umzug fanden die Pogrome vom 9./10. November 1938 statt, gefolgt von einer Flut an entrechtenden und erniedrigenden antisemitischen Verordnungen, mit dem Ziel, Juden gänzlich aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. Theater, Konzerte, Kinos usw. waren ihnen verboten, zu bestimmten Zeiten durften sie gar nicht mehr auf die Straße, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen. Alle Wertgegenstände mussten sie abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt. Ihre Konten wurde zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Sonderabgaben, wie die „Judenvermögensabgabe“ oder die „Reichsfluchtsteuer“ hatten sie durch Zwangsverkauf von Vermögenswerten zu begleichen.

Unter diesen unerträglichen Umständen entschlossen sich Betty und Carl, ihre Tochter nach Südafrika auswandern zu lassen. Beatrices Verlobter, der Statistiker Günther Lehmann, war bereits 1933 als Beamter entlassen worden und in das afrikanische Land emigriert. Er erwirkte ein sog. „Braut-Permit“, das es Beatrice ermöglichte, ihm zu folgen. Sie heirateten am 3. September 1939, kurz nach ihrer dortigen Ankunft.

Betty und Carl blieben in Berlin, der wachsenden Verfolgung ausgesetzt. Vielleicht dachten sie, auch nach Südafrika zu fliehen, aber mit Kriegsausbruch wurde die Auswanderung praktisch unmöglich. 1940 ist der Arzt Carl Joseph zum letzten Mal im Adressbuch verzeichnet. Die Josephs blieben in ihrer Wohnung in der Giesebrechtstraße, vermutlich wurden sie aber gezwungen, Untermieter aufzunehmen, da Juden in Wohnungen und Häuser zusammengepfercht wurden, um Wohnraum für Nicht-Juden frei zu machen. Anfang November 1942, ein Jahr nach Beginn der Deportationen in Berlin im Oktober 1941, mussten sie in das als Sammellager missbrauchte jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26, um dort auf ihre Deportation nach Theresienstadt am 6. November zu warten.

Vorher noch wurden sie zu einem „Heimeinkaufsvertrag“ genötigt. Solche mussten auf Geheiß der Gestapo deutsche Juden, die in das „Altersghetto“ Theresienstadt deportiert werden sollten, mit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland schließen. Darin verpflichtete man sie auf hohe Vorauszahlungen und Abgaben. Im Gegenzug wurde ihnen lebenslange kostenfreie Unterbringung, Verpflegung und Krankenversorgung zugesagt – blanker Hohn in Anbetracht der tatsächlichen elenden Bedingungen, die sie erwarteten. Für diesen „Heimeinkauf“ musste Carl Joseph sein ganzes Restvermögen auf das Sonderkonto „H“ der Reichsvereinigung überweisen lassen, mehrere zehntausend Reichsmark. Verfügen konnte die Vereinigung allerdings über diese Vermögenswerte nicht, und sie fielen später dem Reichssicherheitssamt zu.

Die „Vorauszahlungen“ wurden mit 150 RM monatlich auf ein Lebensalter von 85 Jahren berechnet. Dieses Alter zu erreichen, hatten weder die erst 56 Jahre alte Betty noch ihr 71-jährige Mann den Hauch von einer Chance. Sie hielten trotz Überfüllung, Hunger, Kälte und katastrophaler Hygieneverhältnisse anderthalb Jahre durch, dann, am 16. Mai 1944, wurden sie zusammen mi 2500 weiteren Personen von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Sie gehörten zu den rund 7500 Menschen, die im Mai 1944 in drei „Transporten“ aus Theresienstadt weggebracht wurden, weil am 23. Juni eine internationale Kommission angekündigt war und die Wohnungen nicht so beengt aussehen sollten. Lediglich 34 der am 16. Mai Deportierten überlebten, Betty und Carl Joseph gehörten nicht dazu. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.

Von Bettys Geschwistern überlebte einzig Berthold den Krieg, er konnte in die USA auswandern. Gertrud, inzwischen verheiratete Wollenberg, wurde kurz nach Betty, am 19. November 1942, auch nach Theresienstadt deportiert. Vielleicht konnten die (Halb-)Schwestern sich dort finden und gegenseitig Trost zusprechen. Aber Gertrud wurde bereits nach einem guten Jahr, am 18. Dezember 1943, nach Auschwitz weiter verschleppt und dort ermordet. Auch Ida, verheiratete Tuchler, war in Theresienstadt, aber sie wurde schon am 10. Juli 1942 dorthin verbracht und am 19. September nach Treblinka weiter deportiert und dort ermordet. Siegfried Rothholz war als erster der Geschwister am 14. November 1941 zusammen mit seiner Frau Pauline geb. Bergmann und dem 16-jährigen Sohn Hans nach Minsk deportiert und ermordet worden. Rosa, verheiratete Loewinsohn, war in Berlin am 6. März 1941 gestorben.