Sophie Margarete Kutner geb. Schwabe

Verlegeort
Giesebrechtstr. 10
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Mai 2011
Geboren
29. Juni 1881 in Berlin
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Tot
09. Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Sophie Margarete Kutner, geb. Schwabe, wurde am 29. Juni 1881 in Berlin geboren. <br />
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Sophie war in erster Ehe mit Karl Kuhn, einem Regierungsbaumeister, verheiratet. Er starb am 6. Januar 1912. Sie war römisch-katholisch getauft. Wann sie wieder geheiratet hat, ist nicht bekannt. Nach eigener Aussage war sie gelernte Malerin, hatte Frisierkunst und Schönheitspflege gelernt und nannte sich Sofia. Ihren Geburtstag gab sie als 28. Juni 1880 an. <br />
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Sophie war nicht unvermögend. Sie besaß elegante Garderobe und hatte ihren Hausrat mit 4000 Mark versichert. Bei der Commerzbank verfügte sie über ein Guthaben von 3655 Mark, bei der Deutschen Bank hatte sie ein Depot mit Aschinger Obligationen für 6200 Mark sowie ein Los über 500 Mark bei der Reichsschuldenverwaltung. Als ihr Onkel Emil Schwabe starb, war sie Erbin zusammen mit ihrer Cousine Ida Schwabe und den Vettern Oskar Schwabe und Alfred Schiftau, der in New York lebte. Oskars Haus in Horneburg bei Hamburg wurde am 21. September 1940 verkauft. Sophie schuldete ihren Miterben noch Geld.<br />
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Seit dem 16. Juli 1941 wohnte Sophie zur Untermiete in einem Zimmer bei den Nachbarn Max und Gertrud Zuttermann in der 4. Etage der Giesebrechtstr. 11. Außer den gerade nötigen Möbeln hatte sie drei Porträts von sich, ihrer Mutter und ihrer Tante. In einem Nachbarkeller hatte sie noch „Gegenstände von früher“ gelagert. Sophies Vermögen nutzte ihr nichts. Sie hatte eine Freigrenze von 170 RM im Monat, die sie für Miete, Essen, Apotheke, Steuer- und Sterbekasse ausgeben durfte. <br />
<br />
Das Vermögen wurde eingezogen. Sophie wurde verhaftet und ins Sammellager Levetzowstraße gebracht. Am 18. Oktober 1941 wurde sie mit dem ersten Transport nach Lodz zusammen mit insgesamt 1091 Menschen deportiert. Im selben Zug wie Max und Gertrud Zuttermann und ihre Nachbarin Margarete Friedländer aus der Giesebrechtstraße 10. Damit war das Leiden noch nicht zu Ende. Am 9. Mai 1942 wurde Sophie nach Chelmno gebracht und ermordet.<br />
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An ihrem „kommunistischen und staatsfeindlichem“ Vermögen bereicherte sich der Staat. Die Ablösungsschuld der Anleihe betrug im Juli 1945 fast das Zehnfache.<br />
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Sophie Margarete Kutner, geb. Schwabe, wurde am 29. Juni 1881 in Berlin geboren.

Sophie war in erster Ehe mit Karl Kuhn, einem Regierungsbaumeister, verheiratet. Er starb am 6. Januar 1912. Sie war römisch-katholisch getauft. Wann sie wieder geheiratet hat, ist nicht bekannt. Nach eigener Aussage war sie gelernte Malerin, hatte Frisierkunst und Schönheitspflege gelernt und nannte sich Sofia. Ihren Geburtstag gab sie als 28. Juni 1880 an.

Sophie war nicht unvermögend. Sie besaß elegante Garderobe und hatte ihren Hausrat mit 4000 Mark versichert. Bei der Commerzbank verfügte sie über ein Guthaben von 3655 Mark, bei der Deutschen Bank hatte sie ein Depot mit Aschinger Obligationen für 6200 Mark sowie ein Los über 500 Mark bei der Reichsschuldenverwaltung. Als ihr Onkel Emil Schwabe starb, war sie Erbin zusammen mit ihrer Cousine Ida Schwabe und den Vettern Oskar Schwabe und Alfred Schiftau, der in New York lebte. Oskars Haus in Horneburg bei Hamburg wurde am 21. September 1940 verkauft. Sophie schuldete ihren Miterben noch Geld.

Seit dem 16. Juli 1941 wohnte Sophie zur Untermiete in einem Zimmer bei den Nachbarn Max und Gertrud Zuttermann in der 4. Etage der Giesebrechtstr. 11. Außer den gerade nötigen Möbeln hatte sie drei Porträts von sich, ihrer Mutter und ihrer Tante. In einem Nachbarkeller hatte sie noch „Gegenstände von früher“ gelagert. Sophies Vermögen nutzte ihr nichts. Sie hatte eine Freigrenze von 170 RM im Monat, die sie für Miete, Essen, Apotheke, Steuer- und Sterbekasse ausgeben durfte.

Das Vermögen wurde eingezogen. Sophie wurde verhaftet und ins Sammellager Levetzowstraße gebracht. Am 18. Oktober 1941 wurde sie mit dem ersten Transport nach Lodz zusammen mit insgesamt 1091 Menschen deportiert. Im selben Zug wie Max und Gertrud Zuttermann und ihre Nachbarin Margarete Friedländer aus der Giesebrechtstraße 10. Damit war das Leiden noch nicht zu Ende. Am 9. Mai 1942 wurde Sophie nach Chelmno gebracht und ermordet.

An ihrem „kommunistischen und staatsfeindlichem“ Vermögen bereicherte sich der Staat. Die Ablösungsschuld der Anleihe betrug im Juli 1945 fast das Zehnfache.