Ruth Graetz

Verlegeort
Geisbergstr. 33
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
14. November 2011
Geboren
27. September 1919 in Peine
Beruf
Schauspielerin
Deportation
am 14. November 1941 nach Minsk
Letztes Lebenzeichen
in Minsk

Über das Leben und Schicksal von Ruth Graetz gibt es nur sehr wenige belegbare Fakten. Sie war als zweites Kind des jüdischen Kaufmanns Henry Graetz und seiner evangelischen Frau Martha, geb. Weißmeyer, am 27. September 1919 in Peine zur Welt gekommen. Ruth hatte eine ältere Schwester, die am 12. Juli 1914 in Wiesbaden geborene Hanna. Nach den NS-Rassegesetzen galten Ruth und ihre Schwester als Halbjüdinnen, die Ehe ihrer Eltern als privilegierte Mischehe. <br />
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Ruths Vater betrieb in Peine eine Korsetthandlung, die schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durch Geschäftsboykott und andere Repressionen kaum noch zu halten war. Ruth Graetz musste mit ihren Eltern nach wenigen Jahren in eine Kellerwohnung umziehen. Ihre ältere Schwester Hanna war zu dieser Zeit bereits nach Berlin gezogen, da sie sich hier auf eine Emigration vorbereiten wollte. Im September 1937 entschloss sich auf Hannas Drängen die restliche Familie Graetz, von Peine nach Berlin zu ziehen. Nach vielen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche konnte im Haus Geisbergstraße 33, das jüdischen Besitzern gehörte, eine neue Bleibe angemietet werden. Hanna Graetz hatte mittlerweile einen jüdischen Mann geheiratet, mit dem sie ihre Auswanderung nach Bolivien vorbereitete. Mit großem Glück gelang diese im Frühsommer 1939. Hanna Graetz wollte ihre Familie dorthin nachholen, der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte es. <br />
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Die gerade 20-jährige Ruth Graetz arbeitete mittlerweile als Schauspielerin, sie lehnte eine Emigration ab. Angeblich hatte sie durch ihren Beruf Kontakt zu Zarah Leander, die sie zur Flucht nach Schweden gedrängt haben soll. Sie verlobte sich in dieser Zeit, weder ist bekannt mit wem, noch in welchem Jahr. Es kann vermutet werden, dass es ein jüdischer Mann war. <br />
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Eines Tages soll die Gestapo vor der Wohnungstür gestanden haben und Ruth nach ihrer Schwester Hanna gefragt haben. Diese hatte durch ihre Ehe mit einem Juden den Schutz als Halbjüdin verloren. Ruth Graetz zeigte den Männern die bereits zwei Jahre alten Abmeldeformulare ihrer Schwester. Auf Grund dieses Vorfalls soll sie selbst ins Visier der Gestapo geraten sein.<br />
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Am 14. November 1941 wurde sie zusammen mit ihrem Verlobten mit dem „V. Transport“ in das Ghetto Minsk verschleppt. Laut Aussagen von zwei Überlebenden wurde Ruth Graetz aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit als „Sonne von Minsk“ bezeichnet. Sie soll die Auflösung des Ghettos noch mit erlebt haben, weigerte sich aber zu fliehen, weil sie ihren Verlobten nicht zurücklassen wollte. Wo sie letztendlich den Tod fand, ist nicht bekannt.<br />
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Ruths Eltern mussten bei Siemens Zwangsarbeit leisten und lebten ab 1948 in Bolivien. Martha Graetz starb 1970, sie hatte immer geglaubt, ihre Tochter noch einmal wieder zu sehen, Henry Graetz starb 1979. Hanna Graetz, die sich zeitlebens große Vorwürfe machte, weil ihre Schwester Ruth an ihrer Stelle deportiert worden war, starb am 30. März 1986.

Über das Leben und Schicksal von Ruth Graetz gibt es nur sehr wenige belegbare Fakten. Sie war als zweites Kind des jüdischen Kaufmanns Henry Graetz und seiner evangelischen Frau Martha, geb. Weißmeyer, am 27. September 1919 in Peine zur Welt gekommen. Ruth hatte eine ältere Schwester, die am 12. Juli 1914 in Wiesbaden geborene Hanna. Nach den NS-Rassegesetzen galten Ruth und ihre Schwester als Halbjüdinnen, die Ehe ihrer Eltern als privilegierte Mischehe.

Ruths Vater betrieb in Peine eine Korsetthandlung, die schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durch Geschäftsboykott und andere Repressionen kaum noch zu halten war. Ruth Graetz musste mit ihren Eltern nach wenigen Jahren in eine Kellerwohnung umziehen. Ihre ältere Schwester Hanna war zu dieser Zeit bereits nach Berlin gezogen, da sie sich hier auf eine Emigration vorbereiten wollte. Im September 1937 entschloss sich auf Hannas Drängen die restliche Familie Graetz, von Peine nach Berlin zu ziehen. Nach vielen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche konnte im Haus Geisbergstraße 33, das jüdischen Besitzern gehörte, eine neue Bleibe angemietet werden. Hanna Graetz hatte mittlerweile einen jüdischen Mann geheiratet, mit dem sie ihre Auswanderung nach Bolivien vorbereitete. Mit großem Glück gelang diese im Frühsommer 1939. Hanna Graetz wollte ihre Familie dorthin nachholen, der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte es.

Die gerade 20-jährige Ruth Graetz arbeitete mittlerweile als Schauspielerin, sie lehnte eine Emigration ab. Angeblich hatte sie durch ihren Beruf Kontakt zu Zarah Leander, die sie zur Flucht nach Schweden gedrängt haben soll. Sie verlobte sich in dieser Zeit, weder ist bekannt mit wem, noch in welchem Jahr. Es kann vermutet werden, dass es ein jüdischer Mann war.

Eines Tages soll die Gestapo vor der Wohnungstür gestanden haben und Ruth nach ihrer Schwester Hanna gefragt haben. Diese hatte durch ihre Ehe mit einem Juden den Schutz als Halbjüdin verloren. Ruth Graetz zeigte den Männern die bereits zwei Jahre alten Abmeldeformulare ihrer Schwester. Auf Grund dieses Vorfalls soll sie selbst ins Visier der Gestapo geraten sein.

Am 14. November 1941 wurde sie zusammen mit ihrem Verlobten mit dem „V. Transport“ in das Ghetto Minsk verschleppt. Laut Aussagen von zwei Überlebenden wurde Ruth Graetz aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit als „Sonne von Minsk“ bezeichnet. Sie soll die Auflösung des Ghettos noch mit erlebt haben, weigerte sich aber zu fliehen, weil sie ihren Verlobten nicht zurücklassen wollte. Wo sie letztendlich den Tod fand, ist nicht bekannt.

Ruths Eltern mussten bei Siemens Zwangsarbeit leisten und lebten ab 1948 in Bolivien. Martha Graetz starb 1970, sie hatte immer geglaubt, ihre Tochter noch einmal wieder zu sehen, Henry Graetz starb 1979. Hanna Graetz, die sich zeitlebens große Vorwürfe machte, weil ihre Schwester Ruth an ihrer Stelle deportiert worden war, starb am 30. März 1986.