Fanny Kallmann geb. Paradies

Verlegeort
Geisbergstr. 41
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
25. Mai 2011
Geboren
17. April 1894 in Berlin
Beruf
Fürsorgerin
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Fanny Kallmann war eine gut ausgebildete, energische und lebenstüchtige Frau. Sie war am 17. April 1894 als Tochter von Heymann und Bertha Paradies, geb. Levy, in Berlin geboren worden und gehörte zu den qualifiziert ausgebildeten bürgerlichen Frauen des späten Kaiserreichs. An Alice Salomons Sozialer Frauenschule hatte sie eine Ausbildung zur Fürsorgerin absolviert und ihre Kenntnisse während des Ersten Weltkrieges bei der Österreichischen Frauenhilfe eingesetzt. <br />
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Nach dem Krieg heiratete sie den 21 Jahre älteren Rechtsanwalt Dr. Arthur Kallmann. Fanny Kallmann brachte zwei Kinder zur Welt, am 20. März 1921 die Tochter Eva Cäcilie und am 7. August 1922 den Sohn Helmut. Die Familie lebte in der Bamberger Straße 6. Fanny Kallmann kümmerte sich weiterhin um das Wohlergehen anderer Menschen und sammelte Spenden für die jüdische Wohlfahrtshilfe. Fanny Kallmann war sehr belesen und besuchte oft Vorträge der Jüdischen Volkshochschule. Gerne traf sie sich auch mit einer Freundin oder einer Kusine zu einem Kaffeestündchen in einer der nahe gelegenen Konditoreien. <br />
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Da sich die wirtschaftliche Situation der Kanzlei ihres Mannes Anfang der 1930er Jahre infolge der Weltwirtschaftskrise verschlechtert hatte, zogen die Kallmanns im Dezember 1932 in eine geräumige Wohnung in die Geisbergstraße 41, in der Kanzlei und Privatwohnung Platz fanden. <br />
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Im Gegensatz zu ihrem Mann, für den „Religion eher etwas von wissenschaftlicher Vernunft Überholtes“ war, pflegte Fanny Kallmann aus sentimentalen Gründen religiöse Riten. An den hohen Feiertagen besuchte sie die Synagoge und zündete auch gelegentlich am Freitagabend Kerzen an, da ihr dieser Ritus ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte und sie an ihre Kindheit in einem nur mäßig religiösen Elternhaus erinnerte. Ihr Sohn Helmut beschreibt Fanny Kallmann als lebenstüchtig, bescheiden, einfühlsam und verlässlich, „vor allem war sie verträglich, eine Friedensstifterin, die sich mit allen in der Familie gut stand und deren Rat von allen gesucht und geachtet wurde“.<br />
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Bis 1932 feierte Fanny Kallmann mit ihrer Familie Weihnachten und Ostern, es gab einen Weihnachtsbaum und Geschenke, zu Ostern wurden Ostereier gesucht. „In unserer Familie fühlten wir uns als Deutsche, deren Religion zufällig die jüdische war, nicht als Juden, die zufällig in Deutschland lebten,“ berichtet der Sohn Helmut Kallmann und erinnert sich auch, dass sich seine Familie mit der bald spürbaren Ausgrenzung der jüdischen Festtage und Bräuche wieder bewusst wurde. Der Umgang mit diesen war zunächst unbeholfen, „denn wir wussten nicht genau, was da vorgehen sollte“. <br />
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Fannys Sohn Helmut besuchte die 12. Gemeindeschule für Jungen in der Hohenstauffenstraße, danach wechselte er zum Hohenzollern-Gymnasium in der Martin-Luther-Straße. Helmut Kallmann musste noch auf eine private Oberschule der Jüdischen Gemeinde in der Wilsnacker Straße wechseln, da er nicht länger auf dem Hohenzollern-Gymnasium bleiben durfte. Anfang Mai 1939 gelang es, für ihn ein Permit nach England zu erhalten. Am 13. Juni 1939 musste Fanny Kallmann von ihrem Sohn Abschied nehmen, getröstet nur durch die Hoffnung, dass er in eine sichere Zukunft reiste. Die ältere Tochter Eva hatte nach der 13. Gemeindeschule das Chamisso-Lyzeum besucht, dann begann sie eine Ausbildung am Kindergärtnerinnenseminar der Jüdischen Gemeinde. Sie erhielt das Permit zu spät und musste in Berlin zurückbleiben. Fanny Kallmann versuchte, die immer schwieriger werdenden Lebensbedingungen für ihre Familie erträglich zu gestalten, arrangierte sich auch mit den ihr zugewiesenen Untermietern. <br />
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Am 3. Oktober 1942 wurde Fanny Kallmann zusammen mit ihrem Mann in das Sammellager in der Gerlachstraße 18–21 gebracht und anschließend mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Ihr Mann starb dort am 14. März 1943. Sie teilte ihrem Sohn Helmut den Tod des Vaters noch mit. Im Ghetto arbeitete sie zunächst als Krankenhilfe, später war sie bei der Post tätig. Sie selbst musste am 12. Oktober 1944 zusammen mit weiteren 1.499 Menschen die Weiterreise nach Auschwitz antreten. Von den 1.500 Personen dieses Transports überlebten lediglich 113, Fanny Kallmann war nicht darunter.

Fanny Kallmann war eine gut ausgebildete, energische und lebenstüchtige Frau. Sie war am 17. April 1894 als Tochter von Heymann und Bertha Paradies, geb. Levy, in Berlin geboren worden und gehörte zu den qualifiziert ausgebildeten bürgerlichen Frauen des späten Kaiserreichs. An Alice Salomons Sozialer Frauenschule hatte sie eine Ausbildung zur Fürsorgerin absolviert und ihre Kenntnisse während des Ersten Weltkrieges bei der Österreichischen Frauenhilfe eingesetzt.

Nach dem Krieg heiratete sie den 21 Jahre älteren Rechtsanwalt Dr. Arthur Kallmann. Fanny Kallmann brachte zwei Kinder zur Welt, am 20. März 1921 die Tochter Eva Cäcilie und am 7. August 1922 den Sohn Helmut. Die Familie lebte in der Bamberger Straße 6. Fanny Kallmann kümmerte sich weiterhin um das Wohlergehen anderer Menschen und sammelte Spenden für die jüdische Wohlfahrtshilfe. Fanny Kallmann war sehr belesen und besuchte oft Vorträge der Jüdischen Volkshochschule. Gerne traf sie sich auch mit einer Freundin oder einer Kusine zu einem Kaffeestündchen in einer der nahe gelegenen Konditoreien.

Da sich die wirtschaftliche Situation der Kanzlei ihres Mannes Anfang der 1930er Jahre infolge der Weltwirtschaftskrise verschlechtert hatte, zogen die Kallmanns im Dezember 1932 in eine geräumige Wohnung in die Geisbergstraße 41, in der Kanzlei und Privatwohnung Platz fanden.

Im Gegensatz zu ihrem Mann, für den „Religion eher etwas von wissenschaftlicher Vernunft Überholtes“ war, pflegte Fanny Kallmann aus sentimentalen Gründen religiöse Riten. An den hohen Feiertagen besuchte sie die Synagoge und zündete auch gelegentlich am Freitagabend Kerzen an, da ihr dieser Ritus ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte und sie an ihre Kindheit in einem nur mäßig religiösen Elternhaus erinnerte. Ihr Sohn Helmut beschreibt Fanny Kallmann als lebenstüchtig, bescheiden, einfühlsam und verlässlich, „vor allem war sie verträglich, eine Friedensstifterin, die sich mit allen in der Familie gut stand und deren Rat von allen gesucht und geachtet wurde“.

Bis 1932 feierte Fanny Kallmann mit ihrer Familie Weihnachten und Ostern, es gab einen Weihnachtsbaum und Geschenke, zu Ostern wurden Ostereier gesucht. „In unserer Familie fühlten wir uns als Deutsche, deren Religion zufällig die jüdische war, nicht als Juden, die zufällig in Deutschland lebten,“ berichtet der Sohn Helmut Kallmann und erinnert sich auch, dass sich seine Familie mit der bald spürbaren Ausgrenzung der jüdischen Festtage und Bräuche wieder bewusst wurde. Der Umgang mit diesen war zunächst unbeholfen, „denn wir wussten nicht genau, was da vorgehen sollte“.

Fannys Sohn Helmut besuchte die 12. Gemeindeschule für Jungen in der Hohenstauffenstraße, danach wechselte er zum Hohenzollern-Gymnasium in der Martin-Luther-Straße. Helmut Kallmann musste noch auf eine private Oberschule der Jüdischen Gemeinde in der Wilsnacker Straße wechseln, da er nicht länger auf dem Hohenzollern-Gymnasium bleiben durfte. Anfang Mai 1939 gelang es, für ihn ein Permit nach England zu erhalten. Am 13. Juni 1939 musste Fanny Kallmann von ihrem Sohn Abschied nehmen, getröstet nur durch die Hoffnung, dass er in eine sichere Zukunft reiste. Die ältere Tochter Eva hatte nach der 13. Gemeindeschule das Chamisso-Lyzeum besucht, dann begann sie eine Ausbildung am Kindergärtnerinnenseminar der Jüdischen Gemeinde. Sie erhielt das Permit zu spät und musste in Berlin zurückbleiben. Fanny Kallmann versuchte, die immer schwieriger werdenden Lebensbedingungen für ihre Familie erträglich zu gestalten, arrangierte sich auch mit den ihr zugewiesenen Untermietern.

Am 3. Oktober 1942 wurde Fanny Kallmann zusammen mit ihrem Mann in das Sammellager in der Gerlachstraße 18–21 gebracht und anschließend mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Ihr Mann starb dort am 14. März 1943. Sie teilte ihrem Sohn Helmut den Tod des Vaters noch mit. Im Ghetto arbeitete sie zunächst als Krankenhilfe, später war sie bei der Post tätig. Sie selbst musste am 12. Oktober 1944 zusammen mit weiteren 1.499 Menschen die Weiterreise nach Auschwitz antreten. Von den 1.500 Personen dieses Transports überlebten lediglich 113, Fanny Kallmann war nicht darunter.