Bernhard Baum

Verlegeort
Gotenstr. 73
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
17. März 2011
Geboren
12. Februar 1879 in Rößel (Ostpreußen) / Reszel
Beruf
Kaufmann und Handelsvertreter
Zwangsarbeit
Arbeiter (der Deutschen Reichsbahn)
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Bernhard Baum war gebürtiger Ostpreuße, in Rößel (heute: Reszel/Polen) war der Sohn von Caspar und Rale Baum, geb. Elson, am 12. Februar 1879 geboren worden. Danach erfahren wir erst wieder etwas von ihm als Erwachsenem: Am 15. April 1913 heiratete er auf dem Standesamt Berlin-Schöneberg 2 die aus Dirschau (heute: Tczew/Polen) stammende Johanna Lebenstein. Bernhard Baum war ein wohlhabender Kaufmann und Vertreter in der Textilbranche. Er lebte mit seiner Frau im westpreußischen Filehne (heute: Wieleń/Polen), dort wurden auch seine beiden Töchter geboren: am 25. Februar 1914 Lilly Rahel und am 25. März 1919 Erna Pauline. <br />
<br />
Als Filehne nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags im Januar 1920 polnisch wurde, zog Bernhard Baum mit seiner Familie nach Putzig. Im Herbst 1933 siedelte er in die nur wenige Kilometer entfernte Kreisstadt Schönlanke (heute Trzcianka) im Netzekreis über, das mit etwa 9000 Einwohnern fast dreimal so groß war wie Putzig und nach dem Beginn der NS-Herrschaft vermutlich bessere Verdienstmöglichkeiten bot. Aber auch in Schönlanke wurden die Gesetze zur Entrechtung und Ausraubung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt, auch hier brannte in der Reichspogromnacht die Synagoge. Ob und wie lange Bernhard Baum hier noch geschäftlich tätig sein konnte oder ob er Versuche zur Emigration unternahm, ist nicht bekannt. <br />
<br />
Am 21. Februar 1940 wurde Bernhard Baum in Schneidemühl von der Gestapo inhaftiert. Nach einigen Wochen Haft wurde er nach Bielefeld in Ostwestfalen gebracht. Nachweislich verrichtete er hier ab dem 6. April 1940 im Schloßhof, einem „Umschulungslager“ für Juden aus vielen Teilen des Reiches, Zwangsarbeit. Das Lager unterstand der Oberaufsicht der Gestapo (Geheime Staatspolizei), das Gelände war eingezäunt und die Männer mussten täglich elf Stunden für einen Hungerlohn arbeiten: im Gaswerk, Kohlen schippen in den Kasernen, bei Abbruch-und Aufräumarbeiten und in Betrieben, die für die Wehrmacht produzierten. Für viele endete die Leidensgeschichte mit der Deportation. <br />
<br />
Bernhard Baum wurde im Dezember 1940 zunächst wieder entlassen, er zog nun nach Berlin, wo seine Frau Johanna sich bereits aufhielt. Auch die ältere Tochter Lilly lebte hier, die jüngere Erna Pauline hatte emigrieren können. Ab dem 12. Dezember 1940 war er in der Hohenstaufenstraße 22 bei einer Familie Cohn gemeldet. Aus welchen Gründen er mit seiner Frau Johanna ab dem 31. Mai 1941 in der Freisinger Straße 15 bei Familie Fuchs wohnte, ist nicht bekannt. Wir wissen nur, dass Bernhard Baum mit seiner Frau und der geschiedenen Tochter Lilly Krzesny zuletzt in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Balkon, WC und Badezimmer in der Gotenstraße 73 lebte und zur Zwangsarbeit bei der Reichsbahn am Anhalter Bahnhof eingesetzt war. Sein Wochenlohn lag zwischen 18 und 20 RM, davon blieb bei einer monatlichen Mietbelastung von knapp 74 RM fast nichts übrig. Vermutlich hat seine Tochter Lilly Krzesny, die ebenfalls Zwangsarbeit verrichtete, zum Lebensunterhalt mit beigetragen. <br />
<br />
Bernhard Baum wurde im Verlauf der „Fabrikaktion“, mit der Berlin „judenfrei“ werden sollte, an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Am 1. März 1943 füllte er seine Vermögenserklärung aus, sein Vermögen wurde „zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“. Am 4. März 1943 wurde Bernhard Baum mit dem „34. Osttransport“ von der Putlitzstraße aus nach Auschwitz deportiert. Mit 1120 Menschen war dies einer der großen Transporte, er erreichte das Vernichtungslager am 6. März 1943. An diesem Tag mussten Bernhards Frau Johanna und seine Tochter Lilly in Berlin den nächsten Transportzug besteigen. Bernhard Baum gilt seitdem als in Auschwitz verschollen. <br />
<br />
Bernhard Baums jüngere Tochter Erna Pauline hatte emigrieren können, sie stellte im März 1958 einen Antrag auf Entschädigung für die ihrer Familie geraubten Vermögenswerte. Aus der daraus folgenden langwierigen Auseinandersetzung und der Korrespondenz konnten wir etwas mehr über die Lebensumstände von Bernhard Baum und seiner Familie erfahren.

Bernhard Baum war gebürtiger Ostpreuße, in Rößel (heute: Reszel/Polen) war der Sohn von Caspar und Rale Baum, geb. Elson, am 12. Februar 1879 geboren worden. Danach erfahren wir erst wieder etwas von ihm als Erwachsenem: Am 15. April 1913 heiratete er auf dem Standesamt Berlin-Schöneberg 2 die aus Dirschau (heute: Tczew/Polen) stammende Johanna Lebenstein. Bernhard Baum war ein wohlhabender Kaufmann und Vertreter in der Textilbranche. Er lebte mit seiner Frau im westpreußischen Filehne (heute: Wieleń/Polen), dort wurden auch seine beiden Töchter geboren: am 25. Februar 1914 Lilly Rahel und am 25. März 1919 Erna Pauline.

Als Filehne nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags im Januar 1920 polnisch wurde, zog Bernhard Baum mit seiner Familie nach Putzig. Im Herbst 1933 siedelte er in die nur wenige Kilometer entfernte Kreisstadt Schönlanke (heute Trzcianka) im Netzekreis über, das mit etwa 9000 Einwohnern fast dreimal so groß war wie Putzig und nach dem Beginn der NS-Herrschaft vermutlich bessere Verdienstmöglichkeiten bot. Aber auch in Schönlanke wurden die Gesetze zur Entrechtung und Ausraubung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt, auch hier brannte in der Reichspogromnacht die Synagoge. Ob und wie lange Bernhard Baum hier noch geschäftlich tätig sein konnte oder ob er Versuche zur Emigration unternahm, ist nicht bekannt.

Am 21. Februar 1940 wurde Bernhard Baum in Schneidemühl von der Gestapo inhaftiert. Nach einigen Wochen Haft wurde er nach Bielefeld in Ostwestfalen gebracht. Nachweislich verrichtete er hier ab dem 6. April 1940 im Schloßhof, einem „Umschulungslager“ für Juden aus vielen Teilen des Reiches, Zwangsarbeit. Das Lager unterstand der Oberaufsicht der Gestapo (Geheime Staatspolizei), das Gelände war eingezäunt und die Männer mussten täglich elf Stunden für einen Hungerlohn arbeiten: im Gaswerk, Kohlen schippen in den Kasernen, bei Abbruch-und Aufräumarbeiten und in Betrieben, die für die Wehrmacht produzierten. Für viele endete die Leidensgeschichte mit der Deportation.

Bernhard Baum wurde im Dezember 1940 zunächst wieder entlassen, er zog nun nach Berlin, wo seine Frau Johanna sich bereits aufhielt. Auch die ältere Tochter Lilly lebte hier, die jüngere Erna Pauline hatte emigrieren können. Ab dem 12. Dezember 1940 war er in der Hohenstaufenstraße 22 bei einer Familie Cohn gemeldet. Aus welchen Gründen er mit seiner Frau Johanna ab dem 31. Mai 1941 in der Freisinger Straße 15 bei Familie Fuchs wohnte, ist nicht bekannt. Wir wissen nur, dass Bernhard Baum mit seiner Frau und der geschiedenen Tochter Lilly Krzesny zuletzt in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Balkon, WC und Badezimmer in der Gotenstraße 73 lebte und zur Zwangsarbeit bei der Reichsbahn am Anhalter Bahnhof eingesetzt war. Sein Wochenlohn lag zwischen 18 und 20 RM, davon blieb bei einer monatlichen Mietbelastung von knapp 74 RM fast nichts übrig. Vermutlich hat seine Tochter Lilly Krzesny, die ebenfalls Zwangsarbeit verrichtete, zum Lebensunterhalt mit beigetragen.

Bernhard Baum wurde im Verlauf der „Fabrikaktion“, mit der Berlin „judenfrei“ werden sollte, an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Am 1. März 1943 füllte er seine Vermögenserklärung aus, sein Vermögen wurde „zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“. Am 4. März 1943 wurde Bernhard Baum mit dem „34. Osttransport“ von der Putlitzstraße aus nach Auschwitz deportiert. Mit 1120 Menschen war dies einer der großen Transporte, er erreichte das Vernichtungslager am 6. März 1943. An diesem Tag mussten Bernhards Frau Johanna und seine Tochter Lilly in Berlin den nächsten Transportzug besteigen. Bernhard Baum gilt seitdem als in Auschwitz verschollen.

Bernhard Baums jüngere Tochter Erna Pauline hatte emigrieren können, sie stellte im März 1958 einen Antrag auf Entschädigung für die ihrer Familie geraubten Vermögenswerte. Aus der daraus folgenden langwierigen Auseinandersetzung und der Korrespondenz konnten wir etwas mehr über die Lebensumstände von Bernhard Baum und seiner Familie erfahren.