Johanna Baum geb. Lebenstein

Verlegeort
Gotenstr. 73
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
17. März 2011
Geboren
23. Juni 1889 in Dirschau (Westpreußen) / Tczew
Deportation
am 06. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Johanna Baum, am 23. Juni 1889 als Tochter von Robert und Rosa Lebenstein im westpreußischen Dirschau (heute: Tczew/Polen) geboren, hat wohl nur etwas mehr als zwei Jahre in Berlin gewohnt, es waren die letzten ihres Lebens. <br />
<br />
Ob sie zum Zeitpunkt ihrer zivilrechtlichen Eheschließung mit dem aus Ostpreußen stammenden Kaufmann Bernhard Baum am 15. April 1913 in Berlin-Schöneberg schon einmal in der Stadt gelebt hat, verrät die vorliegende Heiratsurkunde nicht. Daraus ist jedoch zu erkennen, dass Johanna wie auch ihr Mann jüdisch war und aus bürgerlichen Verhältnissen stammte. Das Ehepaar Baum wohnte in Filehne (heute: Wieleń/Polen), als Johanna dort am 25. Februar 1914 ihr erstes Kind, die Tochter Lilly Rahel, zur Welt brachte. Nach fünf Jahren, am 25. März 1919 „vormittags um sechs drei viertel Uhr“, bekam Johanna Baum ihre zweite Tochter, Erna Pauline; auch sie kam in Filehne zur Welt. <br />
<br />
Als Filehne nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags im Januar 1920 polnisch wurde, zogen Johanna und ihre Familie nach Putzig. Im Herbst 1933 siedelte sie nach Schönlanke (heute: Trzcianka/Polen) im Netzekreis über. Dieser war 1920 nach den Gebietsabtretungen an Polen infolge des Ersten Weltkriegs neu gegründet worden, Schönlanke wurde hier Kreisstadt und die ehemaligen Kreisbehörden aus dem jetzt polnischen Filehne zogen in die neue Kreisstadt Schönlanke. <br />
<br />
Auch in Schönlanke wurden die Gesetze zur Entrechtung und Ausraubung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt, auch hier brannte in der Reichspogromnacht die Synagoge. Ob Johanna ihren Mann zur Emigration drängte, ob es Versuche gab, ein Aufnahmeland zu finden, ist nicht bekannt. <br />
<br />
Am 21. Februar 1940 wurde Johannas Mann von der Gestapo in Schneidemühl inhaftiert und in das jüdische „Umschulungslager“ Schloßhof im westfälischen Bielefeld gebracht. <br />
<br />
Von dort wurde Bernhard Baum am 12. Dezember 1940 entlassen, danach lebten die Baums in Berlin, zunächst in der Hohenstaufenstraße 22 bei einer Familie Cohn. Ob die Gründe dafür die größere Anonymität in der Millionenstadt waren, die besseren Hilfsangebote der jüdischen Gemeinde oder familiäre Gründe, ist unklar. Im Mai 1941 zogen die Baums in die Freisinger Straße 15 zur Untermiete bei Familie Fuchs. Noch einmal zogen die Baums um, nun in eine 3-Zimmer-Wohnung mit Balkon, WC und Badezimmer in der Gotenstraße 73. Dort lebte ihre geschiedene Tochter Lilly, die zur Zwangsarbeit in Kreuzberg verpflichtet war. <br />
<br />
Am 4. März 1943 füllten Johanna Baum und ihre Tochter ihre Vermögenserklärungen aus. Von der Putlitzstraße aus wurden Mutter und Tochter am 6. März mit dem „35. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Umstände und Datum ihres Todes sind unbekannt. Bernhard Baum war schon zwei Tage zuvor, am 4. März 1943, ebenfalls nach Auschwitz verschleppt worden. <br />
<br />
Johanna Baums jüngere Tochter Erna Pauline konnte emigrieren und überlebte. Im März 1958 stellte sie einen Antrag auf Entschädigung für die ihrer Familie geraubten Vermögenswerte. Aus der daraus folgenden langwierigen Auseinandersetzung und der Korrespondenz sind nun einige Facetten aus dem Leben von Johanna Baum bekannt.

Johanna Baum, am 23. Juni 1889 als Tochter von Robert und Rosa Lebenstein im westpreußischen Dirschau (heute: Tczew/Polen) geboren, hat wohl nur etwas mehr als zwei Jahre in Berlin gewohnt, es waren die letzten ihres Lebens.

Ob sie zum Zeitpunkt ihrer zivilrechtlichen Eheschließung mit dem aus Ostpreußen stammenden Kaufmann Bernhard Baum am 15. April 1913 in Berlin-Schöneberg schon einmal in der Stadt gelebt hat, verrät die vorliegende Heiratsurkunde nicht. Daraus ist jedoch zu erkennen, dass Johanna wie auch ihr Mann jüdisch war und aus bürgerlichen Verhältnissen stammte. Das Ehepaar Baum wohnte in Filehne (heute: Wieleń/Polen), als Johanna dort am 25. Februar 1914 ihr erstes Kind, die Tochter Lilly Rahel, zur Welt brachte. Nach fünf Jahren, am 25. März 1919 „vormittags um sechs drei viertel Uhr“, bekam Johanna Baum ihre zweite Tochter, Erna Pauline; auch sie kam in Filehne zur Welt.

Als Filehne nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags im Januar 1920 polnisch wurde, zogen Johanna und ihre Familie nach Putzig. Im Herbst 1933 siedelte sie nach Schönlanke (heute: Trzcianka/Polen) im Netzekreis über. Dieser war 1920 nach den Gebietsabtretungen an Polen infolge des Ersten Weltkriegs neu gegründet worden, Schönlanke wurde hier Kreisstadt und die ehemaligen Kreisbehörden aus dem jetzt polnischen Filehne zogen in die neue Kreisstadt Schönlanke.

Auch in Schönlanke wurden die Gesetze zur Entrechtung und Ausraubung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt, auch hier brannte in der Reichspogromnacht die Synagoge. Ob Johanna ihren Mann zur Emigration drängte, ob es Versuche gab, ein Aufnahmeland zu finden, ist nicht bekannt.

Am 21. Februar 1940 wurde Johannas Mann von der Gestapo in Schneidemühl inhaftiert und in das jüdische „Umschulungslager“ Schloßhof im westfälischen Bielefeld gebracht.

Von dort wurde Bernhard Baum am 12. Dezember 1940 entlassen, danach lebten die Baums in Berlin, zunächst in der Hohenstaufenstraße 22 bei einer Familie Cohn. Ob die Gründe dafür die größere Anonymität in der Millionenstadt waren, die besseren Hilfsangebote der jüdischen Gemeinde oder familiäre Gründe, ist unklar. Im Mai 1941 zogen die Baums in die Freisinger Straße 15 zur Untermiete bei Familie Fuchs. Noch einmal zogen die Baums um, nun in eine 3-Zimmer-Wohnung mit Balkon, WC und Badezimmer in der Gotenstraße 73. Dort lebte ihre geschiedene Tochter Lilly, die zur Zwangsarbeit in Kreuzberg verpflichtet war.

Am 4. März 1943 füllten Johanna Baum und ihre Tochter ihre Vermögenserklärungen aus. Von der Putlitzstraße aus wurden Mutter und Tochter am 6. März mit dem „35. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Umstände und Datum ihres Todes sind unbekannt. Bernhard Baum war schon zwei Tage zuvor, am 4. März 1943, ebenfalls nach Auschwitz verschleppt worden.

Johanna Baums jüngere Tochter Erna Pauline konnte emigrieren und überlebte. Im März 1958 stellte sie einen Antrag auf Entschädigung für die ihrer Familie geraubten Vermögenswerte. Aus der daraus folgenden langwierigen Auseinandersetzung und der Korrespondenz sind nun einige Facetten aus dem Leben von Johanna Baum bekannt.