Hannchen Sindel geb. Gumpel

Verlegeort
Gotenstr. 73
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
17. März 2011
Geboren
14. März 1870 in Pudewitz (Posen) / Pobiedziska
Deportation
am 01. September 1942 nach Theresienstadt
Tot
13. August 1943 in Theresienstadt

Hannchen Gumpel wurde am 14. März 1870 in Pudewitz (heute und damals: Pobiedziska) im Osten des Landkreises Posen geboren. 1875 hatte die kleine Stadt 2.043 Einwohner, in der großen Mehrzahl Katholiken (katholische Polen) und nur wenige Juden. Über ihre Kindheit und Jugend sowie über das Jahr ihrer Ankunft in Berlin ist uns nichts bekannt. Sie hatte keinen Beruf, war staatenlos und bekam erst 1932 eine polnische Kennkarte (Pass). Verheiratet war Hannchen Gumpel mit dem Schneidermeister Nathan (Chaim, Nusen) Sindel. Ihr 1861 in Galizien geborener Ehemann lebte seit 1916 in Berlin. In erster Ehe war er mit Ilona (Hermina) Tester (Tescher) verheiratet gewesen, mit der er vorher in Budapest gelebt und sechs Kinder bekommen hatte, vier Söhne und zwei Töchter: Emanuel, Ernst, Ander, Alexander und die Töchter Imré und Aranca. Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete Nathan Sindel Hannchen Gumpel. Sie bekamen einen gemeinsamen Sohn mit dem Namen Karl. <br />
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Während der gesamten Zeit der Weimarer Republik wohnte Nathan Gumpel in der Sedanstraße 10 (heute die Leberstraße auf der sogenannten „Roten Insel“ in Schöneberg). Sein Schneideratelier hatte er in der Wilhelmstraße 112. 1933 scheint er seine Räume in der Wilhelmstraße aufgegeben zu haben. Das Ehepaar zog in eine Vierzimmer-Wohnung in der ersten Etage des Hauses Gotenstraße 73, nach den Erinnerungen seines Sohnes Emanuel und eines Bekannten war der Wohnung ein Schneideratelier mit mehreren Angestellten angeschlossen. Sohn Karl lebte bei den Eltern. Im Jahr 1937 starb Nathan Gumpel an einem Herzleiden. Die Witwe blieb in der Wohnung in der Gotenstraße. <br />
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Am 1. September 1942 wurde Hannchen Sindel nach Theresienstadt deportiert. Sie starb ein Jahr später am 13. August 1943 im „Siechenzimmer“ auf dem Boden des Hauses Bahnhofstraße 5 an einem Darminfekt. <br />
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Was aus Hannchen Sindels Sohn Karl geworden ist, ist nicht bekannt. Ihr 1890 in Budapest geborener Stiefsohn Ernst wurde als „staatenlos“ aus dem Deutschen Reich ausgewiesen und ging 1936 illegal in die Tschechoslowakei. Dort wurde er 1939 für kurze Zeit inhaftiert und 1942 nach Theresienstadt deportiert. Hier traf er seine Stiefmutter Hannchen Sindel. Ernst Sindel überlebte und wanderte 1960 in die USA aus. Seine Entschädigungsanträge brachten ihm eine lebenslange Rente. Er starb 1971. Seine Geschwister haben ebenfalls die NS-Diktatur und den Krieg überlebt.

Hannchen Gumpel wurde am 14. März 1870 in Pudewitz (heute und damals: Pobiedziska) im Osten des Landkreises Posen geboren. 1875 hatte die kleine Stadt 2.043 Einwohner, in der großen Mehrzahl Katholiken (katholische Polen) und nur wenige Juden. Über ihre Kindheit und Jugend sowie über das Jahr ihrer Ankunft in Berlin ist uns nichts bekannt. Sie hatte keinen Beruf, war staatenlos und bekam erst 1932 eine polnische Kennkarte (Pass). Verheiratet war Hannchen Gumpel mit dem Schneidermeister Nathan (Chaim, Nusen) Sindel. Ihr 1861 in Galizien geborener Ehemann lebte seit 1916 in Berlin. In erster Ehe war er mit Ilona (Hermina) Tester (Tescher) verheiratet gewesen, mit der er vorher in Budapest gelebt und sechs Kinder bekommen hatte, vier Söhne und zwei Töchter: Emanuel, Ernst, Ander, Alexander und die Töchter Imré und Aranca. Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete Nathan Sindel Hannchen Gumpel. Sie bekamen einen gemeinsamen Sohn mit dem Namen Karl.

Während der gesamten Zeit der Weimarer Republik wohnte Nathan Gumpel in der Sedanstraße 10 (heute die Leberstraße auf der sogenannten „Roten Insel“ in Schöneberg). Sein Schneideratelier hatte er in der Wilhelmstraße 112. 1933 scheint er seine Räume in der Wilhelmstraße aufgegeben zu haben. Das Ehepaar zog in eine Vierzimmer-Wohnung in der ersten Etage des Hauses Gotenstraße 73, nach den Erinnerungen seines Sohnes Emanuel und eines Bekannten war der Wohnung ein Schneideratelier mit mehreren Angestellten angeschlossen. Sohn Karl lebte bei den Eltern. Im Jahr 1937 starb Nathan Gumpel an einem Herzleiden. Die Witwe blieb in der Wohnung in der Gotenstraße.

Am 1. September 1942 wurde Hannchen Sindel nach Theresienstadt deportiert. Sie starb ein Jahr später am 13. August 1943 im „Siechenzimmer“ auf dem Boden des Hauses Bahnhofstraße 5 an einem Darminfekt.

Was aus Hannchen Sindels Sohn Karl geworden ist, ist nicht bekannt. Ihr 1890 in Budapest geborener Stiefsohn Ernst wurde als „staatenlos“ aus dem Deutschen Reich ausgewiesen und ging 1936 illegal in die Tschechoslowakei. Dort wurde er 1939 für kurze Zeit inhaftiert und 1942 nach Theresienstadt deportiert. Hier traf er seine Stiefmutter Hannchen Sindel. Ernst Sindel überlebte und wanderte 1960 in die USA aus. Seine Entschädigungsanträge brachten ihm eine lebenslange Rente. Er starb 1971. Seine Geschwister haben ebenfalls die NS-Diktatur und den Krieg überlebt.