Frieda Cohn geb. Deutschkron

Verlegeort
Landshuter Str. 35
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
25. April 2012
Geboren
05. Mai 1894 in Soldin (Brandenburg)
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski-Trawniki
Ermordet
in Piaski

Frieda Cohn wurde am 5. Mai 1894 in Soldin (Brandenburg) als Tochter von Simon und Sara Deutschkron (siehe dort) geboren. Sie wuchs auf mit ihrem älteren Bruder Artur und ihrer jüngeren Schwester Ella (siehe Ella Simon). Um 1910 zog die Familie nach Berlin in den Bezirk Neukölln, wo der Vater ein Haus in der Flughafenstraße 24 erworben hatte. Frieda heiratete noch vor dem Ersten Weltkrieg Werner Cohn (siehe dort), der zusammen mit seinem Bruder die Fabrik des Vaters, einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Puppenbekleidung, übernommen hatte. Zu Beginn ihrer Ehe und während des Ersten Weltkriegs arbeitete sie in der Firma mit und scheint auch später an der Fabrikation der Puppenartikel beteiligt gewesen zu sein. 1921 und 1923 wurden die beiden Töchter Steffi und Ruth geboren. Die Familie lebte seit Anfang der 1930er Jahre in Berlin Schöneberg in der Landshuterstraße 35. <br />
Die 1936 von der älteren Tochter Steffi begonnene kaufmännische Ausbildung im traditionsreichen, 1815 gegründeten „Kaufhaus N. Israel“ wurde wegen der zunehmenden Kaufboykotte gegen jüdische Geschäfte und der immer lebensbedrohlicher werdenden Situation für Juden in Deutschland im September 1938 in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Steffi folgte dem Ratschlag ihres Arbeitgebers zur Umschulung, und im Mai 1939 gelang ihr die Auswanderung und die Aufnahme als Hauswirtschafterin bei einer Notarsfamilie in Birmingham.<br />
In einem Brief vom 14. Juli 1939 baten Frieda und Werner Cohn ihre Tochter in England um Hilfe. Sie wollten selbst Deutschland verlassen und hatten ein Konzept zur Gründung einer Puppenartikelfabrik in England entworfen, das ihre Tochter einflussreichen Freunden und Bekannten vorlegen sollte. In dem Brief, den hauptsächlich Werner Cohn verfasste, heißt es unter anderem: „Wir möchten, wenn irgend möglich, dort in einem der Notstandsgebiete arbeiten, was wir hier gearbeitet haben, würden also notleidenden Frauen, die nähen können, Arbeit schaffen. Zu diesem Ziel zu kommen, brauchen wir jemanden, der ein solches Unternehmen finanziert. Wir würden entweder in der kleinsten Weise eine Fabrikation beginnen, dann gehört nur wenig Geld dazu, oder wir könnten in einer Fabrik ähnlicher Branche unsere Artikel zusätzlich herstellen, dann gehört ein besonders großes Kapital auch nicht dazu.“ In einem Nachtrag schreibt Frieda Cohn: „Papa hat heut ausführlich geschrieben und vielleicht klappt es doch auch mal für uns in irgendeiner Sache. Na, der liebe Gott hat uns schon so oft geholfen und wird auch uns mal den Weg weiter zeigen.“ Und die jüngere Tochter Ruth, die im August 1939 mit dem letzten Kindertransport nach England entkommen konnte, schreibt in einem weiteren Nachtrag: „Hoffentlich kommt auch mal für die Eltern Hilfe! Ich würde noch viel froher sein rauszukommen, wenn ich wüsste, sie kommen bald nach.“<br />
Am 28. März 1942 wurden Frieda Cohn und ihr Mann direkt von ihren Zwangsarbeitsplätzen mit dem „11. Osttransport“ nach Piaski deportiert und dort ermordet. Simon und Sara Deutschkron, die Eltern von Frieda Cohn, starben im Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt, die Schwester Ella im Dezember 1944 im KZ Stutthof. Steffi Schurrer (geb. Cohn) blieb nach dem Krieg in England, die jüngere Tochter Ruth emigrierte in die USA.<br />

Frieda Cohn wurde am 5. Mai 1894 in Soldin (Brandenburg) als Tochter von Simon und Sara Deutschkron (siehe dort) geboren. Sie wuchs auf mit ihrem älteren Bruder Artur und ihrer jüngeren Schwester Ella (siehe Ella Simon). Um 1910 zog die Familie nach Berlin in den Bezirk Neukölln, wo der Vater ein Haus in der Flughafenstraße 24 erworben hatte. Frieda heiratete noch vor dem Ersten Weltkrieg Werner Cohn (siehe dort), der zusammen mit seinem Bruder die Fabrik des Vaters, einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Puppenbekleidung, übernommen hatte. Zu Beginn ihrer Ehe und während des Ersten Weltkriegs arbeitete sie in der Firma mit und scheint auch später an der Fabrikation der Puppenartikel beteiligt gewesen zu sein. 1921 und 1923 wurden die beiden Töchter Steffi und Ruth geboren. Die Familie lebte seit Anfang der 1930er Jahre in Berlin Schöneberg in der Landshuterstraße 35.
Die 1936 von der älteren Tochter Steffi begonnene kaufmännische Ausbildung im traditionsreichen, 1815 gegründeten „Kaufhaus N. Israel“ wurde wegen der zunehmenden Kaufboykotte gegen jüdische Geschäfte und der immer lebensbedrohlicher werdenden Situation für Juden in Deutschland im September 1938 in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Steffi folgte dem Ratschlag ihres Arbeitgebers zur Umschulung, und im Mai 1939 gelang ihr die Auswanderung und die Aufnahme als Hauswirtschafterin bei einer Notarsfamilie in Birmingham.
In einem Brief vom 14. Juli 1939 baten Frieda und Werner Cohn ihre Tochter in England um Hilfe. Sie wollten selbst Deutschland verlassen und hatten ein Konzept zur Gründung einer Puppenartikelfabrik in England entworfen, das ihre Tochter einflussreichen Freunden und Bekannten vorlegen sollte. In dem Brief, den hauptsächlich Werner Cohn verfasste, heißt es unter anderem: „Wir möchten, wenn irgend möglich, dort in einem der Notstandsgebiete arbeiten, was wir hier gearbeitet haben, würden also notleidenden Frauen, die nähen können, Arbeit schaffen. Zu diesem Ziel zu kommen, brauchen wir jemanden, der ein solches Unternehmen finanziert. Wir würden entweder in der kleinsten Weise eine Fabrikation beginnen, dann gehört nur wenig Geld dazu, oder wir könnten in einer Fabrik ähnlicher Branche unsere Artikel zusätzlich herstellen, dann gehört ein besonders großes Kapital auch nicht dazu.“ In einem Nachtrag schreibt Frieda Cohn: „Papa hat heut ausführlich geschrieben und vielleicht klappt es doch auch mal für uns in irgendeiner Sache. Na, der liebe Gott hat uns schon so oft geholfen und wird auch uns mal den Weg weiter zeigen.“ Und die jüngere Tochter Ruth, die im August 1939 mit dem letzten Kindertransport nach England entkommen konnte, schreibt in einem weiteren Nachtrag: „Hoffentlich kommt auch mal für die Eltern Hilfe! Ich würde noch viel froher sein rauszukommen, wenn ich wüsste, sie kommen bald nach.“
Am 28. März 1942 wurden Frieda Cohn und ihr Mann direkt von ihren Zwangsarbeitsplätzen mit dem „11. Osttransport“ nach Piaski deportiert und dort ermordet. Simon und Sara Deutschkron, die Eltern von Frieda Cohn, starben im Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt, die Schwester Ella im Dezember 1944 im KZ Stutthof. Steffi Schurrer (geb. Cohn) blieb nach dem Krieg in England, die jüngere Tochter Ruth emigrierte in die USA.