Jacques Borchardt

Verlegeort
Pallasstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
20. April 2012
Geboren
23. Januar 1881 in Berlin
Beruf
Woll- und Strickwarenfabrikant
Deportation
am 24. Juni 1942 nach Minsk
Ermordet
in Minsk

Jacques Borchardt wurde am 23. Januar 1881 als Sohn des Kaufmanns Michael Borchardt (* 1848 in Preußisch Friedland/Pommern) und Bertha (Brendel) geb. Steindecker (* 1851 in Wertheim) in Berlin geboren. Er hatte noch zwei Schwestern: Rida Levy (1882-1939) und Tyra Salomon (1883-1937). <br />
Seine 1915 geschlossene Ehe mit der verwitweten Geschäftsinhaberin Anna Simon geb. Loriesohn wurde 1919 geschieden. Am 23. Juni 1920 heiratete er die 1889 in Warschau geborene Franziska Pasmantier. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Helmut Michael (* 20. Oktober 1922), Lilli Flora (* 25. Januar 1926) und Irene (* 31. Januar 1929).<br />
Jacques Borchardt – wie sein Vater von Beruf Kaufmann – hatte 1919 eine Wollwarenfabrik gegründet, die vor allem Strümpfe produzierte. Die Geschäftsräume befanden sich zuletzt am Schöneberger Ufer 27.<br />
Borchardts lebten in wirtschaftlich guten Verhältnissen und wohnten zunächst in einem Einfamilienhaus in der Villenkolonie Nikolassee im Bezirk Zehlendorf. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten sie ihr Heim in der Dreilindenstraße 23 verlassen und zogen in die Innenstadt. <br />
Mit der Enteignung der Wollwarenfabrik – die „Liquidierung“ war 1939 abgeschlossen – wurde der Familie die Existenzgrundlage entzogen. Den Berliner Adressbüchern zufolge war Jacques Borchardt ab etwa 1934 als Vertreter tätig, während seine Frau als Sekretärin arbeitete. <br />
Wie viele Eltern versuchten auch Borchardts, zunächst ihren Kindern die Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen – in der Hoffnung, ihnen bald folgen zu können. Im Mai 1939 gelangte die jüngste Tochter mit einem der „Kindertransporte“ nach England. Dort wurde sie von einer nichtjüdischen Familie aufgenommen, die in Midhurst in Südengland wohnte. Der Plan, auch die Tochter Lilli außer Landes zu bringen, zerschlug sich nach Beginn des Zweiten Weltkrieges.<br />
Im Juni 1941 musste die Familie von der Pallasstraße 12 im Bezirk Schöneberg in die Ebersstraße 18 ziehen. Dort wohnten sie zur Untermiete bei der Fotografin Edith Löwenthal. Jacques Borchardt leistete Zwangsarbeit bei der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik in Reinickendorf – für einen Stundenlohn von 70 Pfennigen.<br />
Am 24. Juni 1942 wurden Jacques Borchardt und sein Sohn Helmut nach Minsk deportiert. Mit 770 Menschen kam der Transport zwei Tage später in der weißrussischen Hauptstadt an. Vom Güterbahnhof in Minsk wurden sie mit Lastkraftwagen zu der wenige Kilometer entfernten Exekutionsstätte Maly Trostinec gebracht und dort vermutlich erschossen.<br />
Am 19. Oktober 1942 wurden Franziska und Lilli Borchardt nach Riga verschleppt und nach ihrer Ankunft sofort ermordet.<br />

Jacques Borchardt wurde am 23. Januar 1881 als Sohn des Kaufmanns Michael Borchardt (* 1848 in Preußisch Friedland/Pommern) und Bertha (Brendel) geb. Steindecker (* 1851 in Wertheim) in Berlin geboren. Er hatte noch zwei Schwestern: Rida Levy (1882-1939) und Tyra Salomon (1883-1937).
Seine 1915 geschlossene Ehe mit der verwitweten Geschäftsinhaberin Anna Simon geb. Loriesohn wurde 1919 geschieden. Am 23. Juni 1920 heiratete er die 1889 in Warschau geborene Franziska Pasmantier. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Helmut Michael (* 20. Oktober 1922), Lilli Flora (* 25. Januar 1926) und Irene (* 31. Januar 1929).
Jacques Borchardt – wie sein Vater von Beruf Kaufmann – hatte 1919 eine Wollwarenfabrik gegründet, die vor allem Strümpfe produzierte. Die Geschäftsräume befanden sich zuletzt am Schöneberger Ufer 27.
Borchardts lebten in wirtschaftlich guten Verhältnissen und wohnten zunächst in einem Einfamilienhaus in der Villenkolonie Nikolassee im Bezirk Zehlendorf. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten sie ihr Heim in der Dreilindenstraße 23 verlassen und zogen in die Innenstadt.
Mit der Enteignung der Wollwarenfabrik – die „Liquidierung“ war 1939 abgeschlossen – wurde der Familie die Existenzgrundlage entzogen. Den Berliner Adressbüchern zufolge war Jacques Borchardt ab etwa 1934 als Vertreter tätig, während seine Frau als Sekretärin arbeitete.
Wie viele Eltern versuchten auch Borchardts, zunächst ihren Kindern die Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen – in der Hoffnung, ihnen bald folgen zu können. Im Mai 1939 gelangte die jüngste Tochter mit einem der „Kindertransporte“ nach England. Dort wurde sie von einer nichtjüdischen Familie aufgenommen, die in Midhurst in Südengland wohnte. Der Plan, auch die Tochter Lilli außer Landes zu bringen, zerschlug sich nach Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Im Juni 1941 musste die Familie von der Pallasstraße 12 im Bezirk Schöneberg in die Ebersstraße 18 ziehen. Dort wohnten sie zur Untermiete bei der Fotografin Edith Löwenthal. Jacques Borchardt leistete Zwangsarbeit bei der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik in Reinickendorf – für einen Stundenlohn von 70 Pfennigen.
Am 24. Juni 1942 wurden Jacques Borchardt und sein Sohn Helmut nach Minsk deportiert. Mit 770 Menschen kam der Transport zwei Tage später in der weißrussischen Hauptstadt an. Vom Güterbahnhof in Minsk wurden sie mit Lastkraftwagen zu der wenige Kilometer entfernten Exekutionsstätte Maly Trostinec gebracht und dort vermutlich erschossen.
Am 19. Oktober 1942 wurden Franziska und Lilli Borchardt nach Riga verschleppt und nach ihrer Ankunft sofort ermordet.