Eugen Prager

Verlegeort
Kaiserin-Augusta-Allee 85
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
17. April 2012
Geboren
31. Mai 1876 in Ostrog / Racibórz-Ostrog
Deportation
am 25. Januar 1942 nach Riga
Ermordet

Eugen Prager, geboren am 31. Mai 1876 in Bosatz bei Ratibor (Schlesien), wuchs in Breslau auf, wo seine Familie ein Geschäft für Herrenkonfektion besaß. Nach der Militärzeit machte er eine Ausbildung als Handlungsgehilfe, trat der Gewerkschaft und der SPD bei. 1905 heiratete er Frieda Orcudesch aus Hamburg, die sich 1911 scheiden ließen. Im Mai 1915 heiratete er Gertrud Friedländer, aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.<br />
<br />
Prager, der sich besonders in der Bildungsarbeit engagierte und ein gefragter Referent war, wurde Journalist, zunächst bei der Breslauer SPD-Zeitung „Volkswacht“, dann beim „Abendblatt“ in Offenburg und bei der „Rheinische Zeitung“ in Köln. Danach wurde er Chefredakteur der „Tribüne“ in Erfurt, von 1914 bis 1919 war er Politikredakteur und stellvertretender Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“.<br />
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In der SPD stand Prager auf den linken Flügel und schloss sich 1917 der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) an, einer Abspaltung der SPD, und ging zur Redaktion der USPD-Zeitung „Freiheit“, wo er von 1919 bis 1922 arbeitete. 1921 veröffentlichte er eine Geschichte der USPD“ und ging nach dem Zusammenschluss von SPD und USPD 1922 zur SPD-Zeitung „Vorwärts“. 1924 wurde er Sekretär der SPD-Fraktion des Reichstags und war faktisch deren Pressesprecher. Ende 1920er Jahre entwickelte er die Berliner SPD-Zeitung „Der Abend“, die sich publizistisch gegen den Nationalsozialismus wehrte.<br />
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Nach dem Reichstagsbrand 1933 verwüstete die SA seine Wohnung, Eugen Prager wurde als Jude rassisch und als Sozialdemokrat politisch verfolgt. Seitdem gab er unter den Namen seiner Frau Gertrud in der Schlüterstraße 31 den Nachrichten- und Zeitungsausschnittsdienst „Blaue Presse“ heraus. Nachts informierte er aus Telefonzellen SPD-Zeitungen im Ausland über Ereignisse in Nazi-Deutschland und schickte auch selbst Berichte ein.<br />
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Mitte der 1930er Jahre verhalfen die Pragers ihren Kindern Ruth, Irene und Michael zur Flucht nach Palästina. Dort besuchten sie sie 1937. Beim Abschied sagte der schon 71jährige Eugen Prager: „Meinen Weg gehe ich mit allen Konsequenzen in Deutschland weiter.“ Versuche der Kinder, eine Emigration zu ermöglichen, scheiterten.<br />
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Das Ehepaar Prager wohnte in der Kaiserin-Augusta-Allee 85 als Untermieter von Louis Falkenstein, der drei Monate vor ihnen deportiert wurde. Jedoch waren sie aus Geldmangel gezwungen, in ein möbliertes Zimmer in der Pariser Straße 63 umziehen.<br />
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Eugen und Gertrud Prager mussten sich in der Sammelstelle in der Synagoge Levetzowstraße melden und wurden am 25. Januar 1942 vom Bahnhof Grunewald mit 1044 Menschen während einer fürchterlichen Kältewelle ungeschützt in gedeckten Güterwagen fünf Tage lang nach Riga deportiert. In einem Wald in der Nähe des Bahnhofs wurden fast alle, die noch nicht erfroren waren, nach der Ankunft erschossen.

Eugen Prager, geboren am 31. Mai 1876 in Bosatz bei Ratibor (Schlesien), wuchs in Breslau auf, wo seine Familie ein Geschäft für Herrenkonfektion besaß. Nach der Militärzeit machte er eine Ausbildung als Handlungsgehilfe, trat der Gewerkschaft und der SPD bei. 1905 heiratete er Frieda Orcudesch aus Hamburg, die sich 1911 scheiden ließen. Im Mai 1915 heiratete er Gertrud Friedländer, aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.

Prager, der sich besonders in der Bildungsarbeit engagierte und ein gefragter Referent war, wurde Journalist, zunächst bei der Breslauer SPD-Zeitung „Volkswacht“, dann beim „Abendblatt“ in Offenburg und bei der „Rheinische Zeitung“ in Köln. Danach wurde er Chefredakteur der „Tribüne“ in Erfurt, von 1914 bis 1919 war er Politikredakteur und stellvertretender Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“.

In der SPD stand Prager auf den linken Flügel und schloss sich 1917 der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) an, einer Abspaltung der SPD, und ging zur Redaktion der USPD-Zeitung „Freiheit“, wo er von 1919 bis 1922 arbeitete. 1921 veröffentlichte er eine Geschichte der USPD“ und ging nach dem Zusammenschluss von SPD und USPD 1922 zur SPD-Zeitung „Vorwärts“. 1924 wurde er Sekretär der SPD-Fraktion des Reichstags und war faktisch deren Pressesprecher. Ende 1920er Jahre entwickelte er die Berliner SPD-Zeitung „Der Abend“, die sich publizistisch gegen den Nationalsozialismus wehrte.

Nach dem Reichstagsbrand 1933 verwüstete die SA seine Wohnung, Eugen Prager wurde als Jude rassisch und als Sozialdemokrat politisch verfolgt. Seitdem gab er unter den Namen seiner Frau Gertrud in der Schlüterstraße 31 den Nachrichten- und Zeitungsausschnittsdienst „Blaue Presse“ heraus. Nachts informierte er aus Telefonzellen SPD-Zeitungen im Ausland über Ereignisse in Nazi-Deutschland und schickte auch selbst Berichte ein.

Mitte der 1930er Jahre verhalfen die Pragers ihren Kindern Ruth, Irene und Michael zur Flucht nach Palästina. Dort besuchten sie sie 1937. Beim Abschied sagte der schon 71jährige Eugen Prager: „Meinen Weg gehe ich mit allen Konsequenzen in Deutschland weiter.“ Versuche der Kinder, eine Emigration zu ermöglichen, scheiterten.

Das Ehepaar Prager wohnte in der Kaiserin-Augusta-Allee 85 als Untermieter von Louis Falkenstein, der drei Monate vor ihnen deportiert wurde. Jedoch waren sie aus Geldmangel gezwungen, in ein möbliertes Zimmer in der Pariser Straße 63 umziehen.

Eugen und Gertrud Prager mussten sich in der Sammelstelle in der Synagoge Levetzowstraße melden und wurden am 25. Januar 1942 vom Bahnhof Grunewald mit 1044 Menschen während einer fürchterlichen Kältewelle ungeschützt in gedeckten Güterwagen fünf Tage lang nach Riga deportiert. In einem Wald in der Nähe des Bahnhofs wurden fast alle, die noch nicht erfroren waren, nach der Ankunft erschossen.