Eva Marien

Verlegeort
Knobelsdorffstr. 16
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
20. September 2011
Geboren
28. August 1921 in Berlin
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Wir wissen wenig über Kurt und Eva Marien, nur ihre Geburtsdaten, ihre Adressen und ihren Weg in den Tod, und selbst da gibt es ein Fragezeichen, nämlich bei Kurts Geburtsjahr. Wurde er 1919 oder 1920 geboren? Im Gedenkbuch des Bundesarchivs und auf dem Stolperstein steht 1920, in der Deportationsliste steht 1919, in der Opferdatenbank von Yad Vashem steht beides. Da sich einige Informationen überschneiden, können wir davon ausgehen, dass es sich um ein- und denselben Kurt Leopold Marien handelt, der einmal in der Charlottenburger Knobelsdorffstraße 16 gewohnt hatte. Dort wurde er bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in der „Ergänzungskartei“ für Juden erfasst. Aber irgendwann später muss er nach Prenzlauer Berg in die Woldenberger Straße 28 (heute Dietrich-Bonhoeffer-Straße) gezogen sein, denn dort wohnte er zuletzt gemeinsam mit seiner Frau Ingeborg Toni (an anderer Stelle: Ingeborg Karin) Marien, geb. Misch, geboren am 22. Februar 1923, zuvor gemeldet in der Elbinger Straße 58 (heute Danziger Straße). Ihr gemeinsamer Sohn Bela wurde am 5. Dezember 1942 geboren. Wer war dann Eva Marien, die bis zu ihrer Deportation in der Knobelsdorffstraße geblieben war? Es muss Kurts jüngere Schwester oder Cousine gewesen sein. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs wird noch ein Benno Marien aus der Prinz-Handjery-Straße (heute Briesestraße) in Neukölln genannt, der am 29. April 1883 in Rügenwalde/Schlawe/Pommern geboren worden war und im Mai 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet wurde – ihr Vater, ihr Onkel oder zufällige Namensgleichheit? 

Ausgerechnet ihr Weg in den Tod gibt uns eine letzte Information über die Geschwister an die Hand. Denn Eva und ihr Bruder Kurt und Familie wurden im März 1943 auf den letzten Osttransporten registriert. Eva und Kurt werden daher möglicherweise in der Rüstungsindustrie gearbeitet haben, wo die letzten in Berlin verbliebenen Juden und Jüdinnen Zwangsarbeit leisteten. Auf der Seite https://deportation.yadvashem.org/… steht mehr über das Schicksal dieser Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen: 
Zu Beginn des Jahres 1943 lebten in Berlin noch rund 15.000 Juden und “Geltungsjuden“ (…), die als Zwangsarbeiter in “kriegswichtigen“ Betrieben arbeiteten und deshalb von den Deportationen ausgenommen waren. Neue Anweisungen, ausgestellt am 20. Februar 1943 vom Eichmannreferat im Reichssicherheitshauptamt, erlaubten nun auch die Deportation dieser Gruppe. Jüdische Partner in einer “Mischehe“ und „Geltungsjuden“, die nicht mit einem jüdischen Partner verheiratet waren, blieben weiterhin ausgenommen. Dies wurde jedoch nicht immer berücksichtigt. Am 27. Februar 1943 führten Mitglieder der Eliteeinheit “Leibstandarte Adolf Hitler“, bewaffnet mit Peitschen und Bajonetten, eine Razzia in den Berliner Fabriken durch und verhafteten alle dort arbeitenden Juden, wobei sie äußerst brutal vorgingen. Die Arbeiter wurden, nur mit dem, was sie am Leib trugen, in Lastwagen zu verschiedenen Sammellagern gebracht. Dazu gehörten die Lager in der Großen Hamburger Straße, das Ballhaus “Clou“ in der Mauerstraße, die Hermann-Göring-Kaserne in Reinickendorf, und ein Gebäude der jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße. (…) Während die SS Razzien in Fabriken durchführte, was der Verhaftungswelle den Namen “Fabrikaktion“ einbrachte, begannen die Berliner Polizei und die Gestapo mit einer Menschenjagd in den Straßen, Wohnungen und Geschäften von Berlin. Sie suchten nach Juden mit dem gelben Stern. Am Ende dieser groß angelegten Aktion war Berlin “judenrein“. Zurück blieben lediglich die Juden, die rechtzeitig ein Versteck gefunden hatten, jüdische Partner in sogenannten “Mischehen“ sowie Menschen, die als “Halbjuden“ eingestuft waren. Die Festgenommenen verblieben nicht lange in den Sammellagern. Ein Transport nach dem anderen wurde von der Gestapo zusammengestellt, um die Lager zu leeren. Die meisten Betroffenen wurden nach Auschwitz geschickt.

Eva Marien war 21 Jahre alt, als sie am 1. März 1942 mit dem 31. Osttransport deportiert wurde. In diesem Zug waren über 1700 Menschen zusammengepfercht. Nur 677 von ihnen wurden am nächsten Tag in Auschwitz als arbeitsfähig registriert; mehr als 1000 Frauen, Männer und Kinder wurden sofort ermordet. Wir wissen nicht, wann es Eva Marien traf. 

Kurt Leopold Marien war 22 Jahre, seine Frau Ingeborg Toni 20 Jahre und ihr Sohn Bela drei Monate alt, als sie mit dem letzten Osttransport am 12. März nach Auschwitz deportiert wurden. Unter dem Betreff "Judentransporte aus Berlin" berichtete Arbeitseinsatzführer Schwarz mit Fernspruch vom 15.3.: "K.L.-Auschwitz meldet Judentransport aus Berlin. Eingang am 13.3.43. Gesamtstärke 964 Juden. Zum Arbeitseinsatz kamen 218 Männer u. 147 Frauen. Die Männer wurden nach Buna überstellt. Gesondert wurden 126 Männer u. 473 Frauen u. Kinder untergebracht.“ Das Todesdatum von Kurt, Ingeborg und Bela ist nicht bekannt.


 

Kurt Leopold Marien wurde am 29. April 1920 in Berlin geboren, Eva Marien, am 28. August 1921 ebenda. Wir wissen wenig über Kurt und Eva Marien, die einmal in der Charlottenburger Knobelsdorffstraße 16 gewohnt hatten. Dort wurden sie bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in der „Ergänzungskartei“ für Juden erfasst. Möglicherweise stammte die Familie aus Rügenwalde in Pommern, wo 1883 ein Benno Marien geboren wurde. Er hat später in Berlin gewohnt und wurde im Mai 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet – Kurt und Evas Vater, Onkel oder zufällige Namensgleichheit? 

Am 1. Mai 1942 zog Kurt – sicher nicht freiwillig - nach Prenzlauer Berg in die Woldenberger Straße 28 (heute Dietrich-Bonhoeffer-Straße), dort wohnte er zuletzt gemeinsam mit seiner Frau Ingeborg Toni (an anderer Stelle: Ingeborg Karin) Marien, geb. Misch, geboren am 22. Februar 1923, zuvor gemeldet in der Elbinger Straße 58 (heute Danziger Straße). Ihre gemeinsame Tochter Bela wurde am 5. Dezember 1942 geboren. Kurts Beruf kennen wir nicht; er war jedoch in seinen letzten Lebensjahren Zwangsarbeiter in einem Metallunternehmen der Rüstungsindustrie in der Ritterstraße 111. Seine Frau Inge war als Näherin in der Schützenstraße in Steglitz beschäftigt.

Eva Marien, Kurts jüngere Schwester, blieb bis zu ihrer Deportation in der Knobelsdorffstraße.  Ausgerechnet ihr Weg in den Tod gibt uns eine letzte Information über die Geschwister an die Hand. Denn Eva und ihr Bruder Kurt und Familie wurden im März 1943 auf den letzten Osttransporten registriert. Auch Eva wird also in der Rüstungsindustrie gearbeitet haben, wo die letzten in Berlin verbliebenen Juden und Jüdinnen Zwangsarbeit leisteten. Auf der Seite https://deportation.yadvashem.org/index.html?language=de&itemId=5092745 steht mehr über das Schicksal dieser Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen: 

„Zu Beginn des Jahres 1943 lebten in Berlin noch rund 15.000 Juden und “Geltungsjuden“ (…), die als Zwangsarbeiter in “kriegswichtigen“ Betrieben arbeiteten und deshalb von den Deportationen ausgenommen waren. Neue Anweisungen, ausgestellt am 20. Februar 1943 vom Eichmannreferat im Reichssicherheitshauptamt, erlaubten nun auch die Deportation dieser Gruppe. Jüdische Partner in einer “Mischehe“ und „Geltungsjuden“, die nicht mit einem jüdischen Partner verheiratet waren, blieben weiterhin ausgenommen. Dies wurde jedoch nicht immer berücksichtigt. Am 27. Februar 1943 führten Mitglieder der Eliteeinheit “Leibstandarte Adolf Hitler“, bewaffnet mit Peitschen und Bajonetten, eine Razzia in den Berliner Fabriken durch und verhafteten alle dort arbeitenden Juden, wobei sie äußerst brutal vorgingen. Die Arbeiter wurden, nur mit dem, was sie am Leib trugen, in Lastwagen zu verschiedenen Sammellagern gebracht. Dazu gehörten die Lager in der Großen Hamburger Straße, das Ballhaus “Clou“ in der Mauerstraße, die Hermann-Göring-Kaserne in Reinickendorf, und ein Gebäude der jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße. (…) Während die SS Razzien in Fabriken durchführte, was der Verhaftungswelle den Namen “Fabrikaktion“ einbrachte, begannen die Berliner Polizei und die Gestapo mit einer Menschenjagd in den Straßen, Wohnungen und Geschäften von Berlin. Sie suchten nach Juden mit dem gelben Stern. Am Ende dieser groß angelegten Aktion war Berlin “judenrein“. Zurück blieben lediglich die Juden, die rechtzeitig ein Versteck gefunden hatten, jüdische Partner in sogenannten “Mischehen“ sowie Menschen, die als “Halbjuden“ eingestuft waren. Die Festgenommenen verblieben nicht lange in den Sammellagern. Ein Transport nach dem anderen wurde von der Gestapo zusammengestellt, um die Lager zu leeren. Die meisten Betroffenen wurden nach Auschwitz geschickt.“

Eva Marien war 21 Jahre alt, als sie am 1. März 1943 mit dem 31. Osttransport deportiert wurde. In diesem Zug waren über 1700 Menschen zusammengepfercht. Nur 677 von ihnen wurden am nächsten Tag in Auschwitz als arbeitsfähig registriert; mehr als 1000 Frauen, Männer und Kinder wurden sofort ermordet. Wir wissen nicht, wann es Eva Marien traf. 

Kurt Leopold Marien war 22 Jahre, seine Frau Ingeborg Toni 20 Jahre und ihre Tochter Bela drei Monate alt, als sie am 12. März mit dem letzten Osttransport nach der „Fabrikaktion“ nach Auschwitz deportiert wurden. „Unter dem Betreff "Judentransporte aus Berlin" berichtete Arbeitseinsatzführer Schwarz mit Fernspruch vom 15.3.: "K.L.-Auschwitz meldet Judentransport aus Berlin. Eingang am 13.3.43. Gesamtstärke 964 Juden. Zum Arbeitseinsatz kamen 218 Männer u. 147 Frauen. Die Männer wurden nach Buna überstellt. Gesondert wurden 126 Männer u. 473 Frauen u. Kinder untergebracht.“ Das Todesdatum von Kurt, Ingeborg und Bela ist nicht bekannt.