Georg Herrmann

Verlegeort
Pestalozzistr. 14
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
26. April 2012
Geboren
31. Mai 1905 in Neuenburg
Beruf
Klempner
Deportation
am 19. April 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Georg Herrmann wurde am 31. Mai 1905 in Neuenburg/Westpreußen geboren, heute polnisch Nowe. Wahrscheinlich war er ein Sohn des dortigen Kolonialwarenhändlers Eugen Herrmann. Georg machte wohl eine Klempnerlehre, da er später in diesem Beruf tätig wurde. Unklar ist, wann er nach Berlin kam und ob er versuchte, sich dort selbstständig zu machen. Um 1932 heiratete er die ein Jahr jüngere Gertrud Wolff, die Ehe blieb kinderlos. <br />
<br />
Gertrud Herrmann geb. Wolff war am 10. April 1906 in Schwanau/Westpreußen auf die Welt gekommen. Das liegt in der Kaschubischen Schweiz nahe Danzig und heißt heute Sianowo. Gertruds Mutter Hedwig geb. Jacks war eine Kaufmannstochter aus Schwanau, ihr Vater, Julius Wolff aus Liebemühl in Ostpreußen, war ebenfalls Kaufmann. Sie hatten 1900 geheiratet und lebten zunächst in Schwanau, vielleicht beteiligte sich Julius Wolff am Gemischtwarenladen seines Schwiegervaters. 1902 bekamen sie ihr erstes Kind, Arthur. Es folgten Erna, Heinrich, Gertrud, Kurt und Emmi. 1912, Gertrud war sechs Jahre alt, zogen ihre Eltern nach Lauenburg in Pommern, heute Lębork. Dort bekam Gertrud noch zwei weitere Geschwister, Siegfried und Anni. 1936 oder 1937 kamen Julius und Hedwig Wolff nach Berlin, wahrscheinlich wohnten schon mehrere ihrer Kinder in der Hauptstadt. Möglich, dass für den inzwischen 60-jährigen Julius Wolff das Leben als Jude in der Provinz in Anbetracht des staatlich geförderten Antisemitismus unerträglich geworden war. Allerdings wurde ihnen auch in Berlin das Leben durch die zunehmende Anzahl an judenfeindlichen Verordnungen erschwert. Hinzu kam, dass Hedwig fortschreitend erblindete.<br />
<br />
Auch für Georg Herrmann wurde es schwieriger, den Lebensunterhalt für sich und seine Frau zu bestreiten. Etwa 1936 konnte er aber eine feste Anstellung bei der Jüdischen Gemeinde als Hauswart in der Pestalozzistraße 14 bekommen. Herrmanns bekamen dort eine 2-Zimmer-Wohnung im Seitenflügel, 1. Stock rechts. Georg hatte alle Arbeiten im Haus zu erledigen, möglicherweise war er auch für die Nr. 15 zuständig. Im Berliner Adressbuch wurde er zunächst als Hauswart bezeichnet, dann als Klempner.<br />
<br />
Gertruds ältere Schwester Erna war am 10. April 1936 gestorben, am 14. Januar 1939 starb auch ihr Vater. Die fast erblindete Mutter, Hedwig Wolff, kam in ein jüdisches Blindenheim, zunächst nach Steglitz, dann in das Taubstummen- und Blindenheim Weißensee, Parkstraße 22. Im September 1942 konnten ihre Kinder nicht verhindern, dass sie mit allen anderen Insassen des Heims nach Theresienstadt deportiert wurde. Inzwischen waren nur noch Gertrud und Emmi mit ihren Ehemännern Georg Herrmann und Leo Waldmann in Berlin, den anderen war die Flucht nach London oder Israel gelungen. Gertrud, Emmi und Leo – der eigentlich Schlosser war – wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. Unklar ist, ob Georg weiter in der Pestalozzistraße arbeiten konnte, oder, was wahrscheinlicher ist, auch zwangsverpflichtet wurde.<br />
<br />
Emmi und Leo Waldmann wurden bei der sogenannten „Fabrikaktion“ von der Arbeit weg verhaftet und am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Wenige Wochen später, am 19. April 1943, wurden auch Georg und Gertrud Herrmann nach Auschwitz verschleppt. Da alle vier noch unter 40 Jahre alt waren, ist es gut möglich, dass sie nicht sofort ermordet, sondern zum Arbeitseinsatz bestimmt wurden. <br />
<br />
Wie durch ein Wunder überlebte Gertruds Mutter, Hedwig Wolff, bereits ganz erblindet, drei Winter lang die entsetzlichen Lebensumstände in Theresienstadt. Von ursprünglich 1000 mit ihr am 14. September 1942 Deportierten haben nur 57 überlebt. Hedwig Wolff kehrte nach Berlin zurück und verstarb dort 76-jährig am 8. Juni 1954.<br />

Georg Herrmann wurde am 31. Mai 1905 in Neuenburg/Westpreußen geboren, heute polnisch Nowe. Wahrscheinlich war er ein Sohn des dortigen Kolonialwarenhändlers Eugen Herrmann. Georg machte wohl eine Klempnerlehre, da er später in diesem Beruf tätig wurde. Unklar ist, wann er nach Berlin kam und ob er versuchte, sich dort selbstständig zu machen. Um 1932 heiratete er die ein Jahr jüngere Gertrud Wolff, die Ehe blieb kinderlos.

Gertrud Herrmann geb. Wolff war am 10. April 1906 in Schwanau/Westpreußen auf die Welt gekommen. Das liegt in der Kaschubischen Schweiz nahe Danzig und heißt heute Sianowo. Gertruds Mutter Hedwig geb. Jacks war eine Kaufmannstochter aus Schwanau, ihr Vater, Julius Wolff aus Liebemühl in Ostpreußen, war ebenfalls Kaufmann. Sie hatten 1900 geheiratet und lebten zunächst in Schwanau, vielleicht beteiligte sich Julius Wolff am Gemischtwarenladen seines Schwiegervaters. 1902 bekamen sie ihr erstes Kind, Arthur. Es folgten Erna, Heinrich, Gertrud, Kurt und Emmi. 1912, Gertrud war sechs Jahre alt, zogen ihre Eltern nach Lauenburg in Pommern, heute Lębork. Dort bekam Gertrud noch zwei weitere Geschwister, Siegfried und Anni. 1936 oder 1937 kamen Julius und Hedwig Wolff nach Berlin, wahrscheinlich wohnten schon mehrere ihrer Kinder in der Hauptstadt. Möglich, dass für den inzwischen 60-jährigen Julius Wolff das Leben als Jude in der Provinz in Anbetracht des staatlich geförderten Antisemitismus unerträglich geworden war. Allerdings wurde ihnen auch in Berlin das Leben durch die zunehmende Anzahl an judenfeindlichen Verordnungen erschwert. Hinzu kam, dass Hedwig fortschreitend erblindete.

Auch für Georg Herrmann wurde es schwieriger, den Lebensunterhalt für sich und seine Frau zu bestreiten. Etwa 1936 konnte er aber eine feste Anstellung bei der Jüdischen Gemeinde als Hauswart in der Pestalozzistraße 14 bekommen. Herrmanns bekamen dort eine 2-Zimmer-Wohnung im Seitenflügel, 1. Stock rechts. Georg hatte alle Arbeiten im Haus zu erledigen, möglicherweise war er auch für die Nr. 15 zuständig. Im Berliner Adressbuch wurde er zunächst als Hauswart bezeichnet, dann als Klempner.

Gertruds ältere Schwester Erna war am 10. April 1936 gestorben, am 14. Januar 1939 starb auch ihr Vater. Die fast erblindete Mutter, Hedwig Wolff, kam in ein jüdisches Blindenheim, zunächst nach Steglitz, dann in das Taubstummen- und Blindenheim Weißensee, Parkstraße 22. Im September 1942 konnten ihre Kinder nicht verhindern, dass sie mit allen anderen Insassen des Heims nach Theresienstadt deportiert wurde. Inzwischen waren nur noch Gertrud und Emmi mit ihren Ehemännern Georg Herrmann und Leo Waldmann in Berlin, den anderen war die Flucht nach London oder Israel gelungen. Gertrud, Emmi und Leo – der eigentlich Schlosser war – wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. Unklar ist, ob Georg weiter in der Pestalozzistraße arbeiten konnte, oder, was wahrscheinlicher ist, auch zwangsverpflichtet wurde.

Emmi und Leo Waldmann wurden bei der sogenannten „Fabrikaktion“ von der Arbeit weg verhaftet und am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Wenige Wochen später, am 19. April 1943, wurden auch Georg und Gertrud Herrmann nach Auschwitz verschleppt. Da alle vier noch unter 40 Jahre alt waren, ist es gut möglich, dass sie nicht sofort ermordet, sondern zum Arbeitseinsatz bestimmt wurden.

Wie durch ein Wunder überlebte Gertruds Mutter, Hedwig Wolff, bereits ganz erblindet, drei Winter lang die entsetzlichen Lebensumstände in Theresienstadt. Von ursprünglich 1000 mit ihr am 14. September 1942 Deportierten haben nur 57 überlebt. Hedwig Wolff kehrte nach Berlin zurück und verstarb dort 76-jährig am 8. Juni 1954.