Clara Oberski geb. Gordon

Verlegeort
Pestalozzistr. 14
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
26. April 2012
Geboren
20. März 1869 in Guttentag / Dobrodzień
Deportation
am 28. August 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 29. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Clara Oberski wurde als Clara Gordon in Guttentag (Schlesien, heute polnisch Dobrodzień) am 20. März 1869 geboren. Wie und wann es Clara Gordon von Schlesien nach Gardelegen (heute Sachsen-Anhalt) verschlug, bleibt im Dunkeln. Jedenfalls heiratete sie dort am 20. Oktober 1907 den ein Jahr älteren Josef Oberski, der aus Posen stammte. Dieser hatte vor Gardelegen in Tangermünde gelebt und war 1905 verwitwet. Er brachte drei kleine Kinder mit in die neue Ehe, Siegfried, 1900 geboren, Kurt 1901, und Werner 1905, bereits in Gardelegen. Möglicherweise starb dessen Mutter bei seiner Geburt. Clara Oberski brachte 1908 eine Tochter zur Welt, Anni Johanna. <br />
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1913 zog die ganze Familie nach Berlin, wo Josef Oberski eine Agentur für Spielwaren in der Chodowieckistraße 16 betrieb. Vermutlich hatte dieses Geschäft in Kriegszeiten keine gute Konjunktur, 1915 hatte Josef Oberski zusätzlich eine Lesehalle in der Neuen Königsstraße 79 (heute Otto-Braun-Straße) eröffnet, bald darauf wechselte er zum Handel mit Kämmen und Haarschmuck und hatte nur noch die Adresse Neue Königsstraße 79. Dort wohnte die Familie zwei Jahrzehnte, die Söhne machten sich nach und nach als Kaufleute selbständig. Claras Tochter Anni absolvierte eine Ausbildung als Schneiderin am Lette-Verein und arbeitete bei verschiedenen Modehäusern. Sie wohnte wohl weiterhin bei den Eltern. 1934 gab Josef das Geschäft auf und wechselte als „Privatier“ die Wohnung: er zog in die Pestalozzistraße, laut Adressbuch im ersten Jahr in die Nr. 15 danach in die Nr. 14 – ersteres war möglicherweise ein Fehler im Adressbuch. <br />
<br />
Lange lebte Josef Oberski nicht in der neuen 3-Zimmer-Wohnung. Laut Tochter Anni starb er dort am 1. Januar 1937. Clara Oberski hat aber offenbar die Wohnung nicht umgemeldet, denn noch 1940 wurde sie im Adressbuch unter Josef Oberski geführt. Erst 1941 lautete der Eintrag auf Clara, um dann gar nicht mehr aufzutauchen. Clara und Anni blieben in der Pestalozzistraße und nahmen 1938 einen Untermieter auf, Kurt Salomon. Vermutlich handelte es sich nicht um eine Zwangseinweisung, denn Kurt Salomon, der sich im Zuge der Verdrängung von Juden aus dem Wirtschaftleben wohl nicht mehr als kaufmännischer Angestellter behaupten konnte, arbeitete als Hilfskraft für die Jüdische Gemeinde und diese war bestrebt, ihre Angestellten in ihr gehörenden Gebäuden unterzubringen. <br />
<br />
Anni Oberski und Kurt Salomon kamen sich offenbar näher, denn am 1. Oktober 1939 heirateten sie. Zu diesem Zeitpunkt hatte Anni schon seit einem Jahr ihre Arbeit verloren. Sie war von der Firma Baer & Sohn als Jüdin zum 1. Oktober 1938 gekündigt worden.<br />
<br />
Am 28. August 1942 wurde Clara Oberski nach Theresienstadt deportiert. Theresienstadt war keineswegs ein „altersgerechtes Ghetto“, wie es die Nazis propagierten, sondern ein erbärmliches Konzentrationslager, das für viele die Funktion eines Durchgangslagers erfüllte. So auch für Clara Oberski: Einen Monat nach ihrer Ankunft, am 29. September 1942, wurde sie mit 2000 weiteren Menschen in einen Zug nach Treblinka gepfercht und in diesem Vernichtungslager ermordet.<br />

Clara Oberski wurde als Clara Gordon in Guttentag (Schlesien, heute polnisch Dobrodzień) am 20. März 1869 geboren. Wie und wann es Clara Gordon von Schlesien nach Gardelegen (heute Sachsen-Anhalt) verschlug, bleibt im Dunkeln. Jedenfalls heiratete sie dort am 20. Oktober 1907 den ein Jahr älteren Josef Oberski, der aus Posen stammte. Dieser hatte vor Gardelegen in Tangermünde gelebt und war 1905 verwitwet. Er brachte drei kleine Kinder mit in die neue Ehe, Siegfried, 1900 geboren, Kurt 1901, und Werner 1905, bereits in Gardelegen. Möglicherweise starb dessen Mutter bei seiner Geburt. Clara Oberski brachte 1908 eine Tochter zur Welt, Anni Johanna.

1913 zog die ganze Familie nach Berlin, wo Josef Oberski eine Agentur für Spielwaren in der Chodowieckistraße 16 betrieb. Vermutlich hatte dieses Geschäft in Kriegszeiten keine gute Konjunktur, 1915 hatte Josef Oberski zusätzlich eine Lesehalle in der Neuen Königsstraße 79 (heute Otto-Braun-Straße) eröffnet, bald darauf wechselte er zum Handel mit Kämmen und Haarschmuck und hatte nur noch die Adresse Neue Königsstraße 79. Dort wohnte die Familie zwei Jahrzehnte, die Söhne machten sich nach und nach als Kaufleute selbständig. Claras Tochter Anni absolvierte eine Ausbildung als Schneiderin am Lette-Verein und arbeitete bei verschiedenen Modehäusern. Sie wohnte wohl weiterhin bei den Eltern. 1934 gab Josef das Geschäft auf und wechselte als „Privatier“ die Wohnung: er zog in die Pestalozzistraße, laut Adressbuch im ersten Jahr in die Nr. 15 danach in die Nr. 14 – ersteres war möglicherweise ein Fehler im Adressbuch.

Lange lebte Josef Oberski nicht in der neuen 3-Zimmer-Wohnung. Laut Tochter Anni starb er dort am 1. Januar 1937. Clara Oberski hat aber offenbar die Wohnung nicht umgemeldet, denn noch 1940 wurde sie im Adressbuch unter Josef Oberski geführt. Erst 1941 lautete der Eintrag auf Clara, um dann gar nicht mehr aufzutauchen. Clara und Anni blieben in der Pestalozzistraße und nahmen 1938 einen Untermieter auf, Kurt Salomon. Vermutlich handelte es sich nicht um eine Zwangseinweisung, denn Kurt Salomon, der sich im Zuge der Verdrängung von Juden aus dem Wirtschaftleben wohl nicht mehr als kaufmännischer Angestellter behaupten konnte, arbeitete als Hilfskraft für die Jüdische Gemeinde und diese war bestrebt, ihre Angestellten in ihr gehörenden Gebäuden unterzubringen.

Anni Oberski und Kurt Salomon kamen sich offenbar näher, denn am 1. Oktober 1939 heirateten sie. Zu diesem Zeitpunkt hatte Anni schon seit einem Jahr ihre Arbeit verloren. Sie war von der Firma Baer & Sohn als Jüdin zum 1. Oktober 1938 gekündigt worden.

Am 28. August 1942 wurde Clara Oberski nach Theresienstadt deportiert. Theresienstadt war keineswegs ein „altersgerechtes Ghetto“, wie es die Nazis propagierten, sondern ein erbärmliches Konzentrationslager, das für viele die Funktion eines Durchgangslagers erfüllte. So auch für Clara Oberski: Einen Monat nach ihrer Ankunft, am 29. September 1942, wurde sie mit 2000 weiteren Menschen in einen Zug nach Treblinka gepfercht und in diesem Vernichtungslager ermordet.