Anna Schmul geb. Schaul

Verlegeort
Pestalozzistr. 14
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
26. April 2012
Geboren
17. Oktober 1874 in Schubin (Posen) / Szubin
Deportation
am 05. November 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Mai 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Anna Schmul, geb. Schaul, geboren am 17. Oktober 1874 in Schubin (Szubin), war die Ehefrau von Jakob Schmul, geb. am 25. Februar 1868 in Höhensalza (Inowrazlaw, Region Posen/Poznan). <br />
Er machte eine Schneiderlehre – möglicherweise ein Traditionsberuf, da später in Berlin mehrere Schneider den Familiennamen Schmul führten. Ob und wie sie mit Jakob Schmul verwandt waren, wissen wir nicht.<br />
<br />
Das Ehepaar blieb wahrscheinlich zunächst in Posen, da Jakob Schmul im Berliner Adressbuch erst 1924 verzeichnet ist. Da hatte er sich als Schneider in der Charlottenburger Wallstraße 91 (heute Zillestraße 27) niedergelassen. Vielleicht haben beide schon früher zur Untermiete in Berlin gewohnt. Die Wallstraße wurde 1933 nach dem in einer Straßenschlacht zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten umgekommenen SS-Mann Hans Maikowski umbenannt und dabei veränderte man die Hufeisennummerierung in wechselseitige Hausnummerierung, sodass Jakob Schmuls Adresse nun Maikowskistraße 27 lautete.<br />
<br />
1935 zogen Jakob und Anna Schmul um in eine 1-Zimmer-Wohnung in der Pestalozzistraße 14, Seitenflügel, 2. Stock. Dort zahlten sie an die Jüdische Gemeinde 38,85 RM Miete, es dürfte sich um eine bescheidenere Wohnung als in der Wallstraße gehandelt haben. In den folgenden Jahren mussten sich Schmuls aber noch viel mehr einschränken, da die wachsende Zahl an antijüdischen Vorschriften und Gesetzen der NS-Regierung ihnen sowohl das Bestreiten des Lebensunterhalts sowie überhaupt die Teilnahme am öffentlichen Leben immer weiter erschwerten und beschnitten. <br />
<br />
Im Herbst 1942 mussten sie auch diese bescheidene Wohnung räumen: sie waren zur „Umsiedlung“, im Klartext zur Deportation nach Theresienstadt bestimmt. Ende Oktober unterschrieben sie gezwungenermaßen eine „Vermögenserklärung“, in der sie äußerst spärliche Angaben machten. Der 74-jährige Jakob Schmul sah keine Veranlassung mehr, seinen Beruf zu nennen, Kinder oder Verwandte gab er nicht an. Ihre wenigen Möbel wurden später von einem Gerichtsvollzieher auf 138.- RM geschätzt. Die „Vermögenserklärung“ hatte der „Einziehung“, sprich Raub, des jüdischen Besitzes dienen sollen - an den Schmuls konnte sich das Reich kaum bereichern. Jakob und Anna Schmul wurden zunächst von der Gestapo in dem Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert, ein ehemaliges jüdisches Altersheim. Am 5. November 1942 hatten sie am Anhalter Bahnhof in aller Früh einen von zwei später verschlossenen 3.-Klasse-Waggons zu besteigen, die an den regulären Zug nach Dresden angehängt wurden. In ihnen wurden 100 Berliner Juden nach Theresienstadt deportiert, auch Jakob und Anna Schmul.<br />
<br />
In Theresienstadt erwartete sie nicht das zynisch versprochen „Altersghetto“, in dem sie einen ruhigen Lebensabend verbringen würden, sondern ein entsetzlich überfülltes Lager, in dem Kälte, Hunger und miserable hygienische Verhältnisse herrschten. Krankheit, Seuchen und Tod waren die Folgen. Jakob und Anna Schmul wurden auf dem Dachboden des Gebäudes 4V einquartiert, sicherlich eine Massenunterkunft. Jakob Schmul überlebte diese erbärmlichen Zustände keine drei Wochen: am 25. November 1942 starb der 74-Jährige, amtlich an „Altersschwäche“, tatsächlich an Vernichtung durch menschenverachtende Lebensbedingungen. http://www.holocaust.cz/de/datenba… <br />
<br />
<br />
Anna hingegen ertrug dieses Dasein zunächst noch über 1½ Jahre. Dann, am 16. Mai 1944, wurde sie, diesmal zusammen mit 2500 Personen, von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Sie gehörten zu den rund 7500, die im Mai 1944 in drei „Transporten“ aus Theresienstadt weggebracht wurden, weil am 23. Juni eine internationale Kommission angekündigt war und die Wohnungen nicht so beengt aussehen sollten. <br />
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Lediglich 34 der am 16. Mai Deportierten überlebten, Anna Schmul gehörte nicht zu ihnen. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.<br />
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Anna Schmul, geb. Schaul, geboren am 17. Oktober 1874 in Schubin (Szubin), war die Ehefrau von Jakob Schmul, geb. am 25. Februar 1868 in Höhensalza (Inowrazlaw, Region Posen/Poznan).
Er machte eine Schneiderlehre – möglicherweise ein Traditionsberuf, da später in Berlin mehrere Schneider den Familiennamen Schmul führten. Ob und wie sie mit Jakob Schmul verwandt waren, wissen wir nicht.

Das Ehepaar blieb wahrscheinlich zunächst in Posen, da Jakob Schmul im Berliner Adressbuch erst 1924 verzeichnet ist. Da hatte er sich als Schneider in der Charlottenburger Wallstraße 91 (heute Zillestraße 27) niedergelassen. Vielleicht haben beide schon früher zur Untermiete in Berlin gewohnt. Die Wallstraße wurde 1933 nach dem in einer Straßenschlacht zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten umgekommenen SS-Mann Hans Maikowski umbenannt und dabei veränderte man die Hufeisennummerierung in wechselseitige Hausnummerierung, sodass Jakob Schmuls Adresse nun Maikowskistraße 27 lautete.

1935 zogen Jakob und Anna Schmul um in eine 1-Zimmer-Wohnung in der Pestalozzistraße 14, Seitenflügel, 2. Stock. Dort zahlten sie an die Jüdische Gemeinde 38,85 RM Miete, es dürfte sich um eine bescheidenere Wohnung als in der Wallstraße gehandelt haben. In den folgenden Jahren mussten sich Schmuls aber noch viel mehr einschränken, da die wachsende Zahl an antijüdischen Vorschriften und Gesetzen der NS-Regierung ihnen sowohl das Bestreiten des Lebensunterhalts sowie überhaupt die Teilnahme am öffentlichen Leben immer weiter erschwerten und beschnitten.

Im Herbst 1942 mussten sie auch diese bescheidene Wohnung räumen: sie waren zur „Umsiedlung“, im Klartext zur Deportation nach Theresienstadt bestimmt. Ende Oktober unterschrieben sie gezwungenermaßen eine „Vermögenserklärung“, in der sie äußerst spärliche Angaben machten. Der 74-jährige Jakob Schmul sah keine Veranlassung mehr, seinen Beruf zu nennen, Kinder oder Verwandte gab er nicht an. Ihre wenigen Möbel wurden später von einem Gerichtsvollzieher auf 138.- RM geschätzt. Die „Vermögenserklärung“ hatte der „Einziehung“, sprich Raub, des jüdischen Besitzes dienen sollen - an den Schmuls konnte sich das Reich kaum bereichern. Jakob und Anna Schmul wurden zunächst von der Gestapo in dem Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert, ein ehemaliges jüdisches Altersheim. Am 5. November 1942 hatten sie am Anhalter Bahnhof in aller Früh einen von zwei später verschlossenen 3.-Klasse-Waggons zu besteigen, die an den regulären Zug nach Dresden angehängt wurden. In ihnen wurden 100 Berliner Juden nach Theresienstadt deportiert, auch Jakob und Anna Schmul.

In Theresienstadt erwartete sie nicht das zynisch versprochen „Altersghetto“, in dem sie einen ruhigen Lebensabend verbringen würden, sondern ein entsetzlich überfülltes Lager, in dem Kälte, Hunger und miserable hygienische Verhältnisse herrschten. Krankheit, Seuchen und Tod waren die Folgen. Jakob und Anna Schmul wurden auf dem Dachboden des Gebäudes 4V einquartiert, sicherlich eine Massenunterkunft. Jakob Schmul überlebte diese erbärmlichen Zustände keine drei Wochen: am 25. November 1942 starb der 74-Jährige, amtlich an „Altersschwäche“, tatsächlich an Vernichtung durch menschenverachtende Lebensbedingungen. http://www.holocaust.cz/de/datenba…


Anna hingegen ertrug dieses Dasein zunächst noch über 1½ Jahre. Dann, am 16. Mai 1944, wurde sie, diesmal zusammen mit 2500 Personen, von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Sie gehörten zu den rund 7500, die im Mai 1944 in drei „Transporten“ aus Theresienstadt weggebracht wurden, weil am 23. Juni eine internationale Kommission angekündigt war und die Wohnungen nicht so beengt aussehen sollten.

Lediglich 34 der am 16. Mai Deportierten überlebten, Anna Schmul gehörte nicht zu ihnen. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.