Else H. Rosenberg geb. Rosenthal

Verlegeort
Pestalozzistr. 57
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
17. April 2012
Geboren
13. Februar 1891 in Lyck (Ostpreußen) / Ełk
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Ermordet

Eugen und Else Rosenberg wohnten schon seit 15 Jahren in der großen 5-Zimmer-Wohnung vorne im ersten Stock der Charlottenburger Pestalozzistraße 57, als die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten sie erfasste. Einen Tag vor Weihnachten, am 23. Dezember 1941, mussten sie die obligatorische Vermögenserklärung ausfüllen, die den Deportationsprozess einleitete und den nationalsozialistischen Mördern überdies dazu diente, die zum Tode bestimmten Juden auch noch materiell auszubeuten.<br />
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Eugen Rosenberg wurde am 21. Juli 1877 in Löbau/Westpreußen (heute: Lubawa/Polen) geboren. Als Beruf gibt er in der Vermögenserklärung, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam archiviert ist, „Markthändler“ an, ohne dies genauer zu spezifizieren. Seine Frau Else, geb. Rosenthal, war 14 Jahre jünger; sie erblickte am 13. Februar 1891 in Lyck/Ostpreußen (heute: Ełk/Polen) das Licht der Welt. Als Beruf schreibt sie: „Ehefrau“. Gemeinsam hatten sie eine Tochter, Inge Rosenberg, die während der Nazi-Zeit rechtzeitig nach Palästina auswandern konnte.<br />
<br />
Die Bezeichnung „Markthändler“ hat Eugen Rosenberg offenbar bewusst und aus Empörung über die Enteignungspolitik der Nazis gewählt. Denn vieles spricht dafür, dass er keineswegs nur ein kleiner Markthändler war, sondern in Berlin einen Großhandel mit Mehl, zeitweise auch mit Margarine, führte. Möglicherweise hat er das Geschäft von seinem Vater übernommen. So wird in der von der Humboldt-Universität Berlin edierten Liste „Jüdische Unternehmen von 1930 bis 1945“ in Berlin ein Mehlgroßhändler Alfred Rosenberg geführt. Der hatte 1906 einen Handel mit „Mehl en gros“ gegründet. Der Betrieb lag in der Händelstraße 21 in Lichtenberg. 1938 wurde er liquidiert. Ob Alfred und Eugen Rosenberg wirklich Vater und Sohn waren, lässt sich heute nicht mehr verifizieren.<br />
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Auf jeden Fall scheint das Ehepaar Eugen und Else Rosenberg – dafür spricht schon die repräsentative 5-Zimmer-Wohnung in Charlottenburg – früher wohlhabend gewesen zu sein. Im Zuge der nationalsozialistischen Repressionen schmolz der Wohlstand aber rasch dahin. In der erwähnten Vermögenserklärung listeten die Rosenbergs penibel ihre Wohnungseinrichtung samt Kleidung auf – bis hin zu „5 Krawatten, 2 Kragen, 2 Schals“ des Hausherrn sowie „6 Paar Damenschuhe, 6 mal Unterwäsche, 5 Blusen“ von Else Rosenberg. Unter der Rubrik „Barmittel“ trug der Hausherr „RM 60,--„ ein. Offenbar besaß seine Frau Else aber bei einer Versicherung noch ein Guthaben von 15 030,30 RM, das von der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg umgehend eingezogen wurde. Wir erwähnen diese im Grunde privaten Vermögensangaben deshalb, um aufzuzeigen, wie dreist sich die Nazis und ihre Helfer auch der materiellen Ausbeutung ihrer Opfer verschrieben hatten.<br />
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Eugen und Else Rosenberg wurden kurz vor ihrer Deportation in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 „verbracht“. Am 19. Januar 1942 bestiegen sie am Bahnhof Berlin-Grunewald den „9. Osttransport“ aus Berlin. Mit ihnen wurden 1000 weitere Schicksalsgefährten in die gedeckten Güterwagen gepfercht. Ihr Durchschnittsalter lag bei 55 Jahren. Nach fast viertägiger Zugfahrt in grimmiger Kälte erreichte der Zug am 23. Januar Riga. Dort endet die Spur von Eugen und Else Rosenberg. Vermutlich wurden sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in einem nahen Wald erschossen. Von dem Transport sind nur 19 Überlebende bekannt.<br />
<br />
In Berlin wurde nach der Deportation der Eheleute Rosenberg die zwischenzeitlich versiegelte Wohnung renoviert. Die „Instandsetzungskosten für Maler- und Parkettarbeiten sowie für Entwesung und Reinigung“ in Höhe von 885,49 RM teilten sich der Märkisch-Schlesische Volksversicherungsverein als Vermieter und die Oberfinanzdirektion. Die Volksversicherung hatte zuvor noch versucht, die Reparatur-Verpflichtung an den „evakuierten Juden“ weiterzureichen. Auch der Stromanbieter Bewag verlangte die Begleichung einer „Restschuld von 11,43 RM“. Am 16. Juli 1942 wurde die 5-Zimmer-Wohnung in der Pestalozzistraße 57, in der sich die Rosenbergs über so viele Jahre wohl gefühlt hatten, wieder neu vermietet. Der Märkisch- Schlesische Volksversicherungsverein konnte wieder Mieteinnahmen verbuchen.<br />
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Die Spuren von Else und Eugen Rosenberg schienen verweht. Noch fünf Jahre nach Kriegsende, am 21. Dezember 1950, antwortete der Treuhändler der Alliierten Militärregierung auf eine Anfrage des United Restitution Office in Tel Aviv: „Der Verbleib der Genannten ist hier leider nicht festzustellen.“ Die Nazis und ihre Helfer hatten ganze Arbeit geleistet.

Eugen und Else Rosenberg wohnten schon seit 15 Jahren in der großen 5-Zimmer-Wohnung vorne im ersten Stock der Charlottenburger Pestalozzistraße 57, als die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten sie erfasste. Einen Tag vor Weihnachten, am 23. Dezember 1941, mussten sie die obligatorische Vermögenserklärung ausfüllen, die den Deportationsprozess einleitete und den nationalsozialistischen Mördern überdies dazu diente, die zum Tode bestimmten Juden auch noch materiell auszubeuten.

Eugen Rosenberg wurde am 21. Juli 1877 in Löbau/Westpreußen (heute: Lubawa/Polen) geboren. Als Beruf gibt er in der Vermögenserklärung, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam archiviert ist, „Markthändler“ an, ohne dies genauer zu spezifizieren. Seine Frau Else, geb. Rosenthal, war 14 Jahre jünger; sie erblickte am 13. Februar 1891 in Lyck/Ostpreußen (heute: Ełk/Polen) das Licht der Welt. Als Beruf schreibt sie: „Ehefrau“. Gemeinsam hatten sie eine Tochter, Inge Rosenberg, die während der Nazi-Zeit rechtzeitig nach Palästina auswandern konnte.

Die Bezeichnung „Markthändler“ hat Eugen Rosenberg offenbar bewusst und aus Empörung über die Enteignungspolitik der Nazis gewählt. Denn vieles spricht dafür, dass er keineswegs nur ein kleiner Markthändler war, sondern in Berlin einen Großhandel mit Mehl, zeitweise auch mit Margarine, führte. Möglicherweise hat er das Geschäft von seinem Vater übernommen. So wird in der von der Humboldt-Universität Berlin edierten Liste „Jüdische Unternehmen von 1930 bis 1945“ in Berlin ein Mehlgroßhändler Alfred Rosenberg geführt. Der hatte 1906 einen Handel mit „Mehl en gros“ gegründet. Der Betrieb lag in der Händelstraße 21 in Lichtenberg. 1938 wurde er liquidiert. Ob Alfred und Eugen Rosenberg wirklich Vater und Sohn waren, lässt sich heute nicht mehr verifizieren.

Auf jeden Fall scheint das Ehepaar Eugen und Else Rosenberg – dafür spricht schon die repräsentative 5-Zimmer-Wohnung in Charlottenburg – früher wohlhabend gewesen zu sein. Im Zuge der nationalsozialistischen Repressionen schmolz der Wohlstand aber rasch dahin. In der erwähnten Vermögenserklärung listeten die Rosenbergs penibel ihre Wohnungseinrichtung samt Kleidung auf – bis hin zu „5 Krawatten, 2 Kragen, 2 Schals“ des Hausherrn sowie „6 Paar Damenschuhe, 6 mal Unterwäsche, 5 Blusen“ von Else Rosenberg. Unter der Rubrik „Barmittel“ trug der Hausherr „RM 60,--„ ein. Offenbar besaß seine Frau Else aber bei einer Versicherung noch ein Guthaben von 15 030,30 RM, das von der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg umgehend eingezogen wurde. Wir erwähnen diese im Grunde privaten Vermögensangaben deshalb, um aufzuzeigen, wie dreist sich die Nazis und ihre Helfer auch der materiellen Ausbeutung ihrer Opfer verschrieben hatten.

Eugen und Else Rosenberg wurden kurz vor ihrer Deportation in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 „verbracht“. Am 19. Januar 1942 bestiegen sie am Bahnhof Berlin-Grunewald den „9. Osttransport“ aus Berlin. Mit ihnen wurden 1000 weitere Schicksalsgefährten in die gedeckten Güterwagen gepfercht. Ihr Durchschnittsalter lag bei 55 Jahren. Nach fast viertägiger Zugfahrt in grimmiger Kälte erreichte der Zug am 23. Januar Riga. Dort endet die Spur von Eugen und Else Rosenberg. Vermutlich wurden sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in einem nahen Wald erschossen. Von dem Transport sind nur 19 Überlebende bekannt.

In Berlin wurde nach der Deportation der Eheleute Rosenberg die zwischenzeitlich versiegelte Wohnung renoviert. Die „Instandsetzungskosten für Maler- und Parkettarbeiten sowie für Entwesung und Reinigung“ in Höhe von 885,49 RM teilten sich der Märkisch-Schlesische Volksversicherungsverein als Vermieter und die Oberfinanzdirektion. Die Volksversicherung hatte zuvor noch versucht, die Reparatur-Verpflichtung an den „evakuierten Juden“ weiterzureichen. Auch der Stromanbieter Bewag verlangte die Begleichung einer „Restschuld von 11,43 RM“. Am 16. Juli 1942 wurde die 5-Zimmer-Wohnung in der Pestalozzistraße 57, in der sich die Rosenbergs über so viele Jahre wohl gefühlt hatten, wieder neu vermietet. Der Märkisch- Schlesische Volksversicherungsverein konnte wieder Mieteinnahmen verbuchen.

Die Spuren von Else und Eugen Rosenberg schienen verweht. Noch fünf Jahre nach Kriegsende, am 21. Dezember 1950, antwortete der Treuhändler der Alliierten Militärregierung auf eine Anfrage des United Restitution Office in Tel Aviv: „Der Verbleib der Genannten ist hier leider nicht festzustellen.“ Die Nazis und ihre Helfer hatten ganze Arbeit geleistet.