Frieda Rosenthal

Verlegeort
Fanninger Str. 53
Bezirk/Ortsteil
Lichtenberg
Verlegedatum
13. September 2008
Geboren
09. Juni 1891 in Berlin
Beruf
Näherin / Stadtverordnete
Flucht in den Tod
15. Oktober 1936 im Frauenhaus Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit

Bis nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete die ausgebildete Näherin (Stepperin) Frieda Schrinner, die am 9. Juni 1891 in Berlin geboren wurde, in einer Kleiderfabrik. Im Alter von 25 Jahren heiratete sie 1916 den Angestellten Richard Rosenthal. Bereits vor ihrer Abschlussprüfung 1930 zur Fürsorgerin an der Wohlfahrtsschule des Sozialpolitischen Seminars der Deutschen Hochschule für Politik arbeitete sie in diesem Beruf, und zwar im Amt für Sozialfürsorge der damals noch selbständigen Stadt Lichtenberg. Ihr politisches Engagement ließ sie in den Jahren 1919 bis 1933 öfters die Parteien im linken Spektrum wechseln. 1919 trat sie der USPD bei. Für diese Partei wurde sie 1920 in die Bezirksverordnetenversammlung (BV) gewählt. Ihr Wechsel in die KPD erfolgte noch im gleichen Jahr. 1924 in die KPD-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg gewählt, war sie zunächst für Agitation und Propaganda zuständig, später für Frauenbildung und schulung. Im Wahlkreis 14 (Berlin-Lichtenberg) wurde sie im gleichen Jahr in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Ihre Äußerung in der BV Lichtenberg, dass in vielen Schulen weiterhin Bilder hingen „aus der Zeit, in der Hindenburg noch Massenmörder war“, führte dazu, dass sie 1927 aufgrund einer Strafanzeige des Reichspräsidenten Hindenburgs der Beleidigung angeklagt wurde. Sie wies den Vorwurf der Beleidigung zurück, indem sie erklärte: „Mir lag es fern, die Person des jetzigen Reichspräsidenten zu treffen. In meiner Eigenschaft als Bezirksverordnete nehme ich für mich das Recht in Anspruch, Kritik an der vorrevolutionären Zeit anzustellen. Ich habe lediglich eine Zeitbetrachtung anstellen wollen.“ 1930 wurde sie aus der KPD ausgeschlossen, weil sie im Februar die Erklärung einer oppositionellen Gruppe gegen den stalinistischen Kurs der KPD-Führung um Ernst Thälmann unterschrieben hatte. Vorübergehend gehörte sie danach einer Gruppe unabhängiger Kommunisten an, bis sie in die SPD und später in die SAP eintrat. Ihre Entlassung als Fürsorgerin durch das Bezirksamt Mitte erfolgte im Juni 1933. In den folgenden Jahren war sie mit ehemaligen Mitgliedern der KPD — obwohl die Zusammenarbeit aufgrund der vergangenen politischen Differenzen durch Misstrauen stark belastet war — im kommunalen Widerstand in Friedrichshain tätig. Ihre Verhaftung durch die Gestapo, für die sie als die politische Leiterin der KPD-Gruppe in Friedrichshain galt, erfolgte am 19. August 1936. Sie wurde verhört und misshandelt. Es wurde ein „Verfahren wegen Hochverrat“ gegen sie und andere aus ihrer Widerstandsgruppe verhandelt. Die Gestapo ordnete an, sie „streng isoliert zu halten.“ Trotz des hohen Drucks, unter dem sie durch die wiederholten Verhöre stand, weigerte sie sich, Namen aus dem Widerstandskreis zu nennen. Mehrfach ist in den Protokollen ihrer Aussagen zu lesen: „Allerdings lehne ich ab, meine Mitarbeiter zu belasten.“ Nach einer Gegenüberstellung am 15. Oktober 1936 war sie der Überzeugung, „infolge mangelhaften Personengedächtnisses einen Menschen falsch belastet“ zu haben. In derselben Nacht erhängte sich Frieda Rosenthal. <br />
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Frieda Rosenthal war Stadtverordnete 1924 Stadtwahlvorschlag (KPD); 1925 Stadtwahlvorschlag (KPD)/Wahlkreis 14 Lichtenberg (KPD); 1926 – 1928 Wahlkreis 14 Lichtenberg (KPD); 1929 Wahlkreis 14 Lichtenberg (KPD)/Wahlkreis 6 Kreuzberg (KPD); 1930 Wahlkreis 6 Kreuzberg (KPD/fraktionslos); 1931 Wahlkreis 6 Kreuzberg (fraktionslos/SPD); 1932 – 1933 Wahlkreis 6 Kreuzberg (SPD)

Bis nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete die ausgebildete Näherin (Stepperin) Frieda Schrinner, die am 9. Juni 1891 in Berlin geboren wurde, in einer Kleiderfabrik. Im Alter von 25 Jahren heiratete sie 1916 den Angestellten Richard Rosenthal. Bereits vor ihrer Abschlussprüfung 1930 zur Fürsorgerin an der Wohlfahrtsschule des Sozialpolitischen Seminars der Deutschen Hochschule für Politik arbeitete sie in diesem Beruf, und zwar im Amt für Sozialfürsorge der damals noch selbständigen Stadt Lichtenberg. Ihr politisches Engagement ließ sie in den Jahren 1919 bis 1933 öfters die Parteien im linken Spektrum wechseln. 1919 trat sie der USPD bei. Für diese Partei wurde sie 1920 in die Bezirksverordnetenversammlung (BV) gewählt. Ihr Wechsel in die KPD erfolgte noch im gleichen Jahr. 1924 in die KPD-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg gewählt, war sie zunächst für Agitation und Propaganda zuständig, später für Frauenbildung und schulung. Im Wahlkreis 14 (Berlin-Lichtenberg) wurde sie im gleichen Jahr in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Ihre Äußerung in der BV Lichtenberg, dass in vielen Schulen weiterhin Bilder hingen „aus der Zeit, in der Hindenburg noch Massenmörder war“, führte dazu, dass sie 1927 aufgrund einer Strafanzeige des Reichspräsidenten Hindenburgs der Beleidigung angeklagt wurde. Sie wies den Vorwurf der Beleidigung zurück, indem sie erklärte: „Mir lag es fern, die Person des jetzigen Reichspräsidenten zu treffen. In meiner Eigenschaft als Bezirksverordnete nehme ich für mich das Recht in Anspruch, Kritik an der vorrevolutionären Zeit anzustellen. Ich habe lediglich eine Zeitbetrachtung anstellen wollen.“ 1930 wurde sie aus der KPD ausgeschlossen, weil sie im Februar die Erklärung einer oppositionellen Gruppe gegen den stalinistischen Kurs der KPD-Führung um Ernst Thälmann unterschrieben hatte. Vorübergehend gehörte sie danach einer Gruppe unabhängiger Kommunisten an, bis sie in die SPD und später in die SAP eintrat. Ihre Entlassung als Fürsorgerin durch das Bezirksamt Mitte erfolgte im Juni 1933. In den folgenden Jahren war sie mit ehemaligen Mitgliedern der KPD — obwohl die Zusammenarbeit aufgrund der vergangenen politischen Differenzen durch Misstrauen stark belastet war — im kommunalen Widerstand in Friedrichshain tätig. Ihre Verhaftung durch die Gestapo, für die sie als die politische Leiterin der KPD-Gruppe in Friedrichshain galt, erfolgte am 19. August 1936. Sie wurde verhört und misshandelt. Es wurde ein „Verfahren wegen Hochverrat“ gegen sie und andere aus ihrer Widerstandsgruppe verhandelt. Die Gestapo ordnete an, sie „streng isoliert zu halten.“ Trotz des hohen Drucks, unter dem sie durch die wiederholten Verhöre stand, weigerte sie sich, Namen aus dem Widerstandskreis zu nennen. Mehrfach ist in den Protokollen ihrer Aussagen zu lesen: „Allerdings lehne ich ab, meine Mitarbeiter zu belasten.“ Nach einer Gegenüberstellung am 15. Oktober 1936 war sie der Überzeugung, „infolge mangelhaften Personengedächtnisses einen Menschen falsch belastet“ zu haben. In derselben Nacht erhängte sich Frieda Rosenthal.

Frieda Rosenthal war Stadtverordnete 1924 Stadtwahlvorschlag (KPD); 1925 Stadtwahlvorschlag (KPD)/Wahlkreis 14 Lichtenberg (KPD); 1926 – 1928 Wahlkreis 14 Lichtenberg (KPD); 1929 Wahlkreis 14 Lichtenberg (KPD)/Wahlkreis 6 Kreuzberg (KPD); 1930 Wahlkreis 6 Kreuzberg (KPD/fraktionslos); 1931 Wahlkreis 6 Kreuzberg (fraktionslos/SPD); 1932 – 1933 Wahlkreis 6 Kreuzberg (SPD)