Leo Nachtlicht

Verlegeort
Trautenaustr. 10
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. April 2012
Geboren
12. August 1872 in Bielitz / Bielsko-Biała
Beruf
Architekt
Flucht in den Tod
22. September 1942 in Berlin

Leo Nachtlicht stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Schlesien. Er hatte zwei Brüder. Nach dem Abitur studierte er in Berlin an die Technische Hochschule Charlottenburg (heute: TU Berlin) Architektur und besuchte nebenbei eine Kunstschule und die Kunstgewerbeschule. Ein Semester hörte er auch an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Leo Nachtlicht arbeitete seit den 1890er Jahren im Architekturbüro des Berliner Jugendstilarchitekten Bruno Möhring (1863-1929), zu dem 1902 auch der Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880-1938) stieß. Ab 1904 führte Nachtlicht ein eigenes Atelier in Berlin, in jenem Jahr hatte er das Empfangszimmer des deutschen Pavillions auf der Weltausstellung in St. Louis gestaltet. Er entwarf und baute Landhäuser, Villen und deren Inneneinrichtungen, wie die seines Schwagers Heinrich Busse in der Friedenauer Fregestraße 20. Bekannt wurde er auch für Ladenbauten und Warenhäuser. Nachtlicht beteiligte sich an Kunstgewerbe- und Architekturausstellungen, so bekam er 1931 für einen Entwurf zur Berliner Bauausstellung den ersten Preis. <br />
Leo Nachtlicht heiratete Anna geb. Levy. Das Paar hatte zwei Töchter, Ursula (1909–1999) und Ilse (1912- ). Ab 1913 lehrte er an der Höheren Fachschule für Dekorationskunst, die 1910 u.a. vom Deutschen Werkbund mitgegründet worden war. Von 1928 bis 1930 gehörte Hermann Henselmann (1905-1995) zu den Mitarbeitern in Nachtlichts Büro. Nach 1945 war dieser einer der führenden Architekten in der DDR. Leo Nachtlicht war Mitglied im Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, im Deutschen Werkbund und im Vorstand des Bundes Deutscher Architekten.<br />
Nur ganz wenige Bauten von Leo Nachtlicht überstanden den Zweiten Weltkrieg: Das 1910 von Nachtlicht entworfene und unter seiner Aufsicht errichtete Landhaus für Hugo Corts in Berlin-Frohnau, Sigismundkorso 82 wird heute als Schulgebäude genutzt. In der 1929 für den jüdischen Banker Julius Perlis (1874-1935) fertig gestellten Sacrower Villa wurde jüngst die ARD-Serie Weißensee gedreht. Im gleichen Jahr nahm der Gourmenia-Palast an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche seinen Betrieb auf; geplant und errichtet von Leo Nachtlicht im Sinne der Neuen Sachlichkeit. 1943 wurde das Areal des heutigen Bikinihauses durch Bomben zerstört. Das noch 1933 fertiggestellte Wohnhaus für Oberingenieur Max am Ende in Kleinmachnow, Föhrenwald 5 wurde 2007 abgerissen.<br />
Ende 1932 bot Nachtlicht seine Kunstsammlung, darunter Werke von Emil Nolde, Ernst Oppler und Paula Modersohn-Becker, zur Versteigerung an. Nur wenige Monate später wurde ihm als Jude die Arbeitserlaubnis entzogen und er aller Ämter enthoben. Nachtlicht ermöglichte den Töchtern am 18. April 1939 noch die Ausreise nach London, wo sie als Sekretärin bzw. Buchhalterin ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Schon 1938 hatte sich Nachtlicht erfolglos um eine Arbeitserlaubnis in London beworben. Einem seiner Brüder gelang mit seiner Familie die Ausreise nach Australien, der andere Bruder überlebte mit seiner nichtjüdischen Ehefrau in Berlin im Untergrund. Leo Nachtlicht starb im Jüdischen Krankenhaus, wahrscheinlich an den Folgen eines Selbstmordversuchs. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Seine Ehefrau Anna wurde genau einen Monat später in Riga ermordet.<br />
Die Töchter beantragten 1949 eine Wiedergutmachung für den Verlust des elterlichen Haushaltes und die beruflichen Benachteiligung des Vaters. Erst nach achtjährigem Verfahren kam es zu einem Vergleich mit dem Berliner Finanzsenator, der nicht annähernd den Wertverlust und eine Wiedergutmachung für das ihren Eltern zugefügte Unrecht spiegelte.<br />

Leo Nachtlicht stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Schlesien. Er hatte zwei Brüder. Nach dem Abitur studierte er in Berlin an die Technische Hochschule Charlottenburg (heute: TU Berlin) Architektur und besuchte nebenbei eine Kunstschule und die Kunstgewerbeschule. Ein Semester hörte er auch an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Leo Nachtlicht arbeitete seit den 1890er Jahren im Architekturbüro des Berliner Jugendstilarchitekten Bruno Möhring (1863-1929), zu dem 1902 auch der Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880-1938) stieß. Ab 1904 führte Nachtlicht ein eigenes Atelier in Berlin, in jenem Jahr hatte er das Empfangszimmer des deutschen Pavillions auf der Weltausstellung in St. Louis gestaltet. Er entwarf und baute Landhäuser, Villen und deren Inneneinrichtungen, wie die seines Schwagers Heinrich Busse in der Friedenauer Fregestraße 20. Bekannt wurde er auch für Ladenbauten und Warenhäuser. Nachtlicht beteiligte sich an Kunstgewerbe- und Architekturausstellungen, so bekam er 1931 für einen Entwurf zur Berliner Bauausstellung den ersten Preis.
Leo Nachtlicht heiratete Anna geb. Levy. Das Paar hatte zwei Töchter, Ursula (1909–1999) und Ilse (1912- ). Ab 1913 lehrte er an der Höheren Fachschule für Dekorationskunst, die 1910 u.a. vom Deutschen Werkbund mitgegründet worden war. Von 1928 bis 1930 gehörte Hermann Henselmann (1905-1995) zu den Mitarbeitern in Nachtlichts Büro. Nach 1945 war dieser einer der führenden Architekten in der DDR. Leo Nachtlicht war Mitglied im Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, im Deutschen Werkbund und im Vorstand des Bundes Deutscher Architekten.
Nur ganz wenige Bauten von Leo Nachtlicht überstanden den Zweiten Weltkrieg: Das 1910 von Nachtlicht entworfene und unter seiner Aufsicht errichtete Landhaus für Hugo Corts in Berlin-Frohnau, Sigismundkorso 82 wird heute als Schulgebäude genutzt. In der 1929 für den jüdischen Banker Julius Perlis (1874-1935) fertig gestellten Sacrower Villa wurde jüngst die ARD-Serie Weißensee gedreht. Im gleichen Jahr nahm der Gourmenia-Palast an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche seinen Betrieb auf; geplant und errichtet von Leo Nachtlicht im Sinne der Neuen Sachlichkeit. 1943 wurde das Areal des heutigen Bikinihauses durch Bomben zerstört. Das noch 1933 fertiggestellte Wohnhaus für Oberingenieur Max am Ende in Kleinmachnow, Föhrenwald 5 wurde 2007 abgerissen.
Ende 1932 bot Nachtlicht seine Kunstsammlung, darunter Werke von Emil Nolde, Ernst Oppler und Paula Modersohn-Becker, zur Versteigerung an. Nur wenige Monate später wurde ihm als Jude die Arbeitserlaubnis entzogen und er aller Ämter enthoben. Nachtlicht ermöglichte den Töchtern am 18. April 1939 noch die Ausreise nach London, wo sie als Sekretärin bzw. Buchhalterin ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Schon 1938 hatte sich Nachtlicht erfolglos um eine Arbeitserlaubnis in London beworben. Einem seiner Brüder gelang mit seiner Familie die Ausreise nach Australien, der andere Bruder überlebte mit seiner nichtjüdischen Ehefrau in Berlin im Untergrund. Leo Nachtlicht starb im Jüdischen Krankenhaus, wahrscheinlich an den Folgen eines Selbstmordversuchs. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Seine Ehefrau Anna wurde genau einen Monat später in Riga ermordet.
Die Töchter beantragten 1949 eine Wiedergutmachung für den Verlust des elterlichen Haushaltes und die beruflichen Benachteiligung des Vaters. Erst nach achtjährigem Verfahren kam es zu einem Vergleich mit dem Berliner Finanzsenator, der nicht annähernd den Wertverlust und eine Wiedergutmachung für das ihren Eltern zugefügte Unrecht spiegelte.