Erna Solmsen geb. Landauer

Verlegeort
Trautenaustr. 6
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. April 2012
Geboren
17. Oktober 1890 in Stuttgart
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski
Ermordet
in Piaski

Erna Solmsen, als Erna Landauer am 17. Oktober 1890 in Stuttgart geboren, ist am 28. März 1942 vom Güterbahnhof Berlin-Moabit in einem Viehwagen in die Provinzstadt Piaski nach Ostpolen verfrachtet worden. Der mit 985 Menschen vollgestopfte Zug, der als „11. Osttransport“ oder „Welle XI“ bezeichnet wurde, kam zwei Tage später in Trawniki an, von hier wurden die Insassen zwölf Kilometer über die Landstraße in das Transit-Ghetto Piaski getrieben. Was danach geschah, ist nicht genau bekannt, jedoch wird Erna Solmsen das gleiche Schicksal erlitten haben wie die meisten aus diesem Transport des Grauens: Nach einiger Zeit wurden sie aus Piaski in die Vernichtungsstätte Belzek gebracht und dort ermordet.<br />
<br />
Die verwitwete, alleinstehende Erna Solmsen hat am Nikolsburger Platz 3 in Wilmersdorf zur Untermiete bei Philip gewohnt, wo auch der von seiner Frau Vally getrennt lebende Abraham Adolf Löwenberg sowie Elise Hahn, geboren am 7. Februar 1872, Zimmer hatten. Beide wurden ebenfalls deportiert und ermordet. Alle drei waren kurzfristig vor ihren Deportationen ausgezogen, Erna Solmsen in die Suarezstraße 35 nach Charlottenburg, wo sie für 170 Reichsmark ein unmöbliertes Zimmer bei Hulda Lewin mietete.<br />
<br />
In ihrer mit Schreibmaschine ausgefüllten ausführlichen Vermögenserklärung vom 15.3.1942 (archiviert im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam), die sie wie alle Juden abgeben musste, sind zahlreiche Daten enthalten, die Rückschlüsse auf ihre Lebensumstände zulassen. So sind in der Rubrik „Ausgewanderte Familienangehörige“ zwei Söhne, allerdings ohne Vornamen und Geburtsdaten, eingetragen, die nach Palästina und nach Schanghai flüchten konnten.<br />
<br />
Erna Solmsen muss eine wohlhabende Frau gewesen sein. Ihr Vermögen, das aus Bankguthaben und Wertpapieren bestand, wurde von den Finanzbehörden auf knapp 200 000 Reichsmark (RM) taxiert. Früher hatte sie ein Grundstück in Erkner bei Berlin an der Uferstraße 40 besessen, das sie am 7. Juli 1941, vermutlich unter Druck, an Theodor und Ida Simos aus der Wilsnacker Straße verkaufen musste. Der Beruf von Theodor Simos wird mit „Zwischenmeister“ angegeben, er war also ein Hersteller von Modekollektionen. Der Erlös von 16 700 RM wurde bei dem Notar Willy Tormann an der Kaiserallee 22 hinterlegt und sollte auf ihr – schon damals nur eingeschränkt verfügbares – Konto überwiesen werden, was aber nie geschah. Schon am 12.3.1942 hatte sie unter Zwang unterschrieben, dass „mein gesamtes Vermögen und das meiner Familienangehörigen als beschlagnahmt gilt“, wie der ihr zugeteilte „Generalbevollmächtige“ Richard Marcuse aus der Kleiststraße 13 schriftlich festhielt.<br />
<br />
Auch im Finanzamt Charlottenburg waren zahleiche Stellen mit dem Vermögen von Erna Solmsen befasst, an dem sich der Nazi-Staat bereicherte. Am 7.7.1942, als sie längst im Ghetto Piaski eingesperrt oder schon tot war, notierte Regierungsrat Dr. Rau: „Die vorgenannte Jüdin ist am 28. März 1942 abgeschoben … Ich mache … die Reichsfluchtsteuer in Höhe von 44 715 RM“, die „am 28.3.1942 fällig geworden“ sei, „und die verwirkten Zuschläge geltend.“<br />
<br />
Der als „Generalbevollmächtiger“ auftretende Richard Marcuse, der sich mit einem Stempel als „Konsulent, zugelassen nur zur rechtlichen Beratung und Vertretung von Juden“ auswies, meldete dem Finanzamt Wertpapiere zum Kurs von rund 11 000 RM und 2 100 RM Bargeld. Gleichzeitig erhob er für diese Vermögensanzeige „nach der Landesgebührenordnung“ einschl. Porto und Umsatzsteuer den Betrag von 24,75 RM. Marcuse, der selbst Jude war und vielfach im Zusammenhang mit Vermögensangelegenheiten Deportierter in Akten genannt ist, wurde im Oktober 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und 1944 umgebracht.<br />
<br />
Erhalten sind außerdem zwei unbezahlte Rechnungen in Höhe von 30 RM und 58 RM, die für ärztliche Behandlungen Erna Solmsens ausgestellt waren und dem Finanzamt zur nachträglichen Begleichung zugeschickt wurden. Die Möbel und Haushaltsgegenstände sind am 18. Juni 1942 an den Einzelhändler Otto Lüttgemann „übergeben worden“, der dafür 971,60 RM quittierte. Wie an zahlreiche ähnlichen Fällen ist auch hier zu erkennen, wie viele Personen in die planmäßige Ausraubung der Jüdin Erna Solmsen einbezogen waren.

Erna Solmsen, als Erna Landauer am 17. Oktober 1890 in Stuttgart geboren, ist am 28. März 1942 vom Güterbahnhof Berlin-Moabit in einem Viehwagen in die Provinzstadt Piaski nach Ostpolen verfrachtet worden. Der mit 985 Menschen vollgestopfte Zug, der als „11. Osttransport“ oder „Welle XI“ bezeichnet wurde, kam zwei Tage später in Trawniki an, von hier wurden die Insassen zwölf Kilometer über die Landstraße in das Transit-Ghetto Piaski getrieben. Was danach geschah, ist nicht genau bekannt, jedoch wird Erna Solmsen das gleiche Schicksal erlitten haben wie die meisten aus diesem Transport des Grauens: Nach einiger Zeit wurden sie aus Piaski in die Vernichtungsstätte Belzek gebracht und dort ermordet.

Die verwitwete, alleinstehende Erna Solmsen hat am Nikolsburger Platz 3 in Wilmersdorf zur Untermiete bei Philip gewohnt, wo auch der von seiner Frau Vally getrennt lebende Abraham Adolf Löwenberg sowie Elise Hahn, geboren am 7. Februar 1872, Zimmer hatten. Beide wurden ebenfalls deportiert und ermordet. Alle drei waren kurzfristig vor ihren Deportationen ausgezogen, Erna Solmsen in die Suarezstraße 35 nach Charlottenburg, wo sie für 170 Reichsmark ein unmöbliertes Zimmer bei Hulda Lewin mietete.

In ihrer mit Schreibmaschine ausgefüllten ausführlichen Vermögenserklärung vom 15.3.1942 (archiviert im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam), die sie wie alle Juden abgeben musste, sind zahlreiche Daten enthalten, die Rückschlüsse auf ihre Lebensumstände zulassen. So sind in der Rubrik „Ausgewanderte Familienangehörige“ zwei Söhne, allerdings ohne Vornamen und Geburtsdaten, eingetragen, die nach Palästina und nach Schanghai flüchten konnten.

Erna Solmsen muss eine wohlhabende Frau gewesen sein. Ihr Vermögen, das aus Bankguthaben und Wertpapieren bestand, wurde von den Finanzbehörden auf knapp 200 000 Reichsmark (RM) taxiert. Früher hatte sie ein Grundstück in Erkner bei Berlin an der Uferstraße 40 besessen, das sie am 7. Juli 1941, vermutlich unter Druck, an Theodor und Ida Simos aus der Wilsnacker Straße verkaufen musste. Der Beruf von Theodor Simos wird mit „Zwischenmeister“ angegeben, er war also ein Hersteller von Modekollektionen. Der Erlös von 16 700 RM wurde bei dem Notar Willy Tormann an der Kaiserallee 22 hinterlegt und sollte auf ihr – schon damals nur eingeschränkt verfügbares – Konto überwiesen werden, was aber nie geschah. Schon am 12.3.1942 hatte sie unter Zwang unterschrieben, dass „mein gesamtes Vermögen und das meiner Familienangehörigen als beschlagnahmt gilt“, wie der ihr zugeteilte „Generalbevollmächtige“ Richard Marcuse aus der Kleiststraße 13 schriftlich festhielt.

Auch im Finanzamt Charlottenburg waren zahleiche Stellen mit dem Vermögen von Erna Solmsen befasst, an dem sich der Nazi-Staat bereicherte. Am 7.7.1942, als sie längst im Ghetto Piaski eingesperrt oder schon tot war, notierte Regierungsrat Dr. Rau: „Die vorgenannte Jüdin ist am 28. März 1942 abgeschoben … Ich mache … die Reichsfluchtsteuer in Höhe von 44 715 RM“, die „am 28.3.1942 fällig geworden“ sei, „und die verwirkten Zuschläge geltend.“

Der als „Generalbevollmächtiger“ auftretende Richard Marcuse, der sich mit einem Stempel als „Konsulent, zugelassen nur zur rechtlichen Beratung und Vertretung von Juden“ auswies, meldete dem Finanzamt Wertpapiere zum Kurs von rund 11 000 RM und 2 100 RM Bargeld. Gleichzeitig erhob er für diese Vermögensanzeige „nach der Landesgebührenordnung“ einschl. Porto und Umsatzsteuer den Betrag von 24,75 RM. Marcuse, der selbst Jude war und vielfach im Zusammenhang mit Vermögensangelegenheiten Deportierter in Akten genannt ist, wurde im Oktober 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und 1944 umgebracht.

Erhalten sind außerdem zwei unbezahlte Rechnungen in Höhe von 30 RM und 58 RM, die für ärztliche Behandlungen Erna Solmsens ausgestellt waren und dem Finanzamt zur nachträglichen Begleichung zugeschickt wurden. Die Möbel und Haushaltsgegenstände sind am 18. Juni 1942 an den Einzelhändler Otto Lüttgemann „übergeben worden“, der dafür 971,60 RM quittierte. Wie an zahlreiche ähnlichen Fällen ist auch hier zu erkennen, wie viele Personen in die planmäßige Ausraubung der Jüdin Erna Solmsen einbezogen waren.