Walter Caro

Verlegeort
Trautenaustr. 8
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. April 2012
Geboren
23. Mai 1899 in Berlin
Deportation
am 18. April 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

In diesem Haus wurden Walter Caro und Charlotte Glückstein im September 1943 verhaftet. Charlotte Glückstein, evangelisch getauft, galt als sogenannter Mischling ersten Grades. Sie lernte Walter Caro Anfang 1939 in der großen Konfektionsfirma Siegfried Heumann im Hausvogteiviertel kennen, einst jüdisch, dann arisiert. Sie wurde als Directrice eingestellt, der im Nazi-Deutsch sogenannte Volljude Walter Caro war Ende 1938 mit der Arisierung vom Geschäftsführer zum Verkaufsleiter herabgestuft worden, durfte dort aber noch ein Jahr weiterarbeiten. Charlotte und Walter verliebten sich ineinander, sie war 19, er 39 Jahre alt.<br />
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Anfang 1940 wurde Walter Caro fristlos entlassen und als Bauhilfsarbeiter zur Zwangsarbeit gepresst. Während der „Fabrik-Aktion“ Ende Februar 1943, also nach drei bis vier Jahren Zwangsarbeit, wurden die Juden reichsweit an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und deportiert. Walter gehörte zu denen, die in den Untergrund fliehen konnten. Er war nun ein „U-Boot“. Seine Wohnung in Prenzlauer Berg konnte er nicht mehr betreten. Charlotte versteckte ihn sieben Monate lang in ihrer Wohnung in der Trautenaustraße 8. In dieser Zeit arbeitete Walter mit dem „U-Boot“ und Passfälscher Rolf Isaaksohn zusammen, der sich wenig später als Gestapo-Spitzel verdingte. Er verkaufte mehrere gefälschte Ausweise an den Arzt Georg Groscurth, der sie an versteckt lebende Juden weitergab. Wiederum sieben Monate später, am 7. September 1943, wurden Walter und Charlotte von Unbekannten denunziert und von der Gestapo in der Trautenaustraße 8 festgenommen. Vier Tage zuvor war die Widerstandsgruppe „Europäische Union“ um Robert Havemann und Georg Groscurth aufgeflogen, von der aber Walter gar nichts ahnte. Walters Haftgrund dennoch: Er habe einer illegalen Organisation auf kommunistischer Grundlage falsche Papiere verschafft. Charlottes Haftgrund: Beherbergung eines Volljuden.<br />
<br />
Beide wurden im Gestapo-Hauptquartier in der Prinz-Albrecht-Straße erkennungsdienstlich erfasst und verhört, Walter gleich mehrfach, um aus ihm weitere Namen von Sympathisanten der „Europäischen Union“, die er doch gar nicht kannte, herauszufoltern. Irgendwann gab die Gestapo auf und sperrte Walter Caro ins Sammellager in der Großen Hamburger Straße, später in der Schulstraße. Seine Deportation erfolgte am 18. April 1944 mit dem von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) so bezeichneten 51. Osttransport, der am 20. April im Vernichtungslager Auschwitz eintraf. Vermutlich ist Walter Caro, 44 Jahre alt, noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet worden.<br />
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Charlotte Glückstein wurde auf eine Odyssee getrieben, die anderthalb Jahre dauerte. Deren erste Station war das Frauengefängnis Charlottenburg in der Kantstraße, gefolgt vom Straflager 21 in Hallendorf, dem KZ Ravensbrück und zwei Außenlagern des KZ Flossenbürg. Sie floh Ende April 1945 aus dem Lager Neu-Rohlau, Sudetengau, zu Fuß in die bereits amerikanisch besetzte Zone im Vogtland. Die Flucht dauerte sieben Tage. Noch dreihundert Kilometer bis Berlin. Noch zwei Wochen bis zu Charlottes 26. Geburtstag. Sie wog 40 Kilo.<br />
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Nach und nach haben sich die Schicksale von Walter Caro und Charlotte Glückstein in der ungeheuerlichen Menge an Daten, Fakten und Zahlen der „großen“ Geschichte verloren. Ein Hauch ihrer „kleinen“ Geschichte ist in den Stolpersteinen vor dem Haus Trautenaustraße 8 aufbewahrt.

In diesem Haus wurden Walter Caro und Charlotte Glückstein im September 1943 verhaftet. Charlotte Glückstein, evangelisch getauft, galt als sogenannter Mischling ersten Grades. Sie lernte Walter Caro Anfang 1939 in der großen Konfektionsfirma Siegfried Heumann im Hausvogteiviertel kennen, einst jüdisch, dann arisiert. Sie wurde als Directrice eingestellt, der im Nazi-Deutsch sogenannte Volljude Walter Caro war Ende 1938 mit der Arisierung vom Geschäftsführer zum Verkaufsleiter herabgestuft worden, durfte dort aber noch ein Jahr weiterarbeiten. Charlotte und Walter verliebten sich ineinander, sie war 19, er 39 Jahre alt.

Anfang 1940 wurde Walter Caro fristlos entlassen und als Bauhilfsarbeiter zur Zwangsarbeit gepresst. Während der „Fabrik-Aktion“ Ende Februar 1943, also nach drei bis vier Jahren Zwangsarbeit, wurden die Juden reichsweit an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und deportiert. Walter gehörte zu denen, die in den Untergrund fliehen konnten. Er war nun ein „U-Boot“. Seine Wohnung in Prenzlauer Berg konnte er nicht mehr betreten. Charlotte versteckte ihn sieben Monate lang in ihrer Wohnung in der Trautenaustraße 8. In dieser Zeit arbeitete Walter mit dem „U-Boot“ und Passfälscher Rolf Isaaksohn zusammen, der sich wenig später als Gestapo-Spitzel verdingte. Er verkaufte mehrere gefälschte Ausweise an den Arzt Georg Groscurth, der sie an versteckt lebende Juden weitergab. Wiederum sieben Monate später, am 7. September 1943, wurden Walter und Charlotte von Unbekannten denunziert und von der Gestapo in der Trautenaustraße 8 festgenommen. Vier Tage zuvor war die Widerstandsgruppe „Europäische Union“ um Robert Havemann und Georg Groscurth aufgeflogen, von der aber Walter gar nichts ahnte. Walters Haftgrund dennoch: Er habe einer illegalen Organisation auf kommunistischer Grundlage falsche Papiere verschafft. Charlottes Haftgrund: Beherbergung eines Volljuden.

Beide wurden im Gestapo-Hauptquartier in der Prinz-Albrecht-Straße erkennungsdienstlich erfasst und verhört, Walter gleich mehrfach, um aus ihm weitere Namen von Sympathisanten der „Europäischen Union“, die er doch gar nicht kannte, herauszufoltern. Irgendwann gab die Gestapo auf und sperrte Walter Caro ins Sammellager in der Großen Hamburger Straße, später in der Schulstraße. Seine Deportation erfolgte am 18. April 1944 mit dem von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) so bezeichneten 51. Osttransport, der am 20. April im Vernichtungslager Auschwitz eintraf. Vermutlich ist Walter Caro, 44 Jahre alt, noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet worden.

Charlotte Glückstein wurde auf eine Odyssee getrieben, die anderthalb Jahre dauerte. Deren erste Station war das Frauengefängnis Charlottenburg in der Kantstraße, gefolgt vom Straflager 21 in Hallendorf, dem KZ Ravensbrück und zwei Außenlagern des KZ Flossenbürg. Sie floh Ende April 1945 aus dem Lager Neu-Rohlau, Sudetengau, zu Fuß in die bereits amerikanisch besetzte Zone im Vogtland. Die Flucht dauerte sieben Tage. Noch dreihundert Kilometer bis Berlin. Noch zwei Wochen bis zu Charlottes 26. Geburtstag. Sie wog 40 Kilo.

Nach und nach haben sich die Schicksale von Walter Caro und Charlotte Glückstein in der ungeheuerlichen Menge an Daten, Fakten und Zahlen der „großen“ Geschichte verloren. Ein Hauch ihrer „kleinen“ Geschichte ist in den Stolpersteinen vor dem Haus Trautenaustraße 8 aufbewahrt.