Else Adler

Verlegeort
Wichmannstr. 10
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
14. November 2012
Geboren
08. Mai 1879 in Kosten / Kościan
Deportation
am 19. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
1943 in Auschwitz

Auszug aus der Rede von Shmuel und Reuven Merhav zum Gedenken an ihre Großmutter Else Adler-Elias und deren Geschwister anlässlich der Stolperstein-Einweihung am 14. November 2012:<br />
<br />
Unsere Großeltern waren Else Adler-Elias, geboren 1864 in Berlin; Else und ihre Geschwister Gertrud und Alfred Elias wurden in Kosten (poln. Kościan) in der Provinz Posen geboren. Von dort zog Familie bald nach Berlin. Unser Großvater, der Arzt war, diente während des Ersten Weltkriegs als Kommandant eines Militärkrankenhauses, er hatte später eine eigene Praxis und starb 1935 in Berlin.<br />
<br />
Unsere Mutter Dorothea wurde 1904 in Berlin geboren. Unser Vater, Walter Markowicz, wurde 1879 in Morovena Goslin in der Provinz Posen geboren. Während des Ersten Weltkriegs diente er an der russischen Front, wo er engagierte Zionisten kennenlernte und selbst ein überzeugter Zionist wurde. Nach seiner Entlassung studierte er Medizin und machte seinen Facharzt als Internist. Er heiratete Dorothea und ließ sich in Remscheid, Nordrhein-Westfalen, nieder, wo er eine Praxis eröffnete.<br />
<br />
Ende 1935 erhielt unser Vater die Einreisegenehmigung für Palästina, und die Familie kam dort im November mit meinem zwei Jahren alten Bruder an. Mein Vater bemühte sich umgehend, seinen Vater, die Familie seiner Schwester und unsere Großmutter aus Deutschland herauszuholen; doch diese Anstrengungen waren vergebens - ein Scheitern, an dem unsere Eltern den Rest ihres Lebens schwer zu tragen hatten. Wir selbst schulden unser Leben und unserem Vater, der die Weitsicht hatte, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Diese Gedenkveranstaltung hätte sonst nicht stattfinden können.<br />
<br />
Unserer Mutter gelang es nicht, sich in Palästina und später in Israel, einzuleben; 1956 kehrte sie in ihr geliebtes Berlin zurück und verbrachte dort den Rest ihres langen Lebens.<br />
<br />
Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs zogen Alfred und Gertrud Elias in die Wohnung ihrer Schwester Else, unsere Großmutter. Gegen Ende 1942 wurden sie alle drei deportiert: Gertrud nach Riga, unsere Großmutter Else nach Auschwitz , wo sie bald nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Alfred wurde nach Theresienstadt deportiert; ihm gelang mit dem Freiheitsentzug im Februar 1945 der Weg in die Freiheit. Unser Großvater väterlicherseits und seine Schwester hatten nicht soviel Glück, sie kamen in Theresienstadt um.<br />
<br />
Bei Ende des Krieges suchten die Familie verzweifelt nach überlebenden Angehörigen. Jahre vergingen, bevor die schreckliche Wahrheit aufgedeckt wurde. Unsere Tante Thea war mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert und fast umgehend ermordet worden. Ihr Sohn Stefan war zuletzt lebend beim Todesmarsch im Januar 1945 gesehen worden. Von den Familien unserer Frauen, die in Europa geblieben waren, hat fast niemand überlebt.<br />
<br />
Der Holocaust lastete schon sehr früh auf unseren Gemütern. Die Belastung vertiefte sich noch mit den Jahren, auch als wir selbst Eltern und Großeltern wurden. Leider haben wr unsere Großeltern nie kennenlernen dürfen, noch wusste wir allzu viel über sie und ihre Familien. Als Kinder trauten wir uns nicht zu fragen, und unsere Eltern haben geschwiegen. Wir haben Fotos von unserer Großmutter als Kind, als Teenager, als junge Mutter. Eine fröhliche, gelassene und gut aussehende Frau ist darauf zu sehen. Wir schätzen uns glücklich, diese Fotos zu besitzen. Else Adler wurde Ihrer Großmutterschaft beraubt und durfte diese Erfahrung vieler anderer Menschen in aller Welt nicht teilen.<br />
<br />
Mein Bruder und ich sind die einzigen Nachfahren der Familie Else-Adler. Das ist die kurze Geschichte unserer vier Familien. Sie steht für das Schicksal von Millionen Ermordeter und Überlebender. Sie fanden den Tod, weil sie Juden waren, so wie wir Juden sind. Wir in Israel sind fest entschlossen zu verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wiederholt.

Auszug aus der Rede von Shmuel und Reuven Merhav zum Gedenken an ihre Großmutter Else Adler-Elias und deren Geschwister anlässlich der Stolperstein-Einweihung am 14. November 2012:

Unsere Großeltern waren Else Adler-Elias, geboren 1864 in Berlin; Else und ihre Geschwister Gertrud und Alfred Elias wurden in Kosten (poln. Kościan) in der Provinz Posen geboren. Von dort zog Familie bald nach Berlin. Unser Großvater, der Arzt war, diente während des Ersten Weltkriegs als Kommandant eines Militärkrankenhauses, er hatte später eine eigene Praxis und starb 1935 in Berlin.

Unsere Mutter Dorothea wurde 1904 in Berlin geboren. Unser Vater, Walter Markowicz, wurde 1879 in Morovena Goslin in der Provinz Posen geboren. Während des Ersten Weltkriegs diente er an der russischen Front, wo er engagierte Zionisten kennenlernte und selbst ein überzeugter Zionist wurde. Nach seiner Entlassung studierte er Medizin und machte seinen Facharzt als Internist. Er heiratete Dorothea und ließ sich in Remscheid, Nordrhein-Westfalen, nieder, wo er eine Praxis eröffnete.

Ende 1935 erhielt unser Vater die Einreisegenehmigung für Palästina, und die Familie kam dort im November mit meinem zwei Jahren alten Bruder an. Mein Vater bemühte sich umgehend, seinen Vater, die Familie seiner Schwester und unsere Großmutter aus Deutschland herauszuholen; doch diese Anstrengungen waren vergebens - ein Scheitern, an dem unsere Eltern den Rest ihres Lebens schwer zu tragen hatten. Wir selbst schulden unser Leben und unserem Vater, der die Weitsicht hatte, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Diese Gedenkveranstaltung hätte sonst nicht stattfinden können.

Unserer Mutter gelang es nicht, sich in Palästina und später in Israel, einzuleben; 1956 kehrte sie in ihr geliebtes Berlin zurück und verbrachte dort den Rest ihres langen Lebens.

Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs zogen Alfred und Gertrud Elias in die Wohnung ihrer Schwester Else, unsere Großmutter. Gegen Ende 1942 wurden sie alle drei deportiert: Gertrud nach Riga, unsere Großmutter Else nach Auschwitz , wo sie bald nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Alfred wurde nach Theresienstadt deportiert; ihm gelang mit dem Freiheitsentzug im Februar 1945 der Weg in die Freiheit. Unser Großvater väterlicherseits und seine Schwester hatten nicht soviel Glück, sie kamen in Theresienstadt um.

Bei Ende des Krieges suchten die Familie verzweifelt nach überlebenden Angehörigen. Jahre vergingen, bevor die schreckliche Wahrheit aufgedeckt wurde. Unsere Tante Thea war mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert und fast umgehend ermordet worden. Ihr Sohn Stefan war zuletzt lebend beim Todesmarsch im Januar 1945 gesehen worden. Von den Familien unserer Frauen, die in Europa geblieben waren, hat fast niemand überlebt.

Der Holocaust lastete schon sehr früh auf unseren Gemütern. Die Belastung vertiefte sich noch mit den Jahren, auch als wir selbst Eltern und Großeltern wurden. Leider haben wr unsere Großeltern nie kennenlernen dürfen, noch wusste wir allzu viel über sie und ihre Familien. Als Kinder trauten wir uns nicht zu fragen, und unsere Eltern haben geschwiegen. Wir haben Fotos von unserer Großmutter als Kind, als Teenager, als junge Mutter. Eine fröhliche, gelassene und gut aussehende Frau ist darauf zu sehen. Wir schätzen uns glücklich, diese Fotos zu besitzen. Else Adler wurde Ihrer Großmutterschaft beraubt und durfte diese Erfahrung vieler anderer Menschen in aller Welt nicht teilen.

Mein Bruder und ich sind die einzigen Nachfahren der Familie Else-Adler. Das ist die kurze Geschichte unserer vier Familien. Sie steht für das Schicksal von Millionen Ermordeter und Überlebender. Sie fanden den Tod, weil sie Juden waren, so wie wir Juden sind. Wir in Israel sind fest entschlossen zu verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wiederholt.