Agnes Knopf geb. Lehmann

Verlegeort
Paulsborner Str. 1
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
23. Oktober 2012
Geboren
28. November 1861 in Berlin
Deportation
am 14. September 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 18. Dezember 1943 nach Auschwitz
Ermordet
30. Dezember 1943 in Auschwitz

Agnes Knopf, geb. Lehmann, wurde am 28. November 1861 in Berlin geboren. Sie bewohnte mit ihren Töchtern Else und Margarethe, der Enkelin Steffi sowie einer weiteren Frau, deren Name nicht überliefert ist, eine geräumige Wohnung in der Paulsborner Straße 1. Dieses einst prächtige Eckhaus war damals, nur ein paar Schritte vom Kurfürstendamm entfernt, eine erste Adresse in Berlin. In der Wohnung befanden sich nach Erinnerung von Walter Grunwald, dem Ehemann von Stefanie, „wertvolle Möbel“, die er allerdings bei seinen wenigen Besuchen gar nicht erfassen konnte, „da ich die Wohnung niemals in der Gesamtgröße gesehen habe“.<br />
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Am 18. Oktober 1941 wurden die Tochter Else Schiffer, geboren am 18. Oktober 1882 in Berlin, und die unbekannte Untermieterin mit dem allerersten „Transport“ vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald in einem mit 1013 Menschen überfüllten Zug ins Ghetto Łódź, das von den Nazis in Litzmannstadt umgetauft worden war, deportiert. Weil die Nazis anstrebten, dass die Straßen links und rechts des Kurfürstendamms „judenfrei“ würden, ließen sie gleich danach die Wohnung in der Paulsborner Straße 1 räumen. Die Mutter Agnes Knopf, eine Art Familienoberhaupt, musste mit ihrer anderen Tochter Margarethe Caro, geboren am 15. Juni 1891 in Berlin, sowie Enkeltochter Stefanie Blum, geboren am 14. März 1921 in Berlin, in die Xantener Straße 4 umziehen. Dort fanden sie Unterschlupf als Untermieterinnen in zwei Zimmern. „In dem großen Zimmer standen Möbel von Frau Knopf und soweit ich mich entsinnen kann, waren es Salonmöbel bester Art. Das kleine Zimmer war mit Möbeln der Enkelin Steffi Blum möbliert“, gab Walter Grunwald am 19. Februar 1962 der Rückerstattungsbehörde in Wilmersdorf, Helmstedter Straße 5, zu Protokoll. Ein Bruder von Else und Margarethe, Harry Knopf, stellte von Tel Aviv aus Rückerstattungsansprüche. Dr. Harry Knopf hatte mit seiner Frau Xenia und der Tochter Miriam Ende August 1939 nach Palästina flüchten können. Miriam Shay hat drei Kinder und acht Enkel.<br />
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Bald nach dem erzwungenen Umzug der drei Frauen aus drei Generationen heirateten Walter Grunwald und Stefanie Blum, genannt Steffi, im Juli 1942. Das junge Ehepaar wohnte in dem kleineren Raum, die beiden älteren Damen Agnes Knopf und Margarethe Caro, die in der Familie Gretchen hieß, teilten sich das große Zimmer.<br />
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Als jedoch Agnes Knopf am 14. September 1942 in einem Zug mit rund 1000 Menschen, ebenfalls vom Bahnhof Grunewald, ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, mussten Walter und Stefanie Grunwald sowie Margarethe Caro in die Westfälische Straße umziehen. Einige Möbel konnten sie mitnehmen. Das große Zimmer, in dem Agnes Knopf gelebt hatte, wurde versiegelt. Wo die wertvollen Stilmöbel blieben, die er in der Paulsborner Straße gesehen hatte, konnte der einzige Überlebende, Walter Grunwald, nicht wissen. Mit Sicherheit wurden sie – wie damals üblich – wie das gesamte Vermögen der Familie Knopf/Schiffer beschlagnahmt und von Händlern verkauft, die sich an dem fremden Eigentum bereicherten.<br />
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Agnes Knopf blieb länger als ein Jahr im Ghetto Theresienstadt, wo sie im Alter von über 80 Jahren das Grauen ertragen musste. Eine Freundin aus Berlin, Lore Silberstein, die Theresienstadt überlebte, berichtete in einem Brief: „Agnes, die schon in Berlin sehr abgenommen hatte, wurde sehr bald ein Skelett und schrumpfte so zusammen, dass sie schließlich nur noch wenig größer war als ich. Es war schrecklich anzusehen, wie diese verwöhnte Frau so langsam zu Grunde ging. Sie war 8 Tage, bevor sie von Th. fort kam, im Zimmer gefallen und wurde am 18.XII.43 aus dem Bett nachts 2 Uhr auf einer Bahre, da sie nicht mehr laufen konnte, abtransportiert. Es war furchtbar!“ (Brief Lore Silbersteins an Emil Caro, 28.12.1946) Am 18. Dezember 1943 wurde Agnes Knopf ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht, am 30. Dezember 1943 ist sie in Birkenau vergast worden.<br />
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Else Schiffer, die an ihrem 59. Geburtstag in Berlin den ersten Deportationszug nach Łódź (Litzmannstadt) hatte besteigen müssen, blieb knapp acht Monate in dem sich täglich füllenden Ghetto. Am 9. Mai 1942 wurde sie in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) gefahren, wo sie umgebracht worden ist.<br />
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Margarethe Caro wurde am 1. März 1943 in einen Zug getrieben, der mit 1682 Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz fuhr. Dort ist die 51-jährige Schwester von Else Schiffer ums Leben gebracht worden, das Datum ist nicht bekannt. Emil Caro, der mit ihr bis etwa 1935 verheiratet gewesen war, ist in Berlin bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 von einer deutschen Frau versteckt worden und hat überlebt. Sie heirateten.<br />
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Drei Tage nach Margarethe, am 4. März 1943, wurde auch die 21-jährige Stefanie Grunwald in einen Massentransport gesteckt. 1143 Menschen mussten an diesem Tag in den sicheren Tod nach Auschwitz fahren. Ihr Mann Walter, der in den Kategorien des Nationalsozialismus Halbjude war, konnte sein Leben retten. Den Kontakt zur mittlerweile in Israel lebenden Familie hat er verloren.

Agnes Knopf, geb. Lehmann, wurde am 28. November 1861 in Berlin geboren. Sie bewohnte mit ihren Töchtern Else und Margarethe, der Enkelin Steffi sowie einer weiteren Frau, deren Name nicht überliefert ist, eine geräumige Wohnung in der Paulsborner Straße 1. Dieses einst prächtige Eckhaus war damals, nur ein paar Schritte vom Kurfürstendamm entfernt, eine erste Adresse in Berlin. In der Wohnung befanden sich nach Erinnerung von Walter Grunwald, dem Ehemann von Stefanie, „wertvolle Möbel“, die er allerdings bei seinen wenigen Besuchen gar nicht erfassen konnte, „da ich die Wohnung niemals in der Gesamtgröße gesehen habe“.

Am 18. Oktober 1941 wurden die Tochter Else Schiffer, geboren am 18. Oktober 1882 in Berlin, und die unbekannte Untermieterin mit dem allerersten „Transport“ vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald in einem mit 1013 Menschen überfüllten Zug ins Ghetto Łódź, das von den Nazis in Litzmannstadt umgetauft worden war, deportiert. Weil die Nazis anstrebten, dass die Straßen links und rechts des Kurfürstendamms „judenfrei“ würden, ließen sie gleich danach die Wohnung in der Paulsborner Straße 1 räumen. Die Mutter Agnes Knopf, eine Art Familienoberhaupt, musste mit ihrer anderen Tochter Margarethe Caro, geboren am 15. Juni 1891 in Berlin, sowie Enkeltochter Stefanie Blum, geboren am 14. März 1921 in Berlin, in die Xantener Straße 4 umziehen. Dort fanden sie Unterschlupf als Untermieterinnen in zwei Zimmern. „In dem großen Zimmer standen Möbel von Frau Knopf und soweit ich mich entsinnen kann, waren es Salonmöbel bester Art. Das kleine Zimmer war mit Möbeln der Enkelin Steffi Blum möbliert“, gab Walter Grunwald am 19. Februar 1962 der Rückerstattungsbehörde in Wilmersdorf, Helmstedter Straße 5, zu Protokoll. Ein Bruder von Else und Margarethe, Harry Knopf, stellte von Tel Aviv aus Rückerstattungsansprüche. Dr. Harry Knopf hatte mit seiner Frau Xenia und der Tochter Miriam Ende August 1939 nach Palästina flüchten können. Miriam Shay hat drei Kinder und acht Enkel.

Bald nach dem erzwungenen Umzug der drei Frauen aus drei Generationen heirateten Walter Grunwald und Stefanie Blum, genannt Steffi, im Juli 1942. Das junge Ehepaar wohnte in dem kleineren Raum, die beiden älteren Damen Agnes Knopf und Margarethe Caro, die in der Familie Gretchen hieß, teilten sich das große Zimmer.

Als jedoch Agnes Knopf am 14. September 1942 in einem Zug mit rund 1000 Menschen, ebenfalls vom Bahnhof Grunewald, ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, mussten Walter und Stefanie Grunwald sowie Margarethe Caro in die Westfälische Straße umziehen. Einige Möbel konnten sie mitnehmen. Das große Zimmer, in dem Agnes Knopf gelebt hatte, wurde versiegelt. Wo die wertvollen Stilmöbel blieben, die er in der Paulsborner Straße gesehen hatte, konnte der einzige Überlebende, Walter Grunwald, nicht wissen. Mit Sicherheit wurden sie – wie damals üblich – wie das gesamte Vermögen der Familie Knopf/Schiffer beschlagnahmt und von Händlern verkauft, die sich an dem fremden Eigentum bereicherten.

Agnes Knopf blieb länger als ein Jahr im Ghetto Theresienstadt, wo sie im Alter von über 80 Jahren das Grauen ertragen musste. Eine Freundin aus Berlin, Lore Silberstein, die Theresienstadt überlebte, berichtete in einem Brief: „Agnes, die schon in Berlin sehr abgenommen hatte, wurde sehr bald ein Skelett und schrumpfte so zusammen, dass sie schließlich nur noch wenig größer war als ich. Es war schrecklich anzusehen, wie diese verwöhnte Frau so langsam zu Grunde ging. Sie war 8 Tage, bevor sie von Th. fort kam, im Zimmer gefallen und wurde am 18.XII.43 aus dem Bett nachts 2 Uhr auf einer Bahre, da sie nicht mehr laufen konnte, abtransportiert. Es war furchtbar!“ (Brief Lore Silbersteins an Emil Caro, 28.12.1946) Am 18. Dezember 1943 wurde Agnes Knopf ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht, am 30. Dezember 1943 ist sie in Birkenau vergast worden.

Else Schiffer, die an ihrem 59. Geburtstag in Berlin den ersten Deportationszug nach Łódź (Litzmannstadt) hatte besteigen müssen, blieb knapp acht Monate in dem sich täglich füllenden Ghetto. Am 9. Mai 1942 wurde sie in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) gefahren, wo sie umgebracht worden ist.

Margarethe Caro wurde am 1. März 1943 in einen Zug getrieben, der mit 1682 Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz fuhr. Dort ist die 51-jährige Schwester von Else Schiffer ums Leben gebracht worden, das Datum ist nicht bekannt. Emil Caro, der mit ihr bis etwa 1935 verheiratet gewesen war, ist in Berlin bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 von einer deutschen Frau versteckt worden und hat überlebt. Sie heirateten.

Drei Tage nach Margarethe, am 4. März 1943, wurde auch die 21-jährige Stefanie Grunwald in einen Massentransport gesteckt. 1143 Menschen mussten an diesem Tag in den sicheren Tod nach Auschwitz fahren. Ihr Mann Walter, der in den Kategorien des Nationalsozialismus Halbjude war, konnte sein Leben retten. Den Kontakt zur mittlerweile in Israel lebenden Familie hat er verloren.