Dr. Alfred Mode

Verlegeort
Treskow 109
Bezirk/Ortsteil
Karlshorst
Verlegedatum
25. Oktober 2010
Geboren
08. Mai 1870 in
Beruf
Arzt
Tot
Februar 1937

Alfred Mode wurde am 8. Mai 1870 in Berlin geboren. Sein Vater Hermann Mode war Inhaber von „S. Mode’s Buchhandlung und Antiquariat“ in der Poststraße 28 in Berlin-Mitte. Im März 1888 absolvierte Alfred Mode am Köllnischen Gymnasium das Abitur. Anschließend studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) Medizin und legte im März 1892 die ärztliche Prüfung ab. Von August 1893 bis Juni 1896 war er als Assistenzarzt bei Dr. Jacoby in Friedrichshagen tätig. Etwa im Jahr 1897 zog er zusammen mit seinem Vater nach Karlshorst und war dort einer der beiden ersten praktizierenden Ärzte. Sein Vater hatte sich als Privatier aus dem Berufsleben zurückgezogen und die Buchhandlung an einen Nachfolger abgetreten. Anfangs wohnten beide in der Auguste-Viktoria-Straße 12 (heute Ehrlichstraße) und zogen etwa 1899 in die Stühlinger Straße 4 um. Ob noch weitere Familienangehörige bei ihnen lebten, geht aus den bisher bekannten Quellen nicht hervor. <br />
Am 31. Oktober 1905 heiratete Alfred Mode auf dem Standesamt Köpenick die elf Jahre jüngere Elsbeth Lüdicke. Sie stammte gebürtig aus Eberswalde, war evangelischer Konfession und hatte seit 1900 bis zu ihrer Heirat als Lehrerin in Köpenick gearbeitet. Alfred Modes Vater zog aus der gemeinsamen Wohnung aus und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1907 in Charlottenburg. Um 1909 ließ sich Alfred Mode mit seiner Frau in der Treskowallee 98 nieder (damals zwischen Stolzenfels- und Ehrenfelsstraße gelegen), wo er als Sanitätsrat mehrere Jahrzehnte lang seine Praxis führte. Während des Ersten Weltkriegs war er der einzige verbliebene Arzt der Gemeinde und dementsprechend viel beschäftigt. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied der kassenärztlichen Vereinigung im Kreis Niederbarnim und vertrat als Delegierter auf Ärztetagungen häufig die Interessen des Vereins. Außerdem war er 27 Jahre lang als Vertrauensarzt der Reichsbahn tätig. Sein Bezirk reichte vom Rangierbahnhof Rummelsburg bis Friedrichshagen. Elsbeth Mode beschrieb in ihrem 1954 gestellten Antrag auf Entschädigung die Rolle, die ihr Mann als angesehene Vertrauensperson innehatte – eine Stellung, die sich 1933 schlagartig änderte: <br />
„[Seine Tätigkeit] erfüllte ihn mit ganz besonderer Freude. Die Dankbarkeit und Anhänglichkeit dieser seiner Obhut anvertrauten Familien, in denen oft in Generationen wieder dieselbe Laufbahn eingeschlagen wurde, wo man ihn als alten Hausarzt genau kannte und nicht nur in Krankheitsfällen Rat und Hilfe suchte, war beispielhaft. Der Nationalsozialismus bereitete diesem Leben ein Ende. Der Boykott, die Diffamierung verurteilten zur Untätigkeit nach einem verantwortungsvollen Leben, rastloser Arbeit und lösten Zustände tiefster Depression aus, insbesondere ein mit Balkenüberschrift versehener Artikel in der Zeitung: ‚Der Jude Mode immer noch im Amt‘, erschienen kurz vor dem 1. April, bezugnehmend auf seine Stellung als Bahnarzt.“ <br />
Kurz nach Erscheinen des Artikels im Frühling 1933 wurde Alfred Mode als Vertrauensarzt der Reichsbahn gekündigt. Seine Position als Schriftführer der kassenärztlichen Vereinigung verlor er ebenfalls zu dieser Zeit. Im Jahr 1936 plante Alfred Mode eine Auslandsreise, von der er sich zumindest kurzzeitige Erholung erhoffte. Sein Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses wurde auf dem Polizeirevier mehrmals unterschlagen, sodass er erst im Februar 1937 nach monatelangem Warten einen kurzen Urlaub antreten konnte. Die Rückkehr, so die Schilderung seiner Witwe, „aus einem ‚freien‘ Lande in ein Leben in so unwürdigen qualvollen Zuständen lösten am 28. Februar 1937 den verzweifelten, letzten Entschluss aus, seinem Leben ein Ende zu bereiten.“ Im Alter von 66 Jahren nahm sich Alfred Mode in seiner Karlshorster Wohnung das Leben. <br />
Elsbeth Mode war auch nach dem Tod ihres Mannes ihren eigenen Worten zufolge „mit einem Makel behaftet“. Sie war in der Kartei der Polizei gesondert bei den Juden geführt und hatte „noch 1939 größte Schwierigkeiten einen Auslandspass zu erhalten. Auch zog mich ein Hausgenosse, Obersturmbannführer der SS, im Krieg zu Sonderarbeiten heran, als Witwe eines Juden.“ Elsbeth Mode starb 1975 in Berlin.<br />

Alfred Mode wurde am 8. Mai 1870 in Berlin geboren. Sein Vater Hermann Mode war Inhaber von „S. Mode’s Buchhandlung und Antiquariat“ in der Poststraße 28 in Berlin-Mitte. Im März 1888 absolvierte Alfred Mode am Köllnischen Gymnasium das Abitur. Anschließend studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) Medizin und legte im März 1892 die ärztliche Prüfung ab. Von August 1893 bis Juni 1896 war er als Assistenzarzt bei Dr. Jacoby in Friedrichshagen tätig. Etwa im Jahr 1897 zog er zusammen mit seinem Vater nach Karlshorst und war dort einer der beiden ersten praktizierenden Ärzte. Sein Vater hatte sich als Privatier aus dem Berufsleben zurückgezogen und die Buchhandlung an einen Nachfolger abgetreten. Anfangs wohnten beide in der Auguste-Viktoria-Straße 12 (heute Ehrlichstraße) und zogen etwa 1899 in die Stühlinger Straße 4 um. Ob noch weitere Familienangehörige bei ihnen lebten, geht aus den bisher bekannten Quellen nicht hervor.
Am 31. Oktober 1905 heiratete Alfred Mode auf dem Standesamt Köpenick die elf Jahre jüngere Elsbeth Lüdicke. Sie stammte gebürtig aus Eberswalde, war evangelischer Konfession und hatte seit 1900 bis zu ihrer Heirat als Lehrerin in Köpenick gearbeitet. Alfred Modes Vater zog aus der gemeinsamen Wohnung aus und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1907 in Charlottenburg. Um 1909 ließ sich Alfred Mode mit seiner Frau in der Treskowallee 98 nieder (damals zwischen Stolzenfels- und Ehrenfelsstraße gelegen), wo er als Sanitätsrat mehrere Jahrzehnte lang seine Praxis führte. Während des Ersten Weltkriegs war er der einzige verbliebene Arzt der Gemeinde und dementsprechend viel beschäftigt. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied der kassenärztlichen Vereinigung im Kreis Niederbarnim und vertrat als Delegierter auf Ärztetagungen häufig die Interessen des Vereins. Außerdem war er 27 Jahre lang als Vertrauensarzt der Reichsbahn tätig. Sein Bezirk reichte vom Rangierbahnhof Rummelsburg bis Friedrichshagen. Elsbeth Mode beschrieb in ihrem 1954 gestellten Antrag auf Entschädigung die Rolle, die ihr Mann als angesehene Vertrauensperson innehatte – eine Stellung, die sich 1933 schlagartig änderte:
„[Seine Tätigkeit] erfüllte ihn mit ganz besonderer Freude. Die Dankbarkeit und Anhänglichkeit dieser seiner Obhut anvertrauten Familien, in denen oft in Generationen wieder dieselbe Laufbahn eingeschlagen wurde, wo man ihn als alten Hausarzt genau kannte und nicht nur in Krankheitsfällen Rat und Hilfe suchte, war beispielhaft. Der Nationalsozialismus bereitete diesem Leben ein Ende. Der Boykott, die Diffamierung verurteilten zur Untätigkeit nach einem verantwortungsvollen Leben, rastloser Arbeit und lösten Zustände tiefster Depression aus, insbesondere ein mit Balkenüberschrift versehener Artikel in der Zeitung: ‚Der Jude Mode immer noch im Amt‘, erschienen kurz vor dem 1. April, bezugnehmend auf seine Stellung als Bahnarzt.“
Kurz nach Erscheinen des Artikels im Frühling 1933 wurde Alfred Mode als Vertrauensarzt der Reichsbahn gekündigt. Seine Position als Schriftführer der kassenärztlichen Vereinigung verlor er ebenfalls zu dieser Zeit. Im Jahr 1936 plante Alfred Mode eine Auslandsreise, von der er sich zumindest kurzzeitige Erholung erhoffte. Sein Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses wurde auf dem Polizeirevier mehrmals unterschlagen, sodass er erst im Februar 1937 nach monatelangem Warten einen kurzen Urlaub antreten konnte. Die Rückkehr, so die Schilderung seiner Witwe, „aus einem ‚freien‘ Lande in ein Leben in so unwürdigen qualvollen Zuständen lösten am 28. Februar 1937 den verzweifelten, letzten Entschluss aus, seinem Leben ein Ende zu bereiten.“ Im Alter von 66 Jahren nahm sich Alfred Mode in seiner Karlshorster Wohnung das Leben.
Elsbeth Mode war auch nach dem Tod ihres Mannes ihren eigenen Worten zufolge „mit einem Makel behaftet“. Sie war in der Kartei der Polizei gesondert bei den Juden geführt und hatte „noch 1939 größte Schwierigkeiten einen Auslandspass zu erhalten. Auch zog mich ein Hausgenosse, Obersturmbannführer der SS, im Krieg zu Sonderarbeiten heran, als Witwe eines Juden.“ Elsbeth Mode starb 1975 in Berlin.