Simon Salzmann

Verlegeort
Lehndorffstraße 29
Bezirk/Ortsteil
Karlshorst
Verlegedatum
14. September 2007
Geboren
09. Februar 1863 in Deutsch Eylau (Westpreußen) / Iława
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 13. Juli 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 19. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Der Kaufmann Simon Salzmann wurde am 9. Februar 1863 im westpreußischen Deutsch Eylau (heute: Iława / Polen) geboren. Er zog nach Berlin, wo er im Alter von 31 Jahren die gebürtige Berlinerin Jenny Posner heiratete. Das Paar hatte zwei Töchter, Erna und Edith, die 1896 und 1900 zur Welt kamen. Zwischen 1898 und 1910 wohnte die Familie in der Lothringer Straße 77 (heute Torstraße) und anschließend in der Prenzlauer Straße 27 (heute Karl-Liebknecht-Straße) in Berlin-Mitte. Simon Salzmann stieg um 1904 in die von seinem Schwiegervater gegründete Firma M.G. Posner ein, eine Fabrik für Seidenbänder und Kranzschleifen, die sich anfangs in der Prenzlauer Straße 22 befand. Etwa 1909 wurde der Firmensitz in die Neue Friedrichstraße 9–10 (heute Littenstraße) verlegt, 1926 in die Alexanderstraße 27a (später Nr. 39). Simon Salzmann führte den Betrieb gemeinsam mit seinem Schwager Georg Posner. Anfangs war auch dessen Bruder Martin Mitinhaber, er blieb als Soldat im Ersten Weltkrieg verschollen.<br />
Etwa im Jahr 1915 zog Simon Salzmann mit seiner Familie nach Karlshorst in die Wildensteiner Straße 7. 1917 kaufte er gleich um die Ecke die „Villa Jenny“ in der Kaiser-Wilhelm-Straße 16 (seit 1934 Lehndorffstraße 29), die seiner Frau zu Ehren so genannt wurde. Simon Salzmann betonte stets, dass er das Haus nur hatte kaufen können, weil seine Frau so eine gute Wirtschafterin gewesen sei. Seine Schwiegermutter Elise Posner lebte dort mit ihnen zusammen, bis sie Mitte der 1930er Jahre im Alter von 91 Jahren starb. Auch die jüngere Tochter Edith zog mit ihrem Mann Walter Rosenthal und ihrer Tochter Beate in das Haus ein, als die Wohnung im Obergeschoss frei wurde.<br />
Religion spielte keine große Rolle in Simon Salzmanns Leben. Obwohl die Familie jüdisch war, kam sie statt am Sabbat sonntags zum gemeinsamen Essen zusammen. Nur an hohen Feiertagen besuchte Simon Salzmann mit seiner Frau und seinem Schwiegersohn den Gottesdienst in der von der kleinen Israelitischen Vereinigung angemieteten Aula des Karlshorster Gymnasiums.<br />
Nach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft brachen die Umsätze des Familienbetriebs aufgrund der antisemitischen Boykotte ein. Simon Salzmanns Schwiegersohn Walter, der als Vertreter für die Firma tätig war, wurde als Erstem klar, dass es in Deutschland keine Zukunft für ihn und seine Familie geben würde. Im März 1936 emigrierte er zusammen mit seiner Frau und seiner elfjährigen Tochter nach Palästina. Ohne jegliche Vorkenntnisse gründete die Familie in der am Mittelmeer gelegenen Ortschaft Naharija einen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie hatten es anfangs nicht leicht, als Unterkunft diente ihnen ein Schuppen, der nur aus einem Raum bestand. Als Simon und Jenny Salzmann ihre Tochter im Oktober 1936 besuchten, waren sie entsetzt über die dortigen Lebensumstände. Trotz aller Bemühungen ließen sie sich nicht überreden, ebenfalls nach Palästina überzusiedeln. Simon Salzmann war überzeugt, dass Hitler nicht mehr lange an der Macht bleiben und seine Tochter mit ihrer Familie nach spätestens zwei Jahren in der Fremde zurückkehren würde. Trotzdem überwies er unmittelbar nach seiner Rückkehr von Berlin aus eine größere Summe, die es Edith und Walter Rosenthal ermöglichte, ein Haus zu bauen. <br />
Im Februar 1938 gab es anlässlich des 75. Geburtstags von Simon Salzmann ein letztes Zusammentreffen der Familie in Berlin. Auch Tochter Edith kam mit ihrer Familie aus Palästina zu Besuch. Kurze Zeit später musste Simon Salzmann die Firma aufgeben und im Jahr darauf auch das Haus verkaufen. Von der Verkaufssumme bekam er lediglich 500 Reichsmark ausgehändigt. Sein Schwager und Geschäftspartner Georg Posner emigrierte mit seiner Familie nach England und auch Simon Salzmann wollte nun das nationalsozialistische Deutschland mit seiner Frau verlassen. Edith und Walter Rosenthal bemühten sich, die nötige Summe für die Ausreise der Eltern zusammenzubekommen, doch bevor es ihnen gelang, begann der Zweite Weltkrieg und der Kontakt brach ab. Simon Salzmann hatte sich beim Verkauf der Villa das Recht vorbehalten, bis zur Auswanderung dort wohnen zu können, doch nach Kriegsbeginn klagte der Käufer auf Räumung. Am 1. Februar 1940 mussten Simon und Jenny Salzmann ausziehen. Bis Anfang Dezember 1941 wohnten sie zur Untermiete in der Wullenweberstraße 9 in Tiergarten, anschließend zogen sie in das jüdische Altersheim in der Iranischen Straße. <br />
Im Jahr darauf erreichte Edith Rosenthal über das Rote Kreuz eine Postkarte ihres Vaters, die nur einen Satz enthielt: „Wir müssen demnächst verreisen.“ Am 13. Juli 1942 wurden Simon und Jenny Salzmann nach Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später – am 19. September – wurden sie nach Treblinka verschleppt und dort ermordet. <br />
Ihre Tochter Edith überlebte in ihrer neuen Heimat. Auch die ältere Tochter Erna (verheiratete Grindel) überlebte unter unbekannten Umständen. Aus ihrem Antrag auf Rückerstattung ihres geraubten Vermögens geht hervor, dass sie von der Gestapo verhaftet und ihre Wohnung in der Lessingstraße 13 restlos ausgeräumt wurde. 1947 lebte sie in Berlin.<br />
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Der Kaufmann Simon Salzmann wurde am 9. Februar 1863 im westpreußischen Deutsch Eylau (heute: Iława / Polen) geboren. Er zog nach Berlin, wo er im Alter von 31 Jahren die gebürtige Berlinerin Jenny Posner heiratete. Das Paar hatte zwei Töchter, Erna und Edith, die 1896 und 1900 zur Welt kamen. Zwischen 1898 und 1910 wohnte die Familie in der Lothringer Straße 77 (heute Torstraße) und anschließend in der Prenzlauer Straße 27 (heute Karl-Liebknecht-Straße) in Berlin-Mitte. Simon Salzmann stieg um 1904 in die von seinem Schwiegervater gegründete Firma M.G. Posner ein, eine Fabrik für Seidenbänder und Kranzschleifen, die sich anfangs in der Prenzlauer Straße 22 befand. Etwa 1909 wurde der Firmensitz in die Neue Friedrichstraße 9–10 (heute Littenstraße) verlegt, 1926 in die Alexanderstraße 27a (später Nr. 39). Simon Salzmann führte den Betrieb gemeinsam mit seinem Schwager Georg Posner. Anfangs war auch dessen Bruder Martin Mitinhaber, er blieb als Soldat im Ersten Weltkrieg verschollen.
Etwa im Jahr 1915 zog Simon Salzmann mit seiner Familie nach Karlshorst in die Wildensteiner Straße 7. 1917 kaufte er gleich um die Ecke die „Villa Jenny“ in der Kaiser-Wilhelm-Straße 16 (seit 1934 Lehndorffstraße 29), die seiner Frau zu Ehren so genannt wurde. Simon Salzmann betonte stets, dass er das Haus nur hatte kaufen können, weil seine Frau so eine gute Wirtschafterin gewesen sei. Seine Schwiegermutter Elise Posner lebte dort mit ihnen zusammen, bis sie Mitte der 1930er Jahre im Alter von 91 Jahren starb. Auch die jüngere Tochter Edith zog mit ihrem Mann Walter Rosenthal und ihrer Tochter Beate in das Haus ein, als die Wohnung im Obergeschoss frei wurde.
Religion spielte keine große Rolle in Simon Salzmanns Leben. Obwohl die Familie jüdisch war, kam sie statt am Sabbat sonntags zum gemeinsamen Essen zusammen. Nur an hohen Feiertagen besuchte Simon Salzmann mit seiner Frau und seinem Schwiegersohn den Gottesdienst in der von der kleinen Israelitischen Vereinigung angemieteten Aula des Karlshorster Gymnasiums.
Nach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft brachen die Umsätze des Familienbetriebs aufgrund der antisemitischen Boykotte ein. Simon Salzmanns Schwiegersohn Walter, der als Vertreter für die Firma tätig war, wurde als Erstem klar, dass es in Deutschland keine Zukunft für ihn und seine Familie geben würde. Im März 1936 emigrierte er zusammen mit seiner Frau und seiner elfjährigen Tochter nach Palästina. Ohne jegliche Vorkenntnisse gründete die Familie in der am Mittelmeer gelegenen Ortschaft Naharija einen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie hatten es anfangs nicht leicht, als Unterkunft diente ihnen ein Schuppen, der nur aus einem Raum bestand. Als Simon und Jenny Salzmann ihre Tochter im Oktober 1936 besuchten, waren sie entsetzt über die dortigen Lebensumstände. Trotz aller Bemühungen ließen sie sich nicht überreden, ebenfalls nach Palästina überzusiedeln. Simon Salzmann war überzeugt, dass Hitler nicht mehr lange an der Macht bleiben und seine Tochter mit ihrer Familie nach spätestens zwei Jahren in der Fremde zurückkehren würde. Trotzdem überwies er unmittelbar nach seiner Rückkehr von Berlin aus eine größere Summe, die es Edith und Walter Rosenthal ermöglichte, ein Haus zu bauen.
Im Februar 1938 gab es anlässlich des 75. Geburtstags von Simon Salzmann ein letztes Zusammentreffen der Familie in Berlin. Auch Tochter Edith kam mit ihrer Familie aus Palästina zu Besuch. Kurze Zeit später musste Simon Salzmann die Firma aufgeben und im Jahr darauf auch das Haus verkaufen. Von der Verkaufssumme bekam er lediglich 500 Reichsmark ausgehändigt. Sein Schwager und Geschäftspartner Georg Posner emigrierte mit seiner Familie nach England und auch Simon Salzmann wollte nun das nationalsozialistische Deutschland mit seiner Frau verlassen. Edith und Walter Rosenthal bemühten sich, die nötige Summe für die Ausreise der Eltern zusammenzubekommen, doch bevor es ihnen gelang, begann der Zweite Weltkrieg und der Kontakt brach ab. Simon Salzmann hatte sich beim Verkauf der Villa das Recht vorbehalten, bis zur Auswanderung dort wohnen zu können, doch nach Kriegsbeginn klagte der Käufer auf Räumung. Am 1. Februar 1940 mussten Simon und Jenny Salzmann ausziehen. Bis Anfang Dezember 1941 wohnten sie zur Untermiete in der Wullenweberstraße 9 in Tiergarten, anschließend zogen sie in das jüdische Altersheim in der Iranischen Straße.
Im Jahr darauf erreichte Edith Rosenthal über das Rote Kreuz eine Postkarte ihres Vaters, die nur einen Satz enthielt: „Wir müssen demnächst verreisen.“ Am 13. Juli 1942 wurden Simon und Jenny Salzmann nach Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später – am 19. September – wurden sie nach Treblinka verschleppt und dort ermordet.
Ihre Tochter Edith überlebte in ihrer neuen Heimat. Auch die ältere Tochter Erna (verheiratete Grindel) überlebte unter unbekannten Umständen. Aus ihrem Antrag auf Rückerstattung ihres geraubten Vermögens geht hervor, dass sie von der Gestapo verhaftet und ihre Wohnung in der Lessingstraße 13 restlos ausgeräumt wurde. 1947 lebte sie in Berlin.