Herbert Sänger

Verlegeort
Waldowallee 9
Bezirk/Ortsteil
Karlshorst
Verlegedatum
07. Juli 2008
Geboren
1905 in Wongrowitz (Posen) / Wągrowiec
Beruf
Kürschner
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Später deportiert
am 29. Januar 1945 nach Mittelbau-Dora
Ermordet
in Mittelbau-Dora

Herbert Sänger kam am 3. Mai 1905 in Wongrowitz (heute: Wągrowiec / Polen) in der damaligen preußischen Provinz Posen zur Welt. Er war das dritte von sechs Kindern des jüdischen Ehepaares Sara (geb. Nathan, 1872–1957) und Isaak Sänger (ca. 1868–1949). Nach Abschluss der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Kürschner. Sein Vater war Schuhmachermeister und führte in Wongrowitz ein Schuhgeschäft. Nachdem die Stadt gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen gefallen war, zog die Familie im Jahr 1923 nach Berlin. <br />
Etwa 1933 bezog Herbert Sänger mit seinen Eltern einen Neubau in der Landsberger Straße 92 in Mahlsdorf. Dort betrieb er zusammen mit seinem Geschäftspartner Michael Wilpert eine Kürschnerwerkstatt. Das Geschäft lief anfangs recht gut, zu den Kunden zählten neben verschiedenen Firmen der Pelzbranche auch die Kaufhäuser Karstadt, Jandorf und KaDeWe. Herbert Sänger sorgte für den Lebensunterhalt seiner Eltern, da es seinem Vater in Berlin nicht gelungen war, sich wieder eine kaufmännische Existenz aufzubauen. <br />
Um 1937/38 heiratete Herbert Sänger die 1912 in Berlin geborene gelernte Chemotechnikerin Gertrud Golde. Ende 1938 war er aufgrund der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ gezwungen, seinen Betrieb aufzugeben. Sein ebenfalls jüdischer Geschäftspartner emigrierte 1938 nach England. Im Jahr darauf gelang es einem Großteil von Herbert Sängers Familie, das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen. Seine Eltern, sein Bruder Alfred sowie die Schwestern Lucie und Ruth (beide verheiratete Adamski) gingen nach Brasilien. Sie ließen sich in São Paulo nieder, die jüngste Schwester Ruth in Porto Alegre. Seine ältere Schwester Jenny (verheiratete Stern) emigrierte in die USA und lebte später in Chicago. <br />
Herbert Sänger blieb in Berlin, wo er mit seiner Frau und zeitweilig auch mit seiner zweitjüngsten Schwester Edith (verheiratete Markus) in der Wallnertheaterstraße 31 (einer Parallelstraße der Holzmarktstraße in Berlin-Mitte, die heute nicht mehr existiert) und später in der Dresdner Straße 97 in Kreuzberg wohnte. Zuletzt war er als Bauarbeiter tätig, vermutlich handelte es sich hierbei um Zwangsarbeit. Am 19. Februar 1943 wurde seine Schwester Edith nach Auschwitz deportiert. Kurz darauf, während der sogenannten Fabrikaktion Ende Februar 1943, wurde auch Herbert Sänger verhaftet und zusammen mit seiner Frau Gertrud am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Beide wurden als Arbeitssklaven ausgebeutet. Ein letztes Lebenszeichen seiner Frau erreichte Angehörige im Herbst 1944. Gertrud Sänger wurde, wie auch ihre Schwägerin Edith Markus, in Auschwitz ermordet. Herbert Sänger wurde am 29. Januar 1945 weiter ins KZ Mittelbau-Dora verschleppt. Im Alter von 39 Jahren wurde er dort kurz vor der Befreiung ermordet. <br />

Herbert Sänger kam am 3. Mai 1905 in Wongrowitz (heute: Wągrowiec / Polen) in der damaligen preußischen Provinz Posen zur Welt. Er war das dritte von sechs Kindern des jüdischen Ehepaares Sara (geb. Nathan, 1872–1957) und Isaak Sänger (ca. 1868–1949). Nach Abschluss der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Kürschner. Sein Vater war Schuhmachermeister und führte in Wongrowitz ein Schuhgeschäft. Nachdem die Stadt gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen gefallen war, zog die Familie im Jahr 1923 nach Berlin.
Etwa 1933 bezog Herbert Sänger mit seinen Eltern einen Neubau in der Landsberger Straße 92 in Mahlsdorf. Dort betrieb er zusammen mit seinem Geschäftspartner Michael Wilpert eine Kürschnerwerkstatt. Das Geschäft lief anfangs recht gut, zu den Kunden zählten neben verschiedenen Firmen der Pelzbranche auch die Kaufhäuser Karstadt, Jandorf und KaDeWe. Herbert Sänger sorgte für den Lebensunterhalt seiner Eltern, da es seinem Vater in Berlin nicht gelungen war, sich wieder eine kaufmännische Existenz aufzubauen.
Um 1937/38 heiratete Herbert Sänger die 1912 in Berlin geborene gelernte Chemotechnikerin Gertrud Golde. Ende 1938 war er aufgrund der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ gezwungen, seinen Betrieb aufzugeben. Sein ebenfalls jüdischer Geschäftspartner emigrierte 1938 nach England. Im Jahr darauf gelang es einem Großteil von Herbert Sängers Familie, das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen. Seine Eltern, sein Bruder Alfred sowie die Schwestern Lucie und Ruth (beide verheiratete Adamski) gingen nach Brasilien. Sie ließen sich in São Paulo nieder, die jüngste Schwester Ruth in Porto Alegre. Seine ältere Schwester Jenny (verheiratete Stern) emigrierte in die USA und lebte später in Chicago.
Herbert Sänger blieb in Berlin, wo er mit seiner Frau und zeitweilig auch mit seiner zweitjüngsten Schwester Edith (verheiratete Markus) in der Wallnertheaterstraße 31 (einer Parallelstraße der Holzmarktstraße in Berlin-Mitte, die heute nicht mehr existiert) und später in der Dresdner Straße 97 in Kreuzberg wohnte. Zuletzt war er als Bauarbeiter tätig, vermutlich handelte es sich hierbei um Zwangsarbeit. Am 19. Februar 1943 wurde seine Schwester Edith nach Auschwitz deportiert. Kurz darauf, während der sogenannten Fabrikaktion Ende Februar 1943, wurde auch Herbert Sänger verhaftet und zusammen mit seiner Frau Gertrud am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Beide wurden als Arbeitssklaven ausgebeutet. Ein letztes Lebenszeichen seiner Frau erreichte Angehörige im Herbst 1944. Gertrud Sänger wurde, wie auch ihre Schwägerin Edith Markus, in Auschwitz ermordet. Herbert Sänger wurde am 29. Januar 1945 weiter ins KZ Mittelbau-Dora verschleppt. Im Alter von 39 Jahren wurde er dort kurz vor der Befreiung ermordet.