Margarethe Wilhelm geb. Bry

Verlegeort
Rosenheimer Straße 5
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
15. August 2012
Geboren
26. Februar 1882 in Schrimm / Śrem
Flucht in den Tod
28. November 1942 in Berlin

Margarethe Bry wurde am 26. Februar 1882 in Schrimm/Posen (heute: Śrem/Polen) als jüngstes von zehn Kindern von Benjamin und Friederike Bry, geb. Bergas, geboren. Sie heiratete den Getreidegroßhändler Louis Leiser Wilhelm (*30.7.1866). Um 1920, nach der Angliederung von Posen an den neu gegründeten polnischen Staat, zogen Wilhelms mit ihren drei Kindern Annie Felicitas (1904-1971), Margot (1906-1993) und Heinz (1912-1969) nach Berlin. Seit 1932 wohnten sie in der Rosenheimer Straße 5 in Schöneberg. Den Kindern gelang vor Kriegsbeginn noch die Emigration. <br />
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Ab 1937 durfte Louis Wilhelm sein Gewerbe nicht mehr ausüben und musste notgedrungen seine zwei Mietshäuser verkaufen. Er verstarb im März 1941. Margarethe Wilhelm nahm dann ihre inzwischen ebenfalls verwitwete Schwester Elisabeth Schwarz (siehe dort) bei sich auf. Als beiden Frauen am 13. Januar 1942 die Deportation drohte, flüchteten sie in die Illegalität. Zuvor trennte Gerd Hiller, der Sohn einer befreundeten nichtjüdischen Familie, Margarethe Wilhelm den Stern vom Mantel, der sie als Jüdin verriet. Sein Vater, Fritz Hiller, Personalchef der Einzelhandelskette EDEKA und ein früherer Geschäftspartner von Louis Wilhelm, hatte mit seiner Ehefrau Elise und dem Sohn Gerd auch nach 1933 den Kontakt zu Wilhelms aufrechterhalten. Sie unterstützten Margarethe Wilhelm, die zuckerkrank war, und ihre Schwester auch während der Illegalität mit Lebensmitteln und Medikamenten. Hilfe erhielten die Schwestern auch von ihren früheren Nachbarn Wilhelm und Luise Teske, die in der Rosenheimer Straße 5 eine Schuhmacherwerkstatt führten und gläubige Christen waren. <br />
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Margarethe Wilhelm musste ihren Unterschlupf häufig wechseln. Sie und ihre Schwester waren zeitweilig bei der Schneiderin Marie Salender in der Berliner Straße in Wilmersdorf versteckt. Margarethe Wilhelm fand dann im Sommer 1942 bei der Apothekenbesitzerin Gertrud Moebs in Pankow Unterschlupf. Den Nachbarn gegenüber wurde sie als Hauslehrerin der behinderten Tochter ausgegeben. Auch in Moebs’ Sommerhaus in Schöneiche bei Berlin hielt sie sich auf. Zeitweilig kam dort auch Elisabeth Schwarz unter.<br />
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Im Lauf des Jahres 1942 unternahm Margarethe Wilhelm einen Suizidversuch, den Gerd Hiller jedoch in letzter Minute verhindern konnte. Ihre Verzweiflung muss schließlich so groß gewesen sein, dass sie sich einige Monate später, am 28. November 1942, in einem Haus in der Münchener Straße in Schöneberg mit einer Überdosis des Schlafmittels Veronal das Leben nahm. Elisabeth Schwarz schilderte dieses tragische Ereignis in einem Brief an ihre Kinder in Palästina: „Den ganzen Sommer haben wir, Grete und ich, in der Erkner-Gegend [damit ist wohl Moebs’ Haus in Schöneiche gemeint] gelebt und viele schöne Tage gehabt und meine Nerven sind gestärkt! Grete hat nun leider schlapp gemacht, am 28.11. ist sie hinübergeschlummert und es hätte noch nicht sein brauchen, wenn sie nur noch ein bisschen Geduld gehabt hätte, denn irgend eine Lösung kommt dann immer noch. Oft war ich auch schon so weit, aber die Hoffnung, Euch noch einmal zu sehen, hält mich davon ab.“ Diese Zuversicht zerschlug sich jedoch: am 19. Februar 1943 wurde Elisabeth Schwarz nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Margarethe Bry wurde am 26. Februar 1882 in Schrimm/Posen (heute: Śrem/Polen) als jüngstes von zehn Kindern von Benjamin und Friederike Bry, geb. Bergas, geboren. Sie heiratete den Getreidegroßhändler Louis Leiser Wilhelm (*30.7.1866). Um 1920, nach der Angliederung von Posen an den neu gegründeten polnischen Staat, zogen Wilhelms mit ihren drei Kindern Annie Felicitas (1904-1971), Margot (1906-1993) und Heinz (1912-1969) nach Berlin. Seit 1932 wohnten sie in der Rosenheimer Straße 5 in Schöneberg. Den Kindern gelang vor Kriegsbeginn noch die Emigration.

Ab 1937 durfte Louis Wilhelm sein Gewerbe nicht mehr ausüben und musste notgedrungen seine zwei Mietshäuser verkaufen. Er verstarb im März 1941. Margarethe Wilhelm nahm dann ihre inzwischen ebenfalls verwitwete Schwester Elisabeth Schwarz (siehe dort) bei sich auf. Als beiden Frauen am 13. Januar 1942 die Deportation drohte, flüchteten sie in die Illegalität. Zuvor trennte Gerd Hiller, der Sohn einer befreundeten nichtjüdischen Familie, Margarethe Wilhelm den Stern vom Mantel, der sie als Jüdin verriet. Sein Vater, Fritz Hiller, Personalchef der Einzelhandelskette EDEKA und ein früherer Geschäftspartner von Louis Wilhelm, hatte mit seiner Ehefrau Elise und dem Sohn Gerd auch nach 1933 den Kontakt zu Wilhelms aufrechterhalten. Sie unterstützten Margarethe Wilhelm, die zuckerkrank war, und ihre Schwester auch während der Illegalität mit Lebensmitteln und Medikamenten. Hilfe erhielten die Schwestern auch von ihren früheren Nachbarn Wilhelm und Luise Teske, die in der Rosenheimer Straße 5 eine Schuhmacherwerkstatt führten und gläubige Christen waren.

Margarethe Wilhelm musste ihren Unterschlupf häufig wechseln. Sie und ihre Schwester waren zeitweilig bei der Schneiderin Marie Salender in der Berliner Straße in Wilmersdorf versteckt. Margarethe Wilhelm fand dann im Sommer 1942 bei der Apothekenbesitzerin Gertrud Moebs in Pankow Unterschlupf. Den Nachbarn gegenüber wurde sie als Hauslehrerin der behinderten Tochter ausgegeben. Auch in Moebs’ Sommerhaus in Schöneiche bei Berlin hielt sie sich auf. Zeitweilig kam dort auch Elisabeth Schwarz unter.

Im Lauf des Jahres 1942 unternahm Margarethe Wilhelm einen Suizidversuch, den Gerd Hiller jedoch in letzter Minute verhindern konnte. Ihre Verzweiflung muss schließlich so groß gewesen sein, dass sie sich einige Monate später, am 28. November 1942, in einem Haus in der Münchener Straße in Schöneberg mit einer Überdosis des Schlafmittels Veronal das Leben nahm. Elisabeth Schwarz schilderte dieses tragische Ereignis in einem Brief an ihre Kinder in Palästina: „Den ganzen Sommer haben wir, Grete und ich, in der Erkner-Gegend [damit ist wohl Moebs’ Haus in Schöneiche gemeint] gelebt und viele schöne Tage gehabt und meine Nerven sind gestärkt! Grete hat nun leider schlapp gemacht, am 28.11. ist sie hinübergeschlummert und es hätte noch nicht sein brauchen, wenn sie nur noch ein bisschen Geduld gehabt hätte, denn irgend eine Lösung kommt dann immer noch. Oft war ich auch schon so weit, aber die Hoffnung, Euch noch einmal zu sehen, hält mich davon ab.“ Diese Zuversicht zerschlug sich jedoch: am 19. Februar 1943 wurde Elisabeth Schwarz nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.