Alfred Seidel

Verlegeort
Isländische Str. 17
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
18. März 2011
Geboren
16. März 1903 in Berlin
Ermordet
30. September 1941 in Buchenwald

Alfred Seidel wurde am 16. Oktober 1903 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Berliner Kaufmanns Joseph Seidel und seiner aus der Kleinstadt Raschkow (dem heutigen Raszków) stammenden Ehefrau Bertha, geborene Itzig. Zur Zeit der Geburt von Alfred wohnte das Ehepaar in einer Wohnung in der Blankenfelderstraße 5 nahe des Alexanderplatzes, der ehemaligen Verlängerung der Magazinstraße über die Schillingstraße hinaus (heute überbaut). Alfred wuchs im Kreis von drei älteren Geschwistern auf: seiner 1890 geborenen Schwester Paula Jenny und seinen 1895 und 1897 geborenen Brüdern Kurt und Hans. Über die Kindheit und Jugend von Alfred und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit haben sich so gut wie keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt. Kurz nach der Geburt von Alfred zog die Familie zunächst in die Zehdenicker Straße 13 und dann 1909 in eine Wohnung in der dritten Etage der Eberswalder Straße 30–31, wo Alfreds Vater Joseph nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bis Ende der 1920er-Jahre einen Reifendienst betrieb.<br />
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Alfred Seidel ergriff den Beruf seines Vaters und arbeitete als kaufmännischer Angestellter in Berlin. Sein älterer Bruder Hans trat in den Staatsdienst ein und war als Polizeibeamter im Berlin der Weimarer Republik tätig. Über die Berufe seines Bruders Kurt, der in den 1920er-Jahren nach M. Gladbach (seit 1933 München Gladbach, heute Mönchengladbach) zog, und seiner Schwester Paula, später verheiratete Manasse, haben sich keine Informationen erhalten. Im Frühjahr 1926 heiratete Alfreds Bruder Hans in Berlin die 1901 geborene Martha Selma, und im selben Jahr ging Alfred in Oppeln (dem heutigen Opole) eine Ehe ein: Am 24. Juni wurde die 1904 geborene Johanna Juliusberger seine Frau, deren Familie aus der etwa 80 Kilometer südöstlich von Breslau (Wrocław) gelegenen Stadt an der Oder stammte. Möglicherweise hielt sich Alfred zuvor geschäftlich in der Region auf und lernte hier Johanna kennen. Knapp ein Jahr nach der Hochzeit kam am 8. Mai 1927 der Sohn Horst Wolfgang in Oppeln zur Welt. Alfred zog spätestens Ende 1928 mit seiner Familie zurück nach Berlin, wo sich das Ehepaar eine Wohnung in der Wisbyer Str. 27e im Prenzlauer Berg nahm und im Januar 1929 ihre Tochter Inge zur Welt kam. Am 23. Juli 1930 wurde schließlich das dritte Kind der Eheleute, Vera, geboren. Am 10. August 1931 bezogen die Seidels eine neue Wohnung in der Isländischen Straße 17, unweit ihrer letzten Adresse. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der letzten Jahre der Weimar Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Seidel. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Anders als sein Bruder Hans bei der Berliner Polizei, konnte Alfred in den ersten Jahren der NS-Zeit aber noch berufliche Aufstiegschancen nutzen. Er war 1933/1934 als Versicherungsoberinspektor tätig und leitete 1934/1935 eine Versicherungs-Generalagentur in Berlin. Als Polizeibeamter war Alfreds Bruder Hans 1933 vom rassistischen Paragraphen 3 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ betroffen. Da er allerdings formal noch bis 1935 im Dienst verblieb, wird er in die Ausnahmeregelung für Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs gefallen sein. Mit dem „Reichsbürgergesetz“ wurde er wie alle verbliebenen jüdischen Beamten Ende 1935 aus dem Dienst gedrängt. Kurz nach seiner Entlassung wurde Alfreds Bruder inhaftiert. Er war einer der Häftlinge, die ab Juli 1937 gezwungen, wurden das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar zu errichten.<br />
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Für die Familie bedeutete die Verhaftung von Hans sicher eine Zäsur, die jeden Zweifel an der Durchsetzung willkürlicher Gewalt gegen sie ausräumen musste. Ob das Ehepaar Alfred und Johanna Seidel in der Folge konkrete Schritte zur Ausreise unternahmen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Im Jahr 1936 verstarb Alfreds Schwiegervater, der Kaufmann Salo Juliusberger, in Oppeln und zwei Jahre später auch sein Vater Joseph Seidel in Berlin. Im selben Jahr kam Margarete Seidel, die Tochter seines in München Gladbach lebenden Bruders Kurt zur Welt. Für die Kinder der Seidels wurde der Schulbesuch immer schwieriger. Bereits 1933 waren durch das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ für jüdische Schüler und Schülerinnen die Möglichkeiten beschränkt worden, einen höheren Bildungszweig zu besuchen. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Kindern und Jugendlichen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Horst Wolfgang, Inge und Vera besuchten jüdische Volksschulen, die unter immer schwierigeren Bedingungen vereinzelt noch bis in die Jahre 1941/1942 den Unterricht aufrechterhalten konnten. Es ist anzunehmen, dass die Familienmitglieder spätestens seit 1938 auch in den Fokus der Gestapo gerückt sind und Befragungen über sich haben ergehen lassen müssen, da Alfreds Bruder Hans im September 1938 die Flucht aus Buchenwald gelungen war und er seitdem versteckt in der böhmischen Ortschaft Sterndorf (dem heutigen Hvězda) lebte. 1939 wurde Kurt Seidel in Gladbach-Neuwerk verhaftet und im Städtischen Zuchthaus inhaftiert. In den Jahren 1939 oder Anfang 1940 muss Alfred Seidel in Richtung Süden geflohen seien. Er wurde im Sommer 1940 im österreichischen Innsbruck verhaftet und am 13. Juni 1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. In Berlin wurde seine Ehefrau Johanna unterdessen zu Zwangsarbeit herangezogen. Sie musste seit dem 12. März 1939 im Goerzwerk von Zeiss Ikon in Zehlendorf als Montiererin arbeiten. Die drei Kinder besuchten nach der Verhaftung ihres Vaters im Dezember 1940 gemeinsam die 5. Jüdische Volksschule in Pankow, möglicherweise damit sie sich gegenseitig einen gewissen Schutz bieten konnten. Außerdem arbeiteten sie als sogenannte jugendliche Helfer bei Institutionen der Jüdischen Gemeinde: Inge und Vera im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße 2 im Wedding, Horst Wolfgang als Gärtner der Jüdischen Kultusvereinigung. 1940 oder 1941 wurde Alfred Seidel aus Sachsenhausen weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dort wurde der 37-Jährige am 30. September 1941 ermordet.<br />
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Nur wenige seiner Familienangehörigen überlebten die NS-Verfolgung. Sein Bruder Kurt wurde aus dem Zuchthaus heraus im Februar 1942 in das KZ Mauthausen verbracht und dort ermordet. Das Schicksal von dessen 1938 geborener Tochter Margarete und deren Mutter ist ungeklärt. Alfreds Schwester Paula Jenny Manasse wurde am 25. Januar 1942 aus ihrer Wohnung in der Jablonskistraße 7 in das Ghetto Riga deportiert; viele Menschen erfroren während des Transports, die übrigen Deportierten wurden fast ausnahmslos nach der Ankunft in Riga-Šķirotava erschossen. Eine Arbeits- und Krankenliste deutet darauf hin, dass Paula Jenny zumindest für kurze Zeit ins Lager aufgenommen wurde, wo sie Zwangsarbeit leistete, bevor sie ermordet wurde. Jedenfalls gehörte sie nicht zu den wenigen Überlebenden. Alfreds Mutter wurde am 17. August 1942 aus dem Altersheim in der Gormannstraße 3 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die 74-jährige Bertha Seidel überlebte die dortigen katastrophalen Bedingungen kaum drei Wochen. Ihr in Theresienstadt ausgefüllter Totenschein gibt den 6. September 1942 als Todestag an. Alfreds Ehefrau Johanna und seine drei Kinder wurden am 19. Oktober 1942 in das Ghetto Rigo deportiert und dort nach ihrer Ankunft am 22. Oktober in den umliegenden Wäldern erschossen; Horst Wolfgang ist 15 Jahre alt geworden, Inge 13, Vera zwölf. Alfreds Bruder Hans Seidel versteckte sich ab Juli 1944 in Berlin und überlebte hier die NS-Verfolgung. Er war nach dem Krieg kurzzeitig als Ermittler für die Alliierten und Privatdetektiv in München tätig, bevor er mit seiner Ehefrau 1948 in die USA emigrierte. Das Schicksal von Alfreds Schwägerin Elfriede Juliusberger, verheiratete Schuba, deren Ehemann Karl Schuba und Alfreds Schwager Emanuel Markus Juliusberger ist ungeklärt. Seine Schwägerin Margarete Faerber ist mit ihren Ehemann Manfred Faerber und ihren beiden 1920 und 1924 geborenen Kindern Albert und Gerda 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Der zweite Sohn des Ehepaares, Alfreds Neffe Gunter, überlebte im Exil in England.

Alfred Seidel wurde am 16. Oktober 1903 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Berliner Kaufmanns Joseph Seidel und seiner aus der Kleinstadt Raschkow (dem heutigen Raszków) stammenden Ehefrau Bertha, geborene Itzig. Zur Zeit der Geburt von Alfred wohnte das Ehepaar in einer Wohnung in der Blankenfelderstraße 5 nahe des Alexanderplatzes, der ehemaligen Verlängerung der Magazinstraße über die Schillingstraße hinaus (heute überbaut). Alfred wuchs im Kreis von drei älteren Geschwistern auf: seiner 1890 geborenen Schwester Paula Jenny und seinen 1895 und 1897 geborenen Brüdern Kurt und Hans. Über die Kindheit und Jugend von Alfred und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit haben sich so gut wie keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt. Kurz nach der Geburt von Alfred zog die Familie zunächst in die Zehdenicker Straße 13 und dann 1909 in eine Wohnung in der dritten Etage der Eberswalder Straße 30–31, wo Alfreds Vater Joseph nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bis Ende der 1920er-Jahre einen Reifendienst betrieb.

Alfred Seidel ergriff den Beruf seines Vaters und arbeitete als kaufmännischer Angestellter in Berlin. Sein älterer Bruder Hans trat in den Staatsdienst ein und war als Polizeibeamter im Berlin der Weimarer Republik tätig. Über die Berufe seines Bruders Kurt, der in den 1920er-Jahren nach M. Gladbach (seit 1933 München Gladbach, heute Mönchengladbach) zog, und seiner Schwester Paula, später verheiratete Manasse, haben sich keine Informationen erhalten. Im Frühjahr 1926 heiratete Alfreds Bruder Hans in Berlin die 1901 geborene Martha Selma, und im selben Jahr ging Alfred in Oppeln (dem heutigen Opole) eine Ehe ein: Am 24. Juni wurde die 1904 geborene Johanna Juliusberger seine Frau, deren Familie aus der etwa 80 Kilometer südöstlich von Breslau (Wrocław) gelegenen Stadt an der Oder stammte. Möglicherweise hielt sich Alfred zuvor geschäftlich in der Region auf und lernte hier Johanna kennen. Knapp ein Jahr nach der Hochzeit kam am 8. Mai 1927 der Sohn Horst Wolfgang in Oppeln zur Welt. Alfred zog spätestens Ende 1928 mit seiner Familie zurück nach Berlin, wo sich das Ehepaar eine Wohnung in der Wisbyer Str. 27e im Prenzlauer Berg nahm und im Januar 1929 ihre Tochter Inge zur Welt kam. Am 23. Juli 1930 wurde schließlich das dritte Kind der Eheleute, Vera, geboren. Am 10. August 1931 bezogen die Seidels eine neue Wohnung in der Isländischen Straße 17, unweit ihrer letzten Adresse. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der letzten Jahre der Weimar Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Seidel. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Anders als sein Bruder Hans bei der Berliner Polizei, konnte Alfred in den ersten Jahren der NS-Zeit aber noch berufliche Aufstiegschancen nutzen. Er war 1933/1934 als Versicherungsoberinspektor tätig und leitete 1934/1935 eine Versicherungs-Generalagentur in Berlin. Als Polizeibeamter war Alfreds Bruder Hans 1933 vom rassistischen Paragraphen 3 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ betroffen. Da er allerdings formal noch bis 1935 im Dienst verblieb, wird er in die Ausnahmeregelung für Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs gefallen sein. Mit dem „Reichsbürgergesetz“ wurde er wie alle verbliebenen jüdischen Beamten Ende 1935 aus dem Dienst gedrängt. Kurz nach seiner Entlassung wurde Alfreds Bruder inhaftiert. Er war einer der Häftlinge, die ab Juli 1937 gezwungen, wurden das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar zu errichten.

Für die Familie bedeutete die Verhaftung von Hans sicher eine Zäsur, die jeden Zweifel an der Durchsetzung willkürlicher Gewalt gegen sie ausräumen musste. Ob das Ehepaar Alfred und Johanna Seidel in der Folge konkrete Schritte zur Ausreise unternahmen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Im Jahr 1936 verstarb Alfreds Schwiegervater, der Kaufmann Salo Juliusberger, in Oppeln und zwei Jahre später auch sein Vater Joseph Seidel in Berlin. Im selben Jahr kam Margarete Seidel, die Tochter seines in München Gladbach lebenden Bruders Kurt zur Welt. Für die Kinder der Seidels wurde der Schulbesuch immer schwieriger. Bereits 1933 waren durch das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ für jüdische Schüler und Schülerinnen die Möglichkeiten beschränkt worden, einen höheren Bildungszweig zu besuchen. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Kindern und Jugendlichen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Horst Wolfgang, Inge und Vera besuchten jüdische Volksschulen, die unter immer schwierigeren Bedingungen vereinzelt noch bis in die Jahre 1941/1942 den Unterricht aufrechterhalten konnten. Es ist anzunehmen, dass die Familienmitglieder spätestens seit 1938 auch in den Fokus der Gestapo gerückt sind und Befragungen über sich haben ergehen lassen müssen, da Alfreds Bruder Hans im September 1938 die Flucht aus Buchenwald gelungen war und er seitdem versteckt in der böhmischen Ortschaft Sterndorf (dem heutigen Hvězda) lebte. 1939 wurde Kurt Seidel in Gladbach-Neuwerk verhaftet und im Städtischen Zuchthaus inhaftiert. In den Jahren 1939 oder Anfang 1940 muss Alfred Seidel in Richtung Süden geflohen seien. Er wurde im Sommer 1940 im österreichischen Innsbruck verhaftet und am 13. Juni 1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. In Berlin wurde seine Ehefrau Johanna unterdessen zu Zwangsarbeit herangezogen. Sie musste seit dem 12. März 1939 im Goerzwerk von Zeiss Ikon in Zehlendorf als Montiererin arbeiten. Die drei Kinder besuchten nach der Verhaftung ihres Vaters im Dezember 1940 gemeinsam die 5. Jüdische Volksschule in Pankow, möglicherweise damit sie sich gegenseitig einen gewissen Schutz bieten konnten. Außerdem arbeiteten sie als sogenannte jugendliche Helfer bei Institutionen der Jüdischen Gemeinde: Inge und Vera im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße 2 im Wedding, Horst Wolfgang als Gärtner der Jüdischen Kultusvereinigung. 1940 oder 1941 wurde Alfred Seidel aus Sachsenhausen weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dort wurde der 37-Jährige am 30. September 1941 ermordet.

Nur wenige seiner Familienangehörigen überlebten die NS-Verfolgung. Sein Bruder Kurt wurde aus dem Zuchthaus heraus im Februar 1942 in das KZ Mauthausen verbracht und dort ermordet. Das Schicksal von dessen 1938 geborener Tochter Margarete und deren Mutter ist ungeklärt. Alfreds Schwester Paula Jenny Manasse wurde am 25. Januar 1942 aus ihrer Wohnung in der Jablonskistraße 7 in das Ghetto Riga deportiert; viele Menschen erfroren während des Transports, die übrigen Deportierten wurden fast ausnahmslos nach der Ankunft in Riga-Šķirotava erschossen. Eine Arbeits- und Krankenliste deutet darauf hin, dass Paula Jenny zumindest für kurze Zeit ins Lager aufgenommen wurde, wo sie Zwangsarbeit leistete, bevor sie ermordet wurde. Jedenfalls gehörte sie nicht zu den wenigen Überlebenden. Alfreds Mutter wurde am 17. August 1942 aus dem Altersheim in der Gormannstraße 3 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die 74-jährige Bertha Seidel überlebte die dortigen katastrophalen Bedingungen kaum drei Wochen. Ihr in Theresienstadt ausgefüllter Totenschein gibt den 6. September 1942 als Todestag an. Alfreds Ehefrau Johanna und seine drei Kinder wurden am 19. Oktober 1942 in das Ghetto Rigo deportiert und dort nach ihrer Ankunft am 22. Oktober in den umliegenden Wäldern erschossen; Horst Wolfgang ist 15 Jahre alt geworden, Inge 13, Vera zwölf. Alfreds Bruder Hans Seidel versteckte sich ab Juli 1944 in Berlin und überlebte hier die NS-Verfolgung. Er war nach dem Krieg kurzzeitig als Ermittler für die Alliierten und Privatdetektiv in München tätig, bevor er mit seiner Ehefrau 1948 in die USA emigrierte. Das Schicksal von Alfreds Schwägerin Elfriede Juliusberger, verheiratete Schuba, deren Ehemann Karl Schuba und Alfreds Schwager Emanuel Markus Juliusberger ist ungeklärt. Seine Schwägerin Margarete Faerber ist mit ihren Ehemann Manfred Faerber und ihren beiden 1920 und 1924 geborenen Kindern Albert und Gerda 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Der zweite Sohn des Ehepaares, Alfreds Neffe Gunter, überlebte im Exil in England.