Rahel Editha Jacks

Verlegeort
Otto-Braun-Str. 87
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
27. April 2012
Geboren
14. Oktober 1898 in Glowitz / Główczyce
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Rahel Editha Seelig, genannt Edith, kam am 14. Oktober 1898 im pommerschen Glowitz (heute: Główczyce in Polen) zur Welt. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, ebenso wenig wissen wir, wann sie nach Berlin kam. <br />
<br />
In Berlin heiratete sie am 8. Januar 1923 den aus Berlin stammenden Lagerverwalter Adolf Jacks (*1895). Dem erhaltenen Heiratsregistereintrag des Standesamts Berlin lassen sich einige dürftige Informationen entnehmen: Zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung arbeitete sie als „Stütze“, also Haushaltshilfe, und wohnte in der Schloßstraße 28 in Steglitz, wahrscheinlich zur Untermiete, denn im Berliner Adressbuch ist niemand mit Namen Seelig als Hauptmieter verzeichnet. <br />
<br />
Ediths Mann Adolf stammte aus einer großen Familie, er hatte noch sieben Geschwister. Gemeinsam mit ihren Eltern betrieben die vier Söhne der Familie ein Abrissunternehmen mit angegliederter Alteisen- und Metallhandlung. Adolf Jacks war für das Lager zuständig. Der Familienbetrieb lief sehr gut. <br />
<br />
Die zwei Kinder von Adolf und Edith Jacks, Egon (*1923) und Wilhelm (*1925), kamen in Hohen Neuendorf zur Welt, wo die Eltern von Adolf Jacks ein Haus hatten. Dort verbrachte die junge Familie die ersten Jahre. Sohn Egon wurde 1930 in Hohen Neuendorf eingeschult. Auch Adolfs Bruder Hermann lebte später dort mit seiner Familie. Der Zusammenhalt innerhalb der großen Familie Jacks war laut Ruth Winkelmann, der Nichte von Adolf Jacks, sehr eng; bei Geburtstagsfeiern und an Festtagen kam die ganze Familie zum Feiern zusammen.<br />
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten veränderte sich die Stimmung in Deutschland, die Entrechtung und Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung begann. Der Familienbetrieb der Jacks’ hatte vermutlich auch unter den Boykottmaßnahmen gegen jüdische Ladenbesitzer zu kämpfen, aber kündigen konnte ihnen vorerst niemand und die Geschäfte liefen weiter. Edith Jacks und ihre Familie zogen im Jahr 1934 nach Wittenau, Im Wolfsgartenfeld 6 und zwei Jahre später in die Berliner Innenstadt. In der Neuen Königstraße 4 (heute Otto-Braun-Straße 87) hatten Adolf und Edith Jacks mit ihren Söhnen ihren letzten Wohnsitz.<br />
<br />
Während des Pogroms im November 1938 wurde der Familienbetrieb Jacks schwer verwüstet. Wenige Monate später musste er geschlossen werden und wurde zu einem Spottpreis verkauft. Auch das Haus in Hohen Neuendorf konnten die Schwiegereltern von Edith Jacks nicht mehr behalten. Zum Abschied kam die ganze Familie noch einmal in Hohen Neuendorf zusammen und zur Freude seiner Enkelkinder führte Opa Georg Jacks mit seinen fast 72 Jahren noch die Riesenwelle an seinem Turnreck vor. <br />
<br />
Wovon Adolf und Edith Jacks in den folgenden Jahren ihre Familie ernährten, bleibt unklar. Höchstwahrscheinlich wurden beide spätestens ab 1940 zu Zwangsarbeit verpflichtet, wie vermutlich auch die Söhne.<br />
<br />
Der älteste Sohn, Egon, wurde als erster der Familie deportiert. Die Umstände seiner Verhaftung sind nicht ganz klar: Im Entschädigungsverfahren schildert sein Onkel Alfred Jacks, dass Egon am 29. Juli 1942 wegen Verstoßes gegen § 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, festgenommen und ohne weiteres Gerichtsverfahren deportiert wurde. Seine Cousine Ruth Westermann schreibt dagegen, Egon sei verhaftet worden, weil er eine Viertelstunde vor der Zeit, die Juden zum Einkaufen nutzen durften, einen Laden betreten habe. Fest steht, dass er am 15. August 1942 nach Riga deportiert und sofort oder später ermordet wurde. <br />
<br />
Vermutlich im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ wurden Edith und Adolf Jacks am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, wo beide ermordet wurden. Ihr jüngster Sohn Walter war bereits am Vortag, dem 1. März, deportiert worden. Er überlebte Auschwitz und Dachau.<br />

Rahel Editha Seelig, genannt Edith, kam am 14. Oktober 1898 im pommerschen Glowitz (heute: Główczyce in Polen) zur Welt. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, ebenso wenig wissen wir, wann sie nach Berlin kam.

In Berlin heiratete sie am 8. Januar 1923 den aus Berlin stammenden Lagerverwalter Adolf Jacks (*1895). Dem erhaltenen Heiratsregistereintrag des Standesamts Berlin lassen sich einige dürftige Informationen entnehmen: Zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung arbeitete sie als „Stütze“, also Haushaltshilfe, und wohnte in der Schloßstraße 28 in Steglitz, wahrscheinlich zur Untermiete, denn im Berliner Adressbuch ist niemand mit Namen Seelig als Hauptmieter verzeichnet.

Ediths Mann Adolf stammte aus einer großen Familie, er hatte noch sieben Geschwister. Gemeinsam mit ihren Eltern betrieben die vier Söhne der Familie ein Abrissunternehmen mit angegliederter Alteisen- und Metallhandlung. Adolf Jacks war für das Lager zuständig. Der Familienbetrieb lief sehr gut.

Die zwei Kinder von Adolf und Edith Jacks, Egon (*1923) und Wilhelm (*1925), kamen in Hohen Neuendorf zur Welt, wo die Eltern von Adolf Jacks ein Haus hatten. Dort verbrachte die junge Familie die ersten Jahre. Sohn Egon wurde 1930 in Hohen Neuendorf eingeschult. Auch Adolfs Bruder Hermann lebte später dort mit seiner Familie. Der Zusammenhalt innerhalb der großen Familie Jacks war laut Ruth Winkelmann, der Nichte von Adolf Jacks, sehr eng; bei Geburtstagsfeiern und an Festtagen kam die ganze Familie zum Feiern zusammen.
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten veränderte sich die Stimmung in Deutschland, die Entrechtung und Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung begann. Der Familienbetrieb der Jacks’ hatte vermutlich auch unter den Boykottmaßnahmen gegen jüdische Ladenbesitzer zu kämpfen, aber kündigen konnte ihnen vorerst niemand und die Geschäfte liefen weiter. Edith Jacks und ihre Familie zogen im Jahr 1934 nach Wittenau, Im Wolfsgartenfeld 6 und zwei Jahre später in die Berliner Innenstadt. In der Neuen Königstraße 4 (heute Otto-Braun-Straße 87) hatten Adolf und Edith Jacks mit ihren Söhnen ihren letzten Wohnsitz.

Während des Pogroms im November 1938 wurde der Familienbetrieb Jacks schwer verwüstet. Wenige Monate später musste er geschlossen werden und wurde zu einem Spottpreis verkauft. Auch das Haus in Hohen Neuendorf konnten die Schwiegereltern von Edith Jacks nicht mehr behalten. Zum Abschied kam die ganze Familie noch einmal in Hohen Neuendorf zusammen und zur Freude seiner Enkelkinder führte Opa Georg Jacks mit seinen fast 72 Jahren noch die Riesenwelle an seinem Turnreck vor.

Wovon Adolf und Edith Jacks in den folgenden Jahren ihre Familie ernährten, bleibt unklar. Höchstwahrscheinlich wurden beide spätestens ab 1940 zu Zwangsarbeit verpflichtet, wie vermutlich auch die Söhne.

Der älteste Sohn, Egon, wurde als erster der Familie deportiert. Die Umstände seiner Verhaftung sind nicht ganz klar: Im Entschädigungsverfahren schildert sein Onkel Alfred Jacks, dass Egon am 29. Juli 1942 wegen Verstoßes gegen § 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, festgenommen und ohne weiteres Gerichtsverfahren deportiert wurde. Seine Cousine Ruth Westermann schreibt dagegen, Egon sei verhaftet worden, weil er eine Viertelstunde vor der Zeit, die Juden zum Einkaufen nutzen durften, einen Laden betreten habe. Fest steht, dass er am 15. August 1942 nach Riga deportiert und sofort oder später ermordet wurde.

Vermutlich im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ wurden Edith und Adolf Jacks am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, wo beide ermordet wurden. Ihr jüngster Sohn Walter war bereits am Vortag, dem 1. März, deportiert worden. Er überlebte Auschwitz und Dachau.